Archiv für September 2019

Journal Mittwoch, 11. September 2019 – Nochmal nackte Beine

Donnerstag, 12. September 2019

Bis vier tief und fest durchgeschlafen – doch nach dem Klogang wegen Schmerzen nicht mehr schlafen können. Ich hielt mich am ersten Teil fest.

Nochmal nackte Beine und Rock, es war ein milder Tag angekündigt. Ich fror nicht auf dem Humpelweg in die Arbeit.

Mittags frische Feigen mit Dickmilch und eine Scheibe selbst gebackenes Brot.

Der September zeigte, was er lichtmäßig drauf hat und beleuchtet mir den Heimweg. In einem kleinen Westend-Feinkostladen kaufte ich Nektarinen, Rosé-Trauben und eingelegte Oliven.

Hopfen als Fassadengrün bis zum Balkon im zweiten Stock.

Herr Kaltmamsell machte auf meine Bitte Polenta mit Spinat und Champignons nach diesem Rezept.

Schmeckte sehr gut – und ich freute mich, mal mit einem Foodblog Bekanntschaft zu machen, das bis an die Grenze der Satire einen Blogpost mit sinnlosen Fotos (in diesem Fall dasselbe Motiv aus neun ähnlichen Perspektiven) und albernem Text in die Länge zieht – bis endlich das Rezept kommt (es gibt allerdings ganz am Anfang einen Knopf “Springe zum Rezept”). Herr Kaltmamsell bereitete die Polenta mit Milch und Butter zu, der Spinat und die Pilze passten ganz hervorragend dazu.

§

Die Schriftstellerin und frühere DDR-Spitzensportlerin Ines Geipel floh 1989 über Ungarn nach Westdeutschland. Sie macht sich große Sorgen über die Entwicklung in Ostdeutschland. Die Neue Zürcher Zeitung hat sie interviewt:
“‘Die AfD schafft es, dass sich der Osten ein weiteres Mal abhandenkommt’, sagt die Autorin Ines Geipel”.

via @ankegroener

§

Der große Lebensfotograf Robert Frank ist tot. Möglicherweise haben er und die Fotografien seiner Art auch Literatur verändert: Seither werden Anblicke und Augenblicke in Romanen oft beschrieben, wie sie auf seinen Fotos gestgehalten, ge-frame-t sind. (Nur so eine Idee, ich müsste nach Beispielen suchen.) Im New Yorker schreibt Peter Schjeldahl:
“The Shock of Robert Frank’s ‘The Americans'”.

Journal Dienstag, 10. September 2019 – Kann weg

Mittwoch, 11. September 2019

Nacht nicht mehr ganz so schlimm, diesmal hatte ich mir schon eine Stufe aus Decken und Handtüchern zurechtgebaut, die ich unter die Unterschenkel schieben konnte, und einen Wärmegürtel umgelegt.

Tageslicht begann bereits erschreckend spät. Ich watschelte wieder zu Fuß in die Arbeit, dort viel solche, zerschossen durch technische Kämpfe, die aber kurz vor Feierabend mit einem Triumph endeten: Nach Wochen habe ich wieder einen Telefonapparat.

Interessante Bekleidungssituation auf der Straße bei kurz unter 20 Grad: Viele Menschen im Wintermantel aus Tuch und in Anoraks – zeitgenössische Mode oder Verschwinden der “Übergangs”-Kleidung?

Mittags Linsen mit Mangold vom Wochenende, zwei Pfirsiche. Nachmittagssnack Quark mit einer Marajuca.

Der Tag war sonnig geworden, geradezu mild. Ich genoss den Spaziergang nach Hause.

Dort gab es die restlichen Kartoffeln aus Ernteanteil mit dem zweiten Teil Käse, zudem Schokolade.

§

Ein Schnippselchen Peter Ustinov auf Twitter, das alles raußreißt:
“Peter Ustinov recalling an encounter with Queen Mary is as good as you might expect”.

Journal Montag, 9. September 2019 – Gehetzter Wochenanfang

Dienstag, 10. September 2019

Sehr schlechte Nacht, ich fand keine Haltung, in der Hüfte, Knie, Schienbein nicht schmerzten. Erleichterung, als endlich der Wecker klingelte.

