Journal Freitag, 8. Mai 2020 – #rpREMOTE-Tränchen
Samstag, 9. Mai 2020 um 7:25Gestern freute ich mich beim Gewecktwerden schon sehr aufs Wochenende mit Ausschlafmöglichkeit.
Es war ein halbes Stündchen Yoga dran. Ich erwackelte mir einen Einbeinstand auch rechts – und zahlte anschließend mit Komplettverweigerung des Hüftgelenks beim Gehen, ich hüpfte einbeining (ich hatte doch bloß Sorge gehabt, dass die Muskulatur rechts komplett atrophieren würde!).
Radeln im sonnig-milden Frühlingsmorgen in die Arbeit – die Mauersegler schrillten jetzt auch beim Fliegen, sowohl über der Ludwigsvorstadt als auch überm Westend.
Vorm Rechner im Büro heulte ich erst mal eine Runde: Ich hatte auf den Clip des zusammngeschnittenen Abschlussgesangs der virtuellen re:publica, also der #rpREMOTE geklickt.
https://youtu.be/qC5RVwiKDSE
Und ich kannte so viele Mitwirkende!
(Selbst hatte ich zwar einen Anlauf zum Mitmachen genommen und das Stück ein paar mal durchgeübt – doch nachdem ich feststellte, wie schwierig es war und wie überhaupt nicht meine Stimmlage, hatte ich aufgegeben.)
Mittags Bananen mit Quark und Dickmilch – schmeckte mir überhaupt nicht, vielleicht mag ich gerade keine Bananen. Ich aß dennoch die Schüssel leer, Hunger halt. Nachmittags eine Mandarine und Schokolade, schon viel besser.
Diesmal machte ich rechtzeitig Feierabend, um noch genug Energie für Blumenkauf im wiedereröffneten Laden zu haben, den ich auch beruflich frequentiere. Frau Floresblumen (mir fällt gerade ein, dass ich ja in Spanien auf dem altkastilischen Dorf einen Großonkel tío Flores hatte, kurz für Florencio, das muss ich ihr mal erzählen) stellte mir einen Strauß zusammen, der auf meine Bitte etwas mit Duft enhielt und anstonsten nach ihrer Beschreibung im Stil “Vogelwuid” gehalten war – ich freute mich sehr.
Es war deutlich wärmer geworden, Temperatur definitv jackenlos und kurzärmlig, nackte Beine und Arme nicht übertrieben.
Daheim hielt ich mich erst mal mit Häuslichkeiten geschäftig und setzte Pizzateig mit Lievito Madre für Samstag an – ich war nämlich viel zu früh hungrig. Danach war zumindest schon mal Zeit fürs Wochenendeinläuten mit Drinks:
Erdbeergintonic. Während Herr Kaltmamsell zum Nachtmahl Seeteufelgulasch zubereitete, verlängert mit gekochten Kichererbsen, schnippelte ich die restlichen Erdbeeren für den Nachtisch. Das Seeteufelgulasch verstand sich sehr gut mit den Hülsenfrüchten, in die allerdings ein Steinchen geraten war, auf das ich biss – zum Glück nur Schreck, kein Schaden.
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Ranga Yogeshwar präzisiert in der FAZ meine Wahrnehmung der vergangenen Wochen: Wie der anfängliche Schreck über die Corona-Pandemie gemeinsames zielgerichtetes Handeln ermöglichte, das Nachlassen dieses Schrecks aber direktemang zu Egoismen und Unvernunft führte.
“Phase zwei”.
Zuerst waren Bürger, Politik und Wissenschaft in der Corona-Krise im Gleichklang. Das ändert sich rapide, und das ist gefährlich.
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In dieser [ersten] Phase erleben wir eine bemerkenswerte Konsonanz. Politik und weite Teile der Gesellschaft sind sich einig. Die Wissenschaft liefert die Argumente und belegt die verkannte Dimension der Pandemie. In Talkshows wird nicht gestritten, sondern erklärt und informiert. Wir lernen von den Experten, die uns das exponentielle Wachstum verdeutlichen, die Infektionsmechanismen erläutern oder die Zuverlässigkeit von PCR-Tests ansprechen. Auch die Bundeskanzlerin erläutert die relevanten Unterschiede bei leicht veränderten Reproduktionszahlen.
