Journal Sonntag, 3. März 2019 – Brighton 2, Sturm und Abschied vom einstigen Lieblingscafé Red Roaster
Montag, 4. März 2019 um 9:13Lang geschlafen, die letzten Stunden leider gestört von bösen Kopfschmerzen. Als ich meine Ohropax entfernte, hörte ich zudem das Wetter: Sturm und Regen. Diese Kombination nahm mir die Lust auf die Laufrunde, auf die ich mich schon so gefreut hatte. Zwar wusste ich, dass zuminest der Regen sehr wahrscheinlich nach der einen oder anderen Stunde Pause machen würde, hatte aber keine Lust das abzuwarten.
Statt dessen also Ibu (praktischerweise am Vortag bei Boots auf Vorrat besorgt), Dusche, Tee und Bloggen, als neues Buch Gail Honeyman, Eleanor Oliphant is Completely Fine angefangen. (Herr Kaltmamsell bejubelte das Wetter: “Oh, wir werden SO viel zum Lesen kommen!”)
Irgendwann verließ ich mit dem ebenfalls geduschten und getränkten Herrn Kaltmamsell das Haus, wir wollten Kaffee. Draußen war es weiterhin sehr windig, regnete aber nur wenig und war vor allem mild mit um die 10 Grad.
Unser Ziel war das Red Roaster, mein Lieblingscafé überhaupt (neben dem Café Puck in München) und mein bisheriges Zuhause in Brighton – hier ein Erinnerungsbild. Von instagram-Fotos wusste ich, dass es vor zwei Jahren komplett umgebaut worden war. Am Samstag hatte ich gleich mal von Draußen reingeschaut, um den Schock zu dämpfen. Es sah tatsächlich nach einer völlig anderen Art Lokal aus: Keines, in das Hundebesitzer morgens nach dem ersten ausführlichen Gassigehen mit Hund und dreckigen Gummistiefeln Zeitung lesen und Kaffee trinken würden, einen Schwatz mit anderen Hundebesitzern halten. Keines mit Platz für für Berge von Flyern örtlicher Konzerte und sonstiger Veranstaltungen, keines mit Plakat-Gewusel samt Blutspendeterminen im Treppenhaus zu den Klos im ersten Stock.
Gestern gingen wir hinein. Man wird jetzt bedient von den auch anderswo üblichen hübschen jungen Mädchen im Nebenerwerb, und es gibt eine Speisenkarte zum Frühstück. Darauf unter anderem Saftmischungen, die wie Medikamente beschrieben sind. Vermutlich sind wir nur einen Businessplan davon entfernt, in der Gastronomie unsere Beschwerden und Zipperlein zu nennen, um darauf abgestimmte Speisen und Getränke empfohlen zu bekommen, Gastro-Foodcoach wird ein neues Berufsbild.
Meine Recherche ergab, dass das einstige Café Red Roaster von einer Fernseh-Kochberühmtheit übernommen wurde.
Zumindest bekam ich zu meinem Cappuccino (der zwar gut, aber nicht mehr der beste der Welt war), noch einen Wauzi.
Ich versuche ja erwachsen zu sein und zu verstehen, dass es Zeit für etwas Neues war, dass man auf Dauer nicht den wertvollen Abend verschenken wollte (das Café Red Roaster hatte immer am späten Nachmittag geschlossen). Außerdem war es selbst mir in den Jahren davor aufgefallen, dass wirklich eine Renovierung nötig war. Aber wo sind sie jetzt, die Hundebesitzer und Gassigeherinnen, die alten dicken Frauen in bunten Kleidern und mit vielfarbigem Haar und Gesicht, die alten Männer in Tweed und vernünftigen Schuhen, die Sprachschülerinnen, die jungen Männer mit Trekkingsandalen und Notizbuch, die distinguierten Herrn mit Seidentuch um den Hals? Nachdem ich gelesen habe, dass die neuen Besitzer auch die Rösterei mit neuen Maschinen ausgestattet haben, strich ich sogar “2 Kilo Redroaster-Kaffeebohnen” von meiner Einkaufsliste. Ein trauriger Abschied.
Wir zogen weiter. Hier haben viele Läden ja auch Sonntag auf; in einen mit Krimskrams schaute ich rein – und entdeckte mein nächstes Schreibbuch für die Arbeit. Streichelpailetten!
Für den Sunday Roast hatten wir uns die Beer Dispensary ausgesucht (aus der wir am Vortag eine alte, elegante Dame hatten kommen sehen, die ihren Begleiter ruhig und sehr deutlich artikuliert darauf hinwies: “I’m awfully, awfully tipsy.”).
Jeweils ein Berg Gemüse (Karotten, Kartoffeln, Pastinaken, Mairübchen, Knollensellerie aus dem Ofen, Blaukraut gekocht, Grünkohl, Brokkoli und Buschbohnen blanchiert), darauf Rinderbraten für Herrn Kaltmamsell, Brathähnchen für mich, drumrum gravy (alles ganz ausgezeichnet), drauf Yorkshire Pudding (der leider nur schön war, sonst kalt und trocken). Dazu ein Pint lokales Bitter und ein Pint lokales Stout. Um uns herum junge Leute, junge Familien, sunday roast im Pub ist weiterhin ein gängiges Ritual.
Anschließend war uns nach Spaziergang. Heftiger Wind, dazwischen Regentropfen – aber es war gar nicht schlimm. Vielleicht habt ihr Nordseeurlaubfreundinnen ja doch keinen an der Waffel?
Rückzug in die Ferienwohnung. Draußen wurde es noch richtig stürmisch, wir lasen Warnungen vor fliegenden Dachziegeln und blieben ganz drinnen: Lesen, fernsehen, zu Essen war noch genug vom Vortag da. Abendessen also Brot, Käse, Mango mit Joghurt.
