Archiv für August 2019

Journal Sonntag, 11. August 2019 – Hochsommersonntag

Montag, 12. August 2019

Sehr gut geschlafen.

Angekündigt war ein sonniger Hochsommertag, der wurde dann auch geliefert. Ich bekam nochmal Balkonkaffee, machte mich nach ausführlichem Bloggen fertig für eine Schwimmrunde im Schyrenbad.

Dorthin spazierte ich durch den Alten Südfriedhof; die zahlreichen totgesponnenen Buchsbäume aller Größen gaben dem sonst sonnig leuchtenden Anblick eine gespenstische Note.

Im Wasser war ich 11.15 Uhr, die Bahnen waren nur locker besetzt. Über glitzerndem Boden zog ich meine 3.000 Meter, es ging gut.

Zum ersten Mal in dieser Saison legte ich mich anschließend auf die Wiese in die Sonne und hörte Musik. Als Brotzeit hatte ich Pfirsiche und Pflaumen dabei.

Nachmittags füllten sich Liegeplätze und Wasserbecken, gegen drei machte ich mich auf den Rückweg. Daheim ausführliche Körperpflege, eine Käsesemmel als Snack.

In meiner Leserunde wird beim nächsten Treffen über Colson Whitehead, Sag Harbor gesprochen. Um das noch rechtzeitig bis zum Termin zu schaffen, muss ich mich dahinterklemmen. Deshalb ließ ich die Wochenendezeitung ungelesen, setzte mich mit dem Kindle auf den Balkon und tauchte in den Sommer einer schwarzen 80er-Jugend auf Long Island ein.

Für die kommende Woche waren kühle Temperaturen und regnerisches Wetter angesagt, es galt also, diesen vorerst letzten Sommerabend für ein Abendessen unter freiem Himmel zu nutzen. Herr Kaltmamsell wollte sich nicht zu viel bewegen, wir spazierten also rüber in den Schnitzegarten.

§

“‘Das Ziel ist nicht, seine Pickel schön zu finden'”.

Liebe deinen Körper, fordert die Body-Positivity-Bewegung. Besser wäre, ihn egal zu finden, sagt Anuschka Rees. Hilft Body Neutrality gegen den Schönheitswahn?

Ebent.

via @giardino

Journal Samstag, 10. August 2019 – Warme Regenwanderung am Ammersee

Sonntag, 11. August 2019

Jetzt beim Schreiben fällt mir auf, dass das gestern für mich ein idealtypischer Sommersamstag war: Morgenkaffee auf dem Balkon, kleine Einkaufsrunde, Wandertour mit abschließendem Wirtshausessen, nach Rückkehr Eis von der Eisdiele zum Nachtisch. Dass es regnete, mich beim Wandern Schmerzen plagten – machte nichts.

Ich stand nach Ausschlafen zu bedecktem Himmel auf, doch die Hitze des Freitags wärmte noch die Luft – also Balkonkaffee. Nach langem Bloggen machte ich mich wanderfertig, ging aber erst mal auf eine Erledigungsrunde. Inzwischen hatte der angekündigte Regen eingesetzt, für meinen Gang zu Reinigung und Basitsch brauchte ich einen Schirm.

Daheim Frühstück: Ich mischte zwei Pfirsiche und eine reife Maracuja mit Joghurt und war völlig begeistert von der Obstkombination – bis mir einfiel, dass das ja seit Jahrzehnten ein Klassiker im Saft-, Joghurt-, Eisteeangebot ist. Kein Zufall also.

Ich hatte eine 18-Kilometer-Wanderrunde am Ammersee ausgesucht. Die Anfahrt nach Herrsching war ein wenig umständlicher als sonst: Die S-Bahn-Stammstrecke war wegen Bauarbeiten gesperrt (wann, wenn nicht an einem Wochenende in den Sommerferien soll das auch gemacht werden, da stört’s am wenigsten), wir mussten erst mal mit einem Zug nach Pasing fahren.

Von Herrsching aus hoch Richtung Andechs, dann gingen wir eine ganze Zeit die Erlinger Höhe entlang. Es setzte Regen ein, doch wir hatten ja unsere superduper Wanderjacken dabei.

Für eine Pause nach zweieinhalb Stunden fanden wir einen weichen und trockenen Platz unter einer riesigen Tanne: Es gab Breze und reife grüne Pflaumen.