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Das zweite Kapitel der Pandemie hat begonnen, eine Phase gekennzeichnet von Widerstand, Wut und Anschuldigung. Zu Zeiten der Pest richtete sich der Volkszorn gegen Ketzer, Juden oder Frauen, heute erleben wir diese bemerkenswerte Wende der Politik im Verhältnis zur Wissenschaft.
(…)
Wir wollen keine analytischen Denker, die uns schlechte Nachrichten verkünden und uns weiterhin einsperren wollen, sondern wünschen uns Erlöser, die uns von der Last dieser ansteckenden Geißel befreien.
Dieser Leidensdruck erzeugt aberwitzige Erklärungskonstrukte. Da erscheinen lange Aufsätze, die allen Ernstes vorrechnen, dass es diese Epidemie gar nicht gibt, sie sei lediglich ein Artefakt, das Ergebnis einer gestiegenen Testquote. Andere fragwürdige Studien und Interviews mit Scheinexperten behaupten, dass es keinen Lockdown brauchte oder dass das neue, unbekannte Virus weit weniger gefährlich sei als behauptet.
Die dritte Phase, die Yogeshwar nach Erfahrungen mit Katastrophen wie der in Fukushima und mit Blick auf die Geschichte prognostiziert: kollektive Verdrängung.
via hmbl
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Sind Väter schlechtere Eltern? Weil Biologie? Mai Thi Nguyen-Kim sieht sich die Forschungslage dazu an.
https://youtu.be/TkkHKU_lLqU
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Die Damen hinter Gofugyourself haben ja seit Wochen fast nichts mehr Aktuelles zu berichten, Veranstaltungen mit roten Teppichen, die sie sonst zeigen, sind alle abgesagt. Statt dessen stellen sie Fotostrecken aus dem Archiv zusammen, unter anderem diese wundervolle zum 60. Geburtstag von Emma Thompson.
die Kaltmamsell2 Kommentare zu „Journal Freitag, 8. Mai 2020 – #rpREMOTE-Tränchen“
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9. Mai 2020 um 11:13
Wie berührend ist das Lied von Queen! Frau Novemberregen und Anne habe ich erkannt. Bei den anderen wusste ich manchmal war es ist. Wie viel Mühe sich alle diese Menschen gemacht haben.
Oxytocin ist schon ein wunderbares Hormon. Frau Nguyen-Kim macht das schon klasse. Ganz verknallt bin ich in die Tapete und das Astronautinnenbild hinter ihr.
Und ich weiß jetzt, wer Heinz Oberhummer ist.
Jedenfalls ist er humorvoller als Harald Lesch. Dem verzeihe ich ja nie was.
9. Mai 2020 um 11:49
Oh, toller Tipp mit Quarks! Wir sind gespannt, ob wir mit 8 (ich, damit nach 6 Mo. genug Zeit zum Abstillen bis zur „Übergabe“) und und darauf folgend 6 Monaten Vollzeit der Vater, wir beide gleich beliebt sein werden. Ich habe meinen Vater nie alleine erlebt. Daher war es uns wichtig, dass ich dann auch nicht nur halbtags wieder arbeite, sondern voll, damit der Vater das volle Programm im Alltag haben kann. Wir sind sehr gespannt, wie das wird. Und vorab bin ich gespannt, was Quarks dazu berichtet!
Tja. Und Ranga Y…Leider lese ich auch auf einigen sonst eigentlich gebildet wirkenden Blogs Behauptungen, man müsse nur gut atmen und sein Immunsystem am Laufen halten. Ähnliches hört man grade aus Belarus. Dann wünsche ich mal viel Glück, dass diejenigen, die sich jetzt gegen die Ratschläge der Wissenschaft stellen, nicht demnächst auf Intensiv landen, weil Atmen und Orangen essen nur die halbe Miete zu sein scheint. Wenn überhaupt.