Journal Mittwoch, 6. November 2019 – Kein Theater, aber aus ganz neuen Gründen

Donnerstag, 7. November 2019 um 6:40

Nacht mit unruhigen Träumen, um vier von heftigen Kofschmerzen aufgewacht, Aspirin genommen.

Das mit dem Kopfschmerzen hatte bei Weckerklingeln migränoide Nebensymptome: Gähnen und wüstes Verschreiben/Vertippen beim Bloggen.

In der Arbeit dann Kanonade von ambulanten Querschüssen, um die Mittagszeit (Hüttenkäse und Joghurt mit Bananen) war klar, dass ich meinen Tagesplan nicht durchziehen können würde: Feierabend spätestens halb vier, um genug Energie für den abendlichen Theaterbesuch zu haben. Es wurde dann halb fünf – doch ich erhielt mir die Motivation.

Abwechselnd Wolken, Sonne, Regen, ich blieb aber auf allen Wegen trocken.

Auf dem Heimweg besorgte ich einen Kürbis fürs Abendbrot, daheim schälte und würfelte ich ihn schon mal. Als Herr Kaltmamsell nach Hause kam, hatte ich auch schon Zwiebeln gehackt. Ziel war das Kürbis-Kokos-Curry aus Immer schon vegan: Da Herr Kaltmamsell regelmäßig indisch kocht, hatten wir die sonstigen Zutaten eh daheim – wie sich herausstellte, hatte er sogar frische Curryblätter eingefroren (ich wusste nur von den getrockneten in der Gewürzschublade).

Das Curry schmeckte ganz ausgezeichnet, auch wenn statt der scharfen grüner Chilli grüne Paprika drin waren.

Wirklich gern machte ich mich mit dem Rad auf den Weg zu den Kammerspielen, stellte das Rad am Nachbarhaus ab, stopfte Mütze und Warnjacke in die Manteltaschen, sperrte mein Rad ab, spazierte ins Theater – und kam nicht weiter als bis zu Innentür: Dort erklärte ein Angestellter den eben Angekommenen, dass eine halbe Stunde zuvor ein Schauspieler zusammengebrochen sei und der Arzt die Vorstellung abgesagt habe. Er verwies auf die Möglichkeiten des Kartentauschs und auf eine Vorstellung von Yung Faust in der Kammer 2, die eine halbe Stunde später beginnen würde.

Ich radelte ein wenig verdutzt nach Hause, kam gerade rechzeitig zur Tagesschau heim. Dann halt Schokolade statt Theater.

§

Rezo hat jetzt eine Kolumne bei Zeit online und schreibt Kluges zur Meinungsfreiheit:
“Die CDU hat mich nicht verklagt”.

Es ist, denke ich, schon jetzt ausreichend gut belegt, dass der Begriff der Meinungsfreiheit von den rechten Brudis nur für die eigenen Zwecke benutzt wird. Jetzt könnte man sagen “Aaach, das machen doch alle so, speziell bei Meinungsfreiheit” und klar gibt es in jeder politischen Richtung opportunistische Abstufungen, für was man wie stark in die Bresche springt. Aber die Union hat mich nach meinem Zerstörungsvideo zum Beispiel nicht verklagt, so wie es AfD-Politiker gern bei Andersdenkenden tun.

Außerdem legt er besonders gut dar, mit welchen Mechanismen Medienschaffende seit vielen Jahren den Rechtsextremen in die Hand spielen: “Wer Narrative wiederholt, stärkt den Spin”.

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emobly ist ein Online-Magazin, das sich tiefgreifend, vielseitig und begeistert mit E-Mobilität beschäftigt. Umso interessanter ist, wie hier die massiv erhöhte Regierungsförderung des Kaufs von Elektroautos beurteilt wird – nämlich alles andere als positiv.
“Elektroauto-Förderung: Unsere Bewertung”.

Unter anderem wird darauf hingewiesen, dass ja im Moment eine Vielzahl von Antriebstechnologien gefördert wird.

Fast alle Autos mit irgendeiner Art Elektromotor (reinelektrisch, Plug-In Hybrid und Brennstoffzelle) bekommen den Umweltbonus.

(…)

Eigentlich wird aktuell jeder Antrieb in irgendeiner Art und Weise finanziell bessergestellt, nur der Benzinmotor nicht. Wenn fast alle Technologien gleichzeitig gefördert werden, geht jegliche Lenkungswirkung verloren.

Zudem und für mich der Empörungspunkt:

Die Förderung wird von den Falschen bezahlt

Ein Kritikpunkt, der bereits bei der Einführung des Umweltbonus aufkam, gilt mit der Erhöhung umso mehr: Wer ein Fahrrad, den ÖPNV oder seine Füße nutzt, ist immer umweltfreundlicher unterwegs als mit einem Auto – völlig egal, welcher Motor unter der Haube arbeitet.

Diese Menschen gehen nicht nur leer aus, sie bezahlen sogar indirekt dafür, dass sie kein Auto nutzen, weil aus ihren Steuergeldern die oben genannten Förderungen mitfinanziert werden. Das ist ökonomisch, ökologisch und sozial fragwürdig.