Der ohnehin nie starke Regen versiegte. Kurz darauf riss der Himmel auf, die Sonne kam heraus – und es wurde sofort heiß. Leider hatten die Schmerzen in meiner Hüfte und im Bein dazu geführt, dass ich mittlerweile völlig verkrampft ging. Melancholische Gedanken ließen mich froh über die bereits erlebten Wanderurlaube in England, Spanien, Irland, an der Mosel und im Westerwald sein – das ginge jetzt nicht mehr.

Erling. Auf dem Rückweg kamen wir an dem Gelände der riesigen Tank- und Betriebshallenanlage vorbei, die ich auf dem Hinweg von oben gesehen hatte: Die Andechser Molkerei – klar, irgendwo müssen die Andechser Molkereiprodukte ja herkommen.

Wir stiegen ganz hoch bis zum Kloster Andechs, kehrten aber nicht ein (der eine bisherige Besuch hatte nicht die besten Erinnerungen hinterlassen).

Durchs Kiental zurück nach Herrsching.

Kulinarisches Gegenprogramm zum Vorabend: Wir kehrten im Gasthof zur Post ein, Spareribs aus dem Smoker für den Herrn, Spanferkelbrust für mich (die ich nur zur Hälfte schaffte, tse).

Wieder mit einmal Umsteigen fuhren wir zurück nach München, auf dem Weg nach Hause gab es Eis.

Daheim Auspacken und Ausruhen. Beim müden Rumschalten am Fernseher stolperten wir in der Reihe alpha-retro über eine Reisesendung von 1982, Walter Sedlmayr in Portugal:
“Einmal Portugal und zurück”.

Wir blieben daran hängen, weil der Hintergrund des launigen Tonfalls überraschend reflektiert war: Nelkenrevolution, möglicher EU-(damals noch EG-)Beitritt, vor allem aber der touristische Blick und seine Filter- und Verfremdungsgefahr. Die scheinbare Komödie zeigte mehr Respekt vor Land, Leuten und ihre Selbstbestimmung, als ich es von vielen Auslandsjournal-Berichten der Zeit kenne.

Dazu kam die Thematisierung des Filmens selbst: Kamera- und Tonleute waren präsent, mal kicherte der Kameramann über einen pathetischen Text, mal sah man den Tonmann, der sich eben gezeigten Wein einschenkte. Rechts und links böse Witze über den Bayerischen Rundfunk. Und die klassisch romantisierenden Takes von Land und Leuten wurden als gestellt ironisiert: “Jetzt noch alter Mann auf Pferdewagen bitte, sag dem Mann Bescheid, er kann losfahren, wir wären so weit.”

Scheint leider nicht in der Mediathek vorgehalten, wir müssen wohl auf nächsten Samstag warten, wenn ab 20.15 Uhr Walter Sedlmayr nach Österreich und Spanien reist, am 24. August nach Frankreich und Israel.

Journal Freitag, 9. August 2019 – Gemüstag, mit Stern im Tian

Samstag, 10. August 2019

Am Vorabend war es mir zu spät dafür gewesen, jetzt stellte sich Herr Kaltmamsell in aller Herrgottfrüh in die Küche und schnippelte meine Brotzeit nach Wunsch: Fenchel aus Ernteanteil, grüne lange Paprika vom Verdi (leicht scharf), Salzzitronen, Pfeffer, Salz, Rapsöl.

Schmeckte hervorragend – ich beginne Menschen zu verstehen, die Salzzitrone erst mal an alles tun.

Vier Monate im Jahr muss ich ja wegen Oktoberfest einen Umweg um die Theresienwiese machen. Das bringt mich um den weiten Blick, den ich sonst so genieße, hat aber einen enormen Vorteil: Ich gehe an der Feuerwache 3 – Westend vorbei, meine innere Achtjährige bekommt immer wieder etwas geboten. In den vergangenen Tagen stand mehrfach ein Feuerwehrauto vor dem Gebäude, die eine oder andere Klappe geöffnet, Feuerwehrmänner taten Dinge daran. Am Donnerstagabend saß eine Gruppe Feuerwehrler davor in der Abendsonne, Tore zum spannenden Gebäudeinneren offen. Und gestern war gerade ein Leiterwagen vor dem Gebäude in Betrieb, ein Feuerwehrmann mit Helm fuhr im Korb hoch, ein anderer saß unten in der Steuerkanzel und betätigte die Leiter. Ein entgegenkommender Herr, der auch fasziniert nach oben guckte, und ich lächelten einander dämlich vor Begeisterung an.