§
Bernd Kramer fasst für die taz den derzeitigen Erkenntnisstand zu Homöopathie zusammen:
“Das weiße Nichts”.
Darin auch ein Exkurs über die Geschichte der Homöopathie und warum sie zu Zeiten des Erfinders Hahnemann tatsächlich Leben rettete.
Bei den klassischen Argumenten im persönlichen Gespräch “Aber bei mir hat’s geholfen” und “Ich kenne aber viele, bei denen es geholfen hat” muss ich mittlerweile oft an hilfreiche Wallfahrten denken: Wallfahrtskirchen hängen voller Dankbarkeitsbezeugungen von Menschen, die ihrer Überzeugung nach vom Wallfahren gesund wurden, nämlich voll Votivtafeln, “Maria hat geholfen”. Weil auch sie Korrelation für Kausalität hielten. Gilt auch das den Homöopathiegläubigen als wissenschaftlicher Beweis? Und wird eine Heilpraktikerin konsequenterweise die nächste Krebskranke zum Wallfahren schicken?
§
Der Karneval hat Smilla Dankerts Blog nochmal wach geküsst, dort gibt es wundervolle Bilder von der Weiberfastnacht:
“Karneval im Planquadrat”.
51 Kommentare zu „Journal Sonntag, 3. März 2019 – Brighton 2, Sturm und Abschied vom einstigen Lieblingscafé Red Roaster“
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4. März 2019 um 10:12
Zum Thema Homöopathie etc.: Ich sehe das pragmatisch und halte es mit dem alten Spruch “Wer heilt, hat Recht”. Selbst wenn jemand dreimal um mich herumtanzen und mir dadurch Medikamente (aller Art) mit Nebenwirkungen (aller Art) ersparen würde – warum denn nicht? Vielleicht wäre die Alternativmedizin auch für Ihre Zipperlein mal eine Möglichkeit? Gerade Migräne ist ja ein klassischer Fall. Aber wahrscheinlich nicht, fürchte ich. Man muss da schon ein gewisses Gespür für sich selbst entwickeln, auf seine Selbstheilungskräfte vertrauen und sich nicht blind auf Ärzte und Medikamente einlassen.
4. März 2019 um 11:58
Womit, Christina, belegen Sie den kausalen Zusammenhang zwischen „wer“ und „heilt“? (Ich hatte noch überlegt, dieses weitere klassische Scheinargument der Homöopathiegläubigen aufzuführen, dachte aber, ich hätte es durch mein Wallfahrtsbeispiel bereits entkräftet.)
4. März 2019 um 12:07
Selbstheilungskräfte: ja, unbedingt, viele nicht schwerwiegende Erkrankungen geben sich zum Glück ja mit etwas Abwarten wieder. Zuckerbonbons äh Globuli verkürzen nur leider anders als die Mittel der Schulmedizin die Schmerzintensität und -dauer bei Migräne nicht.
4. März 2019 um 13:40
erst wenn die dachziegelwarnung gegeben ist, wird es am wasser richtig schön! wenn man sich rückwärts in den wind legen kann und nicht umfällt, dann ist es richtig!
der heimweg darf halt nie an bäumen oder baugerüsten entlang gehen. dann gehts.
4. März 2019 um 13:44
@Lempel: Ganz konkret hat sich die Häufigkeit wie auch die Intensität meiner Migräne nach der Einnahme homöopathischer Mittel deutlich verringert. Nachweislich.
@kaltmamsell: Es hat geholfen. Warum muss ich da einen kausalen Zusammenhang belegen? Falls es eine rein zeitliche Koinzidenz war (was ja schon ein ganz schöner Zufall wäre), wäre es auch gut. Und die medizinisch und wissenschaftlich so belegte Triptan-Fresserei hilft ja offensichtlich auch nicht so richtig.
Das heißt nicht, dass ich beispielsweise eine Krebserkrankung ausschließlich mit Globuli behandeln lassen würde – aber gerade bei Migräne oder vielen Hauterkrankungen, wo auch die Psyche eine Rolle spielt, ist die Homöopathie durchaus einen Versuch wert.
Es gibt eben auch Phänomene jenseits der reinen Wissenschaft, wenn man dafür offen ist.
4. März 2019 um 14:31
Wenn man jemand anderem etwas empfiehlt, Christine, sollte man einen ursächlichen und replizierbaren Kausalzusammenhang belegen können. Mein Triptan rettet mich und unzählige andere Migränepatientinnen regelmäßig, Zuckerkügelchen würden mich so verlässlich weiterkotzen und -leiden lassen, das ein Test Masochismus wäre. Schön für Sie, dass Ihre Migräne von selbst besser wurde!
4. März 2019 um 14:48
Liebe Frau Kaltmamsell, merken Sie, wie Sie mir das Wort im Mund herumdrehen? Lassen Sie doch bitte auch andere Meinungen gelten, akzeptieren Sie auch andere Wege als die Ihren. Ein bisschen weniger Sturheit und Ignoranz und ein bisschen mehr Offenheit und Toleranz können manchmal auch hilfreich sein.
4. März 2019 um 15:37
Christina, Frau Kaltmamsell dreht Ihnen nicht das Wort im Munde rum. Sie haben ihr doch alternative Methoden gegen die Migräne empfohlen. Und natürlich ist ihr Einwurf korrekt, dass ihr die Zuckerkugeln nichts bringen werden außer kontinuierlicher Kotzerei.
Interessant finde ich übrigens, dass bei Krebs dann ganz schnell zurückgerudert wird. Warum sollte man als Globulianhänger stringenterweise eine Brustkrebserkrankung nicht mit Globuli heilen wollen?
Weil es nicht helfen würde, genauso wenig wie Wallfahrt nach Altötting.
4. März 2019 um 15:39
Migräne hat auch nichts mit der Psyche zu tun. Sie ist eine neurologische Erkrankung, keine psychische.
