Archiv für April 2019

Journal Mittwoch, 17. April 2019 – Benommen

Donnerstag, 18. April 2019

Nach dem Wecken wieder sehr benommen, trotz ausreichend Schlaf, das ist für mich ungewohnt. Im Grunde fühlte ich mich verkatert, nur dass kein Alkohol beteiligt war.
Eine Folge: Ich vergaß, dem wenig später aufgestandenen Herrn Kaltmamsell Milchkaffee zu servieren. Bis er sich gespielt schüchtern neben mir am Bücherregal herumdrückte: “Please, Sir…”

Auf der Theresienwiese in München wird ja gerade das Frühlingsfest aufgebaut. Als ich den Aufbau gestern passierte, sah ich dazwischen einen Aufbauarbeiter (Capo?) auf einem Segway umhersausen – hier anweisend, dort grüßend, auch mich. Niedliches Detail am Rande: Ihn begleitete/umhüpfte ein mittelkleiner Hund.

Der Bavariapark hat bereits den Biergarten ausgeklappt.

Ich hatte den Friseur gebeten, meinen Scheitel auf die andere Kopfseite zu verlegen (aus Gründen). Interessant, wie oft mich das den Tag über aus der Routine brachte. (Nachgesehen: Auf die vorherige, eigentlich nicht natürlich fallene Seite hatte ich ihn vor gut Jahren für den Undercut gelegt.)

Zu Mittag restliche Bean Burger Patties vom Vorabend und köstliche Tarocco-Orangen – nachdem ich die ganze Saison keine wirklich guten Zitrusfrüchte bekommen hatte, entschädigen mich an deren Ende die Blutorangen. Als Snack eine Hand voll Mischnüsse.

Auf dem Heimweg Einkaufsrunde beim Vollcorner, Stopp bei meiner Bank.

Herr Kaltmamsell servierte zum Abendbrot Graupotto mit Pastinake, Karotte, Saubohne, (komplett geschmacksneutralem) Sommertrüffel, das meiste davon aus Ernteanteil.

Einen Eintrag fürs Techniktagebuch geschrieben, über den Haarsauger bei meinem Friseur.

Ich lass mal einen Link hier: Eine Techniktagebuchredakteurin ließ fallen, dass es Taschen aus Feuerwehrschläuchen gibt. KRAHAISCH! Einmerker für den nächsten Arbeitstaschenwechsel.

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Das Feuer in Notre Dame regt viele Menschen an, die Erinnerungen zu erzählen, die sie mit dieser Kirche verbinden. Diese hier finde ich besonders schön:
“Erinnerungen an Notre Dame”.

via @MlleReadOn

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“Sara Hassan: ‘Wir sehen nie, wo sexuelle Belästigung beginnt'”.

Im Nachhinein wird es vielen Frauen oft klar: die ersten Anzeichen, das erste Unbehagen. Wenn der Chef lieber immer allein – ohne KollegInnen – mit ihr arbeiten wollte, immer wieder Komplimente äußerte, mal sachliche über ihre Arbeit, mal völlig deplatzierte, sexuell eingefärbte. Und irgendwann steckt man so sehr in einem Strudel von zu spät oder nicht reagieren, dass man sich selbst die Schuld gibt, wenn es zu drastischeren Übergriffen kommt.

Die EU-Mitarbeiterinnen Sara Hassan und Juliette Sanchez-Lambert haben ab 2015 zahlreiche Gespräche mit Frauen, die so etwas erlebt haben, geführt und schließlich die Gemeinsamkeiten aus den viele Geschichten über sexuelle Belästigung in einem Guide zusammengefasst. In “It’s Not That Grey” definieren sie sowohl Kontexte, die Übergriffe begünstigen – zum Beispiel hohe Hierarchien –, wie auch verbreitete Strategien von Belästigern. So solle es Betroffenen ermöglicht werden, übergriffige Situationen früher zu erkennen, um rascher reagieren zu können.

