Journal Freitag, 14. Februar 2020 – Yogatränen
Samstag, 15. Februar 2020 um 8:27Am Donnerstagabend war ich tatsächlich mit Vorfreude auf die Yogarunde am nächsten Morgen zu Bett gegangen.
Gut geschlafen, aber ich ahnte bereits beim Aufstehen, dass ich die wehe Hüfte am Vorabend überansprucht hatte mit all dem hastigen Gehen durch die Wohnung bei der Vorbereitung auf die Gäste.
Es war eine anstrengende Runde Yoga with Adriene. Nicht nur ging’s ordentlich in die Hüfte: Das erst Mal zeigte Adriene etwas für Anfängerinnen sicher nicht Nachmachbares.
Asana Crow Pose.
Was mich so offen und bereit macht, ihr auch zur nicht-physischen Seite von Yoga zu folgen: Immer wenn Adriene dazu einen Gedanken äußert, ein Konzept benennt, betont sie “Whatever that means to you”. Und so hatte ich gestern bereits zum dritten Mal nasse Wangen (immer derselbe Auslöser, wenn das so weitergeht, werde ich mich am End’ noch damit auseinandersetzen müssen).
Radeln in die Arbeit unter grauem Himmel. Es war ein wenig milder geworden, aber immer noch windig, viele Wolken und ein wenig Sonne wechselten einander ab, hin und wieder ein Regenduscher.
Zu Mittag gab’s eine Portion des Friedrichshainer Wintersalat vom Vorabend, nachmittags die beiden Orangen, deren Schalen ich für den Bohnen-Zuckerschoten-Salat verwendet hatte.
Pünktlicher Feierabend, ich radelte für Besorgungen in die Einkaufsstraßen der Innenstadt. Unter anderem wollte ich doch wieder Nagelhärterlack. Nachdem ich ein Jahr lang nur farblosen Unterlack und Überlack verwendet hatte, weil die doch auch die Funktion Nägelzusammenpappen erfüllen, blättern manche meiner Fingernägel derzeit sogar Richtung Nagelmitte – so kurz ich sie auch halte (verschmerzbare Folge der Wecheljahre, nehme ich an). In der Kosmetikabteilung des Kaufhofs am Marienplatz wurde ich freundlich beraten und versorgt, jetzt hoffe ich auf Besserung.
Außerdem besorgte ich Pralinen beim Clement in der Hackenstraße. An dem Laden laufe ich regelmäßig vorbei, und gestern fiel mir ein, dass mir jemand hier im Blog die Produkte empfohlen hatte. Es gab sie zum Dessert nach Pasta in Gemüsoße und mit Salat: Ganz hervorragend gemacht, allerdings die neumodische Art Pralinen mit vor allem crazy Zusammenstellungen (Blaubeeren-Mohn, Yuzu, Bananenmarzipan etc.) – ich merke, dass ich die altmodische Art der verschwundenen Confiserie Rottenhöfer bevorzuge.
§
Jana Hensel in der Zeit:
“Wiedervereinigung:
Lasst die Party ausfallen!”
Ja, die Ostdeutschen haben die Wiedervereinigung mehrheitlich gewollt. Sie haben dem Kohlschen Versprechen der blühenden Landschaften großen Glauben geschenkt. Sie wollten, wie gesagt, so schnell wie möglich über denselben Wohlstand wie die Westdeutschen verfügen. Aber sie haben sich eben auch geirrt. Sie sind ihren eigenen Träumen aufgesessen. Das ist eine bittere und tragische Wahrheit, sie ist Teil unserer Geschichte. Es macht aus ostdeutscher Perspektive keinen Sinn, diesen Irrtum zu leugnen. Aber es macht aus westdeutscher Perspektive auch keinen Sinn, ihn den Ostdeutschen immer wieder vorzuhalten. Und damit alles, was danach passierte, zu entschuldigen zu versuchen.
(…)
Ich weiß nicht, ob die Wiedervereinigung wirklich hätte besser laufen können, ich bin mir nicht einmal sicher, ob das 30 Jahre später noch die entscheidende Frage ist. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir uns den damaligen Verlauf der Ereignisse so ehrlich wie möglich und gern auch schonungslos erzählen müssen.
Was ich beschämt immer wieder gestehen muss: Ich habe Anfang der 90er nicht hingeschaut, ofwohl ich täglich die Süddeutsche ins Haus bekam. Doch in dieser Zeit war ich beschäftigt mit leidenschaftlich Studieren und dann leidenschaftlich Verliebtsein. Als Zeitzeugin der Wiedervereinigung tauge ich nicht.
die Kaltmamsell14 Kommentare zu „Journal Freitag, 14. Februar 2020 – Yogatränen“
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15. Februar 2020 um 9:00
Durch Dich bin ich jetzt mit dem Adriene-Yogavirus infiziert. Gerade die Offenheit – dass etwas nicht so oder so sein MUSS – ermöglicht mir ein Mitmachen trotz Entzündung. Was nicht geht, lasse ich weg.
