Archiv für Juli 2020

Journal Freitag, 17. Juli 2020 – Vor einem Jahr

Samstag, 18. Juli 2020

“Keine Hinweise auf Fremdeinwirkung” – ein eigenartiger Ausdruck, der manchmal nur als Fachbegriff im Polizeibericht stimmt.
Heute vor einem Jahr wurde Marie Sophie Hingst, @MlleReadOn tot aufgefunden. Ich kann es immer noch nicht fassen.

Journal Donnerstag, 16. Juli 2020 – Unterschätzter Regen und kurze Haare

Freitag, 17. Juli 2020

Sehr ungute Nacht. Ich muss wohl der Tatsache ins Auge sehen, dass die Entzündung im rechten Hüftgelenk wieder so stark geworden ist, dass sie mir durch Schmerzen den Schlaf raubt – die auslösende Arthrose ist ja noch nicht beseitigt.

Eine Runde Rücken-Yoga tat gut.

Das Wetter weiterhin wacklig, der angekündigte Regen setzte erst mittags ein. Zu Mittag gab’s Reste Bang Bang Chicken vom Vorabend und ein paar Nüsse. Nachmittags hatte ich richtig Hunger und aß eine Schüssel Quark mit Kefir.

Auf den feierabendlichen Friseurtermin freute ich mich bereits seit drei Wochen (ich muss künftig für kürzere Abstände sorgen). Der Regen sah nicht zu schlimm aus, ich wollte deutlich lieber radeln als U-Bahn-fahren, dann würde ich halt etwas feucht eintreffen.

Tatsächlich war ich dann bereits nach fünf Minuten auf dem Rad ziemlich nass, es regnete immer heftiger. Nun, musste ich meinen Rock halt ordentlich auswringen, damit er den Friseurladen nicht vertropfte.

Diesmal wollte ich die Haare wieder ordentlich kurz haben, zur Orientierung hatte ich dieses Bild von Megan Everett mitgebracht (Herr Friseur: “Die hat ja sogar Haare wie du!”), wollte allerdings nicht nur auf den vordersten zehn Zentimetern Deckhaar haben.

Hier das Ergebnis nach einer weiteren Regendusche (also das Gegenteil von gestylt), auch auf dem Heimweg wurde ich nass und zog mich daheim komplett um.

Zum Nachtmahl gab’s Honigmelone mit etwas Parmaschinken, Salat mit Gurke aus Ernteanteil und Süßigkeiten. Zur Ermöglichung einer besseren Nacht griff ich zu Ibu.

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In diesem Thread zu Verschwörungsmythen einen schönen Begriff gelernt: “illusorische Musterwahrnehmung” (oder wie meine polnische Oma gesagt hätte: “Des bedeytet wos!”).

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Ein Artikel darüber, warum Angehörige der weißen Mehrheit vorsichtig sein sollten, wenn sie Kleidung oder Symbole unterdrückter Minderheiten als Mode verwenden.

“When is it OK to wear an item from another culture, and when is it appropriation? How to tell”.

The line between celebration and appropriation gets crossed when there is the unacknowledged or inappropriate adoption of the customs, practices or ideas of one group by another, typically more dominant group.

Anstrengend, gell? Weil wir als Mainstream-Weiße in einer weißen und dominierenden Gesellschaft die Freiheit gewohnt sind, uns an allen Kulturen zu bedienen, die wir irgendwie attraktiv und hübsch finden. Und davon ausgehen, dass ein Bindi nichts anderes ist, als sich bei der Dirndlschneiderin einen Stoff für die Schürze auszusuchen. Doch je marginalisierter und unterdrückter die Ursprungskultur, desto gründlicher sollte ich als Weiße nachdenken: Ja, ich schaue die schönen und unglaublich vielfältigen Kleider in den Afro-Läden bei mir im Bahnhofsviertel auch bewundernd und durchaus begehrlich an, besonders wenn ich an einem Sonntag davor in der U-Bahn die damit prächtig gestylten Schwarzen Münchnerinnen auf dem Weg zum Gottesdienst gesehen habe. Aber dieser “Style” existiert nicht im luftleeren, geschichtslosen Raum. Oder wie Dodai Stewart im obigen Artikel zitiert wird:

Blackness is not a piece of jewelry you can slip on when you want a confidence booster or a cool look.

Mal wieder: Obacht – die (noch so gute) Absicht ist dabei irrelevant.

