Journal Freitag, 21. Februar 2020 – Ein bisschen Fasching

Samstag, 22. Februar 2020 um 8:31

Tief und gut geschlafen – ich wäre sehr froh, wenn das im Durchschnitt so bliebe.

Nach der Yogaeinheit (Waage auf weher Hüfte geht echt nicht) also auf ärztliche Anweisung Bauchübungen, weil er die Bedeutung von Stabilität für die krumme LWS betont hatte (was mache ich denn seit Jahrzehnten wegen krummer LWS?!).

In der Arbeit viel Arbeit mit Internetrecherche. Mittags restliche Nudeln mit Gelber Bete und Feta vom Vorabend, nachmittags zwei Orangen. Große Freude auf vier freie Tage am Stück nach Feierabend.

Auf dem Heimweg radelte ich bei der Röntgenpraxis vorbei, die mir am Vortag telefonisch mitgeteilt hatte, für einfaches Röntgen bräuchte ich keinen Termin und könne einfach vorbeikommen. An der Empfangstheke erfuhr ich: Außer am Freitagnachmittag. Leider musste ich mich ziemlich aufregen – nur innerlich, zur Thekenkraft sagte ich lediglich: “Dann gehe ich halt woanders hin, tschüssi.”

Abends war ich zu einem Festl eingeladen, Verkleiden erlaubt. Ich holte meinen Schiffsmechanikerinnen-Overall heraus. Herr Kaltmamsell hatte ebenfalls zugesagt und sogar den Pulpo-Salat zum Mitbringen zubereitet, fühlte sich dann aber zu schwach und kränklich; er blieb daheim. Auf dem Weg nach Neuhausen im U-Bahnhof viele Maschkerer gesehen, verkleidet als Fußballspieler, aber mit Schal – im Faschingskontext weitaus weniger abstoßend aus außerhalb.

Schöner Abend mit Gesprächen und Essen. Gegen Mitternacht war ich im Bett (das ist für mich sehr spät).

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Datenschutz vs. schneller Zugriff auf Daten im Gesundheitswesen: @Caethan13 schildert, warum das gerade in der Notfallmedizin heikel ist.
“Sektorenübergreifende Kommunikation am Beispiel des Rettungswesens”.

Anfangs kam mir das Speichern aller meiner Ärztedaten als Gesundheitsakte auf meiner Krankenkassenkarte ja wie die beste aller möglichen Ideen vor, vor allem weil vor etwa zehn Jahren, als das aufkam, praktisch alles in einfacher Ausfertigung auf Papier in den Arztpraxen lag. Ich erhoffte mir ein Szenario, in dem ich bei jedem Arztbesuch allein durch das Einlesen meiner Karte die jeweilige Ärztin, den jeweiligen Arzt auf den aktuellen Stand bringen konnte – viel wichtiger noch bei einem Krankenhausaufenthalt. Doch dann zeigte sich bereits bei den ersten Schritten der Digitalisierung von Gesundheitsdaten, dass der Sicherheitsaspekt nahezu komplett ignoriert wurde – und bei aller scheinbaren Offenheit hier im Blog möchte ich nun wirklich selbst bestimmen können, wer was über meinen medizinischen Zustand weiß. Deshalb wich meine anfängliche Begeisterung wie bei vielen technischen Möglichkeiten auch hier realistischer Mutlosigkeit.

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Anh Tran schreibt im Deutschlandfunk:
“Rassismus in Deutschland
Ich habe das Gewöhnen so satt”.

Als Kind wollte ich immer wie meine Freunde sein: lustig, klug und deutsch. Aber Deutschsein ist schwer. Egal wie viele Peter-Alexander-Filme ich mit Omi geschaut habe, wie gut meine Deutschnoten waren, wie pünktlich ich zu Verabredungen erscheine. Ich komme nicht in den Club der weißen Menschen. Das ist ein beschissenes Gefühl.

Rassismus gehört zu meinem Leben wie die Luft zum Atmen.

Und hört BITTE auf mit so Scheiß wie “Ich seh ja keine Hautfarben, für mich sind alle gleich.” Das kann sich bei uns nur jemand leisten, der zur weißen Norm gehört, und dann ist es empathielos und ignorant. Davon werden die rassistischen Erfahrungen deiner nicht-weißen Umgebung nicht weniger – die du natürlich nicht mitbekommst, weil du siehst ja keine Hautfarben.

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“Auf der Suche nach dem Winter”.
Wundebarer Artikel von Andrea Diener über ihre Reise zum nördlichen Baikalsee.

Was tun bei Sehnsucht nach Eis, Schnee und Finsternis? Ein Urlaub in einem Dorf am nördlichen Baikalsee schafft Abhilfe.

Zwar macht Andrea Diener in ihrem Job als Reiseredakteurin der FAZ auch Pressereisen, und auch ihre Artikel darüber lese ich lieber als allen anderen Reisejournalismus. Doch zum Glück macht sie – meist privat – auch Reisen, die eben nicht Konsumreisen sind. Mir wären letztere meist viel zu anstrengend, deshalb bin ich froh und dankbar, dass Andrea sie für mich macht und mich daran teilhaben lässt. Diese Russlandreise verfolgte ich schon auf Twitter mit, und ich kann’s kaum erwarten, bis sie in WRINT bei Holger Klein Details erzählt.

Erster Unterschied zu Komsumreisen:

Wie zu allen wirklich interessanten Zielen ist man nach Bajkalskoje ziemlich lange unterwegs.

Ein Grund, warum ich die wenigsten davon erleben werde.

Wellness am winterlichen Baikalsee: Banja.

Ein kleiner Holzverschlag hinten im Garten, ein geschweißter Ofen, eine Zinkwanne darauf mit heißem Wasser, Plastikschüsseln zum Mischen. Eine Banja ist so heiß wie eine Saune, so heiß wie es irgendwie geht mit einem Holzofen, und die Einheimischen waschen hier auch gleich die Wäsche.

(…)
Danach serviert Gastgeberin Galina Fisch.

Dazu schenkte sie uns Schnaps aus einer Teekanne in kleine Gläser mit Stiel und Goldrand. Wir waren sauber, wir waren warm, wir waren satt und hatte diverse Schnäpse intus, die wir, immer gern genommen, auf die russisch-deutsche Druschba tranken, die Völkerfreundschaft, dann tranken wir, inspiriert von den werktätigen Sowjetfrauen im Fernsehen, auf die Liebe, auf den Baikal und was uns sonst noch einfiel. Glücklich und zufrieden wankten wir nach solchen Abenden mit unseren Handtüchern und Seifendosen die Straße zurück in unser Haus und fielen um. Russische Wellness ist nicht sehr glamourös, aber sie wirkt.

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Journal Freitag, 21. Februar 2020 – Ein bisschen Fasching“

  1. Penelope meint:

    Danke liebe Kaltmamsell für den Hinweis auf den Artikel von Andrea Diener. Ein wahrer Lesegenuss!

  2. Eva meint:

    Herrlich, der Sibirien-Artikel! Danke!

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