Dieser “Umweltbonus” (!!!) ist also de facto mal wieder – I’m going to die of a heart attack from NOT being surprised – Subventionierung der Automobilindustrie. Deren Dominanz in der deutschen Wirtschaft seit Jahrzehnten sehr sehr ungesund ist (ABER DIE ARBEITSPLÄTZE!!!EINSELF!! JADANNHÄTTEMANHALTSCHONSEITJAHRZEHNTENALTERNATIVENENTWICKELNUNDFÖRDERNMÜSSEN).

die Kaltmamsell

13 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 6. November 2019 – Kein Theater, aber aus ganz neuen Gründen“

  1. Regina meint:

    JADANNHÄTTEMANHALTSCHONSEITJAHRZEHNTENALTERNATIVENENTWICKELNUNDFÖRDERNMÜSSEN
    Genau meine Meinung. Dito Klima insgesamt. Dafür schon vor 40 Jahren auf die Straße gegangen. Damals wurden wir als Spinner abgetan…

    Meine Wohnsituation in der tiefen französischen Pampa erfordert allerdings eigenes Transportmittel, da praktisch kein öffentlicher Transport und 35 sehr hügelige km zum Arbeitsplatz mit dem Rad zu weit sind. Aber wann immer möglich Fahrgemeinschaft (3x pro Woche ausser Urlaub) und spritsparende Fahrweise mit kleiner Mittelklasse, keine unnötigen Fahrten. Sowie Überlegungen und Berechnungen, ein Elektroauto zu nutzen…
    In der Stadt hätte ich kein Auto, aber Betesta gebe ich nicht auf. Da müssten erstmal Autorennsport und dergleichen eingestellt, Flugverkehr reduziert etc pp werden, bevor ich unseren Traum aufgebe.

  2. Annett meint:

    Auch vor 30 Jahren schon aktuell, so steht es im Gründungsaufruf des Neuen Forums 89:

    “Auf der einen Seite wünschen wir uns eine Erweiterung des Warenangebotes und bessere Versorgung, andererseits sehen wir die sozialen und ökologischen Kosten und plädieren für die Abkehr von ungehemmten Wachstum.”

    Der hat jedenfalls nicht allzuviel an Aktualität eingebüßt, und das Lesen des Aufrufs nach dieser langen Zeit hat mich sehr nachdenklich zurückgelassen.

  3. Joël meint:

    Danke für die Rezo Kolumne.

  4. Robert meint:

    Ich bitte Sie, wo steht denn geschrieben, dass Elektroautos ausgerechnet mit Ihren und den Steuergeldern all der anderen CO2-neutralen Radfahrer gefördert werden? Das machen die Autofahrer mit ihren Verbrennungsmotoren schon selbst. Sie fördern sie indirekt? Das ist nun mal in der Solidargemeinschaft einer repräsentativen Demokratie so.

    Ich selbst zahle indirekt für Ihre Schwimmbadbesuche, Ihre Kammerspielabende (es tut mir leid, dass der gestrige ausfallen musste) und den Münchner ÖPNV. Und ich mache das gerne, wirklich. Die Kammerspiele unterstütze ich dabei nicht nur für Sie, auch für die Künstler. E-Mobilität unterstütze ich auch gerne.

    Vielleicht legt sich Ihre Wut etwas bei dem Gedanken, dass die Versorgung der Flüchtlinge indirekt von all den AfD-Wählern mitfinanziert wird, dabei auch Flüchtlingsheime in deren direkter Umgebung. Worin unterscheidet sich denn Ihre Wut von der Wut der AfD-Wähler?

  5. Hauptschulblues meint:

    Ohne jetzt inhaltlich auf Robert eingehen zu wollen (was will man denn groß dazu sagen?), ist die Subventionierung von Autos, egal ob Strom oder Sprit, ein völlig verkehrtes Signal, der Autolobby geschuldet. (Wenn sie es doch endlich mal zugeben würden!)
    Und sein letzter Satz ist eine Zumutung für Frau Kaltmamsell.

  6. Defne meint:

    Immer wenn ich über Förderungen für Autokauf lese dann denke ich mir was das für einen Sinn macht.
    Wir haben doch viel zu viele Autos auf der Straße.
    Da hätte ich doch gerne erst mal eine Förderung für den Kauf eines Fahrrads oder ggf. die Förderung für mich als Fußgängerin z.B. Zuschuß für ein neues Paar Schuhe.
    Das käme dem Staat viel billiger und wäre doch viel vernünftiger für die Gemeinschaft. Gefördert werden dann Fahrradbauer und Schuhproduzenten.
    Was soll mit den ganzen Autos bitte passieren, die durch Elektroautos ersetzt werden? Die verpesten dann im nahegelegenen Ausland die Luft oder werden zusätzlich hier weitergefahren!