“If you don’t understand cultural appropriation, imagine working on a project and getting an F and then somebody copies you and gets an A and credit for your work.”

Von Janaya “Future” Khan und zum Hinter-die-Ohren-schreiben:

Privilege isn’t about what you’ve gone through; it’s about what you haven’t had to go through.

Übersetzt:
Privileg hat nichts damit zu tun, was du durchmachen musstest; es besteht in dem, was dir erspart blieb.

Journal Mittwoch, 15. Juli 2020 – Wechselwärme

Donnerstag, 16. Juli 2020

Unruhiger Schlaf, unruhige Träume.

Auf die Crosstrainer-Einheit hatte ich richtig Lust, doch gestern war Tag der roten Birne – noch im Büro sah ich aus wie ein Fall für den Notarzt. Gestern war mein Temperaturregler ohnehin gestört, ich wechselte von Frösteln zu heißem Kopf und zurück zu kalten Händen mehrmals in einer Stunde. Klar, hihi, Wechseljahre – aber manchmal checke ich bei Herrn Kaltmamsell: “Ist dir auch gerade so heiß?”, und es war bei ihm genauso. Er machte das Wetter verantwortlich, das gestern regnerisch werden sollte, sich aber bis zum Abend nicht recht entscheiden konnte.

Gestern in der Arbeit kennengelernt: Ungeahnte Grade von entitlement (und wieder ein Eintrag auf der List unübersetzbarer Begriffe). Auch ansonsten ein verrückter Tag, der praktisch nur aus Querschüssen bestand. Ich habe mit vielen Menschen gemeinsam gegooglet – aber ich denke, praktisch allen war letztendlich geholfen. Mittags Hummus und Focaccia vom Vortag, das sättigte bis abends.

Damit ich nicht zu lange im Büro blieb, hatte ich mir einen Kleidungskauf vorgenommen: Er endete mit zwei schönen, schlichten T-Shirts vom Konen – wo ich umsorgt und beraten wurde wie früher(TM).

Als ich auf instagram das Kriecherl-Foto von Katha Seiser sah, wurde mir bewusst, wie viel weniger ich vom Jahreszeitenverlauf, von Pflanzen und Früchten im Draußen mitbekomme, weil ich dieses Jahr nicht wandern kann.

Herr Kaltmamsell empfing mich wieder lukullisch: mit geprügeltem Hühnerfleisch, “Bang bang chicken” – sehr gut.

(Es blieb noch genug für die Brotzeit am nächsten Tag übrig.) Außerdem gab’s gebratene Auberginenscheiben, als Nachtisch reichlich Süßigkeiten.

Seit Monaten kann ich das Meldeportal der VG Wort morgens nicht erreichen, “wegen Wartungsarbeiten”. Ich kenne keine andere Online-Plattform, die täglich für Wartungsarbeiten offline genommen wird, meine sprießende Fantasie bietet Erklärungen an wie preisgünstiges Halbtagshosting oder erzählt mir, dass die Online-Formulare nur eine Fassade sind und keine Schnittstelle zur eigentlichen Datenbank haben, sondern dass über Nacht Menschen alle Einträge manuell eingeben müssen. So oder so: Das nahm ich zum Anlass, das System T.O.M. im Techniktagebuch zu schildern.
“VG Wort: Web-Portal mit Teilzeitvertrag”.

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Interessante neue Website: Die Technische Universität Dortmund nimmt sich systematisch Medienberichterstattung über Ernährung vor.
Medien-Doktor Ernährung.

Wir beurteilen die Qualität ernährungs- journalistischer Beiträge in Publikums- medien nach festgelegten Kriterien und geben Tipps für das journalistische Handwerk. So hoffen wir, die Berichterstattung über Nahrungs- und Lebensmittel, Ernährungsformen, Diäten und einzelne Substanzen besser und verständlicher zu machen.

Journal Dienstag, 14. Juli 2020 – Kürzere Tage

Mittwoch, 15. Juli 2020

Schon wieder Weckerstellen vergessen, diesmal hätte ich schwören können. Aber ich wachte nur eine halbe Stunde später als geplant auf (bei Blick auf die Uhrzeit hatte ich erst ein schlechtes Gewissen, weil der Wecker ja seit einer halben Stunde die Nachbarn beschallt haben musste, dann erst drang durch, dass er gar nicht klingelte). Also Bloggen und Kaffeetrinken zackiger als geplant, Sportprogramm gekürzt um Hantelübungen für Oberkörper.

