Journal Freitag, 16. Oktober 2020 – Langweiliges Heilen
Samstag, 17. Oktober 2020 um 7:51Große Stücke durchgeschlafen, das war schön.
Draußen regnete es weiter, nach dem Frühstück krückelte ich nur ganz kurz die Ländereien ab. Es regnete den ganzen Tag durch, ich schlief noch mit Regenrauschen ein.
Pilates war diesmal aus anderen Gründen anstrengend (auf Twitter kann ich vielstimmige Aufregung wenigstens muten), doch ich konnte für diesen Tag Bodenübungen abhaken (90 Prozent Überschneidung mit meinem Trainingsprogramm).
25 Minuten Bewegungsschiene, sonst würde ich hier gar keine Musik hören. Wieder Gelegenheit für einen Cappuccino.
Noch vor dem Mittagessen war ich zum Fädenziehen dran. Davor hatte ich mich ein wenig gefürchtet, denn die Narbe ist groß und noch empfindlich. Es ziepte dann aber nur ein bisschen. Mit dem Arzt plauderte ich über aserbaidschanische Namenskonventionen und den Einfluss der Sowjet-Zeit darauf.
Zu Mittag hatte ich diesmal den gebratenen Seehecht statt des vegetarischen Gerichts gewählt und war sehr mit dem saftigen Fisch zufrieden. Dazu Linsen-Gemüse-Salat, danach Waldbeerquark.
Nochmal zehn Minuten Elektrotherapie, ich amüsierte mich wieder.
Ausführliche Sportrunde mit allem, ich war anderthalb Stunden beschäftigt, fühlte mich nicht sehr fit.
Im Zimmer wechselte ich in bequeme Nicht-Sport-Klamotten, legte die Beine hoch zum Lesen. Ich hatte den Therapieplan für die nächste Woche bekommen, entdeckte erfreut Schwimmbad-Termine. Ende nächster Woche habe ich auch einen Termin “wegen Heimtransport” – das beruhigte mich, denn ohne Auto und dann auch noch mit Koffer und Krücken kommt man von hier gar nicht so einfach nach München.
Abendessen Gerstensalat mit Gemüse und Obst, davor Tomatencremesuppe.
Letzte telefonische Abstimmung mit Herr Kaltmamsell zu seinem samstäglichen Besuch. Ich hoffe auf einen trockenen Abschnitt für einen Spaziergang, der Aufenthalt in der Klinik selbst ist auf eine Stunde beschränkt.
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Das Blog campcatatonia gab es schon immer. Hier ein frischer Bericht aus dem OP-Saal aus Patientinnensicht:
“Operationen”.
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Die Süddeutsche schreibt über eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zu Unternehmesgründungen von Einwanderern:
“Warum immer mehr Migranten gründen”.
Die Zahl der Selbständigen mit Migrationshintergrund hat sich seit 2005 um ein Drittel erhöht – auf fast 800 000. In diesen Firmen gibt es inzwischen 2,3 Millionen Arbeitsplätze, um die Hälfte mehr als damals.
(…)
In der übrigen Bevölkerung lässt sich ein deutlich negativer Trend erkennen. 2018 gab es fast 300 000 Selbständige weniger als Mitte der Nullerjahre.
Ob das irgendjemand zu Beginn der Gastarbeiterzeiten hätte ahnen können? Gestern stolperte ich auf eine historische Doku auf BR alpha: “Gott kennt keine Fremden” von 1962. In Stuttgart waren Einheimische auf der Straße zum “Gastarbeiterproblem” befragt worden. Die Antworten reichten von “Aber ja!” auf die Frage, ob er einen Ausländer zu sich nach Hause einladen würde bis zu “Man hört und sieht ja einiges” als Begründung für Ablehnung (auch damals eingeleitet mit “Ich hab ja nichts gegen…”).
die Kaltmamsell2 Kommentare zu „Journal Freitag, 16. Oktober 2020 – Langweiliges Heilen“
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17. Oktober 2020 um 8:37
Liebe Frau Kaltmamsell, als ich voriges Jahr in der gleichen Rehaklinik aus gleichem Grund war, gab es ungefähr drei, vier Tage vor Abreise seitens der Schwestern die Anfrage nach Bedarf nach dem Fahrdienst ( der gleiche, der auch anlieferte… :)… beste Grüße und weitere Genesung!
17. Oktober 2020 um 13:38
In Punkto Selbstständigkeit von Menschen mit Migrationsgeschichte kann ich die Organisation Initiative Selbstständiger Immigrantinnen (I. S. I. e.V.) in Berlin empfehlen, die ganze tolle Seminare und Beratung zur Gründung anbieten. Auch ihr Podcast ist sehr interessant: https://isi-ev.de/der-selbstaendige-immigrantinnen-podcast/
Gute Besserung weiterhin!