Bücher 2019
Montag, 30. Dezember 2019 um 17:12Ganz offensichtlich bin ich dieses Jahr mehr zum Bücherlesen gekommen als in den Jahren zuvor. Der Grund ist leider kein guter: In der zweiten Jahreshälfte hinderten mich Gesundheitsprobleme am Wandern und Joggen, auch meine ausgedehnten Fußmärsche um von A nach B zu kommen musste ich einstellen – in der frei werdenden Zeit las ich. Und es war ein gutes Bücherjahr, ich fühlte mich sehr bereichert.
* markiert wieder eine Empfehlungen, die anderen haben mir mindestens gut genug gefallen, dass ich sie zu Ende gelesen habe. Richtige Katastrophen waren dieses Jahr keine dabei.
1 – Henri Cartier-Bresson, The decisive moment*
Neuauflage des Buchs, mit dem Cartier-Besson das Genre Fotojournalismus begründete. Ich fand nicht nur die Fotos aufschlussreich (gerade die außereuropäischen Motive erzählten viel über den europäischen Blick darauf), sondern auch Cartier-Bressons selbstverliebt verschwurbeltes Vorwort.
2 – Wolf Haas, Junger Mann
3 – Anke Tröder, 13 Near Misses*
Hier meine Besprechung.
4 – John Maloof, Vivian Maier. A Photographer Found*
Auch ohne die magische Geschichte um die heimliche Meisterfotografin, deren Werk erst posthum und zufällig entdeckt wurde, gehen mir Maiers Bilder auf vielfältige Weise nahe. Gleichzeitig ist es die besondere Veröffentlichungsgeschichte, die mich auf sehr grundlegende Gedanken über die Definition von Werk und Autorenschaft brachte.
5 – Ursula K. Le Guin, The Dispossessed*
Ganz anders als Left Hand of Darkness, eine deutlich weniger komplexe Utopie. Und doch wieder eine unverwechselbare Stimme, von der ich mir sehr gern erzählen ließ.
6 – Ijoma Mangold, Das deutsche Krokodil: Meine Geschichte*
In diesem Blogpost finden sich meine Gedanken zum Buch (ca. Mitte).
7 – Thomas Bernhard, Alte Meister*
Hier meine Besprechung.
8 – James Baldwin, If Beale Street could talk
Meine Besprechung findet sich in diesem Post.
9 – Ari Seth Cohen, Advanced Love
10 – Simone Buchholz, Revolverherz
11 – Gail Honeyman, Eleanor Oliphant is Completely Fine*
Einer meiner Favoriten des Jahres, hier besprochen.
12 – Robert Galbraith, Career of Evil
13 – Granta 146, The Politics of Feeling
14 – Maja Lunde, Ursel Allenstein (Übers.), Die Geschichte der Bienen
15 – Philip K. Dick, The Man in the High Castle*
Hier besprochen.
16 – Marie Sophie Hingst, (Hrsg.), Kunstgeschichte als Brotbelag*
Hier besprochen mit Beispielen.
17 – Sarah Kuttner, Kurt
18 – Joseph Conrad, The Secret Agent
19 – Kiki Thaeringen, Bär & Ich. Die jungen Jahre
20 – Neil Gaiman, Terry Pratchet, Good Omens*
Ich hatte es gern gelesen, es trägt wirklich die komische und zutiefst humanistische Handschrift beider Autoren – Böse und Gut sind gar nicht so weit voneinander entfernt, wie die Weltreligionen es uns verkaufen wollen; da muss erst der Antichrist auf die Welt kommen für ein sauber durchgeplantes Armageddon, um sie wenigstens vorübergehend zur Vernunft (!) zu bringen.
21 – Gary Shteyngart, Lake Success*
Besprechung findet sich in diesem Post.
(Carlo Collodi, Hubert Bausch (Übers.), Pinocchio)
Konnte ich nicht zu Ende lesen, weil ich die gedankenlose Gemeinheit der Hauptfigur nicht ertrug.
22 – Granta 147: 40th-Birthday Special
23 – Jakob Arjouni, Kismet
24 – Dagmar Chidolue, Ponzl guckt schon wieder*
Ein sehr seltsames Kinderbuch aus den 80ern. Da ist zum einen die entwaffnende Perspektive der zehnjährigen Laura, die nicht so recht irgendwohin passt. Und dann die Lebenssituation ihrer alleinerziehenden Mutter, die nochmal schwanger wird – und spätestens mit diesem zweiten Kind völlig überfordert ist. Eine Zehnjährige, die für sich und ihre Mutter das Abendbrot organisiert und zubereitet, von der erwartet wird, dass sie sich um ein Baby kümmert, während ihre Mutter zur Arbeit geht – alles unmarkiert.
25 – Michael Ondaatje, The English Patient*
Definitiv ein Meilenstein in meiner persönlichen Lesegeschichte, hier besprochen.