In der Arbeit wieder Befassung mit den derzeitigen Auswirkungen der Pandemie auf den internationalen Postverkehr (wenn es Sie interessiert: hier die Infos der Deutschen Post).

Mittags Birchermuesli mit Kefir und Aprikosen, nachmittags eine große Hand voll Nüsse und schwarze Schokolade.

Auf dem Heimweg Einkäufe im Supermarkt und beim Bäcker. Herr Kaltmamsell hatte Hummus gemacht, ich steuerte Tomaten mit Basilikum bei, dazu gab es Focaccia, Rehsalami, Scamorza – eine sehr freie Interpretation von Deutschem Abendbrot.

Die Juni-Folge von Die Anstalt nachgeholt – unterhaltsam und sehr meta.

Im Bett begann ich Margaret Atwoods frühen Klassiker Surfacing und war von der ersten Seite an gefangen in den Beschreibungen aus dem Augenwinkel, mit denen sie aus Details Atmosphäre und Welten erwachsen lässt.

Ich möchte mich bitte darüber empören, dass die Tage bereits wieder kürzer werden.

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Ein Blogpost, wie es in unserer Kartoffelkombinat-Gärtnerei aussieht:
“Statusbericht von der Gemüsefront”.

Ob das für die Hobbygärtnerinnen interessant ist, kann ich nicht beurteilen: Im Kartoffelkombinat müssen wir 1600 Haushalte versorgen, da denkt die Gärtnereimannschaft in anderen Dimensionen und Mechanismen, und ich finde sie hochinteressant. Vor zwei Wochen hat ein Hagelschauer unsere Gärtnerei erwischt, der Erntanteil vergangene Woche war entsprechend klein – aber so ist das halt in der Landwirtschaft. Und wir leben so privilegiert, dass niemand deshalb hungern muss.

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Das Münchner Kulturreferat lädt zum “Bavarian Line Dance” (kontaktlos!), und ich sag ja: Echte Folklore kann sich auf jede Änderung einstellen.
(Und Tanzen steht auf der Liste NHO – Nach Hüft-Op.)

Journal Montag, 13. Juli 2020 – Die Röntgen-Diagnose

Dienstag, 14. Juli 2020

Geweckt zu bösen Kopfschmerzen, die von Übelkeit begleitet wurden. Ich füchtete bereits Migräne, doch eine Ibu half.

Auch die halbe Stunde auf dem Crosstrainer tat gut, dito das Radeln in die Arbeit durch frische Sonne.

In der Mittagspause beim Orthopäden eine Kopie des Befunds vom Hüftgelenkröntgen abgeholt, und es stand “mittelgradige Koxarthrose” drauf (Kox ist Hüftgelenk auf Medizinisch).

An meiner tiefen Erleichterung wurde mir klar, dass ich ein kleines Bisschen befrüchtet hatte, man könnte mich in der Klinik wieder fortschicken, denn schließlich hatten zwei Orthopäden auf der Röntgenaufnahme vom September keinen Verdacht geschöpft. Und dass ich mich halt doch einfach bloß anstelle. (Gegen diesen grundlegenden Verdacht helfen auch keine Ultraschalldiagnose Entzündung im Gelenk und MRT-Diagnose Arthrose plus Zyste, die ich seit Februar habe – solange es noch die geringste Möglichkeit gibt, dass ich selber schuld sein könnte, greift mein niederträchtiges Selbstbild danach.) Jetzt habe ich die Unterlagen für die Klinikuntersuchung beisammen, noch zehn Tage Warten.

Mittagessen war eine Breze, außerdem Quark und Joghurt mit Aprikose und Maracuja. Bei dieser Gelegenheit eine Empfehlung von Maracuja aus dem Bioladen: Die sind viel voller und aromatischer als die konventionell angebauten. Und falls Sie es noch nicht wussten: Je runzliger und faltiger, desto reif. Nachmittags noch eine Breze.

Auf dem Heimweg Einkaufsstopp am Drogeriemarkt und beim Vollcorner.

Daheim endlich mal wieder Roggensauerteig und Lievito Madre aufgefrischt. Herr Kaltmamsell hatte die Aubergine aus Ernteanteil auf meine Bitte zu Parmigiana verarbeitet.

Telefonat mit meiner Mutter, Verabredung und Pläne für den August.

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Es gab nach Langem wieder einen Spreeblick-Newsletter, und daran merkte ich, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Sie können ihn hier sehen und abonnieren. Dann sind wir halt inzwischen eine seltsame Rentnerband, wir alten Ins-Internet-Schreiberinnen und -Schreiber, aber ich fühle mich allen davon nahe.