(…)

Hassan: Wir haben den Begriff der “Grauzone” ganz bewusst gewählt – und unser Guide soll durchaus eine Kampfansage an diese Grauzone sein. Die Grauzone wird gern als etwas schöngeredet, das einer romantischen Anbahnung inhärent ist. Das geht sich aber nur dann aus, wenn man die Perspektive der Betroffenen völlig ausblendet. Wenn man sich die Berichte der von sexueller Belästigung Betroffenen anhört, stellt sich heraus, dass der Graubereich eigentlich nicht besonders grau ist. Unklarheiten und Spannungen gibt es in sozialen Beziehungen natürlich immer – es ist nicht alles eins oder null. Aber wir wissen, dass Belästiger diese “Unklarheiten” auch ganz gezielt einsetzen, sie nutzen, um zu sehen, wie weit sie gehen können.

Journal Dienstag,16. April 2019 – Milde Ergrünung

Mittwoch, 17. April 2019

Der frühe Wecker wegen Sportplänen ließ mich benommen aufstehen. In der Stunde zwischen Aufstehen und Sportbeginn wurde ich aber ausreichend wach: Ich hob mich und Hanteln mit Vergnügen.

Ein schöner, sonniger Tag, langsam wird es wieder milder.

Das Frühlingsfest wird aufgebaut.

Über den Tag immer wieder nachgesehen, wie es Notre Dame in Paris ging: Das große Feuer der Nacht zuvor hatte wohl weniger unwiederbringlich zerstört, als es zunächst ausgesehen hatte. Und erstaunlich viele Leute wusste Erstaunliches an Hintergrund zu berichten, under anderem hatte Twitterer @_theek_ mal in einem Vortrag über Katastrophenpläne gelernt, wie das Vorgehen der Pariser Feuerweher in genau diesem Fall aussah (und dass in Versailles Bäume für den Dachstuhl von Notre Dame wachsen).

Brotzeit: Ofenspargel vom Vorabend mit Manouri, später Nachmittsgssnack Birnen mit Quark.

Nach Feierabend spazierte ich zum Friseur; auf meinem strammen Marsch braucht ich sehr schnell keine Jacke mehr. Nicht nur bekam ich wieder einen ausgezeichneten Haarschnitt, sondern auch wieder hochinteressante Gespräche, diesmal unter anderem über schädliche Dynamiken in Familien (Herr Friseur Frank hat sich mittlerweile über lange Zeit zum Coach ausbilden lassen).

Daheim erwartete mich Herr Kaltmamsell mit sehr wohlschmeckenden Bean Burgers (halt ohne Bun, aber die mochte ich noch nie besonders).

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Margarete Stokowski berichtet, dass auf ihren Lesungen der letzten Jahre (also aus Untenrum frei und Die letzten Tage des Patriarchats) eine der meistgestellten Fragen war, was Männer für den Feminismus tun können. Sie hat da also mal eine kleine, unvollständige Liste gemacht:
“Wie kann ich als Mann Feminist sein?”

Wenn Sie das eh schon alles machen: Danke für die Unterstützung!

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Umwelttipp des Tages:
“Warum man Schafe manchmal schubsen muss”.
(Mit Filmanleitung.)

via @franziskript

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Es heißt ja, gut Geschichten passierten nur Menschen, die sie gut erzählen können. Beweisstück A: Das Blog von novemberregen. Beweisstück B:

Link zur ganzen Geschichte.

via @stephenfry (der sich in den vergangenen Tagen wieder ein bisschen mehr auf Twitter sehen lässt – bitte nicht verschrecken)

Journal Montag, 15. April 2019 – Von Facebook zu Face to Face

Dienstag, 16. April 2019

Temperaturen weiterhin sehr frisch.

Auf dem Weg in die Arbeit begegnete ich an der Theresienwiese einem alten Bekannten, mit dem ich zufällig am Vorabend per Facebook kommuniziert hatte (nachdem ich voher Monate lang nichts mit ihm zu tun hatte und nur alle paar Monate etwas auf Facebook poste). Er entschuldigte sich, dass er meine jüngste Antwort noch nicht gelesen habe – ich sagte sie ihm mündlich.

Der Tag wurde immer sonniger; als ich das Bürohaus verließ, knallten mich die Frühlingsfarben nur so an.