Der Tag war schnell und überraschend heiß geworden. Auf dem deshalb langsamen Heimweg ging ich bei Bank und Obsthändler vorbei, wir haben jetzt die reichste Obstsaison.

Am Abend war ich mit Herrn Kaltmamsell verabredet: Ich hatte einen Tisch im mittlerweile sternbekrönten Tian am Viktualienmarkt reserviert.

An die Einrichtung des Restaurants musste ich mich erst mal gewöhnen, diese Polster-und-Bronze-Opulenz kommt bei mir als eher unangenehm neureich an.

Wir entschieden uns für alle sieben Gänge, doch gestern hätte mich die sonst so geschätzte Weinbegleitung überfordert – allein schon die Menge von insgesamt einer Flasche. Also bekam ich die Weinkarte. Die eher übersichtliche Karte war stark österreichisch ausgerichtet und hier auf Gols am Neusiedlersee. Ich hatte noch nie eine Weinkarte in der Hand (besser: vorm Körper – sie war so groß, dass ich mich dahinter hätte umziehen können), in der ich so viele Winzer und Lagen kannte und sogar schon probiert hatte. Ich entschied uns1 gegen einen Orange Wine, da Herr Sommelier bei allen seinen Vorschlägen eine mostige Note zugeben musste, die ich nicht mag. Wir ließen uns einen katalanischen Enric Soler Improvisació empfehlen, der uns sehr gut schmeckte, aber, wie sich herausstellte, sich mit den Gerichten nichts zu sagen hatte.

Der erste Gruß aus der Küche stand schon in einer Vase auf dem Tisch, dunkelgrüne Teigstangen mit Majonese und Blütenblättern. Dazu gab es Champagner De Sousa: Weiß für ihn, rosé für mich.

Der zweite Küchengruß: ein Maissüppchen, sehr angenehm.

Der erste richtige Gang: “Kohlrabi: Radieschen, Buttermilch”. Der Kohlrabi war laut Erklärung die beige Puddingscheibe, darin Tomaten, darüber Radieschen, dazu Schnittlauch-Buttermilch-Soße geträufelt. Nur: Nach Kohlrabi schmeckte hier nichts, Geschmack kam von den Tomaten und Radieserln. Der Pudding schmeckte generisch umami und war cremig, während ich mit Kohlrabi Frische und Knackigkeit verbinde (ich erinnere mich mit Speichelfluss an den kleinen, Frischkäse-gefüllten im Berliner Cordobar).

“Vichyssoise: Queller, Burrata” war eine ansprechende Kombination, aus dem kalten Klassiker war die Kartoffel deutlich zu schmecken.

“Junger Lauch: Spargel, Pfifferlinge”. Intensiv schmeckten hier die Pfifferlinge, unterstrichen durch Estragon. Der Spargel ging unter, der Lauch brachte Röstaromen mit.

Die “Alternative Ratatouille: Paprika, Tomate, Aubergine” von der Karte wurde uns als “unsere Interpretation” vorgestellt. Interessant war hier der klare Tomatensaft, schön herzhaft, auch die sauer eingelegten Einzeltomaten. Und was unter der schimmernden Kuppel hervor kam, schmeckte wie eine sehr, sehr stark eingeschmurgelte Ratatouille. Wie schon beim Kohlrabigang fragte ich mich, was wohl das Ziel einer Küche ist, die ihre Zutaten hinter der Zubereitung versteckt. Artistik? Aber die Frage mag mal wieder vor allem meine persönlichen Vorlieben verraten.

Zur Entschädigung gab es deutlich nach sich schmeckend “Spitzkohl: Pasta, Kümmel”. Wir hatten Krautfleckerl erwartet, deren zentrale Zutaten hier aufgezählt waren, bekamen aber Krautkrapfen. (Die Servicekraft – eine von fünfen, die uns umsorgten – verstand nicht, wovon wir sprachen, das Gericht ist vielleicht zu regional).