Draußen regnete es weiter, allerdings nachlassend. Ich eierte zu Fuß unterm Schirm in die Arbeit. Dort dichtes Programm inklusive Querschlägern, ich kam nicht mal zu einer richtigen Mittagspause (Tomaten, Gurke und eine Scheibe Brot).

Früher Aufbruch wegen Termins beim MRT. Dort keine Neuigkeiten, die Verschlechterung meiner Beschwerden lassen sich nicht mit einer Verschlimmerung des Bandscheibenvorfalls erklären.

Auf dem Heimweg brauchte ich keinen Schirm mehr, es kam sogar die Sonne heraus. In Absprache mit Herrn Kaltmamsell besorgte ich zum Nachtmahl einen Runde Käse beim Vollcorner. “Ein bisschen” habe ich bei Käse einfach nicht im Programm.

Daheim öffnete ich dazu eine Flasche Grassl Sankt Laurent Alte Reben 2015; besondere Weine brauchen als besonderen Anlass, dass man genau darauf Lust hat.

§

Der WDR berichtet über einen unangekündigten Besuch von Kanzlerin Merkel in einem persischen Restaurant in Chemnitz, dessen Besitzer von Nazis überfallen worden war. Ich war berührt von seinem Appell an Einwanderer, Chemnitz nicht zu verlassen, die Stadt nicht den Nazis zu überlassen.

§

Es wird einen weiteren Terminator-Film geben – mit Linda Hamilton! Ich werde nie vergessen, wie ich seinerzeit 1991 mit meinem besuchenden Bruder in Swansea Terminator 2 – Judgement Day sah – und den Mund nicht mehr zubekam, weil ich noch nie solch eine Frauenfigur gesehen hatte (allerdings hatte ich auch keine Erfahrung mit Action-Filmen).

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/oxy8udgWRmo

Die New York Times hat Hamilton daheim in New Orleans besucht:
“Linda Hamilton Fled Hollywood, but ‘Terminator’ Still Found Her”.

Hamilton trained in the desert with Green Berets, while doctors put her on a regimen of supplements and bioidentical hormones to build muscle. “I had a true village of experts trying to get the most out of this body,” she said, though vanity wasn’t the mission. “I don’t think there’s going to be one person who comes up to me who says, ‘You look so great for your age.’ I threw that into the Mississippi River, because that’s not what this is about. I want people to see me and go, ‘Oh my God, she got so old!’”

Journal Sonntag, 8. September 2019 – Drinnentag bei Regen mit Brotbacken und Sport

Montag, 9. September 2019

Ausgeschlafen. Der Blick nach draußen fiel auf Regen, der den ganzen Tag in verschiedenen Stärken anhielt. Ich tat keinen einzigen Schritt vor die Tür.

Nach dem Bloggen machte ich mich ans Brotbacken: Häusemer Bauerekrume, die Vorteige hatte ich Samstagabend angesetzt. Im Gegensatz zum Kuchen von Samstag klappte diesmal alles hervorragend, der Anschnitt abends nach dem Abkühlen ergab: Gelungen!

Zwischen den Schritten der Broterstellung (Falten, Formen, Ofen anschalten, Brot einschießen, Temperatur senken) bewegte ich mich sportlich. Plan war: Faszienrolle, ein Stündchen auf dem Crosstrainer, halbe Stunde Bauch- und Rückenkräftigung mit Fitnessblender. Aber dann hatte ich auf dem Crosstrainer so viel Spaß durch die Musik auf den Ohren, dass ich nach einer Stunde nicht aufhören wollte. Ich sprang immer wieder vom Gerät, wenn die Ofentemperatur verändert werden musste, und strampelte, bis das Brot fertiggebacken war. Danach nur noch ein paar Bauchübungen auf dem Boden.

Nach dem Duschen musste ich bei der Kleidungswahl eingestehen: Herbst.

Also Strumpfhosen und lange Ärmel.

Zum Frühstück (Risotto vom Samstag, Pfirsiche und Banane mit Joghurt, Kirschkuchenfragmente) las ich die Wochenend-Süddeutsche.

Familientelefonat, alle wieder da, Bruderfamilie einen großartigen Urlaub in Spanien gehabt habend.