Auf dem Heimweg Einkauf beim Verdi fürs Abendessen – der Süpermarket war voll, als wäre schon Gründonnerstag.

Alleiniges Abendessen: Grüner Spargel im Ofen gegart, mit roten Paprika aus dem Glas und mit ein wenig Käse überbacken.

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Juna von Irgenwie jüdisch macht sich Gedanken über “Fridays for future” – aus der Sicht von jemandem, die die DDR-Umweltbewegung miterlebt hat:
“Ein paar ungeordnete Gedanken zu #fridaysforfuture”.

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Ein Weltspiegel-Bericht:
“Spanien: Pontevedra – ein Paradies für Fußgänger”.
Man hat dort konsequent Autos aus der Innenstadt verbannt.

via @claudine

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Ausführlicher Artikel im spannenden Online-Magazin Low-tech, warum eine traditionelle asiatische Schubkarre ganz anders aussieht als eine westliche und ihr weit überlegen ist.
“How to Downsize a Transport Network: The Chinese Wheelbarrow”.

via @kathrinpassig

Compared to a two-wheeled cart or a four-wheeled wagon, a wheelbarrow was much cheaper to build because wheel construction was a labour-intensive job. Although the wheelbarrow required a road, a very narrow path (about as wide as the wheel) sufficed, and it could be bumpy. The two handles gave an intimacy of control that made the wheelbarrow very manoeuvrable.

Mit vielen historischen Fotos, einem historischer Abriss der Entwicklun von Verkehrswegen – und immer schön mit Einordnung der Beweislage.

Journal Sonntag, 14. April 2019 – 4000 Meter geschwommen und Beifang aus dem Internet

Montag, 15. April 2019

Wieder ausgeschlafen, aber mit Kopfweh aufgewacht. Ich fürchtete schon, dass ich das Glas Rotwein vom Vorabend mit Migräne würde zahlen müssen, doch eine Aspirin vertrieb das Kopfweh.

Meine Kopfkissen gewaschen: Im frischen Sommerüberzug merkte ich erst, wie verschwitzt und versabbert sie müffelten.

Ich freute mich auf eine Schwimmrunde. Es war kalt geblieben, für die Fahrradfahrt zum Olympiabad trug ich Winterjacke, Mütze und Handschuhe.

Ich schwamm leicht und kraftvoll los. Nach 2000 Metern brauchte ich eine Pinkelpause. Als ich zurück ins Becken kam, fühlte sich das Schwimmen an, als sei ich gerade erst warm geworden. Also testete ich, ob der Spaß auch für nochmal 2000 Meter reichte – jederzeit bereit, wegen Schmerzen (Nacken oder Bandscheibenbein), Verschlucken oder Langeweile aufzuhören. Doch die 4000 Meter waren gar kein Problem. So viel war ich noch nie geschwommen.

Das war ein tolles Gefühl, das den ganzen Tag anhielt – auch als ich abends merkte, dass ich wahrscheinlich einen Muskelkater davontragen würde.

So kam ich natürlich noch später nach Hause, mein Frühstück nahm ich erst nach drei.

Nachmittags bei grauem Himmel gelesen, Wäsche gewaschen. Fürs Abendbrot sorgte Herr Kaltmamsell und servierte “Pizza rustica” nach Rachel Roddy, eher einen Pie.

Schmeckte sehr gut (wenn auch gar nicht italienisch), nachdem Herr Kaltmamsell große Mühe mit dem Teig gehabt hatte.

Im Fernsehen kam Doctor Strange; ich guckte, bis mein Liebling, der cloak of levitation seinen großen Auftritt hatte.

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Man könnte es nicht schlechter erfinden: Dr. Katie Bouman, die Wissenschaftlerin, die mit ihrem Team hinter dem Algorithmus für die erste Fotografie eines schwarzen Lochs steht, war den Frauenhassern wohl zu sichtbar. Also starteten sie die Verleumdungskampagne, dass der Algorithmus in Wirklichkeit von jemandem anderem stamme (einem Mann).

Mehr dazu.

