Journal Mittwoch, 28. August 2019 – Sommerabend mit Terrassenessen und Bodenpreise in der Landwirtschaft
Donnerstag, 29. August 2019 um 6:57Tief und durchgeschlafen – wahrscheinlich bis zum Weckerklingeln, hätten mich nicht um halb sechs ein lautes Telefonat plus Krachen des Müllhäuschentors direkt unter meinem Schlafzimmerfenster geweckt.
Während des Milchkaffees Morgenrosa.
Zu Fuß in die Arbeit, besprechungslos gearbeitet. Fußpflegetermin vereinbart, Orthopädentermin vereinbart. Mittagsbrotzeit Tomate, Gurke, Paprika, Pfirsich mit Manouri.
Nochmal ein strahlender Sommertag. Auf dem Heimweg beim Vollcorner Obst und Milchprodukte eingekauft.
Fürs Abendessen hatte ich mir Draußenessen gewünscht, Herr Kaltmamsell schlug die Terrasse des griechischen Melina Merkouri vor, zehn Minuten von daheim. Beim letzten spontanen Versuch hatten wir keinen Platz bekommen, diesmal waren wir vor sieben früh genug da: Auch wenn der Trubel nichts von der angeblichen städtischen Menschenleere im August verriet, bekamen wir einen Zweiertisch. Unsere Bestellung war vom Abendessen auf dem Nachbartisch inspiriert: Vorspeisen warm und kalt für zwei. Dazu eine Flasche Rosé Kir Yanni Akakies – der im Handumdrehen meine Sitzbeschwerden verschwinden (vergessen?) ließ.
Von links: Schafkäsecreme mit Chili, Tsatsiki, Fladenbrot mit Knoblauch, Tarama, Zucchinipuffer, mit Schafskäse gefüllte eingelegte Paprika, Bohnensalat, frittierte Auberginenscheiben, frittierte Calamari – alles sehr gut.
(Übrigens hatte ich heute einen Offline-Kommentar zu meinen körperlichen Beschwerden, der auch hier hätte auftauchen können: “Ich hatte ja auch mal so eine Blockade in der Hüfte, bei mir war’s Vitamin-D-Mangel.”)
Rechtzeitig zu Grey’s Anatomy waren wir wieder daheim.
§
Aus beruflichen Gründen ins Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben geschaut (was meinen privaten Interessen aufs Angenehmste entgegen kam). Und dort zum Beispiel etwas über die steigenden Bodenpreise in Nordrhein-Westfalen und ihre Folgen gelesen:
“Bodenpreise: Völlig abgehoben”.
Das ist in Bayern, wo die Bodenpreise in der Landwirtschaft deutschlandweit am deutlich höchsten sind, nicht anders (mit der Besonderheit, dass hier auch die regionalen Unterschiede am deutlichsten sind): Ich erinnere mich an die Suche des Kartoffelkombinats nach landwirtschaftlichen Flächen für eine Gärtnerei: Der Vorstand berichtete über Unbezahlbares. Wir hatten riesiges Glück, dass wir von der Baumschule erfuhren, die wir seit zwei Jahren zu unserer Gärtnerei machen.
Auf der Website des bayerischen landwirtschaftlichen Wochenblatts wird über einen Imagefilm US-amerikanischer Landwirte berichtet, der viele Berufskollegen hierzulande berührt.
https://youtu.be/LN21LAaaOks
(Zu sehen auch ein “Kreislheyer” – Kreiselheuer: Bezauberndes Wort aus der oberbayerischen Landwirtschaft, erst kürzlich gelernt.)
die Kaltmamsell9 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 28. August 2019 – Sommerabend mit Terrassenessen und Bodenpreise in der Landwirtschaft“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
29. August 2019 um 7:26
Das Video ist sehr berührend (soll’s ja sein).
Meine Schwester und ich führen die Landwirtschaft unserer Eltern auch nicht fort. Wir sind mit dem Rhythmus der Tiere und ihrer Versorgung aufgewachsen (ich stehe jetzt noch zur selben Zeit auf, zu der ich früher in den Stall gegangen bin). Hatten keine Sommerferien, sondern standen auf dem Wagen. Haben mit dreizehn Jahren Fohlen und Zicklein auf die Welt geholfen. Lernten Traktorfahren, als wir noch nicht schwer genug waren, die Kupplung des alten Lanz zu treten (erschreckende Erfahrung! Vermutlich pädagogisch nicht wertvoll).
Aber es geht nicht: Das Subventionssytem ist so verfahren und die Politik so unwillig und lobbyorientiert, dass ein kleiner Ökohof nur verlieren kann.
Süddeutschland hat die besseren Voraussetzungen für nachhaltige Landwirtschaft (keine Agrarwüsten dank des Erbrechts, bei dem geteilt wurde. Im Gegensatz zum Norden, wo monströse Flächen Monotonie schaffen und anfällig für alles sind), aber viel Zeit bleibt nicht mehr, das zu retten!
29. August 2019 um 7:32
Auf Wunsch der Autorin gelöscht.
die Kaltmamsell
29. August 2019 um 8:45
Umso katastrophaler ist die jüngste Entwicklung in Bayern, Madame Graphisme: Nach dem großen Bauernsterben der 60er und 70er machen jetzt wieder immer mehr Kleinbetriebe dicht.