Eine Runde Bügeln, dabei hörte ich Holger Kleins WRINT: Holgi hat sich mit Benjamin Hammer unterhalten, dem ARD-Korrespondenten in Tel Aviv.
“Israel”.

Hammer spricht über das Leben in Tel Aviv, den täglichen Raketenbeschuss in Israel aus dem Gazastreifen, über das Leben der palästinensischen Zivilbevölkerung, die politische Lage und ihre Hintergründe, aber auch über seinen Kampf um ausgeglichene Berichterstattung in einer extrem polarisierten Wahrnehmung und als Subjekt in ständiger Selbstüberprüfung.
(Endlich schob ich auch mal ein wenig Geld zu WRINT rüber.)

Zum Nachtmahl gab es von Herrn Kaltmamsell hergestellten Kochkäs, auf luxemburger Art (mit Gürkchen und Senf) serviert.

Außerdem Linsen-Mangold-Gemüse.

§

Ich kenne nicht nur eine Wissenschaftsjournalistin, die sich die Zähne am Thema Quantenphysik ausgebissen hat – spätestens in der letzten Abstimmmungsrunde mit Quantenphysikern und -physikerinnen, die ihr Fachgebiet nicht akkurat genug dargestellt sehen. Umso mehr Hochachtung vor Anja Conzett, die das für republik.ch durchgestanden hat. (“Wer behauptet, Quantenphysik verstanden zu haben, hat sie nicht verstanden,” soll Richard Feynman gesagt haben. Vielleicht hilft das.)
“Die Physiker”.

Ein verschlafenes Nest in den Pyrenäen ist der Treffpunkt für eine Gruppe hoch spezialisierter Physiker. Verhandelt wird eine Realität jenseits dessen, was der Mensch erfahren kann – mit dem Potenzial, die Welt zu verändern.

Und das geht dann so:

Wenn ein Laie auf einen Physiker trifft, kann das so ausgehen:

«Woran arbeitest du genau?»

«Ich beschäftige mich mit Tensor­netzwerken. Konkret versuche ich, durch Matrix­multiplikationen riesige Quanten­zustände effizient darzustellen.»

«Kannst du mir das noch mal erklären, aber so, als wäre ich sechs Jahre alt?»

«Äh … das habe ich gerade versucht?»

Kopfschmerzen und Inferioritäts­gefühle sind natürliche Begleit­erscheinungen, wenn man sich als Normal­sterblicher unter Quanten­physiker wagt. Doch Durchhalten lohnt sich.

§

Verkehrte Welt, in der die Konservativen am meisten das Ende der Freiheit fürchten. Thomas Assheuer macht sich in der Zeit dazu grundsätzliche Gedanken:
“Der Teufel trägt Öko”.

Auch ein psychologisches Moment befeuert den Alarmismus des Konservativen: Im grünen Politiker begegnet er seinem verdrängten Erbe, er begegnet Überzeugungen, die er früher selbst vertreten hat. Früher, als Konservative noch von Schöpfung sprachen und nicht von Ressourcen. Von der Weisheit des göttlichen Weltbaumeisters und der Unantastbarkeit seines Werks. Von Maß und Mitte, von Verzicht und Selbstbescheidung, kurz: von der Limitierung der Freiheit.

(…)

Man darf sich nichts vormachen. Der Zwang, alles Staatshandeln auf die Stabilisierung des Erdsystems auszurichten, beleidigt die Freiheit, die sich, was denn sonst, ihre Ziele gefälligst selbst aussuchen und sie frei wählen will. Es kränkt die liberale Autonomie, wenn sie nur noch über die Mittel entscheiden darf, nur noch darüber, wie sie ihr ökologisches Hauptziel erreicht. Verbunden übrigens mit der Drohung, dass bei Zuwiderhandeln die künftigen Freiheitseinschränkungen noch viel massiver ausfallen, während es eine Rückkehr zu einer unzweideutig natürlichen Natur nicht mehr geben wird.

Allerdings wies @mspro auf Twitter zurecht darauf hin: “konservativismus war nie eine kohärente ideologie, sondern immer nur verteidigung des status quo.”