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Langer Text im New Yorker, aber ausgezeichnet und nahbar geschrieben. Wenn Sie auch nur das leiseste Interesse an Dinosauriern oder Erdgeschichte haben: Empfehlung.
“The Day the Dinosaurs Died”.

Ich habe daraus sehr viel gelernt: Unter anderem, dass die These, Dinosaurier seien durch den Aufprall eines gigantischen Asteroiden ausgestorben, keineswegs so lange Schulmeinung ist, wie ich es angenommen hatte – das ist sie erst seit 2010. Dass sie immer noch umstritten ist, weshalb, und welche Entdeckung sie jetzt tatsächlich belegen könnte.

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Verdammt, wieder eine etablierte Annahme gesprengt:
“Your cotton tote is pretty much the worst replacement for a plastic bag”.

via @kriegundfreitag

Dass dünne Plastiktüten umweltfreundlicher sind (über den gesamten Lebenszyklus gerechnet) als Papiertüten, wusste ich (und bin entsprechend ungehalten, dass mancher Biosupermarkt Papiertüten forciert). Das dänische Umweltministerium hat 2018 alle Transporttaschen für Einkäufe auf ihre Umweltbelastung über den gesamten Lebenszyklus durchgerechnet, also von Herstellung (inklusive Rohstoffbezug) bis Vermüllung. Und alle vorherigen Untersuchungen bestätigt, in denen ausgerechnet die beliebten Baumwolltaschen am schlechtesten abschneiden: Wenn sie auch noch aus Biobaumwolle hergestellt wurden, müsste man sie 20.000 Mal verwenden, bis sie die Umweltbelastung einer dünnen Plastiktüte unterschreiten. Biobaumwolle schneidet deshalb am schlechtesten ab, also noch schlechter als konventionell angebaute, weil weniger Ausbeute pro Quadratmeter Fläche und deshalb höherer Aufwand an Ressourcen wie Wasser.

Und jetzt?

The simplest advice for individuals seems to be this: Whatever you have in your house now — be it a pile of cotton totes, or a jumble of plastic bags — don’t throw them out. Keep using them until they fall apart. Whatever the material, use it as a garbage bag once you can’t use it for other purposes any more. And whatever you do, try not to buy new ones.

Übersetzt: Benutzen sie alles, was sie im Moment schon im Haus haben, so lange wie möglich – egal ob Plastik, Papier oder Stoff. Hauptsache Sie holen sich nichts Neues.

Journal Samstag, 13. April 2019 – Kalter Frühlingslauf

Sonntag, 14. April 2019

Mein nächtlicher Wechsel in das Bett von Herrn Kaltmamsell hatte Folgen: Er wachte deutlich vor mir auf, kam aber weder an seinen Morgenmantel noch an seine Elektronik, befand sich ja alles in seinem Zimmer. Und Morgenkaffee kriegte er auch keinen, das ist ja mein Job. Als ich mich also wohlig ausgeschlafen aus den Decken schälte, stand ein nur halb gespielt aufgebrachter Herr Kaltmamsell vor mir, der auf all diese Unbillen hinwies und forderte, ich möge deshalb doch bitte ihn wegschicken in sein Bett, wenn er mich am Einschlafen störe.

Ich bloggte gemütlich und ausführlich über dem Morgenkaffee, wusch Bettwäsche (Wechsel von Winter- zu Sommerüberzügen) machte mich dann lauffertig, ging aber erst mal ein Runde Einkaufen auf den Klenzemarkt (verschiedene Almkäsen und -butter, Putenunterkeulen, Ruccola) und beim Bäcker (Semmeln fürs spätere Frühstück). Der Bäcker Wimmer am Klenzemarkt ist ja umgezogen in die westliche Westermühlstraße, an seinem früheren Standort ist jetzt statt dessen ein Bäcker Schmidt (der sich “Brotmanufaktur” nennt, aber diese Albernheit übersehen wir höflich). Ich begrüße diese Bereicherung der Bäckereilandschaft im Glockenbachviertel. In diesem konkreten Fall war mir die Schlange zu lang gewesen; hätte ich in den Regalen eine Mohn-Challah gesehen, hätte ich mich sogar angestellt, doch da war keine.

