Archiv für Juni 2020

Journal Dienstag, 2. Juni 2020 – 17 Stockwerke

Mittwoch, 3. Juni 2020

Der Wecker klingelte schon arg früh.

Eine Runde Yoga: Diese Folge Adriene konzentriert sich zwar auf die Hüfte, bringt aber kein Gewicht auf die Hüftgelenke – ich konnte fast alle Übungen ausführen und genoss das sehr.

Das Wetter war warm und sonnig geblieben, zum ersten Mal brauchte ich keine Jacke für den morgentdlichen Arbeitsweg.

Es blieb auch den ganzen Tag sonnig und warm, soweit ich das über all der Arbeit mitbekam.

Mittags Quark und Dickmilch mit Orange und Pfirsich, nachmittags eine Scheibe vom am Wochenende gebackenen Brot.

Nachmittags führten einige entfernt Pandemie-bedingten Umstände dazu, dass ich erstmals zu Fuß vom Erdgeschoß bis in den obersten 17. Stock des Bürogebäudes stieg, unterbrochen auf jedem Geschoß durch Blick um die Ecke auf den Vorraum des Aufzugs. Ich stellte fest, dass mich das zum Schwitzen gebracht hatte, dass ich aber praktisch nicht außer Atem war. Wahrscheinlich habe ich trotz Sportbehinderung noch nicht viel von meiner Kondition eingebüßt. (Vielleicht war’s aber einfach nur das Adrenalin.)

Auf dem Heimweg Einkaufsstopp beim Vollcorner für Obst, Gemüse und sonstiges Brotzeitmaterial für die nächsten Tage.

Zum Abendessen hatte Her Kaltmamsell Wurstsalat mit gehobelten Mairübchen aus Ernteanteil gemacht, passte sehr gut zusammen. Nachtisch waren Erdbeeren.

Ich war schon den ganzen Nachmittag sehr müde gewesen, legte mich früh ins Bett und las noch.

Journal Pfingstmontag, 1. Juni 2020 – Naturkosmetik und sonniges Draußen

Dienstag, 2. Juni 2020

Wunderbar und bis sieben geschlafen.

Sport gestern wieder Crosstrainer, wenn schon mal durch Feiertag genug Zeit für eine ausführliche Runde ist.

Danach Naturkosmetik: Meine Hautpflege ist ja einfach, weil ich zum einen zur offensichtlich absoluten Minderheit der Bevölkerung mit normaler, unproblematischer Haut gehöre, zum anderen nicht an die Versprechen der Kosmetikunternehmen glaube. (Wirklich etwas für lang junge und schöne Haut hätte ich tun können, indem ich mich konsequent von Sonnenlicht ferngehalten und nie geraucht hätte. Auch ein anderer Genpool hätte geholfen.) Doch hin und wieder ein Gesichtspeeling hätte ich schon gerne, sagen wir: einmal im Monat, wirklich einfach nur zum Abtragen der fühlbar schuppigen Schicht. Der Massagehandschuh, mit dem ich hin und wieder meinen Körper abrubble, hatte sich als zu derb erwiesen. Auf Kosmetikprodukte hatte ich keine Lust, unter anderem, weil die ja doch immer in Plastik kamen. Also recherchierte ich, welche Körndeln die Rubbelfunktion im Gesicht übernehmen konnten. Kristalle wie Zucker, Salz oder Sand haben zu scharfe Kanten, gemahlene Mandeln oder Haselnüsse wiederum sind zu weich. Und so stieß ich auf den Tipp, aufgebrühtes Kaffeepulver zu verwenden, mit Olivenöl vermischt.

Gestern machte ich das zum dritten Mal (oben ein Bild vom zweiten Einsatz vor gut zwei Wochen). Olivenöl hatte beim ersten Mal einen unangenehmen Film hinterlassen, also rührte ich das Kaffeepulver mit ein wenig Duschgel an. Funktionierte wunderbar, Resultat war wieder superweiche Gesichtshaut – und eine enorme Sauerei, ich empfehle Einsatz in der Dusche.

Das Wetter hatte sich nach meiner sonntäglichen Nörgelei ins Zeug gelegt, neben Sonne (und ein wenig Wind) gab es Wärme. Nach dem Frühstück (Karottensalat, Quark mit Joghurt und Obst) radelte ich in Bermudas, T-Shirt und Sandalen an die nördliche Isar, stellte das Rad am Föringer Wehr ab und spazierte ein Stück meiner einstigen Lieblings-Laufstrecke.

Sonne im Gesicht, Wind in den Haaren, Blätterrauschen im Ohr.
Es war sehr viel los, die Menschen radelten (davon eine Frau mit anmontiertem Surfboard, peak München), elektrorollerten, rasten, spazierten, picknickten, sonnten sich, badeten, doch ich konnte mich gut damit abfinden. Ich hatte sehr auf die erste Schwalbensichtung der Saison gehofft – was sich erst am Schluss erfüllte, als ich zurück am Föringer Wehr welche sah. Davor hatte ich aber schon einen Kormoran fliegen sehen, einen auf dem Isarkanal landen und dann darin fischen, Enten, Krähen, Meisen, Blesshühner, Tauben. Die Isar stand erschreckend niedrig, der Regen der vergangenen Wochen war sichtlich viel zu wenig gewesen.

Gemütliches Heimradeln, die Radwege so stark genutzt, dass nur Kolonnenfahren möglich war (mal wieder Visionen davon, den Platz am Isarufer, der bislang dem Autoverkehr gehört, dem Fahrradverkehr zu widmen).