4. März 2019 um 15:49
‘anecdote’ is not the singular of ‘data’.
scnr
4. März 2019 um 16:38
Genau hier gehen unsere Perspektiven auseinander, Christine: In Ihren Augen geht es um Meinungen, in meinen um Fakten-basierte Argumente. Als Religion kann ich Homöopathie ja gelten lassen.
4. März 2019 um 20:15
Ich habe zu Homöopathie nur eine Meinung, oder wenn und aber.
Das ist Humbug.
Teurer, elitärer Humbug.
4. März 2019 um 20:17
Frau Kaltmamsell, gerade Sie schildern hier im Blog immer wieder sehr anschaulich, dass die von Ihnen propagierte fakten-basierte Medizin oft nicht funktioniert: Diverse Beschwerden haben Sie ja ganz offensichtlich nicht „im Griff“.
Trotz Ihrer wiederholten Sticheleien gegen die Homöopathie war ich deshalb der (wie ich jetzt weiß, irrigen) Annahme, dass Sie für den ein oder anderen Denkanstoß empfänglich sein könnten. Nicht mehr und nicht weniger. Eine solche „Empfehlung“ muss nicht wissenschaftlich fundiert sein – wenn Sie von kulinarischen Entdeckungen schreiben, legen Sie auch keine Nährwertanalyse bei.
Hier prallen offensichtlich zwei Welten aneinander: Ich tendiere eher zur ganzheitlichen Medizin, wo der Mensch nicht als Maschine gesehen wird und Krankheitssymptome nicht einfach mit Medikamenten weggeballert werden.
Chacun à son gout.
4. März 2019 um 21:01
@ Christina: Vielleicht lesen Sie noch nicht lange mit – Homöopathie ist für die Kaltmamsell ein rotes Tuch. Sie reagiert auch ziemlich gereizt, wenn andere Menschen sie für sich anwenden. Das könnte ihr eigentlich egal sein, sollte man meinen, ist es aber aus irgendwelchen Gründen nicht.
4. März 2019 um 21:21
Guten Abend, ich habe gerade das Gefühl im falschen Film zu sein. Wenn bei mir z. B. ein Telekommunikationsvertreter klingelt, sage ich nein danke und er verabschiedet sich und wünscht einen schönen Tag. Auf keinen Fall marschiert er in mein Haus und insisitiert penetrant, dass ich aber den neuen Vertrag brauche, man sehe ja, was bei meiner jetzigen Versorgung rumkomme. Auch mischt sich kein Nachbar ein und gibt zum besten, wie gereizt ich immer auf diese ständigen Versuche der Vertragsumstellung reagiere. Vielleicht ist das ja der Grund, weshalb ich Vertreter oder Nachbarn als absolut nicht nervig empfinde. Aber Moment, wie kam ich darauf? Schönen Abend euch allen. :-)
4. März 2019 um 21:33
Sie ist ganz schön eskaliert, die Kommentiererei.
H.s Ärztin verpasst ihm ab und an Globuli, er merkt allerdings nichts.
Eine ferne Freundin starb in den 80ern an Brustkrebs, ausschließlich homöopathisch behandelt.
Bei Langzeit- und Studien schneidet die Homöopathie schlecht ab.
4. März 2019 um 21:45
Zum einen, Christina, weiß echte Medizin, dass nicht jede Beschwerde heilbar ist (zum Beispiel Migräne, deren Ursachen noch so gut wie unbekannt sind). Den Anspruch, für jede Beschwerde eine Erklärung und Heilung zu haben, erhebt allerdings die Esoterik; die bei Nichtfunktionieren gerne die Volte schlägt, dass die Patientin dann ja wohl selbst schuld ist.
Zum anderen sieht die Medizin den Menschen keineswegs als Maschine, sondern als hochkomplexes System, das bislang nur zu einem kleinen Teil erforscht ist. Aber sie forscht Stückchen für Stückchen weiter. (Und sie macht einen Unterschied zwischen Krankheiten und Kochrezepten.)
Ich fürchte mich halt davor, arboretum, dass Homöopathie-Gläubige auch in anderen Sachgebieten diesen subjektiven Glaubensmechanismus anwenden und absolutieren, zum Beispiel in politischen Entscheidungen.
4. März 2019 um 22:11
Vielleicht entschärft der Hinweis, dass Homöopathie über den Wissenschaftlich belegten Placeboeffekt, erklärbarstem, die Diskussion.
4. März 2019 um 22:40
Die einzig mögliche “Wirkung” von Homöopathie ist der Placeboeffekt, deshalb ist es ja komplett nutzlos, jemandem, der nicht “glaubt” so etwas näher bringen zu wollen. Die Hartnäckigkeit erstaunt mich daher.
Das kann nur bei Naiven funktionieren, die gerne mal an einfache Zusammenhänge glauben und eben gerade nicht akzeptieren, dass Wissenschaft komplex und schwierig ist. Und daher lieber an Magie glauben (was dann auch funktionieren mag, siehe Placebo-Effekt.) – Meine Migräne wandelt sich auch ständig, es ist eben eine noch weitgehend unverstandene neurologische Erkrankung, gegen die Vieles helfen mag (Stress-Abbau, kein Alkohol etc.), Zuckerkügelchen aber nicht. Lange leben die Triptane!
5. März 2019 um 6:59
Ihre Bedenken kann ich verstehen. Oft genug gehen Diskussionenso aus, dass man gesagt bekommt „naja, schadet ja nicht“ oder „ist meine Meinung,also ich würde es so oder so machen“ und das auch bei ganz wesentlichen Dingen, die für andere entschieden werden. Es ist schon gut, wenn man seine, für andere wichtige Meinung, auch belegen kann und nicht „aus dem Bauch heraus“ entschieden wird.
