Journal Samstag, 6. Juni 2020 – Warten auf Sommer
Sonntag, 7. Juni 2020 um 7:53Nach guter Nacht eher früh aufgewacht, mehr vom Tag!
Ausführlichere Gymnastik (wenn schon Zeit ist), auf dem Crosstrainer versank ich zu Filmmusik derart in Gedanken, dass ich nicht merkte, wie ich fast anderthalb Stunden strampelte (Display ist sehr lichtarm, und auf die große Zeitanzeige muss ich manuell durchklicken) – mehr als geplant.
Kleine Besorgungsrunde. Am Rathaus kaufte ich mir diesmal einen echten erwachsenen Schrim im Schirmladen. Das ging sehr schnell, denn auf meine Ansage “eher elegant” zog die Schirmfrau aus dem übersichtlichen Sortiment gleich das passende Modell mit zwei Grau-Schattierungen. Wegen eines antiquarischen Schirms in meinem Besitz, an dem Befestigungen an den Stäben gerissen sind, fragte ich nach einer Reparaturmöglichkeite, doch bekam ich die Auskunft, dass der langjährige Reparateur des Ladens verstorben sei, die nächste Stelle für Schirmreparatur in Salzburg.
Ein paar Lebensmittel im Untergeschoß des Kaufhofs. Der Himmel war wechselnd düster, doch die Luft milder als erwartet (Apothekenthermometer zeigte um die Mittagszeit etwas über 20 Grad an), dennoch trugen einige Menschen wollene Wintermäntel. Vorm Apple Store eine sehr lange Schlange (etwa 50 Menschen), auch vor einigen Kleidungsläden in der Sendlinger Straße Warteschlangen auf Abstand mit sehr jungen Menschen.
Zum Frühstück ein Laugenzöpferl mit Tomate, eine zweite Runde Milchkaffee.
Ich setzte mich in einen Sessel an die Balkontür und las Olive, Again von Elisabeth Strout aus, interessiert und bewegt. Dazwischen sah ich immer wieder den Vögeln am und unterm Meisenknödel oder beim Trinken und Baden an der Wasserschale zu.
Buntspechtpapa oben (wenn ich es richtig verstanden habe, fehlt den Buntspechtweibchen der rote Fleck am Hinterkopf), Jungspecht unten, der sich füttern ließ – es in der Kastanie dahinter aber auch mal mit Picken an die Äste probierte. Nachmittagssnack: Pfirsich mit Joghurt, englische Haferkekse.
Zum Nachklingenlassen des Romans war mir die Stunde Bügeln recht, die für die Wäsche der vergangenen beiden Wochen reichte – auch daran merke ich, dass der Sommer noch nicht begonnen hat. Am Nachmittag regnete es nur einmal kräftig.
Herr Kaltmamsell servierte zum Abendessen Spaghetti mit dem Mönchsbart aus Ernteanteil, diesmal nicht gebraten, sondern im Spaghettiwasser kurz mitgekocht: viel besseres Ergebnis, so schmeckte man die Erdigkeit des Gemüses gut.
Auch die gerösteten Pinienkerne, gebräunte Zwiebel und die Parmesanspäne machten sich ausgezeichnet. Zum Dessert hatte der Herr einen englischen Pudding im Wasserbad zubereitet: Treacle Sponge Pudding. (Hatte ich während meines Studienjahrs in Wales in den Supermärkten in Dosen entdeckt, mir hin und wieder geleistet und im Wasserbad erhitzt.) Es gab dazu flüssige Sahne.
Und weil’s gerade so lukullisch war, sahen wir dazu auf Arte eine Doku über Auguste Escoffier, der um die Jahrhundertwende 19./20. die gehobene Restaurantküche international standardisiert hat, inhaltlich, im Ablauf und im Geschäftsmodell. Mit vielen Fotos und Filmen aus der Zeit, Interviews mit Küchenchefs in seiner Tradition, Expertinnen aus Geschichtswissenschaft und Food-Journalismus. Hier in der Mediathek nachzusehen.
die Kaltmamsell11 Kommentare zu „Journal Samstag, 6. Juni 2020 – Warten auf Sommer“
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7. Juni 2020 um 9:53
Leider weiß ich die Quelle nicht mehr, auf jeden Fall Internet, jedenfalls habe ich meinen Mary-Poppins-Schirm zur Reparatur nach Hamburg geschickt, wo uns schnell und kompetent geholfen wurde.
https://www.schirmundco.de/Reparaturen/
Vielleicht kommt das für Sie in Frage.
Herzliche Grüße
7. Juni 2020 um 10:11
Vielen Dank, Joriste, das ist ein gute Tipp!
7. Juni 2020 um 10:47
Hier in Berlin gibt es einen Schirmmacher mit Reparaturdienst.
https://schirmmitcharme.de/annahmestellen/
Mir hat der Film/die Doku über Escoffier sehr gut gefallen.
7. Juni 2020 um 10:48
Sind auch sehr freundlich und sympathisch – Handwerkerinnen gehen neue Wege, das habe ich gerne unterstützt trotz langer Wege.
7. Juni 2020 um 10:54
Und hier meldet sich noch eine, die mit Interesse und Vergnügen die Escoffier-Doku angeschaut hat.
Frage: Was ist Mönchsbart? Auf dem Bild sieht das Grüne aus wie Algen, die es hier auf dem Markt zu kaufen gibt.
Schönen Sonntag!
7. Juni 2020 um 16:30
Sehr verehrte liebe Kaltmamsell, wir haben gerade die Doku über Monsieur Escoffier angesehen. Was ich alles nicht wusste ….. vielen Dank!!! P.S.: Kennen Sie eigentlich den Schokoladenstand im Eataly? Ich denke, der könnte Ihnen gefallen.
7. Juni 2020 um 19:23
“Unsere” Buntspechte lassen sich nur im Winter im Garten unserer sehr dörflichen Wohnlage blicken, spätestens Ende März verschwinden sie im Wald. Daher konnte ich noch nie einen Jungspecht beobachten und habe mich über das Bild in diesem Eintrag sehr gefreut – herzlichen Dank dafür!
8. Juni 2020 um 9:45
Ich lese Treacle Sponge Pudding, denke an Schottland und muss spontan sabbern
8. Juni 2020 um 9:59
Darf ich fragen, ob in “Olive, Again” die Geschichte von Olives Sohn weitererzählt wird?
8. Juni 2020 um 11:38
Ja, Elbwiese: Die Struktur ist wieder wie bei Olive Kitteridge, also Kurzgeschichten-artige Kapitel, in denen Olive eine mehr oder weniger große Rolle spielt. Und in einer kommt ihr Sohn mit Familie zu Besuch – kein angenehmes Kapitel.
8. Juni 2020 um 19:53
Vielen Dank für den Doku-Tipp auf ARTE. Spannend fand ich besonders dieses natürliche Talent für einen kooperativen Führungsstil. Leider herrscht ja vielerorts immer noch die Meinung, dass es besser wird, wenn man kräftig draufschlägt (nur mit Worten reicht dafür ja auch völlig aus).
Schöne Grüße aus der großen Stadt