Hier EU-weite Zahlen aus dem aktuellen Agrar-Atlas der Heinrich-Böll-Stiftung:
https://www.boell.de/de/2019/01/09/hoefesterben-wachsen-oder-weichen?dimension1=ds_agraratlas
Besonders erschreckt mich, wie wenige Menschen sich für Agrarpolitik interessieren: Blümchen bewundern und Bienen-Petitionen unterschreiben hilft wirklich nicht.
29. August 2019 um 8:57
Ja, leider sind Feelgood-Maßnahmen wie Biosiegel (mit für kleine Höfe unerfüllbaren Auflagen) und minimale Platzerweiterung für die Massentierhaltung (ein A4-Blatt mehr .. hurra!) für die meisten Konsumenten genug, sich aktiv zu fühlen. Das spielt den organisierten Agrar-Fabriken in die Hände. Eine grüne Plastikverpackung hilft leider gar nichts. :(
Ich fürchte, die Zukunft für kleine süddeutsche Höfe in attraktiver Lage (wir leider nicht – von unserem Hof aus sieht man am Horizont Autobahn, ein Autohaus – ja, ja, Daimler-Country, und ein Kohlekraftwerk) liegt im Tourismus, während der Norden immer weiter aufgekauft und im wahrsten Wortsinne verwüstet wird, bis die weitere Aufheizung des Planeten den Energieaufwand für die leergelutschten Böden unrentabel macht.
Eine Wende kann nur durch eine komplette Reform des derzeitigen Subventionssystems kommen. Was ungefähr so wahrscheinlich ist wie die Abschaffung der Pendlerpauschale.
29. August 2019 um 9:56
Hier auch Team Vitamin D. Nehme seit nunmehr sieben Jahren täglich 5.000 IE. Spiegel von vorab 17 ng/ml auf nunmehr durchschnittlich 40 ng/ml. Deutliche Schmerzreduktion bei diversen chronischen Sachen und interessanterweise auch viel weniger Erschöpfung, was davor ein leider großes Thema war.
29. August 2019 um 10:34
Griechischer Wein und Grey’s Anatomy – klingt nach ner Klasse-Therapie. Hals- und Beingut!
29. August 2019 um 10:56
(hier stand um 9 Uhr irgendwas ein langer, gelöschter Rant über ungebetene Ratschläge, die einen Leidensweg manchmal unerträglich machen, über den Widerwillen, der daraus entsteht, über den eigenen Zustand zu sprechen, der einem aber dennoch sehr zu schaffen macht, über den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität und über die erstaunliche Tatsache, dass sich Wirkungen von Maßnahmen nicht verallgemeinern lassen)
https://ishouldhavesaid.net/top-ten-comebacks-for-unsolicted-advice/
https://tinyurl.com/y4evdsya
29. August 2019 um 12:21
es ist und bleibt ein kreuz mit der landwirtschaft. in meiner heimatregion sind inzwischen fast alle kleinen höfe weg, verkauft, abregissen, leerstehend usw. die ländereien verpachtet an die verbleibenden höfe, mit dem einzigen zweck, dort gülle auszufahren. und da haben wir es tatsächlich noch sehr schön, denn bei uns stehen tatsächlich auch noch jungviecher auf den weiden und hier und da sogar auch die milchkühe, die dann, wenn sie gemolken werden wollen, in den stall laufen und sich vom roboter melken und striegeln lassen, sich dann ihre handvoll kraftfutter holen und dann wieder nach draußen laufen.
es regelt sich nur über geld. es ist schädlich milch bei aldi und lidl zu kaufen, weil es schlicht zu billig ist. es ist schädlich, billigen käse zu kaufen. man muss beim privaten molkereibetrieb die milch für knapp 1,60 pro liter kaufen und den käse, der von dort kommt. nur so halten sich die privaten irgendwie über wasser.
und die unterstützung muss auch für andere lebensbereiche zur verfügung gestellt werden. es kann nicht sein, dass kinder von landwirten kein bafög bekommen, weil die eltern so viel ‘besitzen’, wenn allen völlig klar ist, dass es sich hier nur um dinge auf dem land handelt und das konto bei einem trockenen sommer so tief in den roten zahlen ist, dass die bäuerin wieder alles essen selbst anbaut und es aus not wieder hausschlachtungen gibt.
bauern sind unsere zukunft. sie verdienen jede unterstützung, die wir gut verdienenden hochgebildeten ihnen geben können.
30. August 2019 um 12:06
Vom Thema her ein bisschen anders gelagert, aber sehr interessant war für mich diese Sendung des BR: “Ein paar, zwei Höfe — Alles eine Frage der Organisation”. Gerade auch die Aussagen der Frauen waren für mich eine Bereicherung sowie auch zu hören, wie man sich in der Landwirtschaft heutzutage organisieren kann. Ich kenne mich mit Landwirtschaft nämlich nicht aus. Link: https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/notizbuch/ein-paar-zwei-hoefe-alles-eine-frage-der-organisation-100.html
Zu verqueren Gesundheitsratschlägen will ich nur dieses Zitat von Kettcar einbringen: “Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.” Habe das Problem in letzter Zeit auch öfter. Wünsche gute Nerven. (Auch mir selbst…)