5. März 2019 um 8:40
Der Verlust des Lieblingscafes schmerzt mich jetzt ein bisschen mit. In Leipzig machen gefühlt auch immer mehr kleinere Clubs zu oder werden abgerissen. Immer schade wenn solche Institutionen dann einfach weg sind. Im Fall von einem Umzug haben die neuen Gebäude dann meist nicht den gleichen grammeligen Charme wie die alten.
5. März 2019 um 9:04
Die Fotos vom Sunday Roast bereiten mir Magenschmerzen, typical english.
5. März 2019 um 10:42
Migräne ist eine Stoffwechselbesonderheit, familiär kann sie gehäuft auftreten. Meine ist nach Stunden durch Tritpane weg, meine Schwester, homöopathisch aufgeschlossen, hängt drei Tage über dem Eimer. So what. Soll sie halt.
Bei der Tochter traten schon mehrfach Lungenentzündungen auf, da Husten und andere Infektionen mit Globuli behandelten wurden. Mit der Folge, dass jetzt schon die Bronchien schwer geschädigt sind. Nicht mehr so what.
Das Ohrenweh des Neffens wurde auch mit Globuli behandelt, mit der Folge, dass das Mittelohr so vereitert war, dass er jetzt schlecht hört. Auch nicht mehr so what.
Falls Beispiele gesucht werden, dass Globuli zumindest keine Schaden anrichten.
5. März 2019 um 11:44
Angesichts dieses beeindruckenden Korpus an soliden Fakten und fundierten Argumenten sollten Sie Amnesty International einschalten. Alaaf.
5. März 2019 um 19:16
Auch wenn Matt Gillan die Looks dafür hat und einen BBC-Kochwettbewerb gewonnen hat, ist er keine “Fernseh-Kochberühmtheit” (didn’t I hear there a tiny bit of a stiff upper eyebrow in that, darling?). Dafür darf er das Etikett “Michelin Star Chef” tragen, und wenn man dann das ganze übrige Award Dropping in dem Link liest, stellt sich schon die Frage, warum zu all den Titeln auch noch das Red Roaster dazu kommen musste, statt ein eigenes Ding zu machen?
Ohne dort gewesen zu sein teile ich die Trauer. Schien’s denn gefährdet und Rettung brauchend?
5. März 2019 um 19:19
Du hast recht, Sebastian, ich habe die in Deutschland inflationäre Bezeichnung “Sternekoch” auf ihn übertragen, das war nicht fair.
Ich kenne den Hintergrund des Verkaufs nicht, auch nicht die Bedingungen. Eine Renovierung brauchte es sicher dringend, vielleicht mochte der Vorbesitzer und Gründer einfach nicht mehr – sein gutes Recht.
6. März 2019 um 11:51
Ich fürchte mich halt davor, arboretum, dass Homöopathie-Gläubige auch in anderen Sachgebieten diesen subjektiven Glaubensmechanismus anwenden und absolutieren, zum Beispiel in politischen Entscheidungen.
Glauben Sie etwa, dass die Anwender von Homöopathie eher solche Parteien wie die AfD wählen? Bei Wahlentscheidungen für diese Partei geht es ja in der Regel um gefühlte Wahrheiten. Ich denke nicht, dass Anwender von Homöopathie mehr als andere dazu neigen, diese Partei zu wählen. Und ob im Allgemeinen politische Entscheidungen immer rational getroffen werden, daran habe ich auch so meine Zweifel.
6. März 2019 um 13:08
Eigentlich hatte ich mir ja fest vorgenommen, hier nichts mehr zu posten, aber …
Wenn mich bei dieser “Diskussion” etwas an die AFD erinnert hat, dann die Art und Weise, wie mein harmloser persönlicher Erfahrungsbericht bestritten und abgewertet wurde und wie ich wegen fehlender wissenschaftlicher Belege abgewatscht wurde, während die Homöopathiegegner ihre Räuberpistolen aus zweiter oder dritter Hand ohne jeden Beleg zum Besten bringen konnten. Die Selbstgerechtigkeit hinter verschiedenen Beiträgen hat mich tatsächlich schockiert – da hörte ich vor meinem inneren Ohr immer wieder mal „Lügenpresse“ skandieren.
6. März 2019 um 14:36
Das ist eine bestürzende Verzerrung, Christine: Sie waren diejenige, die subjektive Eindrücke zu übersubjektiven Erkenntnissen erklärt haben. Der Hinweis auf deren Subjektivität ist rationales Argumentieren – das kennen Sie von der AfD? Sie bestätigen soeben meine Befürchtung, dass Esoterik-Gläubige dazu tendieren, ihre subjektiven Eindrücke mit belastbaren Tatsachen zu verwechseln.
Ist der Weg dann noch weit, arboretum, dazu, „Ich fühle mich von all den Fremden im Bahnhofsviertel eingeschüchtert“ gleichzusetzen mit „Die Fremden im Bahnhofviertel stellen eine Gefahr dar“?
6. März 2019 um 15:59
Wie gesagt, ich denke nicht, dass Anwender von Homöopathie dazu neigen, die AfD zu wählen. Vermutlich sympathisieren sie eher mit Bündnis 90/Die Grünen – ohne dass ich das aus dem Stegreif mit Statistiken belegen könnte, ich bin gerade auch zu faul, danach zu suchen.
So ganz unrecht hat Christina nicht mit ihrer Feststellung, abgewertet und abgewatscht worden zu sein. Sie bekam beispielsweise von dritter Seite bedeutet, sie solle ihre Meinung zu diesem Thema für sich behalten, da es schließlich nicht ihr Blog und Ihnen der Vorschlag nicht willkommen sei – so zumindest habe ich den Vergleich mit dem Telefonanbieter verstanden.
