Journal Montag, 18. November 2019 – Hadern mit Kajal und Roter Bete
Dienstag, 19. November 2019 um 6:55Kurz nach fünf geweckt worden von Mauern-erschütterndem Husten im Hinterhof, auf den mein Schlafzimmerfenster raus geht. Ich hatte eh früher aufstehen wollen für etwas Morgensport: 20 Minuten Crosstrainer, Liegestütz (ächz!), Plank, eine Bauch-Übung.
Beim Schminken haderte ich wie öfter in letzter Zeit, nämlich seit ich den aktuellen dunkelgrünen Kajalstift in Betrieb genommen habe. Sein Vorgänger von Jade hatte über 15 Jahre gehalten, täglich malte ich mir das untere Innenlid damit grün und musste ihn doch nur etwa viermal im Jahr spitzen. Vor ein paar Jahren rechnete ich durch, dass ich mit drei weiteren solchen Stiften bis an mein Lebensende versorgt sein müsste und kaufte sie – allerdings war die Firma Jade mittlereweile von Maybelline übernommen worden: Der Eyeliner sah fast genauso aus wie der Vorgänger, das würde schon passen.
Das tut es leider nicht. Ich weiß nicht, ob es am Holz liegt, an der Mine oder am Spitzer: Ich muss mindestens wöchentlich nachspitzen, und zwar ziemlich lange, bis kein spitzer Holzsplitter um die Mine mehr mein Augenlicht gefährdet. Es könnte durchaus am Spitzer liegen: Ich bilde mir ein, dass mein ganzganz früherer (warum habe ich den eigentlich nicht mehr?) verhältnismäßig flach spitzte, so dass nur wenig Holz frei lag, also nicht wie ein Bleistiftspitzer. Deshalb hier eine explizite Bitte um Rat: Wissen Sie einen wirklich guten Kajalspitzer oder wissen einen wirklich guten (nicht zu hart, nicht zu weich) dunkelgrünen Kajal fürs Innenlid?
Radeln in die Arbeit, die Theresienwiese ist immer noch nicht passierbar. Das Wetter den ganzen Tag so strahlend sonnig, wie ich es mir fürs Wochenende gewünscht hätte, kühl, aber nicht frostig.
Mittagessen Rote Bete, die ich wirklich gern mag. Meine Liebe hat allerdings eine Einschränkung: ihre Farbe. Sie färbt so tückisch, dass ich sie eh nur mit Einweg-Gummihandschuhen verarbeite (die ich mehrfach benutze, bis sie Löcher bekommen), dass ich bei jedem Bissen wie ein Haftlmacher aufpasse. Und dann hatte ich nachmittags immer schmerzhaftere Blähungen – vertrage ich Rote Bete etwa nicht mehr?
Daheim machte ich mir Fencheltee, in unserem Kulturkreis gilt der ja als Blähungsbekämpfer (in anderen weiß man davon genauso wenig wie von Salbei gegen Halsweh). (Dass die Packung sechs Jahre überm Mindesthaltbarkeitsdatum war, tut der Wirkung ganz! sicher! keinen Abbruch.) Tatsächlich wurden die Blähschmerzen weniger, das wären sie aber vielleicht auch ohne den Tee.
Zum Abendessen aus Ernteanteil eine Lauch-Kartoffelsuppe, gefolgt von Schokolade.
Nach der Tagesschau schaltete ich den Fernseher aus, um Toni Morrisons Beloved auszulesen. Ja, definitiv Weltliteratur (mehr nach Besprechung in der Leserunde). Früh ins Bett.
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Nächsten Mai wird der vermutlich wichtigste Reiseführer seit dem Hitchhiker’s Guide Through the Galaxy veröffentlicht: Kathrin Passig, Aleks Scholz, Handbuch für Zeitreisende: Von den Dinosauriern bis zum Fall der Mauer.
Ein bisschen habe ich hinter den Kulissen (also im Redaktions-Chat des Techniktagebuchs) die Recherchen der Entstehung mitbekommen (mein Input wurde grundsätzlich mit “albern” abgelehnt, es wird sich also um ein sehr, sehr ernsthaftes Buch handeln) (auf jeden Fall war wohl die Einhaltung der Naturgesetze ein großes Anliegen, pft).
§
Es kommt nicht nur mir so vor, als seien Taschen in Frauenkleidung, vor allem ihr Fehlen, ein Thema geworden:
“The History of Women’s Terrible Pockets”.
via @DJ7o9
“There’s definitely more of an awareness, and almost a political demand for pocket equality, on social media,” she says, citing an example of the dresses worn at the recent Oscars, in which women posed for photos “with a hand conspicuously in their pocket.”