Whatever works for you.
Namasté, Bitches!
15. Februar 2020 um 9:19
Guten Morgen,
ja, Yogatränen … muss man als kontrollierter Mensch auch erst einmal mit klarkommen, dass sich manche Dinge den Weg nach oben bahnen, ob man will oder nicht.
Die Krähe – Kakasana – hieß bei mir lange Zeit Kack-Asana. Aus Gründen :-D
Yoga ist großartig!
Herzliche Grüße und viel Freude
Frau Weh
15. Februar 2020 um 9:46
Bakasana kann ich auch nach 20 Jahren Yogapraxis noch nicht (zu schwache Handgelenke für mein Gewicht). Großes Schulterzucken und dann Schulterküssen. Diese 20 Jahre Yogapraxis haben mich auch gelehrt, wie wundervoll es ist, kontinuierlich die eigenen für rigide gehaltenen Grenzen zu überwinden bzw. weiter zu stecken, dass es aber auch einfach anatomische Begrenzungen gibt. Für manche Asanas ist mein Körper einfach nicht gemacht. Aus dem Yoga Unterricht weiß ich aber auch, dass Andere ihre Probleme mit wiederum ganz anderen Übungen haben. So ist das eben. Das Mantra, mit dem ich am besten fahre: Nicht vergleichen!
Ich freue mich so, dass Sie zum Yoga gefunden haben. Für mich ist nichts ein so guter innerer Seismograph wie meine Yogapraxis (mal ganz abgesehen von den positiven physischen Effekten natürlich).
15. Februar 2020 um 10:05
wie unterschiedlich menschen doch sein können: wenig macht mich aggressiver als yoga, und auch ich hatte tränen im gesicht beim yoga. tears of rage!
15. Februar 2020 um 12:18
Vielen Dank für die ehrlichen „Yogabeschreibungen“.
15. Februar 2020 um 15:43
Ich freu mich so, dass Ihnen Yoga gut tut!! Bei mir löst sich da übrigens öfter was und dann flieβen Tränen, und das ganz ohne die mir immer noch nur internet-bekannte Adrienne. Inzwischen hab ich mich daran gewöhnt und kämpfe nicht mehr dagegen an. Ich mag Yoga nicht mehr in meinem Leben missen.
15. Februar 2020 um 16:41
Ach, ich freue mich auch sehr, dass Sie wieder da sind!
Das mit der plötzlichen Tränenanfälligkeit beim Yoga kenne ich auch. Auch im “Real-Life-Kurs” mit einer besonders freundlichen Lehrerin, die uns bei der Entspannungsmeditation fürsorglich zudeckte.
Das Motto von Adriene ist auch nicht umsonst “Find what feels good”, bewegen Sie sich immer “like you love yourself”, alles wird gut :)
15. Februar 2020 um 18:34
Ging mir in meinen 20ern auch so, mittlerweile habe ich eine Form für mich gefunden die mir gut tut :) Kann aber absolut verstehen wenn man eher etwas braucht bei dem man sich eher etwas ausbumsen kann!
15. Februar 2020 um 19:11
Auch von mir Danke, dass Sie uns so ehrlich teilhaben lassen an Ihren Erfahrungen.
Meine Mutter musste in den 70er Jahren stoppen mit Yoga wegen Rückenschmerzen, weil sie es völlig übertrieb mit den Haltungen.
Die jetzt eigenen körperlichen Grenzen, die Individualität, fühlen und anzuerkennen, finde ich das Beste am Yoga. Es ist einfach okay *schluchz*
17. Februar 2020 um 9:25
Welche Nagelhärtermarke wurde es denn? Wollen Sie das Ergebnis der Beratung teilen? Hab auch gerade brüchige Nägel. Sehr nervig.
17. Februar 2020 um 9:37
Zu Ost-West-Erinnerungsthematik hatte sich Frau Aufildesmots letzten Herbst viele Gedanken gemacht, die gedankliche Suche, das Fragen und Zuhören hat mich sehr berührt. Hier mal einer der Bloggbeiträge, auch der davor und danach passt gut dazu: http://aufildesmots.biz/2019/10/erinnerungen-einer-mittelalten-westlerin-an-den-osten/
17. Februar 2020 um 18:04
Liebe Frau Kaltmamsell,
meine Mama hat ähnliche Probleme mit ihren Nägeln und fragt, welches Produkt ihnen empfohlen wurde? Bisher hat eincremen und einölen bei ihr nicht geholfen. Vielen Dank und viele Grüße, Karen
17. Februar 2020 um 18:24
An Nagelhärter, Angela, Karen, hatte ich bis vor einem Jahr erfolgreich den Extrastarken von Herome – aber den gab es vergangene Woche nicht am gewohnten Ort und auch nicht beim Kaufhof. Ich ließ mir dann den von Alessandro empfehlen, der muss sich aber erst noch bewähren.
17. Februar 2020 um 18:49
Danke!