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Schöne Beobachtung zur ewigen Frage nach dem Nutzen von Bildung aus einer QI-Sendung. Stephen Fry fragt darin zurück, warum anscheinend die Menschen, die sich für Informationen, Bildung und Wissen um ihrer selbst Willen interessieren, so viel besser durchs Leben kommen als die, die bei allem einen Nutzen einfordern.

Journal Sonntag, 12. Juli 2020 – #12von12

Montag, 13. Juli 2020

Ausgeschlafen, gemütlicher Morgenkaffee.

Alle paar Minuten stand ich auf und ging zu Herrn Kaltmamsell hinüber, um ihm eine weitere Sache zu erzählen, die ich am Vorabend aus dem Gespräch mit der Freundin gelernt hatte. Unter anderem, wie man ausgemusterte oder sogar kaputte Dinge bei ebay Kleinanzeigen verschenkt. (Die Details über die Nacht vor dem MAN-Übernahmeversuch von Scania behalte ich aber für mich. Nur so viel: Die Corporate-Welt ist wirklich nicht auf Frauen eingestellt.)

Ich dachte rechtzeitig daran, dass ich an diesem freien Sonntag ja an #12von12 teilnehmen konnte und begann zu fotografieren. (Hier alle Teilnehmende dieses Monats.)

1 – Für einen Balkonkaffee war es trotz sonnigem Wetter zu kühl.

2 – Fertig fürs Radeln zum Olympiabad.

3 – Schwimmen: vorher und nachher. Schwimmen lief gut, ich wurde immer wieder bahnenweise mit Selbstvergessenheit beschenkt und gönnte mir 2700 Meter. Gerne hätte ich die Duschen in Pandemiezeiten fotografiert, mit dem Absperrband über jeder zweiten Dusche – aber es war immer jemand da.

4 – Der Olympiapark war gut besucht, auch von grasenden Gänsen. Fürs Heimradeln brauchte ich keine Jacke mehr.

5 – Zum Frühstück gab’s ein Schälchen Okroschka, Aprikosen und Pfirsiche, Zimtschnecken, Tee mit Milch. Das war zu viel, nach sehr Langem überfraß ich mich mal wieder.

6 – Maniküre. Ich habe festgestellt, dass ich bei geschminkten Fingernägeln vorerst weniger an meinen Nagelhäuten fiesle. Und zu ihrer Information: In Wirklichkeit hat der Nagellack „get a mauve on“ natürlich die Farbe Rotweincreme, aber die kennt Essie wahrscheinlich einfach nicht.

7 – Nachmittag auf dem Balkon, mittlerweile war es warm genug zum Draußensitzen.

8 – Am späteren Nachmittag spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell zur nächstgelegenen Eisdiele in der Landwehrstraße und holte einen Malagabecher.

9 – Wunderschönes abendliches Hochsommerlicht.

10/11 – Zum Nachtmahl gab es Spaghetti mit Agretti und Gurkensalat mit Frühlingszwiebel, beides aus Ernteanteil.

12 – Nancy Mitford, The Blessing ausgelesen. Der dritte Roman des Sammelbands Nancy Mitford in unserem Haus (hier habe ich unten über The Pursuit of Love geschrieben), 1951 veröffentlicht.

Wieder spielt die Handlung in der frivolen Atmosphäre der reichen, alteingesessenen Elite Englands und Frankreichs. Im Mittelpunkt diesmal die (auch hier) hübsche, gutherzige aber ungebildete und hohlköpfige Grace aus reichem Hause, die im zweiten Weltkriegs den hochadligen Franzosen Charles-Edouard heiratet, weil er sie amüsiert. Mit dem bald geborenen Sohn ziehen sie nach Paris, wir lesen vom reichen, geselligen Leben dort. Unkonventionell und witzig ist die Titelfigur: Als „the Blessing“ bezeichnet seine Mutter nämlich den Sohn Sigismond. Und den baut Mitford zum herrlichen Gegenstück des Little Lord Fauntleroy aus (das Stück wird explizit erwähnt): Als nämlich seine Eltern sich trennen (Grace hat ihren Mann im Bett mit einer anderen gesehen) und seine Mutter nach England zurückgeht, erkennt der dann siebenjährige Sigismond, der durchaus nicht unsympatischer geschildert wird als die anderen Figuren, dass er in dieser Konstellation das beste Leben hat. Seine beiden Eltern setzen alles daran ihn zu verwöhnen, er bekommt jeden noch so absurden Wunsch erfüllt – während die beiden zu guten Zeiten hauptsächlich miteinander beschäftigt waren und wenig Aufmerksamkeit für ihn übrig blieb. Also versucht er durch Lügen und Intrigen sicherzustellen, dass die beiden nicht wieder zueinander finden. Dass ist wunderbar wider die Konventionen solch leichter Romane gemacht und passt zum hintergründig bissigen Tonfall der detaillreichen Schilderungen. Vergnügliche Lektüre.