(…)
I’m just one person reviewing gear and apparel, but I’ve started asking about pocket functionality when I accept products for review. I turn down a lot of clothing without them. If you’re an outdoor-industry designer reading this, hear our pleas: We want our clothes to help us go hands-free when we play outside. If it can’t fit a phone, you can do better.
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Michael Chabon beschreibt im New Yorker, wie er – an der Seite seines sterbenden Vaters wachend – über Star Trek nachdenkt (Chabon ist einer der Autoren der neuen Serie Star Trek: Picard):
“The Final Frontier”.
Nach Daniel Mendelsohn noch ein Schriftsteller, der eine fiktionale Welt der Kunst verwendet, um anrührend die Beziehung zu seinem alten Vater zu beschreiben.
via @hotelmama
die Kaltmamsell27 Kommentare zu „Journal Montag, 18. November 2019 – Hadern mit Kajal und Roter Bete“
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19. November 2019 um 7:32
Hm, also zumindest die Gewürzmischung, die in Indien traditionell nach dem Essen gereicht wird hat als Hauptbestandteil mit Zucker umhüllten Fenchel.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mukhwas
Gerade beim Vertragen verschiedener Speisen und was gegen Nicht-Vertragen hilft, halte ich es durchaus für möglich, dass es nicht nur kulturelle, sondern handfeste biologische Unterschiede zwischen den Kulturkreisen gibt. Wobei sich da Gewöhnung und Biologie gegenseitig verstärken…
19. November 2019 um 9:31
Uns wurde letzte Woche ein arabischer Nachtisch gekocht, dessen Basis zu 50 % aus gemahlenem Kümmel (nicht Kreuzkümmel) besteht und zu 50 % aus Reismehl. Erstaunlicherweise sehr lecker.
Jedenfalls war die Erklärung, dass man diesen Nachtisch nach sehr fettigen Hauptspeisen zubereite, wegen der besseren Bekömmlichkeit. Zumindest in Teilen des arabischen Kuluturkreises kennt man das also auch.
LG Tonixi
19. November 2019 um 10:12
Ich benutze seit mehreren Jahren Kajalstifte von Rimmel, auch einen dunkelgrünen, finde ich in Berlin leider in keinem Laden mehr, bestelle seither immer online. Gab mal einen günstigen 3-er Pack, Link funktioniert leider nicht mehr. Gehe aber davon aus, dass dieser dunkelgrüne derselben Firma auch der Qualität entspricht, nämlich weicher Auftrag und farbintensiv. Ist schwer zu finden, ich weiß. Mir sind nahezu alle Kajalstifte zu hart und geben zu wenig Farbe ab. Holz bröckelt auch nicht, Empfehlung. Zum Anspitzen nehme ich einen handelsüblichen Bleistiftanspitzer aus dem Büromaterialbedarf, komplett aus Metall, da gibt es diese Doppelspitzer, für kleine und große Minen. Ich spitze viele normalgroße Schminkstifte im großen Spitzer. Braucht man aber Fingerspitzengefühl, um nicht schief zu spitzen.
19. November 2019 um 10:32
Ein heisser Tipp: Carminativum Hetterich gegen Blähungen und sonstige Unpässlichkeiten. Wird seit zwei Jahren in der Apotheke als Nahrungsergänzungsmittel geführt, was irreführend ist. Rein homöopathisches Mittel, 25 Tropfen in wenig lauwarmem Wasser. Wirkt Wunder….
19. November 2019 um 10:35
Sie haben recht wenn sie sagen dass die Spitzer für Kajalstifte “flacher” spitzen. Aber um einen richtig guten zu finden ist echt eine Krux. Marken-technisch kann ich ihnen da gar nichts empfehlen, da die Spitzer nie von den Kosmetikfirmen selbst hergestellt werden.
Suchen sie mal bei Sephora vorbei.
Was Kajalstifte insgesamt angeht bin ich eigentlich recht zufrieden mit den Stiften von Yves Rocher. Zudem kosten sie nicht die Welt.
19. November 2019 um 10:55
Philine, Sie haben wohl noch nicht mitbekommen, dass Sie mit Homöopathie hier nicht punkten können (grins)…Ich mache mir fast täglich ein Glas Rote Betesaft im Entsafter übrigens mit Apfel und Ingwer.https://www.eat-this.org/rote-bete-saft-mit-apfel-ingwer-beet-the-cold/ .Sehr lecker. Von Blähungen keine Spur. Allerdings hab ich mich auch schon heftig bekleckert und die Fingernägelränder sind rot. Deshalb danke für den Tipp mit den Handschuhen. Da hätt ich ja auch selbst draufkommen können.