Journal Samstag, 7. September 2019 – Schwimmen, Kuchenfiasko, Late Night

Sonntag, 8. September 2019

Ausgeschlafen aufgewacht, mit Plänen und Energie, der sanfte Landregen draußen war dabei bereits einkalkuliert.

Unter anderem war mir im Aufwachen eingefallen, welchen Kuchen ich backen wollte: einen Kirschsandkuchen in der Napfform, Rezept noch aus Kaffeekränzchenzeiten meiner Mutter von einer Freundin, in meinem handgeschriebenen Kochbuch festgehalten, seit Jahrzehnten nicht mehr gemacht. Als besonders reizvoll hatte ich in Erinnerung, dass der Kuchen mit etwas Kirschwasser beträufelt und mit einem Kirschwasser-Zuckerguss überzogen wurde.

Erst mal bloggte ich zum Morgenkaffee den Vortag weg und las die Twittertimeline der Nacht hinterher (inzwischen nur noch über die Listenfunktion von Twitter – dass diese Threads nicht am Stück darstellt und keine Filter anwendet, ist ein geringer Preis für das Wegfallen von Werbung und den ge-like-ten Tweets irgendwelcher anderer Leute).

Der Regen hatte nicht aufgehört, und ich plante doch eine Schwimmrunde im Olympiabad. Die U-Bahn wollte ich sehr nicht nehmen, also beschloss ich, dass der Regen schon nicht zu schlimm fürs Radeln war. Statt des umständlichen Fahrradumhangs schlüpfte ich in eine alte Wanderjacke mit Kapuze, die sich als das genau richtige Kleidungsstück herausstellte: Ich kam mit lediglich leicht feuchten Jeans am Schwimmbad an. (Und nachdem ich dann doch eine Fahrradfahrerin ein bisschen anbrüllen musste, die mir auf einer mehrspurigen Straße ohne Fahrradweg auf meiner korrekten Fahrseite entgegenkam.)

Ich schwamm mit Vergnügen und ungestört 3.300 Meter, war lediglich anfangs irritiert, dass es derzeit in der großen Schwimmhalle keine einzige Uhr zu geben scheint. Unter der Dusche rubbelte ich mir die Sommersonne der vergangenen Wochen mit einem Peelinghandschuh vom Körper, cremte und pflegte mich anschließend.

Auf dem Heimweg in der U-Bahn-Station am Josephsplatz endlich mal wieder Automatenfotos (die jüngsten waren von Ende März). Da die U-Bahn-Station Sendlinger Tor derzeit und noch die nächsten Jahre umgebaut wird, bin ich auf weiter entfernte Automaten angewiesen.

Leider belichtet dieser Automat über.

Beim Wimmer Handsemmeln zum Frühstück geholt, daheim aber erst mal den geplanten Kuchen zubereitet (fehlende Zutaten hatte in meiner Abwesenheit Herr Kaltmamsell besorgt – obwohl ich angeboten hatte, sie auf dem Heimweg vom Schwimmen einzukaufen): Mein Tagesplan sah auch eine bestimmte Kinovorstellung am Nachmittag vor, ich wollte davor nicht unter Zeitdruck geraten. Während der Kuchen im Ofen war, frühstückte ich.

Als ich den Kuchen rezeptgemäß gleich nach dem Fertigbacken stürzte: Fiasko.

Obwohl die Form gebuttert und gebröselt war, klebte das obere Drittel des Inhalts fest. Also kein Beträufeln mit Kirschwasser, ich pappte die Fragmente so gut es ging mit Zuckerguss zusammen.

Kino: Im City an der Sonnenstraße lief Late Night, der kleine Vorführsaal war gut voll – mit vor allem älteren und alten Frauen (die elegante Dame neben mir, die – wie die meisten – allein gekommen war, merkte das auch an).

Die leichte Komödie um eine seit Jahrzehnten erfolgreiche weiblich Late-Night-Show-Protagonistin (also Science Fiction, wie Hauptdarstellerin Emma Thompson in einem Late-Night-Show-Interview anmerkte) unterhielt mich gut, Thompson kann eh nichts falsch machen, Mindy Kaling, die auch das Drehbuch geschrieben hat, ist herzerfrischend.

John Lithgow spielt den Mann von Emma Thompson. Ich bin gerührt, Roberta altern zu sehen – er ist immer noch bezaubernd.