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Ganz speziell für meine Samstagabendverabredung:
“Conspiracy theorist died of coronavirus after trying to catch it at Covid party to prove it was a hoax”.

Journal Samstag, 11. Juli 2020 – Sandeln und Abend in Haidhausen

Sonntag, 12. Juli 2020

Um sechs aufgewacht, entschlossen nochmal eingeschlafen. Um sieben aufgewacht, dem Regenrauschen zugehört – und prompt nochmal bis kurz vor acht eingeschlafen.

Beste Idee beim Morgenkaffee: Weder zum Schwimmen zu fahren, noch eine Crosstrainerrunde einzuplanen – meine Freude über die Idee bewies, dass ich einen Tag Rumsandeln brauchte. Und schon entsprangen der Freude neue Ideen:

Schwedische Hefeschnecken der trockeneren Art gemacht, als Wiedergutmachung an Herrn Kaltmamsell für die SCHRECKLICHEN, SCHRECKLICHEN saftigen Zitronenschnecken kürzlich. (Diesen Affront muss ich ihm selbstverständlich so konsequent unter die Nase reiben, dass er sich niemals mehr traut, meiner Einschätzung von Gebäck, auch noch selbst erstelltem, zu widersprechen. Geheimnis einer funktionierenden Partnerschaft, Teil 877.)

Krafttraining absolvierte ich trotzdem: Ich horchte in mich und erkannte, dass es mir danach sehr gut gehen würde. Ich hatte sogar Vergnügen an einigen Extra-Übungen Oberkörper und Arme.

Na gut, zwar die erste Mahlzeit des Tages, aber die nenne auch ich Mittagessen: Ein großer Teller Okroschka, einige Zimtschnecken, Aprikose und Pfirsich.

Den Nachmittag selig versandelt mit Zeitunglesen und Romanlesen. Draußen hatte der Regen geendet, der Himmel riss auf. So stand meinem Plan nichts im Weg, zu meiner Abendverabredung nach Haidhausen zu Fuß zu gehen. Schön langsam wackelte ich hinauf in den Preysinggarten.

Die Ludwigsbrücke ist völlig eingerüstet, sie wird komplettsaniert.

Schöner Abend mit Freundin, die ich seit Januar nicht gesehen hatte. Unter anderem erfuhr ich, wie die Schule ihrer beiden Kinder die Fernbeschulung gemeistert hatte, Freundin (die beruflich viel mit IT/Internet zu tun hat und ebenfalls zweieinhalb Monate von daheim arbeiten musste) war beeindruckt. Ich lernte, dass es Mütter gibt, die sich keineswegs zu Heimunterricht verpflichtet fühlten, sondern Schule und Lehrpersonal als Ansprechpartner für Rückfragen der Kinder sahen.
Zu Essen gab es Canneloni mit Ricotta-Spinat-Füllung.

Auch nach Hause ging ich zu Fuß, allerdings unbeabsichtigt. Auf meine Tram hätte ich laut Anzeige zehn Minuten warten müssen, also spazierte ich los zur nächsten Haltestelle – um zwei Minuten später von der Tram überholt zu werden. Ich spazierte weiter (meine Hüfte erlaubte mir dieses Mal sogar etwas höheres Tempo als Trippeln), immer die Tramlinie entlang, doch die nächste holte mich erst fünf Minuten vor meinem Ziel ein. Ich genoss das nächtliche Passieren von belebten Plätzen und Lokalen, musste allerdings oft Haken schlagen, weil niemand Abstand hielt.

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Richard C. Schneider über die Katastrophe, in die sich Israel gerade reitet – nach seiner Darstellung weil die Regierung sich auf die Umsetzung ihrer Anexionspläne konzentriert, statt die Corona-Krise in den Mittelpunkt zu stellen:
“Das große Versagen”.