19. November 2019 um 11:05
Nein, nein, Bobbie, der Kommentar von Philine Meyer-Clason hat lediglich mein ” das wären sie aber vielleicht auch ohne den Tee” paraphrasiert.
19. November 2019 um 11:21
Zumal das empfohlene Carminativum Hetterich gar nicht homöopathisch, sondern pflanzlich ist. Also quasi der Fencheltee in Tropfenform mit Alkohol versehen. Da können’s auch gleich einen Magenbitter zu sich nehmen. Selber Effekt und wahrscheinlich billiger.
19. November 2019 um 11:46
Kajal: Nachdem ich irgendwann nur noch angespitzt habe und kaum mehr “gemalt”, habe ich zu den Drehstiften gewechselt. Ich weiß: Böse böse böse wegen Plastik. Grün ist da aber nicht einfach zu kriegen. Den für mich optimalen von Max Factor gabs irgendwann nicht mehr, jetzt bin ich bei den günstigen von HEMA gelandet (letzten Sommer in größeren Mengen in Berlin gekauft, die haben aber auch einen Online-Shop; ich weiß, auch böse böse böse).
19. November 2019 um 11:51
Oh mei. Taschen jetzt also als Handlanger des Patriarchats. Schuhe als Handlanger des Patriarchats verstehe ich ja, aber Taschen…?
Man kann’s auch übertreiben…ich kann mich nicht erinnern, jemals in meinen erwachsenen +35 Jahren Kleidung ohne Taschen gekauft zu haben, oder ihr Fehlen bemängeln zu müssen.
Ansosnten möchte ich eine Lanze brechen für die Taschen der dreamstess “for everyday wear”, nach einem Vorbild aus dem 18. Jh. :-)
http://thedreamstress.com/2019/10/pick-a-peck-of-pockets-18th-century-pockets-for-everyday-wear/
19. November 2019 um 12:44
Taschen in Frauenkleidung: JA! Das immer-weniger-Werden von Taschen ist mir in den letzten Jahren auch schon aufgefallen, und mir fehlen sie!
19. November 2019 um 16:30
Ein Hersteller von hochwertigen Spitzern ist in meiner Heimatstadt Erlangen ansässig http://www.moebius-ruppert.com/cosmetic.html
Vielleicht hilft Ihnen die Übersicht im Katalog weiter.
Viele Grüße aus Mittelfranken!
19. November 2019 um 17:15
Ja, Andrea! Sehr zu empfehlen ist der Handspitzer “Granate” aus Messing.
http://www.moebius-ruppert.com/spitzer/sp_messing.html
H. weiß aber nicht, ob sich Kayalstifte damit spitzen lassen.
19. November 2019 um 17:51
Eine andere Firma (ich erinnerte mich an Ausstellungsstücke im Stadtmuseum) hat ebenfalls ein breites Angebot an Kosmetik-Spitzern https://www.kum.net/index.php/kosmetikspitzer/
19. November 2019 um 18:34
Ich hatte noch nie eine Rote Bete, die so extrem gefärbt hätte, dass ich davon lange lila Hände hatte…Ignoriere daher immer diesen Hinweis mit den Handschuhen in Kochrezepten.
Ohne viel darüber nachzudenken, also offenbar auch ohne mich darüber zu ärgern,benutze ich schon lange denselben Spitzer für Kosmetik und stelle grade fest, dass er keinen Markenaufdruck hat. Mist!
19. November 2019 um 18:35
Der Rote Bete-Farbstoff ist nicht sehr hitzestabil, Wasser ab 40 Grad (plus eventuell etwas Zitronensaft) bekommt zumindest bei mir Hände wie Küche problemlos wieder sauber – und ich verarbeite sehr unerschrocken meistens zweimal die Woche welche, roh wie gegart. Meine Lieblingszubereitung ist ein Salat grob orientiert an diesem Rezept hier: http://ringelmiez.de/2014/11/29/rezept-der-woche-friedrichshainer-wintersalat/
19. November 2019 um 20:02
https://www.chanel.com/de_DE/parfum-schonheit/make-up/p/augen/augenkonturstifte/le-crayon-yeux-augenkonturenstift-p181000.html#skuid-0181087
Seit ewig benutze ich diesen hier und das tolle: der Anspitzer ist mit in der Packung; ich liebe beide sehr und benutze den Spitzer auch für meine anderen Stifte. Ich benötige den Spitzer vielleicht alle drei Monate. Liebe Grüße!