Der Käsegang war ein geschmolzener: “Cathare von Maître Anthony: Olive, Zwiebel, Rucola”, sehr gut, vor allem durch die geschmorten roten Paprika.

Dazwischen gab es einen Melonen-Shot mit Ingwerschaum, schön saisonal und wohltuend.

Den Nachtisch mochte ich sehr, weil er sich auf Schokolade, Himbeere, Rose konzentrierte. Die winzigen Küchlein waren aus Mandelteig.

Zum Abschluss ließ ich mir einen Espresso bringen (anständig), dazu gab es Zitronen-Madeleines.

Draußen traf uns mit Wucht eine schwüle Nacht, wir spazierten über den emsigen Gärtnerplatz und durch viele Wochenendeinläuter auf allen Draußensitzplätzen nach Hause.

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Frau Klugscheißer erzählt am eigenen Beispiel, wie gerade starke Menschen durch traumatische Erlebnisse nachhaltig aus der Bahn geworfen werden können. Und wie sie zurück finden.
“Trauma my ass!”.

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Für Hispanohablantes:
“Esta jienense puede leer su agenda telefónica gracias a los dibujos de su nieto”.

(Ja, das ist die Schlagzeile. Zu den Merkwürdigkeiten spanischer Kultur gehört, dass die Schlagzeile, wie wir sie kennen, nicht gebräuchlich ist – am ehesten noch auf den Titelseiten von Klatschmagazinen -, sondern als Überschrift etwas dient, was bei uns der Vorspann wäre.)

Zusammenfassung: Die 74-jährige Encarna Alés telefoniert gerne. Weil sie nicht lesen kann, hat ihr Enkel ihr ein Telefonbuch mit Symbolen statt Buchstaben gemalt, das er kontinuierlich aktualisiert. Kürzlich twitterte er Fotos von ein paar Seiten daraus – die Tweets gingen viral.

Darin ist so viel bemerkenswert (neben den seltsamen Überschriftgepflogenheiten):
– Der Spanier hispanifiziert Fremdwörter bis heute völlig ungerührt, retweeten heißt “retuitear” wie in “Ha sido retuiteado más de 15.000 veces en un día.”.
– Es gibt bis heute ganze Generationen von Analphabeten in Spanien. Das war bei meiner spanischen Yaya so (die jetzt 105 Jahre alt wäre), aber eben auch bei der beschriebenen Encarna Alés. “Encarna Alés tuvo que dejar el colegio para trabajar con ocho años” – sie musste mit acht Jahren die Schule verlassen um zu arbeiten. War halt so.
– Ihren Namen kann Frau Alés aber schreiben: Das hat ihr Vater ihr beigebracht, damit sie bei der Heirat nicht mit einem Daumenabdruck unterschreiben musste.

  1. Herr Kaltmamsell hat zum Glück noch nie protestiert []

Journal Donnerstag, 8. August 2019 – Erste Runde Nach-Reha

Freitag, 9. August 2019

Sonniger Tag, aber nicht zu heiß.

Vormittags eine Hand voll Trockenpflaumen, Mittags Quark mit vielen Pfirsichen, Nachmittagssnack Eiweißriegel.

Pünktlicher Feierabend, um zur Nach-Reha zu kommen. Erstes Mal “Nachsorge Gruppe”, was 25 Minuten Gymnastik mit Sitzball enthielt, wenn man wollte (raten Sie) durchaus anstrengend. Dann die Runde im Geräteraum, in die ich am Montag eingewiesen worden war. Sollte sich zu einer Stunde summieren, wurden gestern aber anderthalb Stunden – von denen höchsten zehn Minuten meiner Unerfahrenheit mit dem Raum, den Geräten und dem Computersystem geschuldet waren: Das Tempo des Hebens, Schiebens, Drückens ist von den Maschinen genau vorgegeben, die freien Übungen absolvierte ich sogar zügiger als optimal.

Die Zusatzschmerzen seit der jüngsten Laufrunde (und die Nachwirkungen des Schlingentischs in der Reha) sind noch nicht wieder weggeheilt, ich hinke unelegant. Das kann doch nicht meine Zukunft sein?

