Journal Dienstag, 15. September 2020 – Nachtmahl unter freiem Himmel
Mittwoch, 16. September 2020 um 6:51Der früheste Hausärztinnen-Folgetermin, den ich vor drei Wochen bekam, war gestern nach neun. Das bedeutete immerhin: Normale Weckzeit und trotzdem eine Stunde Crosstrainer. Vorm Fenster nochmal Spätsommer, ich hatte für abends einen Draußentisch im besonders schönen Draußen des Restaurants Romans reserviert.
Beim Strampeln mit Musik auf den Ohren konnte ich Müllmänner beobachten und war gerührt, dass sie offensichtlich alles daran setzen, so wenig Lärm wie möglich zu machen.
Gemütliches Radeln zur Hausärztin. Nachdem der erste Medikamentierungsversuch ohne Folgen geblieben war, hält sie es für möglich, dass der Blutdruck “nach der Aufregung um die OP” von selbst runtergeht. Hm, ich wäre ganz offen dafür, doch bei meiner erblichen Vorbelastung zweifle ich. Jetzt nächster Medikamentierungsversuch.
Radeln in die Arbeit, durch verspäteten Einstieg hektischer Anfang. Mittags zwei Brezen, Hüttenkäse mit Zwetschgenkompott (eine Hand voll übrige vom Kuchenbacken hatte ich kurz aufgekocht). Nachmittags getrocknete Aprikosen.
Ich versuche weiterhin Interesse an meinen körperlichen Verwerfungen aufzubringen: Ah, das ist also das Hitzegefühl, das oft für Entzündungen im Hüftgelenk beschrieben wird. Oh, das linke Knie protestiert jetzt ebenfalls gegen die zustätzliche Belastung.
Erlösender Anruf von der operierenden Klinik: Der Termin ist hiermit bestätigt. Am Vortag muss ich um 8.30 Uhr antreten – das bedeutet Abfahrt von München Hauptbahnhof um halb sieben.
Ich war mit Herrn Kaltmamsell gleich in Neuhausen beim Romans verabredet; die Fahrt dorthin in den immer größeren Massen an Radlerinnen und Radlern ohne darauf ausgelegte Infrastruktur war anstrengend (auf schmalen Radwegen entgegenkommende Räder und immer mehr Lastenfahrräder (!) verschärften die Situation). Im Romans saßen wir wunderschön mit Blick auf den langsam dunkler werdenden Himmel über uns. Wir wählten das Überraschungsmenü, das recht Käse-lastig war; Herr Kaltmamsell suchte sich einen offenen Rotwein dazu aus, ich verzichtete lieber auf Alkohol.
Als Vorspeise gab es gebratenen Camembert mit Honig, Feigen und Cashews.
Pasta mit Trüffel.
Als das Kalb mit Pilzen in mächtiger Gorgozolasoße serviert wurde, war es dunkel geworden.
Zum Nachtisch Cassata Siciliana.
Sehr satt radelten wir durch die milde Nacht heim (und ich brauche jetzt erst mal ein paar fettfreie Tage, Rülpserchen).
§
Sechs Minuten Filmaufnahmen aus dem Paris der 1890er:
“Ce film gratuit, restauré en 4K vous plonge dans le Paris de la Belle Époque !”
FEUERWEHR!
Und feine Frauen, die bei jedem Schritt ihre Röcke festhalten müssen, überraschend viele Fahrradfahrer.
via @malomalo
6 Kommentare zu „Journal Dienstag, 15. September 2020 – Nachtmahl unter freiem Himmel“
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16. September 2020 um 7:47
Der Paris-Film ist ja wundervoll!
Ich mag besonders, wie das eine Kind am Bassin mit einem gezielten Regenschirmstoß aus dem Bild entfernt wird. :)
16. September 2020 um 7:54
Schöner Film! Ich bin zwar immer etwas zwiegespalten über diese nachkolorierten Sachen. Aber toll sind die Bilder vom selbstfahrenden Gehsteig, es dürfte der von der Weltausstellung 1900 sein – eine Art Laufband aus Holz, der um das Ausstellungsgelände herumführte und ähnlich funktionierte wie heute die Laufbänder auf Flughäfen. Man sieht das bei 01.10 oben im Hintergrund, wie die Leute darauf fahren, und dann am Schluss nochmal aus der Nähe.
16. September 2020 um 9:22
Dieser Film ist ja wie eine Animation von Monet Bildern, danke dafür. Hab ich sehr gerne angesehen! Und die armen Frauen mit ihren eingschnürten Wespentaillen, man versteht den Ruf nach Nachbarins Fläschchen ….
16. September 2020 um 10:22
Der Parisfilm ist toll, danke! Fahrradfahrer gibt es wohl schon immer und nicht erst seit Corona explosionsartig. Wir waren gerade auf DER Insel und da gab es mehr Fahrradfahrer als Möven, besonders auch die Lastenradler für Hund und Kind
16. September 2020 um 22:11
Ich auch … aber eigentlich, so sehr zum Schmunzeln war es vielleicht gar nicht: Da wird der etwas schlichter gekleidete Junge weggeschubst, damit die fein gewandeten Knaben mit den prächtigen Segelbooten besser zu sehen sind.
Wie war das wohl, wenn eines der Boote mitten im Wasser kenterte oder nicht weiterkam, durften die Buben dann reinwaten mit ihren Stangen?
16. September 2020 um 22:17
Danke, dass Sie mir die Frage nach dem Gehsteig schon vorausschauend beantwortet haben.
Von den Weltausstellungen hab ich neulich im Zeitsprung-Podcast spannende und kuriose Dinge gelernt, für Paris zum Beispiel, dass währenddessen die zweiten olympischen Spiele der Neuzeit stattfanden, mit dem jüngsten Olympiasieger aller Zeiten, dessen Name allerdings unbekannt geblieben ist.