Ansonsten stimme ich Susan Vahabzadeh in der Süddeutschen zu:

Komische Frauen unter sich, eine Hauptdarstellerin über fünfzig, ein Plot, in dem es dann irgendwann darum gehen wird, Menopausen-Gags salonfähig zu machen – “Late Night” ist für Hollywood-Verhältnisse ein riskantes Projekt. Daran mag es liegen, dass Kaling im letzten Akt ihres Drehbuchs ein paar Zugeständnisse zu viel an die Konventionen der leichten Komödie macht.

Nach dem Kino noch ein paar Supermarkteinkäufe, Umweg über den Blumenladen am Stephansplatz: Ich wollte besondere Blumen für eine besondere Vase.

Abends kochte Herr Kaltmamsell groß auf. Ich hatte vor Wochen als Wunsch Kalbskoteletts auf seine Liste setzen lassen, die servierte er mit Kräutern paniert, dazu Risotto a la milanese.

Im Glas ein fränkischer Rotling, der mir dann doch einen Tick zu pferdefurzig war.

Als Dessert gab es den Kirschkuchen. Schmeckte schon gut, aber diese Sauerei geht halt gar nicht.

§

Junge Ostdeutsche nach der Landtagswahl vom vergangenen Wochenende auf Zeit Campus:
“Ich fühle mich, als ob ich einer riesigen Bedrohung gegenüberstehe”.

Wir wollten mit denen sprechen, die der Hass, die Vorurteile und Politik der AfD trifft: People of Color, Kinder von Migrantinnen, Geflüchtete. ZEIT Campus ONLINE hat mit zehn jungen Ostdeutschen über den Erfolg der AfD gesprochen. Wir wollten wissen: Wie geht es euch? Das sind ihre Antworten.

(…)

Ich möchte mich nicht verdrängen lassen, aber ich will auch nicht die ganze Zeit kämpfen müssen. Ich will nicht rausgehen und mir jedes Mal Gedanken über meine Sicherheit machen. Ich will mich nicht vorbereiten müssen auf einen einfachen Einkauf.

§

Warum ich Blogs von Anfang an mochte: Weil sie mir Einblicke in das Alltagsleben von Menschen ermöglichten, das sich in fast allem von meinem unterschied. Hin und wieder bekomme ich das heute noch. Zum Beispiel wenn ein Astrophysiker erzählt, wie er seinen Unterricht und sich dabei organisiert:
“Survival strategies for lecturers”.

Journal Freitag, 6. September 2019 – Zumindest die Füße schön

Samstag, 7. September 2019

(Außerdem langweilen mich meine Schmerzen.)

Also dann halt warme Jeans. Es war kühl und regnerisch, ich kam aber ohne Schirm durch meine Wege.

Der Arbeitstag war durchgeplant, doch das Dasein entschied sich, gestern eine Runde Wahnwitz einzulegen. Dummerweise gehörte auch Unlösbares dazu, das erzeugte ein ungutes Grundgefühl.

Für Mittag hatte ich mir beim Bäcker einen Laugenzopf und ein Stück Sandgebäck (“Kakaozunge”) mitgenommen, auf die ich mich freute. Gemeinerweise stellte sich die Kakaostange aber nicht nur an den Enden Schokolade-los heraus (vor einem Jahr waren sie knackig-dick mit Schokolade überzogen), sondern auch noch vorgestrig: Ich rülpste nach dem Verzehr noch eine ganze Weile leicht angeranzelte Butter.

Pünktlicher Freitagsfeierabend, ein paar Biosupermarkt-Einkäufe auf dem Weg heim.

Zuhause verabscheidete ich Herrn Kaltmamsell zu seiner Abendverabredung und bereitete mein Nachtmahl vor: Salat aus Ernteanteil waschen (er brauchte ein Vollbad, weil arg dreckig), Tahinidressing erstellen. Dann verließ ich das Haus nochmal: Ich hatte einen späten Pediküre-Termin, zu dem ich radelte. Der war sehr angenehm, vor allem hatte ich anschließend schöne Füße.

Ich hatte mich für einen Lack entschieden, der möglichst weit entfernt von denen war, die ich daheim habe.