Daheim setzte ich mich auf den Balkon, aß Nusskuchen, sah den Vögeln (die Kohlmeisen, die den Knödel anflogen, schienen schier einen Herzinfarkt bei meinem Anblick zu bekommen – HEH WER MEINT IHR HÄNGT EUCH DEN KNÖDEL ÜBERHAUPT HIN?!) und Eichhörnchen zu. Die Jungmeise hat jetzt war zwar gelernt, selbst am Knödel fressen, hat dafür aber den Bettelruf noch nicht abgeschaltet.

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell den nächsten Gang des glücklichen Gockels: Buttered Chicken aus dem Brustfleisch. Der Rest des Tiers war zu Brühe gekocht worden.

Schmeckte ausgezeichnet.

Dass ich die SITUATION und mein verkacktes Hüftgelenk so durchweg gleichmütig wegstecke, lässt mich befürchten, dass sich im unzugänglichen Hintergrund meiner Seele mords was zusammenbraut. Gestern öffnete sich kurz ein kleines Fenster zu echter Angst, nämlich davor, dass die OP nicht hilft und ich hernach immer noch nicht gehen, schmerzfrei aufstehen und hinsetzen oder Sport treiben kann, weil dann doch das krumme Kreuz samt blöder Nerven oder das Knie zicken. Dass die 15 Jahre mit seligem Laufen, Langhanteln, Gymnastikmorgen, Wanderurlauben nur eine Episode war, um mir zu beweisen, wie viel Spaß mir das macht.
Zumindest gestern endlich anhand von YouTube-Filmchen Krückengehen gelernt und ein wenig geübt.

Journal Sonntag, 31. Mai 2020 – Zu kühl für draußen

Montag, 1. Juni 2020

Wieder sehr gut ausgeschlafen.

Teig für das 7-Pfünder-Brot gekneten. (Das Sauerteig-Anstellgut hatte so lange ungefüttert im Kühlschrank gestanden, dass ich es zweimal auffrischen musste, bis es ausreichend treibstark wurde.)

Während ich ausführlich bloggte, klingelte mein Mobiltelefon (zur Erinnerung: Mein Telefon klingelt durchschnittlich einmal im Monat, meist weil ich eine beauftragte Ware irgendwo abholen kann oder sich ein Arzt-/Friseurtermin verschiebt, private Anrufe sind davon ca. 20 Prozent): Völlig überraschend meldete sich meine Freundin in Nordengland. Wir tauschten uns zur SITUATION aus, Arbeitsleben, Familie, sonstige Gesundheit, aber auch Wetter (in Nordengland mit Regenfluten im Februar und Dürre seit Anfang März).

Der Brotteig bekam dadurch doppelt so lange Stockgare, doch das Telefonat war mir wichtiger – allerdings beendete ich es tatsächlich mit der Begründung “I got some bread dough proofing” und wurde aufgefordert, dann aber bitte auch Fotos vom Ergebnis zu schicken.

Ich verkürzte die Stückgare, das Ergebnis war dann völlig in Ordnung:

Während das Brot im Ofen war, machte ich ausführlich Gymnastik und strampelte auf dem Crosstrainer. Zum Frühstück föhnte Herr Kaltmamsell panierten Tofu im Air Fryer, es gab ihn mit süß-scharfer Soße aus der Flasche. Außerdem Obst und Haselnusskuchen.

Vielen Dank für Ihre Hinweise auf das klassische Dr.-Oetker-Rezept! Stellt sich heraus: Das verwendete ist genau dieses, nur halt mit 100 Gramm Schokolade zwischen den Teighälften.

Von oben war es nachmittags bis tief in die Nacht laut, Nachbars hatten wohl die erste große Feier seit Ausgangsbeschränkung. Das hieß am Ende des Tages (also dem echten, abends): Schlaf nur mit geschlossenen Fenstern und Ohorpax möglich.

Am späteren Nachmittag ausführliches Videotelefonat mit den Schwiegers, allen geht es gut. Wir verabredeten uns in Echt für das nächste Wochenende.

Den ganzen Tag über war Remmidemmi am Meisenknödel: Meisen, Buchfinke, Spechte, Kleiber, Tauben, ich sah immer wieder lange zu. Am Wasserschälchen wurde auch getrunken: Anscheinend picken alle Vögelchen das Wasser tropfenweise auf, nur die Tauben hängen sich sekundenlang rein – bei einer begann ich bereits zu fürchten, sie wolle sich ertränken.

Ich überlegte, ob ich nicht doch raus wollte, es war trocken und nicht zu düster. Doch die Luft blieb sehr kühl, ich las in Wolljacke und mit zwei paar Socken, also beschloss ich, dass sich das Wetter erst noch ein bisschen mehr anstrengen muss.

Das Abendessen bauten wir um das frische Brot: Es gab dazu gesalzene Butter, Käse, Räucherlachs, Karottensalat, zum Nachtisch Schokolade. Als Abendunterhaltung im Fernsehen O Brother, Where Art Thou – während ich den Sountrack komplett mitsingen kann (der wohl schon vor dem ersten Drehtag stand), hatte ich den Film selbst nur seinerzeit (oh Gott, schon wieder 20 Jahre her) im Kino gesehen. Ich wurde daran erinnert, wie attraktiv ich es finde, wenn ein schöner Mann kein Problem damit hat, sich komplett zum Hirschen zu machen (siehe Cary Grant und hier George Clooney, der wirklich sensationell blöd schauen kann).

§

Formschub bloggt über seinen Einrichtungs-Farbfimmel und den beeindruckenden Klopapierfimmel von Juli Gudehus.
“Fimmel”.