Als ich die Einkäufe heimbrachte, sah ich von unserem Vorgarten eine Mönchsgrasmücke abfliegen – und freute mich sehr, direkt bei uns hatte ich noch keine gesehen.

Auf der Einkaufsrunde hatte ich festgestellt, dass es ganz schön kalt war. Von Twitter und instagram wusste ich, dass es woanders in Deutschland sogar schneite, doch in München kam zu meinem Laufstart gegen elf sogar die Sonne heraus.

In der U-Bahn nach Thalkirchen zwei Beispiele für Großstädter, die anscheinend kein eigenes Auto brauchen (wobei der Herr mit Großeinkauf zu zweit war). Der Surfer stieg an der Brudermühlbrücke aus – vielleicht gibt es da doch auch ohne Hochwasser eine Welle?

Vor dem U-Bahnhof Thalkirchen ein AfD-Stand. Ihm gegenüber in drei Meter Abstand ein Grüppchen bunter Menschen mit Schildern wie “München ist bunt”.

Ich lief leicht und mit Genuss über Großhesselohe nach Pullach und zurück, entzückt über die vielen blühenden Bäume und Blumen. Ich sah und hörte Wasseramseln, Buchfinken, Meisen, Buntspechte, Krähen, sah einen Bussard weit oben kreisen.

Die Isar steht immer noch viel zu niedrig. Zwar hat vielleicht einfach die Schneeschmelze noch nicht eingesetzt, aber auch aus unserer Kartoffelkombinat-Gärtnerei in Spielberg kommen Nachrichten, dass die Trockenheit schon wieder Probleme bereitet.

Gemütlicher Nachmittag mit Frühstück, Internetlesen, Zeitunglesen im sonnenbeschienenen Sessel, bis es Zeit war, die Putenkeulen ofenfertig zu machen (würzen mit Salz, Pfeffer, Rosmarin, Knoblauch, in Alufolie in den Ofen).

Sie gelangen gut und schmeckten wunderbar, nur dass manche von uns mit der vielen Arbeit haderten, die die harten Sehnen beim Schneiden bereiten. Für mich gehört das zum Nose-to-tail-Essen dazu, ich werde aber andere Zubereitungsarten recherchieren.

Erkenntnis: Bunter Nagellack sieht bereits nach dem ersten Backblechschrubben nicht mehr vorzeigbar aus.

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Dr Sarah Taber (“Crop scientist”) antwortet in einem Twitter-Strang auf die Frage, in welcher Weise in den USA Baumwollerntemaschinen die “Second Great Migration” verursacht haben. Kurzfassung: Haben sie nicht, sondern umgekehrt machte erst die Abwanderung von billigen Arbeitskräften den Einsatz von Maschinen rentabel. Taber führt dann weitere Beispiele aus der US-amerikanischen Geschichte bis heute an, in denen erst eine Ende der Ausbeutung von Arbeitskräften Automatisierung bedingt hat. Und räumt bei dieser Gelegenheit mit dem Narrativ auf, dass die Landwirtschaft im Norden der Vereinigten Staaten früher in den Händen kleiner Familienfarmen gelegen habe. Alles sehr aufschlussreich, hier der ganze Strang.

via @TiniDo

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@fragmente erinnert an eine alte Geschichte von novemberregen, die auch mich nochmal sehr erheiterte. Inklusive der Kommentare.
“Kontrolleur 1: Diiieeeee Fahrkarten bitte.”

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Unser Kartoffelkombinat wird im Fürstenfeldbrucker Lokalteil der Süddeutschen vorgestellt:
“Regional, saisonal, solidarisch”.

Wenn Sie Lust haben, das auch mal auszuprobieren: Wir sind gerade wieder offen für neue Haushalte als Genossenschaftlerinnen und Genossenschaftler. Hier ist erklärt, wie das funktioniert.
Hier kann man herausfinden, wo der nächst gelegene Verteilerpunkt ist.
Und niemand muss überstürzte Entscheidungen treffen: Wir bieten eine sechswöchige Testphase an.

