Journal Freitag, 24. Juli 2020 – Sommerferien-Beginn mit Dim Sum
Samstag, 25. Juli 2020 um 8:18Nachtschlaf eher mittel, aber erträglich. Kühler, bewölkter Sommermorgen.
Gestern war wieder Crosstrainer dran, ich genoss die halbe Stunde. Über den Tag schien immer wieder die Sonne, es blieb jackenfrei warm.
In der Arbeit angenehm wenige Menschen, ordentlich Arbeit. Mittags Pfirsiche mit Manouri, nachmittags schwarze Schokolade und Nüsse. Nach Feierabend radelte ich zum Eataly, die Innenstadt war sehr belebt. Im Geschäft ebenfalls viel Betrieb, ich besorgte Rigatoni, Grana Padano, Pfirsiche und Schokolade.
Daheim setzte ich mich nur kurz, denn ich war mit Herrn Kaltmamsell verabredet: Wir feierten den Start der Sommerferien (obwohl Herr Kaltmamsell die ganze nächste Woche voller nicht-schulischer beruflicher Termine hat) im Schwabinger Hutong Club, zu dem uns eine Tram brachte.
Angenehm schlichtes Lokal, die Speisekarte bot zwar auch richtige Hauptgerichte an, doch wir aßen uns durch die vielen kleinen Speisen.
Ganz ausgezeichnet links Sesam-Krabben-Toast mit Dipp, rechts mongolische Lammtaschen in fein-würziger Soße (die Cocktails waren eher so lala).
Rechts Kohl-Schwarze-Bohnen-Chili-Teigtaschen, links sehr gute Spinat-Frischkäse-“Crystal”-Teigtaschen, nicht fotografiert habe ich die ebenfalls sehr guten schwarzen Dampfnudeln gefüllt mit gesalzenem Eigelb und sahnigem Spitzkohl. Zwar waren wir jetzt nicht mehr hungrig, aber da ging noch was, also bestellten wir nach.
Fladenbrot mit Koriander, Sesam und Limette (etwas enttäuschend, weil halt in erster Linie Brot) und knusprige Auberginen-Sticks mit würzigem Limetten-Joghurt, wieder gut. Da wir zu den ersten Gästen gehört hatten, war sehr schnell serviert worden, nach anderthalb Stunden machten wir uns auf den Rückweg. Im Licht der Abendsonne spazierten wir unter Mauersegler-Schrillen der Straßenbahn entgegen, vor allen Lokalen rege und fröhliche Geselligkeit.
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Ines Schwerdtner nähert sich im Magazin Jacobin (das ich erst mal nachschlagen musste) Christian Barons Roman Mann seiner Klasse, der vom Leben “unten” erzählt – sehr vorsichtig, weil auch sie aus dieser Klasse stammt und sich vor Überwältigung fürchtet:
“Kinder ihrer Klasse”.
Viel zu wenig wird der materielle Aufstieg von Kindern aus den unteren Klassen auch als ein Kampf um Selbstachtung gewertet. Einmal mit den oberen Klassen, den Ämtern, der eigenen Vergangenheit, den ungelernten Umgangsformen und Sprachen konfrontiert, zweifeln nicht wenige Aufgestiegene an ihrem Selbstwert. Doch im öffentlichen Diskurs kommt es vielen so vor, als sollten sie sich nun bedanken, als sei das alles ein sehr großes Klassengeschenk, das die bürgerliche Gesellschaft ihnen überreicht hat. Nicht zu sprechen von den vielen Geschwisterkindern, die den Klassen-»Aufstieg« nicht schaffen, was ungeheure Risse durch Familien zieht. Nie wird soziale Spaltung deutlicher als in diesem Mikrokosmos, wo es einige vielleicht herausschaffen, andere ihre Wege suchen, um das Beste daraus zu machen.
Es wird immer das Paradoxon bleiben, dass von dieser Herkunft, von diesen Erfahrungen nur Menschen berichten können, die beides überwunden haben. Aber ihre Zeugnisse verhindern, dass diese Klasse vergessen und aus dem Blickfeld der Gesellschaft fortmarginalisiert wird.
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Funktioniert einfach je-des-mal:
Hier die vielen, großartigen Antworten.
die Kaltmamsell1 Kommentar zu „Journal Freitag, 24. Juli 2020 – Sommerferien-Beginn mit Dim Sum“
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25. Juli 2020 um 10:19
Hach, der gute alte Hutong Club. Die Sesam-Töstchen und die Spinat Crystal Dumplings stehen auch auf meiner Liste ganz oben! Über die male characters lach ich immer noch, danke!