Journal Montag, 8. Juli 2019 – Feueralarm in der Reha
Dienstag, 9. Juli 2019 um 7:01Gut geschlafen, der Wecker musste mich wirklich wecken. Draußen war es düster und kühl.
Diesmal wieder nur kurz Tee und ein Gläschen Hafermilch zum Frühstück, ich wollte vor dem ersten Termin noch auf den Crosstrainer (lieber wäre mir dafür der Dienstag gewesen und ein Ruhetag gestern, doch am Dienstag habe ich bereits um 7.30 und um 8 Uhr Termine – bei einer Konditionsraumöffnung um 7.30 Uhr bleibt dann keine Zeit für Crosstrainer).
Gestern begann der Reha-Reigen mit Rotlicht, danach gab’s Massagestuhl. Diesmal habe ich ihn fürs Techniktagebuch aufgeschrieben.
Ebenfalls am Vormittag: Wassergymnastik. Diesmal bekamen wir jeder und jede je ein überdimensionales Wattestäbchen (das der Trainer “Langhantel” nannte), damit wurde eine halbe Stunde geturnt, abschließend auch zu zweit mit Anfassen. Ich hoffe, meine Bandscheiben haben die wiederholte Erklärung des Trainers mitbekommen, diese und jene Übung sei ganz besonders gut für sie.
Schnelles Duschen, hastige Körperpflege, damit ich vor dem Mittagessen noch einen Milchkaffee bekam.
Zum Nachtisch draußen Süddeutsche auf dem Smartphone gelesen, auf dem Zimmer ein wenig Internet, bis Zeit für die zweite Unterrichtseinheit in der Rückenschule war. Launige und hilfreiche Ausführungen über Sitzen und Stehen, Ausprobieren von Wackelkissen und Sitzkeilen.
Abschluss des Reha-Tages war wieder ein Vortrag, diesmal zu Arthrose. Auch das betrifft mich (noch?) nicht, fand es aber durchaus interessant.
Am Ende des zu langen Vortrags, das Publikum war bereits seit 20 Minuten sehr unruhig, ertönte Feueralarm. Eine Durchsage unterstrich, dass wirklich alle das Gebäude verlassen sollten, dann taten wir das halt auch. Auf dem Sammelplatz im Freien fror ich als eine der wenigen in kurzen Ärmeln ziemlich. Aber es hätte schlimmer kommen können: Andere Patienten und Patientinnen waren aus dem Schwimmbad evakuiert worden und standen mit nassen Haaren im Bademantel auf der Wiese. Die örtliche Feuerwehr kam mit angemessenem Lalü. Nach 30 Minuten gab es Entwarnung, es war nichts passiert. Beim anschließenden Abendessen auffallend viele Leute mit heißem Tee.
Ich lernte am praktischen Fall, dass es genau richtig sein kann, trotz abgelehnter Hilfe einfach bei einem möglicherweise hilfebedürftigen Menschen zu bleiben. Nur so, dass er merkt, dass man in der Nähe ist. Das hatte ich vor ein paar Monaten schon mal gemacht und sah schon da, dass das genau richtig gewesen war. (Mich schmerzt bis heute der Vorfall vor Jahren auf einer Wanderung, als ich an einem bösen Radunfall im Wald vorbeikam, eine Radlerin war gestürzt. Ihr Begleiter hatte Hilfe abgelehnt, es sei schon jemand verständigt. Damals war ich weitergegangen, die beiden waren ja Erwachsene, ich hatte ja gefragt. Schon kurz darauf hatte ich das sehr bereut, weil vermutlich auch der Begleiter unter Schock stand und Beistand gebraucht hätte. Ich wünsche bis heute, ich wäre einfach dageblieben, bis die angekündigte Hilfe eintraf.)
Telefonat mit Herrn Kaltmamsell, der mich nächstes Wochenende besuchen kommt. Dann spazierte ich doch nochmal zum Supermarkt am Bahnhof, ich wünschte mir etwas Süßes, Schokoladiges zum Löffeln aus der Kühltheke. Und Obst.
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“Pride Week im Tierpark Hellabrunn”.
Homosexualität ist im Tierreich ganz normal. Das zeigen abendliche Sonderführungen im Münchner Zoo anlässlich des Christopher Street Days.
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Physiker Florian Aigner über den Unterschied zwischen Lösungen nach System Blutspende und Lösungen nach System WG-Küche.
“Sind Klimaproteste scheinheilig?”
2 Kommentare zu „Journal Montag, 8. Juli 2019 – Feueralarm in der Reha“
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9. Juli 2019 um 7:33
Dabeibleiben. Ja. Erstes Kapitel im Lehrgang zur Vermeidung von PTSD.
Eventuell zuhören, reden, organisieren. Die Meisten gehen, weil sie glauben, nichts tun zu können aber darum geht es nicht.
9. Juli 2019 um 14:03
Toll, was die Biologin im Tierpark macht. Vielleicht (hoffentlich!) trägt ihre Arbeit dazu bei, den Beton in manchen Köpfen aufzuweichen. Verhaltenstechnisch betrachtet: Tiere sind auch nur Menschen…und umgekehrt.
Wir haben in Hamburg Bauklötze gestaunt, als vor Jahren inmitten der Pinguincommunity ein offensichtlich schwules Pärchen auszumachen war. Das war eine amüsiert aufgenommene Pressesensation und wurde als singuläre Erscheinung angesehen! Von wegen…