Ich erinnere mich noch an Zeiten, als man in Blogdiskussionen unterschiedlicher Auffassung sein konnte, ohne dass gleich so ein genervter Ton herrschte oder allgemeine Hysterie ausbrach. Langer her. Vielleicht lag es auch daran, dass es noch kein Twitter gab. Gut möglich, dass dies zu einer Veränderung im Stil beigetragen hat.
6. März 2019 um 18:19
@arboretum: Danke.
Die Beleidigungen hatte ich ganz vergessen – ich wurde u.a. als “naiv” betitelt, Frau Kaltmamsell hat mich u.a. als “Esoterik-Gläubige” bezeichnet und in die rechte Ecke gedrängt. Das ist wirklich kein guter Stil.
@kaltmamsell: Vielleicht sollten Sie in einer ruhigen Minute mal einen Schnellkurs in Textanalyse bei Ihrem Lehrer-Gatten nehmen und die diversen Posts (und gerade Ihre eigenen) durchschauen. Allerdings scheinen Sie bei diesem Thema so festgefahren zu sein, dass Ihnen wahrscheinlich keine einigermaßen objektive Betrachtungsweise möglich ist.
6. März 2019 um 21:20
Liebe Kaltmamsell, liebe Leserinnen und Leser,
ich bin einfach nur erstaunt. Erstaunt darüber, wie hartnäckig und verletzt Menschen reagieren, wenn sie sich von wildfremden Menschen missachtet und missverstanden fühlen. Und wie manche Leserinnen und/oder Leser sich Rechte rausnehmen, zu maßregeln oder beleidigt zu reagieren, wenn ihnen persönlich nicht bekannte Menschen (Bloggerinnen) wohl anders sind, wie sie sich das ausgemalt haben beim Lesen eines Blogs. Was läuft da schief? Ich verstehe es wirklich nicht. Ist das dann Masochismus, weiterhin nachzusehen, ob jetzt wieder jemand etwas dazu geschrieben hat? Wenn ich mich so missverstanden fühle, warum sage ich mir dann nicht einfach, „was soll‘s?“. Worin besteht mein Lebensinhalt, wenn ich hier meine Energie in fragwürdige Wort-/Schriftgefechte vergeude? Habe ich dann den Bezug zu echten Gesprächspartnern verloren? Ich bin ehrlich ratlos (allerdings auch fasziniert ob der Coolness…)-schöne Tage noch auf der Insel,
Eva
7. März 2019 um 11:17
Liebe Kaltmamsell, Christina hat – soweit ich ihre ersten Kommentare lese, nicht wirklich “subjektive Ereignisse zu übersubjektiven Erkenntnissen erklärt”. Sie hat lediglich subjektiv berichtet, was bei ihr hilft und Dir danach nahegelegt, dies ebenfalls zu tun (nach anderen Wegen als den herkömmlichen, eingefahrenen suchen) Zitat: “wer heilt, hat Recht” zugegeben etwas unglücklich formuliert aber nichtsdestotrotz kein Aufhänger, um den kompletten Kommentar zu diskreditieren. Und ja, Du musst nicht alles ausprobieren, um zu wissen, dass es nicht hilft.
Ich selbst möchte mich dieser Diskussion in zweierlei Hinsicht anschließen:
1. die Beobachtung, wie mit Kommentaren umgegangen wird, die nicht in die eigene Denkweise passen. Da ich mich selbst bereits auf die ein oder andere Weise “abgewatscht” fühlte, dies jedoch auf subjektives Empfinden zurückführte und respektiere, dass ein Blogautor machen kann, was er will, meine Konsequenzen gezogen und eben Manches nicht mehr kommentiert. Schade, weil’s Vielfalt einschränkt. Hierzu trug maßgeblich die Beobachtung bei, dass oft ungenau formulierte Teile einer Argumentationskette herausgepickt und darüber die komplette Aussage entkräftet wird. Manchmal habe ich einfach nicht genügend Zeit, alles so unanfechtbar wasserdicht zu formulieren, dass es dieser Diskussionstechnik standhält.
2. die subjektive Beobachtung bei eigenen medizinischen Problemen durch neue Wege – ohne Homöopathie aber beispielsweise durch Studien zu neuen medizinischen Methoden, die wegen zu geringer Rentabilität nicht auf den herkömmlichen Gesundheitsmarkt kommen, durch Erkenntnisse der Sportwissenschaft, Psychologie etc. – zur Linderung oder Erleichterung von Beschwerden beizutragen. Diese Wissenschaftsgläubigkeit unter Berücksichtigung meiner Erfahrung (Studium) zu sehen, wie oft wissenschaftliche Publikationen durch egoistische oder monetäre Überlegungen in die ein oder andere Richtung beeinflusst werden.
7. März 2019 um 11:32
Christina, …. wie man sie und ihre Beiträge hier behandelt und abkanzelt, dass ist schon echt heftig. Es geht um Globulis! Wer sie nehmen will, der soll sie nehmen, wer nicht, der halt nicht. Die Gegner entwickeln hier schon eine Art Fanatismus, ein Glaubenskrieg Schulmedizin vs. Homöopathie. Kann denn nicht beides möglich sein? Kann man dem anderen nicht mal mehr zuhören ohne ihn vernichten zu wollen …..
7. März 2019 um 14:29
Liebe Karin,
bitte lesen Sie den im Blogpost verlinkten TAZ-Artikel: Der ‘Glaubenskrieg’ findet genau umgekehrt statt, der dort beschriebene Umgang mit der Homöopathie-Kritikerin Frau Grams hat mich sehr erschreckt.
Ein “beides möglich” halte ich wie Croco für sehr schwierig wegen der Gefahr, dass durch die “harmlosen” Zuckerkügelchen rechtzeitige Behandlungen verschleppt werden.
