Frisch und munter aufgestanden, als Morgenbewegung nur ärztlich verordnete Kräftigung und Schulterdehnen. Auch die Radfahrt in die Arbeit genoss ich.
Doch schon am Vormittag wurde ich bleiern müde und gleichzeitig innerlich hibbelig – ich sah das als Nachwirkung der Migräne. Zum Glück gab es genug Arbeit, um mich abzulenken.
Mittags eingeweichtes Birchermüesli von Daheim mit Joghurt, Nüssen und einen Ernteanteil-Apfel, nachmittags eine mächtige Orange.
Auf dem Heimweg Abstecher zum Vollcorner für Obsteinkäufe. Daheim nur eine kleine Runde Ausruhen, dann ging ich mit Herrn Kaltmamsell aus: Wir lösten unseren Rosenfestgeschenkgutschein im Broeding ein.
Wir waren noch am Anfang unseres Menüs, als ein junger Koch aus der Küche kam und den Gästen stolz den Hauptgang im Ganzen zeigte: ein mächtiges Entrecôte an vielen Knochen, rundum dunkelröstig und verlockend glänzend.
Auch diesmal ließen wir uns mit Wein begleiten. Somelier Matthias Hegele schenkte uns jeweils erst ein und ließ uns in Ruhe probieren, bevor er mit der Flasche kam und uns etwas zum Wein im Glas erzählte.
Den Apertif hielten wir alkoholfrei mit einem Tokyo Mint Fizz, als Gruß aus der Küche gab es Garnelenschwänze in würziger Sulz mit Finger-Limes – ganz ausgezeichnet.
Der erste Gang des Menüs war mein Liebling des Abends: Saibling vom Schwebelbach mit Erbsen, Eigelb und Nussbutter. Die pürierten Erbsen schmeckten ganz intensiv, erdrückten aber nicht den Sous-vide gegarten Saibling, das Eigelb dazu war eine großartige Idee. Der Wein dazu – eine Überraschung und ein Erlebnis: Das Dunkelgoldene im Glas, nahezu säurefrei und mit einer Wermuthnote, war ein gereifter Grüner Veltliner aus dem Kremstal, von Sepp Moser und aus dem Jahr 2007. Genau deshalb mag ich ernsthafte Weinbegleitung: Weil ich so zu Geschmackserfahrungen komme, die ich als Weinlaie nie allein machen könnte.
An der winterlichen Minestrone mit Kerbel und Parmesan mochte ich am liebsten das frische Kerbelpesto, von dem ich gerne nachgefasst hätte. Die Weinbegleitung kam ungewöhnlicherweise aus Italien (es gibt im Broeding eigentlich nur Österreichisches), ein herrlich spritziger Soave Corte Sant’Alda 2018.
Herzhaft winterlich dann der Mangalitza Raviolo mit roten Linsen und Grünkohl – besonders die Kombination Linsen und Grünkohl gefiel mir, daraus möchte ich mal einen Eintopf basteln. Wieder ein ungewöhnlicher Wein dazu: Der Lichtenberger González Rot und Weiß 2018 aus dem Burgenland wurde aus Blaufränkisch und Gemischten Satz (weiß) hergestellt. Kühl serviert hatte er genug Frische zum Herzhaften.
Nun nicht mehr am Stück, sondern aufgeschnitten: Trocken gereiftes Entrecôte mit Perlzwiebeln, Pastinaken und Rotweinjus. Vor allem das süßliche Pastinakenpüree gefiel mir (aber ich finde Gemüseküche ja immer den interessanteren Teil gehobenen Essens). Im Glas ein als “echter Rotwein” angekündigter Blaufränkisch von Uwe Schiefer aus dem Burgenland, schön edel und rund (sehenswerte Website, wie so viele Winzerwebsites).