  7. Berit meint:

    Da finde ich eine Förderung des ÖPNV sinnvoller, da das alle erreicht, auch die die sich vielleicht kein Rad leisten können oder für die Arbeit weite Strecken zurück legen müssen aber aus Gründen dies nicht mit dem Auto können oder wollen.

    Gerade im ländlichen Gebiet ist man ohne Auto einfach aufgeschmissen. Busse die hier mal öfter als 1x die Stunde fahren, wären hier sinnvoll, oder wenn es die Fahrgastanzahl nicht hergibt, warum nicht Großtaxis. Funktioniert in vielen Ländern der Welt super.

  8. Berit meint:

    Nun, der Vergleich hinkt, Flüchtlinge werden nicht mit Sondermitteln gefördert, die Gelder sind von vornherein schon im Staatshaushalt vermerkt und das auch nicht erst seit ein paar Jahren. Da wir vom Grundgesetz her verpflichtet sind Asylsuchende aufzunehmen und die Würde des Menschen zu achten, gehe ich davon aus, das ein entsprechendes Budget spätestens seit Ende des 2. Wk berücksichtigt wird. Wer hier mehr weiß, mag sich bitte einklinken.

    Hier bekommt jedoch eine ganze Branche Sondermittel, die nur einem geringen Teil der Solidargemeinschaft nützlich sind, weil man sich am Ende des Tages das Gros der Bevölkerung schlichtweg keinen Neuwagen leisten kann. Begründet wird dies mit dem Umweltschutz, und wie meine Mitkommentatoren schon bemerkt haben, gäbe es hier bessere Mittel und Wege, die einen größeren Teil der Bevölkerung erreichen und sogar effizienter wären für das genannte Ziel .

    Nun mag die Förderung von Elektroautos andere Vorteile haben, zB das wir als Land Technik entwickeln die sich dann wieder verkaufen lässt etc, aber damit werden die Ausgaben eben nicht begründet.

  9. Defne meint:

    Noch mal was zu lesen für “Robert”:
    https://www.spiegel.de/auto/aktuell/mobilitaetsatlas-2019-wie-sich-deutschland-bewegt-und-was-es-kostet-a-1294503.html

  10. Johanna meint:

    Über das Thema Subventionierung v. Elektroautos darf man garnicht nachdenken.
    Ein Elektroauto muss meines Wissens um die 160.000 km fahren, um eine ähnliche Ökobilanz zu erreichen wie ein Diesel.
    Die Technologie für die Wiederverwertung o. teilweise Entsorgung der Akkus ist noch ungeklärt, ebenso sicherheitstechnische Aspekte wie z.B. Löschung im Brandfall.
    Elektromobilität kann sauberere Luft in die Städte bringen, dies ist jedoch mit zahlreichen anderen Maßnahmen ebenso erreichbar.
    Stauforscher sagen bereits seit Jahren, dass weniger Staus nur mit weniger Autos erreichbar sind, Erweiterungen des Straßennetzes bringen keine dauerhaften Entlastungen.

    Und trotzdem bekommt die dt. Autoindustrie, deren Betrug an Staat und Kunden weitgehend folgenlos blieb, jetzt den Verkauf von ganz vielen neuen, pseudo- umweltfreundlichen Autos mit unausgereiften Technologien, staatlich gefördert.

    Es ist zum Haareraufen.

  11. Frau Irgendwas ist immer meint:

    Ist das Rezept des Oberchefkochs, aka Herr Kaltmamsell, in ihrem Rezeptordner zu finden? Hier gab es den ersten Kürbis mit Kartoffeln und Möhren klassisch im Ofen gegart, aber tolle Rezepte werden gerne übernommen!

  12. Robert meint:

    Ich glaube nicht, dass sich Wut (oder gerne auch Ärger, Empörung, Zorn) in Abhängigkeit vom Gegenstand der Wut (Ärger, Empörung, Zorn) unterschiedlich anfühlt. Gibt es da Belege? Für manchen von uns mag es eine Zumutung sein, aber wir Guten teilen 100% unserer Gene mit AfD-Wählern und Pegida-Demonstranten.

    Faktencheck – die Welt ist heute voller Fake-News und voller Verschwörungstheorien:

    https://www.zeit.de/news/2019-09/17/haben-e-autos-eine-bessere-oekobilanz-als-benziner-und-diesel

    Die Förderung wird beim Verkauf als Gebrauchtwagen an das Gros der Bevölkerung anteilig weitergegeben, das nennt sich freie Marktwirtschaft.

    Auf dem Land sind Autos zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, meist schon zur reinen Grundversorgung, schlichtweg notwendig. Es erscheint mir sehr überheblich, allgemein (also für Stadt und Land) zu sagen, dass es zu viele Autos gibt.

    Daher unterstütze ich E-Autos, und bin gleichzeitig für weniger Autoverkehr in den Städten.

  13. Herr Kaltmamsell meint:

    Das Kürbisrezept ist aus Katharina Seisers Immer schon vegan, ich habe es auch hier gefunden:
    https://www.janatuerlich.at/rezept/kuerbis-curry-mit-kokos-roti/

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