Journal Samstag, 16. November 2019 – Last Christmas
Sonntag, 17. November 2019 um 8:46Sehr schlechte Nacht, Piekseschmerzen bis in die Zehen des rechten Beins, immer wieder musste ich Muskulatur ums Hüftgelenk durch Druck lösen oder mich im Stehen ausschütteln, um wenigstens ein Stück schlafen zu können. Aber: Trotz Sekt und Wein am Vorabend KEINE Migräne! Insgesamt frisch aufgewacht.
Über dem ersten Morgenkaffee füllte ich die aktuelle Umfrage der Uni Marburg zu regionalem Grammatikgebrauch in Deutschland aus – vielleicht mögen Sie ja auch?
Herr Kaltmamsell ging ein wenig Laufen und brachte Semmeln mit. Als der Besuch aufstand, gab es damit noch ein Stündchen Frühstücksplauderei. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, genehmigte ich mir eine Runde Sport: Faszienrolle und Igelball, 20 Minuten Crosstrainer (praktisch schmerzfrei), Liegestütz (sehr anstrengend, ich kümmere mich seit Monaten zu wenig darum), Plank, Bauchübungen unter Umgehung des Hüftbeugers.
Zum Frühstück aß ich restliche Semmeln und machte mich dann auf eine Einkaufsrunde: Kaffeebohnen Christmas Blend vom Starbucks (ist eine Weihnachtsroutine geworden, don’t @ me), beim Basitsch Obst und Milchprodukte – wenn ich schon mal da war, auch Citronat und Orangeat für Stollen (ich erinnerte mich, dass diese beiden Produkte in Bio-Qualität in den vergangenen Jahren sehr früh ausverkauft waren).
Gehen war sehr mühsam, das letzte Stück nach Hause legte ich in Trippelschritten zurück.
Aufräumen, Internetlesen mit Gewürzspekulatius. Unter dem Hochnebel des Tages war es so duster, dass ich nachmittags im Flur das Licht anschalten wollte – nur um festzustellen, dass es bereits an war.
Ich hatte eine Nachmittagsvorstellung der Originalfassung von Last Christmas gefunden und kaufte online gleich eine Karte in der Mitte meiner Idealreihe 6 im Cinema. Nachdem meine Hüfte mir offensichtlich das viele Gehen vom Freitag übel nahm, ließ ich brav das Fahrrad stehen und nahm die U-Bahn ins Kino.
Dass der Film in nur wenigen Münchner Kinos läuft und das Kino gestern Nachmittag fast leer war, lag wohl nicht nur an der mageren Vermarktung (ohne den Hinweis von Joël hätte ich gar nichts mitgekriegt): Er floppt.
Selbst fand ich mich durchaus gut unterhalten von der Geschichte Kates, der jungen Frau in London, die so gerne als Sängerin Erfolg hätte, in einem altmodischen Laden für Weihnachtsdeko arbeitet, und ihr Leben so gar nicht im Griff hat, dass sie wieder bei ihren Eltern unterkommen muss. Das Ganze nicht auf realistischer Ebene von Gesellschaftsportrait oder -kritik, sondern vor der Kulisse eines angekitschten Ideal-Londons mit lieben Obdachlosen, Engels-Chören beim Verlieben, pointenreichen Dialogen. Ein Weihnachtsklassiker wird der Film aber schon deshalb nicht, weil er auf die überraschende Auflösung hinaus läuft, wer der charmante junge Mann in Wirklichkeit ist, der Kate zu einem neuen Blick aufs Leben verhilft (ich hatte zum Glück keine Ahnung und konnte tatsächlich überrascht werden).
Das Interessante fand ich die höchst gemischte Schauspielertruppe, die in vieler Hinsicht die bunte Realität von Londons Einwandererwelt abbildet, inklusive Fremdenfeindlichkeit nach Brexit-Votum und Abgrenzung zwischen den Einwanderer-Communities. Dabei umgeht die Rollenbesetzung mit den verschiedenen Ethnien Stereotypen – am ehesten entspricht noch die kroatische Mutter der Protagonistin einem Klischee.
Der Guardian fand den Film furchtbar (“a grisly, sub-Richard Curtis festive pudding”) , ich konnte eher noch die Besprechung im Spiegel von Hannah Pilarczyk nachvollziehen: “Was das Herz begehrt.”
