Journal Dienstag, 16. Juni 2020 – Kurze Lunte
Mittwoch, 17. Juni 2020Aufwachen zu Regenrauschen, Crosstrainerstrampeln mit Licht.
Auf dem Weg in die Arbeit hatte der Regen den Aggregatszustand Gischt: Ich wurde nicht sehr nass, doch meine Brillengläser waren bereits nach wenigen Metern durch Wassertropfen unbrauchbar.
Innerlich sehr kurze Lunte – nicht nur wegen des Scheißwetters und Sommerentzugs, sondern wegen aller möglichen Technik- und Ablaufprobleme. (Vernünftig weiß ich natürlich, dass ich einfach verwöhnt bin vom Technikfunktionieren und mich nur deshalb empfindlich gestört fühle, wenn ein Zugriff, ein Klick, ein Formular nicht funktionieren und mich daran hindern, meine eigentliche Arbeit zu tun.)
Mittags ein dickes Butterbrot aus selbst gebackenem, nachmittags ein halbes Dutzend Aprikosen. Nachmittags bemerkte ich auch an meinem etwas angestrengtem Blinzeln auf den Bildschirm, dass es draußen heller geworden war: Kein Regen mehr! Erleichternderweise hielt die Trockenheit bis abends an, es war auch etwas milder geworden.
Heimradeln mit offener Jacke, die ich nach einem Stopp für ein paar Supermarktbesorgungen sogar für den Rest des Weges im Fahrradkorb verstaute. Um die Theresienwiese bekam ich endlich eine richtige Nase voll Lindenduft.
Herr Kaltmamsell hatte angekündigt, dass er eher spät heimkommen würde, aber das Abendessen mitbringen (Pizza). Um mich bis dahin von meinem knurrenden Magen abzulenken, machte ich untern anderem meine Fingernägel – der Nagelhärter wirkt übrigens, keine Splittereien mehr.
Die Pizza (einmal Calzone, einmal Quattro Quesoni) war gut und befriedigend, dann gab es noch (viel) Schokonüsse und später Erdbeeren.
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Wir (Kartoffelkombinat) sind in National Geographic. (Hier bitte Emoji mit weit aufgerissenen Augen einfügen.)
“Gemüse-Genossen: Das Prinzip der solidarischen Landwirtschaft”.
Nicht erwähnt wird, dass die Corona-Epidemie dennoch Auswirkungen auf unsere Anbaugenosssenschaft hat. Zwar beschäftigen wir keine Wanderarbeiter, sondern stellen nur fest an (und zwar auch über den Winter: Zu den vielen Dingen, die ich beim Kartoffelkombinat gelernt habe, gehört, dass Gärtnerinnen und Gärtner üblicherweise über den Winter stempeln gehen wie die Angestellten im Baugewerbe.). Doch es gibt derzeit kein Mitgärtnern der Genossenschaftsmitglieder an den Sonntagen, es wird kein gemeinsames Sugo-Einkochen stattfinden, und wie wir das mit der Jahresversammlung anstellen, ist noch ungewiss. (Auch das mit dem Kauf unserer Anbaufläche ist etwas verzerrt dargestellt: Landwirtschaftlicher Boden ist einfach in den vergangenen Jahren sehr teuer geworden.)