26 – Tom Wolfe, The Bonfire of the Vanities*
Der episch breite Roman von Wolfe erschien 1987 und sollte das New York seiner Zeit darstellen: Ziel erreicht, ein Sittengemälde der New Yorker Männerwelt der 80er, das rückblickend viele spätere Entwicklungen und Missstände erklärt – ich war froh, dass mir die Reha genug Zeit bot, das Monumentalwerk wegzulesen.
Mir fiel unter anderem auf: Das Wort “yuppies” gibt es nicht – wurde vielleicht später geprägt? (Laut Ngram ist der Höhepunkt der Verwendung 1993.) “Stress” hat auch niemand, die ganze Berufwelt der Leistungsträger wirkt inzwischen völlig antiquiert. (Ganz abgesehen davon, dass wir uns in einer Technikwelt ohne Internet und Mobiltelefon befinden, der Plot würde durch diese heutigen Kommunikationsmethoden nicht mehr funktionieren.)
Es geht nur um Männer, Frauen sind lediglich Ausstattungsstücke. Nur einmal bekommen wir die Innensicht einer Frau erzählt.
Interessant fand ich die Betonung von Aussprache und Vokabular, immer wieder werden Sätze und Wörter lautmalerisch im Akzent der Sprechenden wiederholt, immer weil der personale Hörer sie verachtet. Überhaupt: Verachtung – die ganze Tonalität ist getränkt von Menschenfeindlichkeit und Bosheit, doch ohne dass mich das abgestoßen hätte.
27 – Dietmar Grieser, Glückliche Erben
28 – Min Jin Lee, Susanne Höbel (Übers.), Ein einfaches Leben
29 – Colson Whitehead, Sag Harbor*
Hier besprochen, inklusive Rezeption meiner Leserunde.
30 – Granta 148: Summer Fiction
31 – Bel Kaufman, Up the down staircase
32 – Stephen King, The Body*
Meine Besprechung steht hier.
33 – Zoë Beck, Brixton Hill
34 – Isabel Bogdan, Laufen*
Darüber habe ich hier geschrieben.
35 – Kent Haruf, Eventide*
Meine Besprechung steh hier.
36 – Friedrich Ani, Süden und das heimliche Leben
37 – Daniel Mendelsohn, Matthias Fienbork (Übers.), Eine Odyssee. Mein Vater, ein Epos und ich*
Hier besprochen.
38 – Margaret Atwood, The Testaments
39 – Juan Moreno, Tausend Zeilen Lüge: Das System Relotius und der deutsche Journalismus
40 – Bill Hayes, Insomniac City: New York, Oliver, and Me*
Ich genoss die einfühlsamen Beobachtungen in New York und zu seinen Menschen, fühlte mich an eigene Aufenthalte in New York erinnert und an die Einmaligkeit dieser Stadt, war berührt von der Liebesgeschichte zwischen zwei so unterschiedlichen Männern und wie sie miteiander umgingen, einander gut taten.
41 – Toni Morrison, Beloved*
In diesem Blogpost besprochen.
42 – Shulamit Lapid, Mirjam Pessler (Übers.), Lokalausgabe
43 – Kent Haruf, Plainsong*
Meine Besprechung findet sich hier.
44 – Granta 149: Europe: Strangers in the Land
45 – Elise Schmit, Stürze aus unterschiedlichen Fallhöhen
46 – Kathrin Passig, Vielleicht ist das neu und erfreulich*
Ich freute mich mal wieder an Kathrin Passigs Aufspüren von Haltungen hinter den Haltungen zu neuer Technik, sich selbst gegenüber mindestens so skeptisch wie gegenüber anderen. Gleichzeitig mochte ich das Fehlen jeder Häme, Kathrin Passig wirkt immer wirklich interessiert an Erkenntnis (es ist traurig, wie selten das in Texten über Technik ist).
47 – Saša Stanišić, Herkunft*
Unten in diesem Post besprochen.
48 – Judith Kerr, When Hitler Stole Pink Rabbit
49 – Judith Kerr, Bombs on Aunt Dainty*
Der zweite Band der Trilogie vermittelte mir viele, auch atmosphärische Alltagsdetails der Bombenangriffe auf London im Zweiten Weltkrieg, das langsame Abstumpfen der Todesangst, die Sonderstellung der Flüchtlinge, die damals ebenso ausgegrenzt und mit denselben Argumenten geschmäht wurden wie heute. Mittendrin die Hauptfigur der jetzt 18-jährigen Anna, die sich nur am Rande um sowas wie Bildung und Ausbildung kümmern kann, weil sie dringend Geld für ihren und den Lebensunterhalt ihrer Eltern verdienen muss. Dennoch schafft sie sich Zeit für Zeichenkurse, auch ihre künstlerische Entwicklung wird nachvollziehbar geschildert.
50 – Judith Kerr, A Small Person Far Away
die Kaltmamsell3 Kommentare zu „Bücher 2019“
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31. Dezember 2019 um 18:57
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Gerne gelesen
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1. Januar 2020 um 23:07
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Gerne gelesen (bzw. die oder andere Anregung mitgenommen).
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3. Januar 2020 um 13:28
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Gerne gelesen
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