Durch die unvermutet lange Dauer des Reha-Sports war ich spät daheim. Herr Kaltmamsell hatte vereinbarungsgemäß aus den Agretti des gestern geholten Ernteanteils ein Spaghettigericht bereitet (Pinienkerne, Knoblauch, ein wenig Sardelle, ein wenig Chilischote):

Nachtisch viel Schokolade.

Fledermäuse im Formationsflug überm Hinterhof.

§

Ein Realschulleiter und seine diesjährige Abschlussrede.

1000 Fragen 901-920

Donnerstag, 8. August 2019

901. Hast du schon einmal eine Rede gehalten?
Ja.

902. Welche Art von Restaurants bevorzugst du?
Hausmannsküche aller Nationen, mit Expertise und Hingabe zubereitet. (Sofort schmerzt mich wieder die Schließung der Marietta.)

903. Welchen großen Vorteil hat es, wenn man als Single lebt?
Eine ganze Wohnung für sich allein.

904. Welchen großen Vorteil hat es, wenn man in einer Beziehung lebt?
Wenn es irgendeine Beziehung ist, fällt mir kein Vorteil ein. Wenn es sich um meine Beziehung handelt, ist der Vorteil das Teilen von Leben und Alltag mit einem Menschen, auf den ich mich vor jeder Begegnung freue.

905. Findest du dich selbst schön?
Ausreichend.

906. Welche Gefühlsregung erlebst du mindestens einmal am Tag?
Harndrang.

907. Wann hast du zuletzt Champagner getrunken?
Vor wenigen Monaten.

908. Bist du ein Sonntagskind?
Nein, ich kam an einem Dienstag auf die Welt.

909. Wie würde das Gemälde aussehen, das dein Leben darstellt?
Kleinteilig, eher matte Farben, dazwischen schwarze und weiße Striche.

910. Mit welchem Kleidungsstück von früher verbindest du gute Erinnerungen?
Mit keinem.

911. Was würde in einer Kontaktanzeige über dich stehen?
Wartungsintensiv.

912. Mit wem hast du zuletzt laut gelacht?
Mit den Gästen und Gastgebern des Paellaessens vergangenen Samstag.

913. In welchen Sprachen kannst du dich verständlich machen?
Deutsch, Oberbayrisch, Englisch, Spanisch.

914. Wozu hast du immer wieder keine Zeit?
Buch lesen. (Und das mir, die ich lange daraug verwiesen habe, dass ein echter Bücherwurm eher für alles andere keine Zeit hat.)

915. Kommt Weisheit mit den Jahren?
Nein.

916. Was ist das schlimmste Schimpfwort, das du jemals einer Person an den Kopf geworfen hast?
Ich beschimpfe Menschen nicht mit Schimpfwörtern.

917. Was war die spontanste Aktion deines Lebens?
Gleich Aktion? Und schon hänge ich beim Nachdenken daran fest, was eigentlich “spontan” bedeutet. Denn ich fälle Entscheidungen schnell und impulsiv – ist das Spontanität? Dann habe ich schon Reisen spontan geplant – aber halt mit Beginn Monate später. Doch eine ganze Aktion kurzfristig beschließen und sofort beginnen? Da fällt mir keine ein.

918. Findest du, dass das Leben erst durch Kinder ein erfülltes wird?
Nein.

919. Wie verhältst du dich in einem Haus, in dem es zu spuken scheint?
Hängt davon ab, ob mich der Spukanschein stört oder beunruhigt. Wenn er das tut, suche ich nach der Ursache und repariere/befestige sie – oder schimpfe, man möge bitte mit dem Unsinn aufhören.

920. Mit wem würdest du gern einen Tag das Aussehen tauschen?
Mit einem Mann.

Quelle: Flow-Magazin.

Zu den Fragen 881-900.
Zu den Fragen 921-940.

Journal Mittwoch, 7. August 2019 – Schlafstörende Behütung

Donnerstag, 8. August 2019

Unruhige Nacht. Kurz vor Mitternacht weckte mich lautes Rufen draußen, das von einer Unterhaltung mehrer Männerstimmen abgelöst wurde, freundlicher Tonfall, aber in Bierzeltlautstärke. Vom Wohnzimmerfenster aus sah ich im Hinterhof fünf Herren des Ordnungsdiensts des Kreisverwaltungsreferats mit Taschenlampen um einen Zivilisten stehen (der einzige mit leiser Stimme), der möglicherweise im Gebüsch übernachten wollte. Was mich deutlich weniger gestört hätte als das Rufen.