Journal Freitag, 12. April 2019 – #12von12

Samstag, 13. April 2019

Gestern würde ich wegen eines Arzttermins später in die Arbeit kommen, wegen eines Nachmittagstermins früher Feierabend machen – müsste genug Nichtarbeitstag übrig bleiben, um mich an #12von12 beteiligen zu können.

Der ganz normale Frühstückstisch.

Eine meiner inzwischen seltenen U-Bahn-Fahrten. Die Kennerin sieht bereits am Fußboden, dass es sich um eine U-Bahn der ersten Münchner Generation handelt.

Beim Orthopäden holte ich mir eine weitere Spritze an die Nervenwurzel ab und unterhielt mich unter anderem über die Komplexität des biophysiologischen Systems menschlicher Körper: Ich hatte ein wenig gejammert, dass ich einfach keine Korrelation zwischen meinem Verhalten (Bewegung, Haltung, eben diese Spritzen, Temperatur, sonstigem Befinden) und den Schmerzen herausfand. Mal geht’s gut, mal kann ich vor Schmerzen nicht schlafen – einen Zusammenhang mit was auch immer finde ich nicht heraus. Freundlich und doch nüchtern äußerte Dr. Orth. Verständnis für diese grundmenschlichen Gedankengänge, die immer nach Ursachen und Zusammenhängen suchen. Meinte aber, dass man die ob der ungemeinen Komplexität des Gesamtsystems auch mal fahren lassen müsse – unter anderem könne eine vorgefallene Bandscheibe selbst bei kleinsten Verschiebungen Verschiedenes anrichten.

Kurz vor Arbeit.
Von links lächelte mich freundlich ein junger Mann an, der wohl schon meinen vorherigen Fotoversuch auf der unteren Treppe des U-Bahnhofs beobachtet hatte.
Ob ich Menschen auf Treppen fotografierte?
Ich erklärte kurz, dass doch #12von12 sei, der Tag, an man über den Tag 12 Fotos aufnimmt.
Menschen von hinten?
Nein, sagte ich, einfach den Tagesverlauf.

Wetter weiterhin kalt und grau.

Zum Mittagessen hatte ich mir Bircher Müesli mitgenommen: Am Vorabend Fertigbircher (das von Rapunzel mag ich am liebsten) ins Glas, mit Wasser aufgegossen, am Morgen Joghurt drauf, vor Ort Obst (in diesem Fall zwwi Mandarinen) untergerührt.

Nach frühem Feierabend marschierte ich Richtung Innenstadt, kam unter anderem an diesem Flieder vor dem Pfarrhaus St. Paul vorbei, der aufs Spannendste in den Startlöchern steht.

Anlass des frühen Feierabends: Ein Termin im Projekt “Kleidung für das große Fest”. Von den Vorbereitungen erzähle ich nachträglich, es soll ja die eine oder andere Überraschung für die Gäste bleiben.

Mit Herrn Kaltmamsell feierte ich das anbrechende Wochenende und seinen Start in die Osterferien: Champagner, den mir eine ganz bezaubernde Französischlehrerin geschenkt hatte, zum Dank für einen Gefallen, den ich ihr tun konnte. Dazu die besten libanesischen Mischnüsse, die die Landwehrstraße zu bieten hat. Entdeckten wir vor vielen Jahren in einem der zahlreichen Lebensmittelläden an der Straße, die damals erst begannen, von türkischer Hand in Hände aus dem arabischen Raum überzugehen. Als aus dem Merhaba zur Bergüßung immer häufiger ein Salaam wurde. Der derzeitige Wandel: Langsam nehmen die Läden zu, die afrikanische Ware anbieten. Ich hätte viel mehr Fotos aufnehmen sollen, um den Wandel und damit die Entwicklung der Einwanderung zu dokumentieren.

Foto: Herr Kaltmamsell
Es war immer noch früh am Abend, ich hatte Zeit, mir die Nägel zu schneiden, zu feilen, klar zu lackieren. Die Kanten splittern mittlerweile so schnell, dass ich sie sogar noch früher kürzen muss, als mich ihre Länge nerven würde – und das ist bei mir ja bereits sehr früh.