Anne
8. März 2019 um 9:02
Liebe Christina, etwas anderes erinnert mich hier noch an AfD-Anhänger, nämlich der Rückzug auf die Opferrolle, wenn den engagiert vorgetragenen Argumenten widersprochen wird. Warum Sie sich persönlich so sehr abgewatscht fühlen, kann ich nicht so ganz nachvollziehen, es wurde (mal abgesehen von der Bezeichnung der Homöopathieanhänger als “Naiven” und “Esoterik-Gläubigen”) vor allem gegen die Lehre Homöopathie, nicht gegen die Person Christina argumentiert. Wenn Sie das anders sehen, sollten Sie mal überlegen, warum Sie sich mit der homöopathischen Lehre so sehr identifizieren, dass Sie jedes Argument gegen die Lehre als Argument gegen Ihre Person empfinden.
Die Opferrolle ist natürlich immer bequem, und rechtfertigt in Ihren Augen ja auch, die (argumentativ auf gleicher Ebene wie Ihre vorgetragenen Erfahrungen mit der Homöopathie) vorgetragenen Gegenbeispiele als “Räuberpistole aus 2. und 3. Hand ohne Beleg” abzukanzeln – wo sind denn bitteschön Ihre Belege?
Und “glauben” müssen Sie an die Homöopathie schon, wenn Sie sie als wirksame Heilmethode darstellen, weil Sie außer persönlicher Erfahrung keinen Beleg vortragen können. Insofern ist der Ausdruck “Homöopathiegläubiger” durchaus zutreffend. Als Christ “glaube” ich auch, dass Jesus Christus mein Erlöser ist, weil ich ebenso außer persönlicher subjektiver Erfahrung kein objektives Argument habe.
8. März 2019 um 9:09
Hallo, Frau Kaltmamsell,
ich lese hier schon eine ganze Weile mit und bin immer wieder von Ihren Reaktionen auf “unliebsame” Kommentare in Ihrem Blog überrascht.
Viele Leserinnen bemühen sich ja nach Kräften, für Sie das “Richtige” zu schreiben, aber andere sehen sich eben nicht in dieser Verpflichtung.
Wenn das dann bei Ihnen diesen zwanghaften Beissreflex auslöst, warum sich nicht selbst (und anderen) einen Gefallen tun und die Kommentarfunktion deaktivieren?
Sie können doch für sich selbst glauben und verdammen, was Sie möchten.
Jedoch mit der wissenschaftlichen Keule ums Eck zu kommen, zeugt von einer gewissen Blindheit. Dann die Wissenschaft selbst weiss um ihre Fehlbarkeit.
Machen Sie sich doch mal locker. Sie haben Urlaub!
Gute Erholung.
8. März 2019 um 9:41
Oh, und da heißt es immer, Globuli wären frei von unerwünschten Nebenwirkungen.
Oder gibt es auch ein Mittel um übermäßiges Sendungsbewusstsein zu heilen, verbunden mit dem Drang andere ungefragt zu ihrem vermeintlich Besten zu zwingen?
Die vermeintliche Not oder Schwäche anderer reizt anscheinend als Retter aufzutreten. Und beleidigt zu sein, wenn das Opfer gar keines ist.
Ich schätze die Großzügigkeit sehr, mit der die Gastgeberin hier Gedanken und Erlebnisse teilt. Auch wenn ich nicht immer mit allem einverstanden bin, und fast nur dann kommentiere, es ist nicht mein Blog, nicht meine Party. Ich fühle mich hier eingeladen, hoffe, nie zu vergessen, Gast zu sein.
8. März 2019 um 9:42
Hihi, Tina, Sie schließen die Schleife des Absurden: Man soll mir hier widersprechen dürfen (aber ja aber natürlich aber bitte), dem soll ich aber nicht widersprechen, weil das ein “zwanghafter Beißreflex” ist, meine Argumente sind eine “Keule”.
Mag noch jemand?
8. März 2019 um 10:09
Ferien, Kinder?
8. März 2019 um 10:23
@Tina
Klassischer Fehlschluss: Nur weil die Wissenschaft nicht alles weiß, heißt das noch lange nicht, dass man deshalb alles, was dem heutigen Wissen widerspricht, für möglich halten kann. Die Wissenschaft hat auch lange gelehrt, dass die Erde eine Kugel sei. Später wurde gelehrt, dass sie ein Ellipsoid sei. Heute wissen wir, dass die Erde ein Geoid ist. Und vielleicht verfeinert sich die Lehre von der Form der Erde in Zukunft noch weiter. Was das sein wird, wissen wir noch nicht. Dennoch können wir absolut ausschließen, dass man jemals feststellen wird, dass die Erde Würfelform hat.
Insofern berechtigt das Wissen um die Fehlbarkeit der Wissenschaft nicht, darauf zu beharren, dass deshalb die Homöopathie entgegen des heutigen Wissenstandes nach wissenschaftlichen Kriterien wirksam sein könnte. Das wäre eine Form von Blindheit.
8. März 2019 um 10:45
Ich finde die Wallfahrer in der Diskussion deutlich unterrepräsentiert.
