Journal Freitag, 24. Mai 2019 – Sie kommen alle wirklich!
Samstag, 25. Mai 2019Gut geschlafen, kurz vor Weckerklingeln um sechs aufgewacht. Herrn Kaltmamsell nach Morgenkaffee in die Arbeit verabschiedet.
Gebloggt und Internet gelesen, Schuhe feierfein geputzt und gesprayt.
Der Himmel strahlte blau, es schrillten die Mauersegler. Als die eine Sportgelegenheit der Woche hatte ich eine Schwimmrunde im Freibad geplant. Morgens hatte ich mir bereits den Rücken von Herrn Kaltmamsell sonnencremen lassen, jetzt erwarb ich die Bikinifigur 2019: Kleidung ausziehen, Schwimmbikini anziehen.
Nussbaumpark.
Beim Gehen leider Dauerschmerz im Bein, Gangbild ausgesprochen unrund. Auf dem Südfriedhof entdeckte ich an einer Stelle große Mengen appetitlich aussehender Pilze (im Mai?).
Isar mit Hochwasser – nicht nur an der Menge, sondern auch an der Farbe des Wassers erkennbar.
Schönes und ruhiges Schwimmen auf spärlich besetzter, sonnenglitzernder Bahn. Doch der Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich so langsam wie nie geschwommen war – wirkt sich die Bandscheibe auch hier aus?
Auf dem Heimweg nahm ich Semmeln mit; Herr Kaltmamsell war schon von der Arbeit zurück und profitierte davon.
Auf WhatsApp (Familie), Twitter und instagram verfolgte ich die Anreise von Gästen (Technik ist toll!), versuchte mich weiterhin nicht vom Umstand überwältigen zu lassen, dass die wirklich, wirklich alle kommen, allem Anschein nach gerne und selbst wenn großer Aufwand damit verbunden ist.
Gerade als ich diese Überwältigungsgefahr im Griff hatte, klingelte es an der Tür: Davor stand ein Bote, der uns einen Blumengruß zweier Eingeladener aus Wien brachte, die damit nochmal ihr Bedauern übermittelten, dass sie nicht kommen konnten, und uns viel Spaß wünschten. Schon musste ich wieder von vorne mit Überwältigungsbekämpfung anfangen.
Um fünf trafen wir uns mit angereisten Familienteilen des Herrn Kaltmamsell im Biergarten: Hofbräukeller-Biergarten am Wiener Platz. Fröhliches Trinken (mit Pfand auf Masskrüge?), Essen, Plaudern. Immer wieder wurde auf dem Smartphone der Verbleib der weiteren anreisenden Familie gecheckt, bei Neuigkeiten kurz vereinbart, wer darauf reagierte – im Grunde war also auch die noch fehlende Familie mit dabei. (Technik ist toll!)
In der langsamen Dämmerung Heimweg, zum Teil mit Familie.
Auch am Müller’schen Volksbad hoher Wasserstand.
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Maximilian Buddenbohm entdeckt ganz altes Social Reading:
“Bekritzelt, erklärt und mit Anmerkungen versehen”.
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Theresa Bücker dröselt für EDITION F nochmal auf:
“Frauen entscheiden sich nicht für Altersarmut, unsere Gesellschaft entscheidet für sie”.
Viele Frauen in Deutschland sind abhängig vom Einkommen ihres Partners. Sie arbeiten weniger, bekommen weniger Geld. Trennen sie sich, werden sie im Alter wahrscheinlich arm sein. Doch die Antwort darauf, dass alle Frauen in Vollzeit arbeiten sollen, ist viel zu einfach.
Was auch ich seit vielen Jahren nicht aus dem Kopf bekomme und was sehr selten angesprochen wird:
Es sollte im Interesse jedes Mannes sein, der seine Partnerin liebt, sich dafür zu interessieren, dass sie genügend verdient. Paare, egal welchen Geschlechts, sollten füreinander so Sorge tragen, dass sie im Zweifel ohne den anderen gut leben können.
Außerdem:
Wer ein guter Typ sein möchte, muss zum Beispiel als Chef anfangen, Frauen bei Gehältern nicht mehr zu diskriminieren und sich am Equal-Pay-Day und mindestens drei anderen Tagen am Jahr für gerechte Chancen zu engagieren. Und die eigene Karriere darauf aufzubauen, dass die Partnerin sich um Haus und Garten kümmern wird oder Witze darüber zu machen, dass man die Geburt des Kindes verpasst hat, weil mann am Flughafen festhing, sollte endlich etwas sein, für das Männer sich gegenseitig dissen.
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Aus der New York Times:
“On Everest, Traffic Isn’t Just Inconvenient. It Can Be Deadly.”
Inklusive dem verstörendsten Bergsteigerbild, das ich je gesehen habe.
via @ankegroener
At least two climbers died after having reached the summit on Wednesday, and their deaths may have been related to the delays.
Erst kürzlich las ich en passant, dass man beim Wandern auf die Gipfel der höchsten Berge des Himalaya regelmäßig an Leichen vorbei kommt. Ich arbeite wirklich hart daran, jedem und jeder die eigene Lebensgestaltung zu überlassen; es fällt mir in wenigen Fällen so schwer wie bei diesem Fernreise-Extrembergsteigen.