Durchwachsene Nacht: Durch Schmerzen am Einschlafen gehindert worden, zu Novalgin gegriffen mit sehr flauem Gefühl im Magen vor Furcht, dass das den Beginn einer neuen Phase Schmerzensnächte bedeuten könnte.
Über Nacht im Kühlschrank gegangenes Brot (Stückgare) rausgeholt, es war verdächtigerweise praktisch nicht aufgegangen. Das Brot wurde dann auch ganz anders, als es im Rezept aussah:
Schmeckte später beim Frühstück schon ok, war halt bloß misslungen.
Gleich früh ging ich auf den Balkon, um in den Morgen zu schnuppern, dabei eine Mönchsgrasmücke gesehen und gehört (LAUT), in der nördlichen Ferne eine weitere gegensingen gehört, Kampf zweier Amsleriche beobachtet. Der leicht geschwätzige Gesang der Grasmücke begleitete mich noch lange, ich hörte ihn den ganzen Tag über immer wieder. Ein kalter, sonniger Tag, kein Tropfen Regen.
Crosstrainerstrampeln, ich hörte meine gesammelte Filmmusik auf Shuffle. Das war ziemlich lustig, außerdem erinnerte ich mich an einige bereits komplett vergessene Filme.
Meine Coronafrisur kann sich derzeit nicht zwischen zwischen Lady Di und Cruella de Vil entscheiden.
Frühstück diesmal schon um eins!
Den Nachmittag verbrachte ich damit, das erste Drittel des Romanmanuskripts einer Freundin zu lesen, dessen Entstehung ich mitverfolgt hatte und auf das ich mich sehr freute. Ich las gefesselt und leicht geflasht, dass ich in Echt Menschen kenne, die so gut schreiben, plotten, charakterführen können. Sie werden mitbekommen, wenn der Roman veröffentlicht wird – sollte der Verlag nichts daran kaputtmachen, werde ich ihn hemmungslos bewerben.
Für das Abendessen sorgte ich, ich hatte mir den ersten Strudel meines Lebens vorgenommen: Spinatstrudel aus Österreich vegetarisch. Ich scheiterte in angemessener Spektakularität: Der Teig ließ sich wunderbar dünn ausziehen – wohl zu dünn. Und ich war zu blöd, die Anweisung zu kapieren, nach der ich vier kleine Strudel mit demselben Geschirrtuch aufrollen und aufs Backblech transportieren sollte.
Bis dahin sah alles noch gut aus.
Die positive Überraschung am Abend: Die Mauersegler sind schon da! Ich hatte in den vergangenen Tagen noch andere Menschen, die auf Twitter Mauerseglersichtungen in Deutschland behauptet hatten, verspottet. Doch Herr Kaltmamsell erspähte weit oben am blauen Himmel einen ganzen Schwarm, noch ohne Pfeifen, aber eindeutig Mauersegler.
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Der Wiener Architekturjournalist Maik Novotny verbrachte einige Zeit in seiner Herkunftsstadt Stuttgart und nahm das zum Anlass, sich Gedanken über den Einfluss der aktuellen Pandemie auf die Städteplanung zu machen:
“Stuttgart: Move over, Motorstadt”.
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@Caethan13 ist Anästhesist, Notarzt & Intensivmediziner. Auf Twitter erklärt er, warum Kliniken nicht einfach mal schnell in Normalbetrieb schalten können.
Bitterer Abschluss:
Das Krankenhaus als gewinnorientiertes Unternehmen, das hat schon vor der Pandemie nicht funktioniert.
Während sich vor kurzem noch alle einig waren, dass das Gesundheitswesen in den letzten Jahren kaputtgespart wurde, mehren sich nun schon die Vorwürfe der Geldverschwendung.
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Heike-Melba Fendel auf zeit.de über ein aktuelles Phänomen mit Geschichte:
“Der Hausfrauenkomplex”.
Als ich schwanger wurde, sagten alle, die davon erfuhren, erfreut: “Machste allein, ne?”, obschon dies gar nicht der Plan war. Nur meine, inzwischen geschiedene, Mutter war nicht erfreut: “Mach das nicht”, sagte sie entsetzt. “Du hast doch so ein schönes Leben.” Ich war 26 Jahre alt, als ich anhand dieses Ausbruchs erstmals begriff, wie unglücklich meine Mutter all die Jahre gewesen war.
(…)
Wir hatten es also zwar noch nicht ganz geschafft mit der Abschaffung des Hausfrauenkomplexes, waren aber immerhin auf einem guten, einem unumkehrbaren Weg. Doch dann kam Corona. Und seither ist viel von einem veritablen Backlash die Rede, weil die Männer das Heft des Handelns, Erklärens und Beratens neuerlich in die Hand nähmen, während die Frauen sich um Homeschooling, Mundschutznähen und Familie-bei-Laune-Halten kümmerten. Diese Krise katapultiere also die Frau in die Hierarchie der Fünfzigerjahre zurück, weil Krisenbewältigung immer noch und jetzt erst recht Männersache sei.
Symptome: Wissenschaftsmagazine weltweit berichten, dass Einreichungen von Frauen um 50 Prozent zurückgegangen sind, Julia Jäkel, Geschäftsführerin des Verlags Gruner & Jahr gesteht, dass in den Krisenteams ihrer Firma kaum Frauen sitzen.
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Projekt der Dubliner Fotografin Ruth Medjber:
Each evening, during twilight, I head out for a walk. I keep within the 2km area surround my own home.
I visit my neighbour’s home. Sometimes these are people I’ve known for years, other it’s the first time we meet. I knock on the window. The big light goes on and they all come together, pets and all. They pose for a photograph, marking history, capturing this incredible shared experience.
Einen kleinen Eindruck vermittelt diese Collage:
via @giardino