8. März 2019 um 10:57
@fxf meine Kollegin in einem sehr wissenschaftlichen Beruf hat im Urlaub eine Kerze in Lourdes für den Erfolg des Projekts angezündet. Es lief erst richtig, richtig schlecht und dann doch super. Das ist ja wohl der Beweis dafür, dass Wallfahren hilft. (Oder dass wir es halt doch drauf haben)
9. März 2019 um 20:17
Es ist zwar bereits fast alles von beinahe jedem gesagt worden, aber ich würde auch gerne kurz ein bisschen: Stand der Dinge ist es wohl so, dass die Wirksamkeit von Homöopathie in klinischen Studien nicht bewiesen werden konnte. Das bedeutet nicht, dass es einzelnen Patienten nach homöopathischer Behandlung nicht besser geht – allerdings sind das in der Breite nicht mehr Menschen als beim Einsatz von Placebos. Solange jetzt bei Beinbruch nicht ausschließlich auf Zucker mit (vielleicht) Wirkstoff zurückgegriffen wird, könnte ja alles in Ordnung sein. Religion muss ja auch nichts beweisen. Einzig: das Gesundheitswesen baut auf Solidarität auf, und sehr viele komplementärmedizinische Experimente werden so von der Allgemeinheit mitgetragen. Da würde ich mir wünschen, dass die Methoden wirken, und zwar nicht nur bei der Nachbarin, deren Katze und jedem, der fest dran glaubt, sondern wissenschaftlich reproduzierbar. Und ja, jede Globuli-Grundausstattung ist sicher günstiger in der Anschaffung als irgendein Antibiotikum, aber ich glaube einfach nicht, dass sich eine Gesellschaft Alternativmedizin für alle leisten können sollte, solange Pflege, Hebammenhilfe und x andere Aspekte im Gesundheitswesen vom Mangel geprägt sind. Insoweit ist es für mich richtig, richtig schwer bei “Versuchens doch mal mit Bachblüten” ruhig und tolerant zu bleiben.
9. März 2019 um 22:47
Einzig: das Gesundheitswesen baut auf Solidarität auf, und sehr viele komplementärmedizinische Experimente werden so von der Allgemeinheit mitgetragen. (…) aber ich glaube einfach nicht, dass sich eine Gesellschaft Alternativmedizin für alle leisten können sollte
Es würde aber für die Solidargemeinschaft kein bisschen billiger, wenn Komplementärmedizin nicht mehr von der Krankenkasse bezahlt würde, es müssten dann nämlich – in der Regel teurere – allopathische Medikamente verordnet werden. Abgesehen davon zahlen gesetzliche Krankenkassen die Globuli und andere Naturheilmittel meistens nicht, sondern die Patienten selbst aus eigener Tasche (als gesetzlich Versicherter braucht man schon eine Zusatzversicherung, um Homöpathika und Naturheilmittel erstattet zu bekommen).
Im Übrigen möchte ich Ihnen zu bedenken geben, dass viele chronisch Kranke bereits schulmedizinische Behandlungen hinter sich haben, die aber keinen Erfolg brachten und es deshalb mit komplementärmedizinischen Methoden versuchen.
Ich habe mir vor vielen Jahren meine gesetzliche Krankenversicherung ausgesucht, weil sie auch Komplementärmedizin akzeptierte. So bekam man seinerzeit bei Akupunktur grundsätzlich einen Teil erstattet. Vor Jahren wurde diese Krankenkasse per Gesetz dazu gezwungen, das auf drei oder vier Diagnosen zu beschränken, nachdem es Studien zur Wirksamkeit von Akupunktur bei genau diesen drei oder vier Diagnosen gegeben hatte (die Wirksamkeit wurde nachgewiesen, für andere Diagnosen wurden keine Tests gemacht). Einmal im Jahr zahlt die Kasse bei diesen Diagnosen zehn Akupunktursitzungen. Ich bin heilfroh, dass ich das aktuell in Anspruch nehmen kann, denn das hilft mir tatsächlich – im Gegensatz zu den Infusionen im Herbst 2017 (heftige Nebenwirkungen, keine dauerhafte Besserung) und den – scheißteuren – Medikamenten im April 2018, die mich nahezu völlig arbeitsunfähig machten, so dass ich dieses Experiment nach zweieinhalb Wochen beenden musste.
Falls es Sie beruhigt: Diese Kasse zahlt auch allerlei Programme für Schwangere sowie Hebammenhilfen. Die finanziere ich solidarisch mit, obwohl ich die niemals in Anspruch genommen habe oder nehmen werde.
9. März 2019 um 23:28
1. Akupunktur ist nicht Homöopathie, das wurde hier doch nirgendwo gesagt. Wenn es Studien gibt, die eine Wirksamkeit zeigen, dann ist doch alles ok.
2. Es ging nicht darum, dass die Krankenkasse etwas bezahlt, was man selber nicht in Anspruch nimmt/nehmen wird (ich hoffe inständig, dass ich nie eine sauteure Chemo brauche!), sondern darum, dass sie für etwas bezahlt, dessen Wirksamkeit wissenschaftlich (trotz vieler Versuche) nicht bewiesen werden konnte. Darum wäre ich auch nicht bereit, meine Beiträge für das Auflegen von Kristallen oder Tarot Karten legen zu bezahlen. Und ärgere mich jedes Mal, wenn ich für medizinisch Erforderliches (Brille, Zähne) massiv zuzahlen muss, um etwas funktional Adäquates zu bekommen, aber Homöopathie finanziert wird.
10. März 2019 um 10:08
Sigourney, laka sprach explizit von Komplementärmedizin, dazu zählt auch Akupunktur. Und sie hob in ihrer Argumentation auf den Solidaritätsgedanken ab.
Dass Brillen ebensowenig wie Hustensaft ohne Codein und andere Medikamente gegen Erkältung nicht bezahlt werden, war meines Wissens eine Entscheidung des jeweiligen Gesundheitsministers bzw. Gesundheitsministerin, die die entsprechenden Gesetze gemacht haben. Welche zusätzlichen Leistungen ein gesetzliche Krankenkasse anbietet, ist hingegen erst einmal deren Entscheidung – und die Wahl der gesetzlichen Krankenkasse steht einem ja frei.
Mich ärgert das auch, dass Brillen nicht übernommen und bei Zahnreparaturen so viel selbst gezahlt werden muss. Aber dass der Eigenanteil fällig wird, liegt nicht daran, dass Ärzte mit homöopathischer Zusatzausbildung die Kassen schröpfen würden.
