Vorletzter Therapie-Tag – der erste, an dem mich jemand professionell anfasste.
Um 7.35 Uhr hatte ich endlich meinen Termin Einzel-Physiotherapie. Ich erklärte und zeigte Frau Physio, was ich mit Bewegungseinschränkung der rechte Hüfte meinte. Sie legte mich auf die Liege im Behandlungszimmer, nahm meine Beine von verschiedenen Seiten, bat mich um die Ausführung verschiedener Bewegungen.
Dann wurde es sehr, sehr schmerzhaft. Ich lag anweisungsgemäß bäuchlings auf der Liege, Frau Physio strich mit aller Kraft erst mehrfach die rechte Wade zum Knie, dann den rechten hinteren Oberschenkel zum Po, die rechte Hüfte, das schmale Muskelband seitlich von der Wirbelsäule. Dann drehte ich mich um, jetzt waren die Schienbeinmuskeln und der vordere Oberschenkel dran. Ich musste immer wieder um Atempausen bitten – buchstäblich, denn ich bekam vor lauter Schmerz keine Luft. (Frau Physio launig: “Brauchen’S an Beißring?” Und später: “Da komm’ma beide ins Schwitzen, gell?”)
Ein wenig Atem nutzte ich dazu zu fragen, was sie da eigentlich tat: Faszien lockern. In ihnen vermutete sie die Ursache meines Beweglichkeitsproblems – und bekam in der Gegenprobe recht. Schon beim Umdrehen auf den Rücken hatte sie mich gebeten, die Bewegung zu wiederholen, mit der ich ihr die Einschränkung vorgeführt hatte: Ich kam deutlich weiter. Und als sie die Faszien der Vorderseite malträtiertausgestrichen hatte, war ich rechts so beweglich wie links – das hatte ich zuletzt vor etwa zwei Jahren.
Ihre Ratschläge für daheim: Faszienrolle (zefix, wo die doch so weh tut) und regelmäßig gründliches Dehnen. Ich wünschte, diese Behandlung hätte ich schon vor zwei Wochen gehabt, dann hätte ich um Wiederholen zur Übung bitten können.
Bis zum nächsten Programmpunkt des Tages war reichtlich Zeit. Ich holte den Frühstückstee und ein Glas Hafermilch nach, zog mich um für eine Laufrunde. Der Tag hatte bewölkt begonnen, jetzt tröpfelte es. Egal, ich setzte eine Schirmmütze auf und lief los. Die am Mittwoch erkundete Strecke war wunderbar, ich begegnete keiner Menschenseele. Dafür zwei Hasen!
Meine Laufrunde dauerte eine gute Stunde, in der es immer dichter regnete, aber bis zuletzt nicht wirklich heftig. Zudem war es ja mild. Brav dehnte ich Beinrückseiten und Po anschließend doppelt so lang wie sonst.
Nach dem Duschen Wirbelsäulengymnastik. Passend zum Thema des Tages war Dehnen der Muskulatur rund um die Hüfte dran, und zwar Dehnen um der Flexibilität willen, nicht das Dehnen nach Muskelaktivität. Diese Frau Physio teilte Seile aus, mit deren Hilfe auch wenig gelenkige Patientinnen und Patienten die Bewegungen ausführen konnten. (Nebenbei: Erster konstruktiver Einsatz der Männlein-Weiblein-Geschichte; weil Frauen ein schwächeres Bindegewebe haben als Männer, sind ihre Bänder meist flexibler, sie sind meist gelenkiger.) Die Beweglichkeit nach der Einzel-Physio war nicht mehr da – klar, bis ich die dauerhaft bekomme, ist ein weiterer Weg. Ich werde meine Feierabende häufiger mit Blackroll und Seil verbringen müssen.
Zu Mittag aß ich mich gezielt nicht satt: Ich wollte mir für den Nachmittag Appetit aufheben. (Ja, bitter, ich weiß – aber ich kann mich im Moment nicht ganz auf meine Gefräßigkeit verlassen.) Erst mal war aber der vorletzte Vortrag meines Reha-Aufenthalts dran, “Stress und seine Auswirkungen”. Nichts Neues, aber gar nicht schlecht, das mal in Zusammenfassung zu hören.
Jetzt war ich bleiern müde, ich legte mich eine halbe Stunde hin. Und erinnerte mich, dass bis zum Eintauchen in die Freie Wirtschaft mit 30 Mittagsschlafmüdigkeit zu meinem Naturell gehörte. In der Zeitungsredaktion und auch im Unibüro kämpfte ich zum Teil extrem hart mit der Müdigkeit direkt nach Mittag. Das war ab dem Wechsel in die Hochleistungswelt von Agenturen und Unternehmen weg. Heute ist es ganz selten, dass ich zumindest am Wochenende die Bettschwere für eine Siesta habe.
Nun aber mein Nachmittagsplan: Kaffeeundkuchen im Glas-Café.
Die Mohn-Preiselbeer-Torte schmeckte mir sehr gut (kam gleich auf die Nachbau-Liste), der Vollautomat-Cappuccino ließ mich meine Heimkehr noch mehr herbeisehnen als eh schon.
Twitter hat das Layout komplett geändert. Und belästigt mich wieder mit Werbung sowie den Likes anderer Twitterer in der Timeline, das werde ich ihm erst wieder mühsam abgewöhnen müssen – bislang klappte das bei Werbung mit Blockieren (sensationell, wie viele Werbekanäle SAP unterhält), bei Likes mit (neue Formulierung) “Show me less often”. Mal sehen, wie lange das diesmal dauert.
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Familie Bruellen macht gerade Kanada-Urlaub. Und Blog-Chefin Frau Bruellen hat ausführlich ihren Kayak-Trip um Vancouver Island beschrieben und bebildert.
“130719-160719: Wie war das mit dem Kayaken?”
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Nun aber doch mal zur Mondlandung vor 50 Jahren. Hier ein schöner und informativer Twitter-Faden:
“Let’s talk about peeing in space.”
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Ich werfe dem Universum, darin besonders dem Internet, darin besonders Ihnen allen heftig vor, dass sie bis vor kurzem Maren Kroymann an mir haben vorbeigehen lassen. Die Frau ist ja wohl durch und durch großartig! Und da sie eben gerade 70 Jahre alt geworden ist und auf eine lange Karriere als Kabarettistin und Schauspielerin zurückblickt, kann ich dahinter nur Absicht, wenn nicht sogar ein abgekartetes Spiel vermuten.
Für die Süddeutsche hat Christine Dössel einen Geburtstagsartikel verfasst:
“Eine klassische Spätzünderin.”
Dem Artikel habe ich den Hinweis auf diese Show in der Mediathek der ARD entnommen:
“Kroymann – Der Geburtstag.”
Dickste Empfehlung, ich kam gestern aus dem Begeisterungsquietschen schier nicht mehr raus.