Eine große Schüssel Salat mit Tomaten ganz allein für mich, dann noch ordentlich Schokolade.

Post vom Finanzamt: Eine Erinnerung, ich müsse noch die “Einnahmenüberschussrechnung” für das Jahr 2018 nachreichen. WAS? WIE? WER? WAS IST DAS? Zum einen ist unsere Einkommensteuererklärung für 2018 längst durch (Herr Kaltmamsell ist da sehr pünktlich, wir machen sie uns auch so einfach wie möglich, indem wir nicht nach Absetzbarem suchen – u.a. weil wir beide Steuern völlig in Ordnung finden) und wir haben bereits nachgezahlt. Zum anderen hatte ich das noch nie. Erste Recherchen haben ergeben, dass das irgendwie mit der erzwungenen Mitgliedschaft bei der VG Wort zu tun haben muss, ohne die es seit vergangenem Jahr keine Ausschüttung für meine Blogtexte hier gibt. Denn damit gelte ich wohl auch als Freiberuflerin und muss eine zweite Steuererklärung abgeben – selbst wenn ich die VG Wort-Ausschüttung bereits in der Einkommenssteuerklärung angegeben habe. Es wird kompliziert, zefix.

§

Georg Diez diagnostiziert nach dem Wahlergebnis des vergangenen Wochenendes eine Abkehr von der Demokratie – nicht nur in Deutschland, sondern in der westlichen Welt. Im Gegensatz zu mir bleibt er aber optimistisch.
“Was Deutschland schaffen muss”.

Journal Donnerstag, 5. September 2019 – Regentag

Freitag, 6. September 2019

Jetzt ernsthafter Wetterumschwung, es war kühl und grau. Aber ich kam trocken in die Arbeit, der Regen setzte erst 30 Minuten später ein. Noch hatte ich nackte Beine unterm Sommerrock und T-Shirt, doch in der Arbeit sah ich bereits Tweed und hochschaftige Stiefel: Verräterinnen!

Mittags Nektarinen, Maracuja, Manouri und eine Breze. Als Nachmittagssnack reichte mir ein wenig Schokolade, so konnte ich den Nachreha-Sport mit angenehm leeren Magen antreten. Diesmal wieder eine Trainerin bei der Gruppengymnastik, die die teils massiven körperlichen Einschränkungen von Teilnehmern und Teilnehmerinnen übersah – mit Bankstütz kann ich vielleicht in einem Fitnessstudio in eine Übungseineinheit einsteigen, aber doch nicht mit teils frisch Operierten kurz vor der Rente.

Langweilige Geräterunde, vielleicht nehme ich mir doch mal Musik oder einen Podcast mit. Dafür brauche ich aber eine Handyhalterung für den Oberarm oder Ähnliches – haben Sie, werte Leserinnen und Leser, mit solchen Sport-begleitenden Acessoires Erfahrungen und einen Tipp?

Auf dem Heimweg regnete es gleichmäßig; ich hatte keinen Schirm dabei und wurde langsam und missmutig feucht. Außerdem hinkte ich wieder stärker, die Treppen zur Wohnung waren die eigentliche sportliche Leistung des Tages.

Herr Kaltmamsell hatte Teile des frisch geholten Ernteanteils und gelaugten Mais zu einem Abendbrot verarbeitet:

Scharfe Auberginen mit Hominy.

§

Mittags war ich in der Süddeutschen auf zwei weitergebenswerte (u.a. weil kostenlos lesbare) Artikel gestoßen:

Bildungsexperte Matthias Drobinski kommentiert 100 Jahre Waldorfschule:
“Erfolg in Pastell”.

Irgendwie anders und doch bürgerlich: Diese Schulen passen bestens in das wachsende schwarz-grüne Milieu. Ihre Beliebtheit ist auch eine Absage an das staatliche Bildungssystem.

Und Neues aus München:
“Bald gibt es eine neue echt Münchner Brauerei”.

“Echt Münchner”, so lernte ich aus dem Artikel, ist eine Brauerei nämlich nur, wenn sie mit Münchner Wasser braut – also einen eigenen Brunnen auf dem Stadtgebiet hat. Das (besonders gute) Trinkwasser aus der Wasserleitung kommt ja aus dem Mangfalltal.