Zum ersten Mal in unserer Broeding-Geschichte ließen wir den Käse aus: Zwar war ich diesmal die matschigere am Tisch, aber das so sehr, dass ich schon den Hauptgang nicht ganz geschafft hatte. (Es entspann sich ein Gespräch darüber, warum ich mir Sorgen über schwindende geistige oder körperliche Fertigkeiten mache, Herr Kaltmamsell aber nicht: weil die Möglichkeit zum geistigen oder sinnlichen Genuss mir das Leben erst erträglich macht, während der Herr an meiner Seite schon aus der schieren Existenz Vergnügen zieht. Das an ihm zu sehen, gehört dann wieder zu den Erlebnissen, die mir das Dasein versüßen.)
Einstimmung aufs Dessert waren diese beiden Löffel mit weißer Schokoladencreme, Quitte, Pistazie – köstlich.
Wunderbares Hauptdessert: Pandanus-Parfait mit Ananas, Passionsfrucht und Zitronengras. Pandanus ist, wie ich erst jetzt herausfinde, eine Palmenart, das Parfait daraus war köstlich duftig (könnte sich auch als Kosmetik-Duft eignen), ich genoss den Teller sehr. Dazu ein Kracher-Süßwein (WORTSPIEL!): Oloroso-farben im Glas ein Kracher Nouvelle Vague 1999 Nr. 3, der sich vor Aromen in Geruch und Geschmack schier überschlug. Süßwein macht immer wieder, was nur Süßwein kann.
U-Bahn-Heimweg und schnell ins Bett.
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Ein Aspekt der Informationen zum Coronavirus, über den ich nur in englischsprachigen Medien stolperte (was nicht heißt, dass er in deutschen Medien nicht auftaucht): Die Unterscheidung zwischen individuellem Risiko und Gefahren fürs System.
“How Worried Should You Be About the Coronavirus?”
Kurzfassung in meinen (!) Worten: Das individuelle Risiko ist gering – selbst sollte man sich infizieren, ist es wahrscheinlicher, dass man nichts davon merkt, als eine schwere Erkrankung, die einen Krankenhausaufenthalt erfordert. Eine Erkrankung an Grippe ist deutlich gefährlicher.
Doch die überraschend schnelle Verbreitung des Virus überfordert das Gesundheitssystem – anders als die jährliche Grippewelle – und hat massive Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Systemisches Risiko also sehr hoch.
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Langer Artikel im Guardian über einen Obdachlosen, der sich im Park Hampstead Heath eine Untergrundbehausung baute. An diesem Beispiel wird erzählt, wie weitreichend und vielfältig Obdachlosigkeit in Großbritannien mittlerweile geworden ist: Der Barista, der Ihnen in einem Londoner Café den Cappuccino serviert, hat vielleicht kein wirkliches Zuhause, sondern schlägt sich seit Jahren mit Übernachtungen auf Sofas von Bekannten oder im Sommer in Parks durch.
“The invisible city: how a homeless man built a life underground”.
He had a few thousand put away in the bank, and he could still take on handyman work, putting up shelves and assembling flatpack furniture for £20 or £30 a gig, often arranging these one-off jobs through an app on his phone. Knocked, tired, but still with a Crusoe spirit that never really left him, Van Allen bought good boots and a good tent and moved his life outdoors. Like a lot of people who drift into homelessness, the knack came piecemeal. Van Allen shaved his hair to a grade one, for easy cleaning with soap. He got to know which swimming pools had the cheapest one-off entry fees for showering; which drop-in centres let you use their address for post. He bought underwear and T-shirts in bulk, cheaply, online, so that these could be discarded if necessary – “crash and trash”, he called this. He became a regular at a Catholic church where they cooked a daily breakfast for the homeless.
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Bundespräsident Steinmeier punktet mit einem unerwarteten Redeeinstieg beim Empfang für den Frauenrat anlässlich des Weltfrauentags. (Nicht die Kommentare lesen.) Es reicht ja nicht, gute Redenschreiberinnen und -schreiber zu haben – man muss sie auch lassen.