Auf meine Bitte hatte Herr Kaltmamsell als Freitagsmahl die jahreszeitliche Grie Soß zubereitet – köstlich.

Zur Abendunterhaltung ließen wir uns von Harald Lesch eine gute Stunde lang schwarze Löcher erklären und warum das erste Foto für die Wissenschaft von so großer Bedeutung ist. (YouTube über ChromeCast auf den Fernsehbildschirm.) Mal wieder verstand ich nur Bruchteile, und die lediglich metaphorisch, mir fehlen halt weiterhin die grundsätzlichsten Grundlagen. Kinder, passt im Physikunterricht auf! Dann habt ihr später viel mehr Spaß!

Ich machte mir einen Jux und wählte als zweite Schicht meines Fingernagellacks Farbe. Dann Klarlack drüber.

Wie immer das anstrengendste Foto: Abschließendes Lesen im Bett. Joseph Conrads The Secret Agent fängt schon mal sehr vielversprechend an, sehr 19. Jahrhundert. Die Bleistiftanmerkungen sind von Herrn Kaltmamsell; es ist sein Buch, die Notizen folglich aus seinem Studium.

Blöderweise war das wieder eine Nacht, in der mich der kleinste Mucks von Herrn Kaltmamsell weckte. Ich packte mein Kopfkissen und zog in sein Bett gegenüber.

Und sonst so?
Während ich auf die Menopause hoffe, gibt meine Gebärmutter nochmal alles.

via GIPHY

Ist gut jetzt!

Journal Donnerstag, 11. April 2019 – Grau, aber erfüllter Artikelwunsch

Freitag, 12. April 2019

Morgensport abgeblasen, lieber länger geschlafen.

Es blieb kalt und grau. Mittags Birnen mit Manouri, nachmittags als Snack Nüsse.

Jetzt steht auch im Programm, warum ich Anfang Mai nun doch zur re:publica nach Berlin fahre. Ich freue mich schon sehr.

Daheim wartete der Ernteanteil. Den Salat (der erste echte Salatkopf des Jahres!) machte ich mit einem Zitronensaft-Knoblauch-Olivenöl-Dressing an, der Spinat (Spinat!) kam gedünstet mit einem verlorenen Ei auf den Tisch.

Sehr grünes Abendessen, sehr wohlschmeckend (dazu das Ergebnis des Versuchs von Herrn Kaltmamsell, mit Buchweizenmehl zu backen – so lala). Danach viel Schokolade.

Pläne für die Ostertage gemacht, welcher Feiertag bei welchen Eltern.

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Ein weiterer Versuch, das Brexit-Schlamassel in Form einer Analogie zu verstehen:
“At last, Brexit explained in two words: Basil Fawlty”.

In a crumbling edifice, a farce plays out. The hapless central character fawns on an aristocrat who turns out to be a conman. He then fails to disguise his unease when confronted with his European neighbours, doesn’t bother to mask a thorough contempt for the Irish, and enters a love-hate relationship with ostentatiously wealthy Americans. Meanwhile, there are questions over food safety and supply (specifically kippers, duck and veal cutlets) as workers scurry around trying to pretend that nothing out of the ordinary is happening. Always disaster hovers at the edge of vision.

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Oh, das ist schön: Artikel bestellt, Artikel bekommen.

Hier online nachzulesen:
“‘Wir brauchen nur Wasser und Zuschauer'”.

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Am Mittwoch wurde das erste Foto eines Schwarzen Lochs veröffentlicht. Den Algorithmus für die Verarbeitung der zugrunde liegenden Daten hat ein Team um Katie Bouman erarbeitet. In einem TED Talk von 2017 erklärt Bouman als Doktorandin, wie das funktioniert (bis auf die letzten Minuten bilde ich mir ein, ihr folgen zu können, doch warum man die Wahrscheinlichkeit der Darstellung an Teilen von Familienbildern überprüfen kann, war mir zu hoch).
“How to take a picture of a black hole”.

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https://youtu.be/BIvezCVcsYs