Um zwei wurde es nochmal laut, wieder Rufen, diesmal von der Straße. Nach diesem erneuten Wecken schlief ich sehr lang nicht wieder ein. Es war nicht das erste Mal (auch nicht erst das zweite oder dritte), dass mich der Jagdeifer dieses Ordnungsdienstes (eingerichtet, weil viele Anwohnende sich durch die Menschen und den Drogenhandel im Nußbaumpark bedroht fühlen) nachts aus dem Bett hebelte. Ich werde mir ein Herz fassen müssen und bei offizieller Stelle um Schonung des Nachtschlafs der Menschen bitten, die der Ordnungsdienst behüten soll.

Der Tag begann noch gemischtwolkig, ich genoss den Fußmarsch in die Arbeit.

Dass ein besonders emsiger Treff der Wohnungsflüchtlinge im Viertel mit morgentlicher Bierflasche in der Hand die Bank vor dem Institut für Rechtsmedizin / Walther-Straub-Institut für Toxikologie ist, sollte dringend in einem launigen Roman fiktionalisiert werden.

Mittags gab es den am Vortag zubereiteten Salat aus gekochtem Buchweizen, frischen grünen Paprika, Tomaten, Thymian und Emmentalerstückchen. Ich war vor Ende der Portion satt, hatte so noch einen Snack für nachmittags.

Es regnete immer wieder, auch auf meinem Heimweg brauchte ich einen Schirm. Herr Kaltmamsell hatte keine Lust gehabt zu kochen – was bedeutete, dass er lediglich ein Rezept für Champignonsalat ausprobiert hatte (Hinweis von mir) und sonst Käse, Brot, Tomaten, Wassermelonen servierte.

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Schabernack auf Twitter, zusammengefasst vom Online-Magazin watson:
“Wenn Frauen über Autoren schreiben, wie sonst nur Männer über Autorinnen schreiben”.

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Die großartige Celeste Barber, die als durchschnittlich geformte Normalfrau die Posen von Modelschönheiten nachäfft, hat es auf ein Vogue-Cover geschafft. Und zeigt hier ein paar Szenen hinter den Kulissen der Fotoaufnahmen.

Journal Dienstag, 6. August 2019 – Nix Besonderes, aber Sonne und Wind

Mittwoch, 7. August 2019

Der Wecker riss mich aus tiefem Schlaf.

Gestern war ein komischer Tag. Ich ging mit Schmerzen in Kreuz und Hüfte (und ahne, dass meine Rührung über Menschen, die mich mit Mitgefühl auf mein offensichtlich schmerzbedingtes Hinken ansprechen, demnächst erschöpft sein wird), mir war schwindlig, ich fühlte mich matt und erschöpft. Hoffen wir einmal, dass auch das vorbeigehen wird.

Sonniger Tag mit schönem Wind und angenehmenen Spätsommergerüchen. Nach Feierabend machte ich einen Abstecher zum Vollcorner (übrigens, weil’s in meinem Internet gerade Thema war: Die haben die größte Auswahl an festem Haarshampoo, die ich kenne) für Kaffee und Brotzeit für die nächsten Tage.

Schon seit Montag sehe ich keine Mauersegler mehr, sie scheinen für dieses Jahr fort zu sein.

Herr Kaltmamsell hatte nach Pulpo gesucht, als er keinen fand stattdessen Calamari gekauft – und servierte sie zum Nachtmahl auf dreierlei Art:

In Tomaten-Oliven-Soße, aus der Pfanne (meine Lieblingsversion, weil intensivster Calamari-Geschmack) und mit Semmelbrösel gefüllt und geschmort. Ein Glas Chardonnay dazu (mag ich immer noch nicht wieder wirklich), Nachtisch Wassermelone.

Im Fernsehen lief Schräger als Fiktion. Der Film und meine Begeisterung dafür sind mir so präsent, dass mir erst gestern klar wurde, dass ich ihn nur einmal gesehen habe, und zwar vor zwölf Jahrem im Kino. Ich stellte fest, dass auch die synchronisierte Version funktioniert (natürlich nicht die “I brought you flours”-Szene).