19. November 2019 um 20:02
H., es freut mich, dass Sie damit so zufrieden sind. Als Jugendliche radelte ich oft im Wiesengrund und sah auf der Regnitzinsel das Firmengebäude von Möbius+Ruppert. Vor über 10 Jahren durfte ich das Familienunternehmen besichtigen und bekam einen interessanten Einblick in die Fertigung der Geodreiecke und Spitzergehäuse (M+R). Die Messer dafür werden im eigenen Haus hergestellt. Sie müssen besonders hart und scharf sein, sowie präzise montiert werden für ein sauberes Anspitzen. Die Qualitätsunterschiede stelle ich seither auch schon beim Schulbedarf fest.
Gerade finde ich es spannend, mich mit der Industriegeschichte zu befassen: Erlangen entwickelte sich vor 100 Jahren zum Zentrum der Spitzer-Produktion, passend zu den Herstellern für holzgefasste Stifte in und um Nürnberg.
19. November 2019 um 20:17
Vielen Dank für all die Kajal-Tipps!
19. November 2019 um 21:11
… und vor dem Anspitzen gerne in Kühlschrank/Gefrierfach legen, dann ist Mine schön fest zum Spitzen. :-)
20. November 2019 um 8:20
Noch ein Kajal-Vorschlag (als ob Sie nicht schon genügend hätten): Ich mag am liebsten den „longlasting“ von Essence, den muss man auch nicht anspitzen Ebenfalls sehr gut: NYX Slide On (Erfordert anspitzen) Beide gibt es bei DM, ebenso einen Spitzer.
20. November 2019 um 8:33
@Gaga Nielsen: Rimmel gibt es meines Wissens in Deutschland überhaupt nicht mehr, zum selben Konzern gehört aber auch Manhattan, mit einigen identischen Produkten im Sortiment. Astor gehört ebenfalls dazu, sehe ich aber auch nicht mehr.
20. November 2019 um 19:06
Für Sie getestet, liebe Kaltmamsell: der Doppelspitzer von Catrice und der Doppelspitzer von trend it up, beides bei DM erhältlich. Letzterer scheint übrigens mit dem teureren Doppelspitzer von NYX weitgehend identisch zu sein.
Der von Catrice verfügt über ein Innenleben von M+R, vermutlich die bereits genannte Firma Möbius + Rupert. Die Spitze wird beim Anspitzen insgesamt (also Holz und Mine) relativ kurz, das Stück der Mine, das oben herausschaut, ist auch kurz, der Kajal wird nicht ganz so spitz.
Der trend it up-Spitzer hat ebenfalls ein Innenleben “Made in Germany”, das Logo (ein stilisiertes E? mit Krone) ist mir allerdings nicht bekannt. Die Spitze wird beim Spitzen länger und spitzer, es liegt mehr Holz frei. Außerdem ist ein kleines herausnehmbares Plastikstäbchen integriert, mit dem man klebrige Minenreste aus dem Innenleben entfernen kann. Das Stäbchen verliert man erfahrungsgemäß aber sehr schnell.
In Ermangelung eines dicken Kosmetikstifts konnte ich die zweite Spitzeröffnung nicht testen. Beide Spitzer kosten in meinem DM jeweils unter 2 Euro.
21. November 2019 um 8:20
Das “E“ mit Krone:
Firma Eisen aus Baiersdorf, nördlich von Erlangen.
In der Warenkunde zu Kosmetikanspitzern stehen Tipps zu weichen Minen, z.B. passender Durchmesser, Anspitzwinkel, Spitzenform abgerundet
https://eisen-sharpeners.com/index.php?id=79&tx_eisproductfinder_pi1%5Brange%5D=2&L=1
21. November 2019 um 13:30
Zu Kajalstiften und Spitzern haben Sie ja bereits einige Hinweise bekommen. Was ich mich hingegen frage: Warum malen Sie den Strich auf das untere Innenlid und nicht an die Kante des Unterlids?
21. November 2019 um 13:46
Das sieht an meinen konkreten Augen schon immer deutlich besser aus, arboretum – ein Experte oder eine Expertin könnten vermutlich an der Anatomie erklären, warum das so ist.
21. November 2019 um 15:52
das innere unterlid? oder das untere innenlid? anmalen? (ich frage als nichtschminkerin.)