10. März 2019 um 11:53
Vielleicht sollten wir hier die Begriffe sauberer verwenden: Wenn seine Wirksamkeit bewiesen ist, heißt es einfach “Medizin”. (“Alternative Medizin” gibt es genauso wenig wie “alternative Fakten”.)
Wenn seine Wirksamkeit nicht bewiesen ist, könnte man es ja “Wellness” nennen.
10. März 2019 um 15:46
Vielleicht die sogenannte “evidenzbasierten Medizin” ?
10. März 2019 um 17:55
Arboretum, ohne es genau zu wissen, vermute ich zwei große Anwendungsfelder für Homoöpathie&Co.:
Einerseits “grüne”, “gute”, “sanfte” Alternativen zur chemischen Keule bei Husten-Schnupfen-Heiserkeit und anderen trivialen Erkrankungen, die man eher nicht dem Arzt vorstellt und die durch bloßes Zuwarten, Ruhe und Schonung mehr oder weniger von selbst abklingen – nur dass dies allein ziemlich out ist. Hier teilen sich gefühlt die Apothekenregale in “bunte Chemie” und “sanft und ganzheitlich”. Beides wird in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Hier ist der Kunde frei in seiner Entscheidung, und das ist gut so (wenngleich ich mir wünschte, das gute alte Zuwarten wäre etwas hipper).
Andererseits gibt es noch das, was Christina eingangs empfohlen hatte – das Ausprobieren alternativer Methoden, wenn die Schulmedizin bisher nicht durchschlagend geholfen hat. Ich behaupte mal, dass in diesem Bereich nicht Medikament X gegen Bachblüte Y antritt, sondern Zustand:austherapiert gegen Ganzheitlichkeit/Selbstheilhungskräfte usw. Aus meinem eigenen Erleben kann ich nachfühlen, wie frustrierend es ist, wenn Beschwerden behandelt, aber Ursachen nicht beseitigt werden können. Schlimmer ist es, wenn nicht einmal die Beschwerden halbwegs behandelt werden können. Die Homöopathie und ihre Schwestern haben da einen unschlagbaren Vorteil: sie müssen keine Wirkung beweisen, sondern können nur gewinnen. Wenn nicht, war halt die Potenz falsch oder die Erstverschlimmerung dauert an. Ich denke nicht, dass der Verzicht auf diese Exkursionen großartige Einsparungen bewirken würden.
Ich kann faktisch keine KV wählen, die Komplementärmedizin nicht anbietet (beihilfeberechtigt). Bei uns wird alles, was nach Gebührenordnung für Ärzte, Heilpraktiker etc. abrechenbar ist, auch erstattet, genau wie Globuli etc. Und ja, natürlich ist es eine (politische) Entscheidung, Methoden/Mittel als “Medizin” anzuerkennen oder nicht. Freilich sollen Menschen im Rahmen einer Zustatzversicherung/Selbstzahler/Igel in der Lage sein, für sich Erfolg versprechende Methoden zu wählen. Eine ehrliche Aufklärung darüber, was Homöopathie kann, wäre wünschenswert. Nur bleibe ich dabei: Solange der wissenschaftliche Beweis der Wirksamkeit nicht erbracht ist, sollten Therapien für mich nicht von der Gemeinschaft getragen werden, egal wie günstig die Mittelchen sind. Ausdrückliche Überlegungen vieler Krankenkassen, mit der Erstattung von Homöopathie die jungen, eigentlich gesunden Versicherten an sich zu binden, deuten für mich an, worum es eigentlich geht: ein bisschen Wohlfühlatmosphäre in stressigen Zeiten statt ernsthafter Überzeugung, dass Homöopathie heilt.
Dies alles beiseite: Ich freue mich, dass es Ihnen mit der Akupunktur besser geht.
13. März 2019 um 0:39
manches hilft bei manchen (manchmal) – und das gilt für beide seiten, also die sogenannte schul- und alternativmedizin. nicht alle werden durch die gleichen mittel/methoden beschwerdefrei oder gesund.
ich denke gesundheit/krankheit sind sehr komplexe… hm… zustände/vorgänge. und wie man sich behandelt, was man seinem körper zuführt, womit man sich gut unterstützt fühlt, das muß jede/r selbst für sich verantworten und die konsequenzen tragen. tatsächlich ist die bewußte wahl der mittel ein wichtiger schritt in diesem prozeß und auch was sehr persönliches. und niemand hat das recht einen anderen menschen für seine entscheidungen zu kritisieren oder lächerlich zu machen. was sollte das bringen???
ratschläge, auch wenn wirklich gut gemeint, sind überhaupt und auch deshalb meist schwierig (ratschläge sind auch “schläge”… vor allem, wenn man nicht darum gebeten hat und lösen deshalb gerne und verständlicherweiße abwehrverhalten aus) und im rahmen eines blogs erst recht. man erfährt allerdings als leserin sehr viel durchaus sehr persönliches über die bloggerin, so dass ich den impuls, einen rat geben zu wollen (aus was für motiven heraus auch immer) doch auch nachvollziehen kann.
ich lese gerade den erste beitrag von christina nochmal. sie verteidigt die angegriffene heilmethode, und das ist ja absolut ok und ihr sehr gutes recht. aber dann schwingt schon so ein kritisch-wertender unterton mit, der nicht ganz “sauber” ist.
von beiden seiten klingt bei vielen beiträgen ein unangenehm scharfer, verletzender, abwertender ton durch. offensichlich ist man/frau nicht in der lage gewesen, souverän und unaufgeregt seine haltung zum ausdruck zu bringen. um was es da drunter geht, find ich eigentlich interessant. mir ist nicht klar, warum das thema so viel aggressivität auslösen kann: man tut ja niemanden weh (oder gefährdet die umwelt oder den weltfrieden), wenn man eine pille, bzw. ein kügelchen schluckt, außer vielleicht sich selber…