Zum Nachtmahl gab es den restlichen Cocido vom Vortag und Schokolade, davor Moscow Mule – ich mag im Moment Drinks mit Ginger Beer ganz besonders.
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Ingenieurin und Ozeanografin Derya Akkaynak hat ein Verfahren entwickelt, wie sich unter Wasser Fotos aufnehmen lassen, die die tatsächlich Farbigkeit wiedergeben, also ohne die Farbverzerrung, die durch die Lichtbrechung im Wasser entsteht (mit Filmchen!) – ein riesen Vorteil für die Forschung:
“Sea-thru Brings Clarity to Underwater Photos”.
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Im Techniktagebuch schildert Mia Culpa liebevoll, wie sie ihre alte Mutter mit ihrem Smartphone vertraut macht, Stück für Stück und meist telefonisch:
“Das erste Smartphone meiner Mutter”.
9 Kommentare zu „Journal Samstag, 16. November 2019 – Last Christmas“
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17. November 2019 um 12:06
Der Fragebogen zum regionalen Satzbau hat einen unerwarteten Unterhaltungswert, ich habe bis zum Ende durchgehalten!
Ich frage mich nun, wo man “ere” sagt? Noch nie gehört.
(googeln hat auch nichts erhellt)
17. November 2019 um 12:12
Den Smartphoneeintrag finde ich sehr charmant, da sind gute Tipps mit dabei!
17. November 2019 um 12:15
Vielleicht ist der eigentliche Zweck der Befragung, Gaga Nielsen, herauszufinden, ob das irgendwer sagt?
17. November 2019 um 12:21
Im nördlichen Baden / Odenwald sagten wir erre für ihr/ihre (kannst Du ihr helfen: kannsch Du erre helfe?) Möglicherweise ist das gemeint?
17. November 2019 um 12:52
Ja, vielleicht, Joriste. Wenn man den Fragebogen macht, kommt schon bei der zweiten oder dritten Frage ein Beispiel mit dem ere. Ich nehme an, dass in dem Bogen nur Beispiele gebracht werden, die schon mal irgendwo zutage getreten sind.
17. November 2019 um 13:10
@GagaNielsen: Ich habe diesen noch nicht gemacht, war aber in den vorherigen Fragebögen immer erstaunt, dass auch Formen aus sehr kleinen Sprachräumen aufgeführt waren, insofern könnte es passen.
17. November 2019 um 13:47
Vielen Dank für die Links zu Unterwasserfotoalgorithmus und dem Beitrag im TT. Ersterer: so interessant, beeindruckende Frau! Letzterer: ich hab mich gefreut, wie liebevoll und nah das geschrieben ist. Mir stellen sich immer alle Haare auf, wenn ich Texte oder Posts lese, die sich über die angebliche Technikidiotie der eigenen Eltern lustig machen.
18. November 2019 um 16:14
@Gaga Nielsen: ERE gibt es gleich zwei, und zwar im Alemannischen. Leider ist mir der Fragebogen nicht mehr zugänglich, da ich ihn schon beantwortet habe. Aber ich will versuchen, selber Beispiele zu basteln.
Verkäuferin zum Kunden: DFrou Schmid sött dä Bluemestock no hütt übercho? Das mache mir gärn, mir schicken ere dä no vor de füfe.. Zu deutsch: Frau Schmid sollte diesen Blumenstock noch heute bekommen? Das tun wir gerne, wir schicken ihr den noch vor fünf Uhr. ERE ist hier unbetontes Personalpronomen im Dativ singular f.
Auch im Geschäft: Sötte mer nid vo de graue Jeans nachebstelle? – Nei, i ha nachegluegt. Es het ere zmingscht no zwänzg Paar. (Sollten wir nicht von den grauen Jeans nachbestellen? – Nein, ich habe nachgesehen, wir haben ((deren)) mindestens noch zwanzig Paar) Hier hat ERE die gleiche Funktion wie EN im Französischen: Il y en a au moins une vingtaine.
20. November 2019 um 19:46
Danke für den Fragebogenlink, gleich ausgefüllt.
Ich lerne gerade Holländisch, da taucht “er” auf, in vielfacher Verwendung, es erinnert mich hier an die Beispiele von Vered. (Überhaupt versteh ich die Struktur des Ruhrdeutschen besser seitdem ich Holländisch lerne, schließlich wurde im ruhrgebiet ja auch mal Platt gesprochen)