Archiv für November 2020
Journal Sonntag, 29. November 2020 – Kaltes Grau, Beifang aus dem Internetz
Montag, 30. November 2020Wieder sehr lang geschlafen – zum Glück, denn die bis weit nach Mitternacht feiernden Nachbarn hatten den Nachtschlaf zerstückelt.
Ich gönnte mir eine Runde Sport: Crosstrainer, das Reha-Übungsprogramm, das mir die Klinik zusammengestellt hatte – enorme Freude darüber, dass es mir besser geht und die Ischias-Schmerzen möglicherweise doch nur eine Episode waren. Gleichzeitig buk ich Brot, die Schritte Ofeneinschalten, Einschießen, Temperatur Stück für Stück runterdrehen lassen sich ja gut zwischen Gymnastikübungen schieben.
Auch das Schokoladenbrot 60 Prozent sah so aus wie alle meine Roggen-lastigen Brote (innen dunkler wegen Schokolade).
Fürs Frühstück ging ich aber außer Haus und holte Semmeln, das Brot musste erst auskühlen. Draußen war es grau und kalt, ein paar Schneeflocken hätten dem Wetter gut getan.
Nach dem Frühstück bereitete ich fürs Abendessen Rosa Heringssalat zu (Rote Bete und Zwiebeln aus Ernteanteil), angelehnt an dieses Rezept.
Dann wollte ich dringend nochmal raus, auch wenn es schon kurz vor vier war und das Licht bereits zur Dämmerung ansetzte. Ich nahm eine Tram zur Fraunhoferstraße und spazierte an der Isar (sehr niedriger Wasserstand) zum Müller’schen Volksbad, über die Baustellenbrücke, die Zweibrückenstraße und Rumfordstraße entlang, und nahm vom Reichenbachplatz eine Tram zurück.
Ich hatte Hunger und aß von dem Linsensalat, den Herr Kaltmamsell vormittags auf meinen Wunsch zubereitet hatte, außerden ein paar Mandarinen.
Mit Füßehoch las ich Alina Bronsky, Der Zopf meiner Großmutter aus, hmja. Ich hätte gerne mehr Figuren als die im Titel greifen können, alle anderen waren anscheinend keine Mühe wert.
Zu dem Matjessalat kochte ich noch Ernteanteilkartoffeln, gutes Abendessen.
Montag beginnt meine letzte AU-Woche, dann geht’s zurück ins Büro.
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Anzeigenbeilagen in der Süddeutschen werfe ich immer unbesehen weg, die dicke gestern zu einer neuen Autobahn (!) (WTF?) sogar in hohem Bogen. Aber wie viele andere in meinem Internet dachte ich sofort an Anke Gröner, die soeben zum Thema Autobahnbilder im 3. Reich (grob) promoviert wurde. Dankenswerterweise hat sie sich die Beilage vorgenommen und analysiert. Das Ergebnis ist so gruslig, dass ich wünsche, der Wurfbogen am Samstag wäre noch ein Stück höher gewesen.
“Die launige Beilage ‘Die Autobahn A3 für Europa’ und was das mit meiner Dissertation zu tun hat”.
(Dabei müsste doch sogar Tante Trudi beim Stichwort “Autobahn” erst mal zusammenzucken und sehr, sehr vorsichtig werden.)
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Die Geschichte des Superhits “Fairytale of New York”.
(Ich mag ja Infos lieber lesen als hören, doch die geht nur fünf Minuten und es kommen Pogues-Musiker zu Wort.)
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Die frisch gekürte Europameisterin im… Ballspielen.
https://youtu.be/Tm57ebVD5CM
via @LilaR
Journal Samstag, 28. November 2020 – Unadventliche Ente
Sonntag, 29. November 2020Lang ausgeschlafen, das war schön. Weil es dadurch nach Morgenkaffee und Bloggen schon recht spät war, begnügte ich mich mit Minimalsport (Bankstütz etc.) und ging für Einkäufe zum nächstgelegenen Edeka. Neben Einkaufszettelposten fürs Wochenendessen nahm ich auch Adventsgebäck mit.
Draußen war es bedeckt und kalt, der Tag wurde nie richtig hell.
Zum Frühstück gab es selbst gebackenes Brot sowie Granatapfelkerne mit Joghurt und Quitten in Sirup. Auf die mittägliche Ibu verzichtete ich, um mal zu sehen, was dann passiert. Ergebnis: keine Schmerzen. Ich fahre jetzt also langsam runter, nehme sie überhaupt weiter, um die potenziell entzündete Ischiaswurzel zu bearbeiten.
Lesen der Wochenendzeitung (ging schnell: Fußball interessiert mich immer noch nicht und damit auch nicht die vielen Artikel anlässlich des frühen Tods von Diego Maradona; die Corona-bedingten Einschränkungen nehmen vielen Themen aus Kunst und Kultur die Berichtsgrundlage) zu einem Stück gekauften Baumkuchen.
Es hatte sich genug Bügelwäsche für einen kurzen Podcast gesammelt, ich holte nach, was Mozilla-Innovationschefin Katharina Borchert zum Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen und ihren Auswirkungen auf die Tech-Unternehmenswelt meinte:
“Gamechanger Kamala Harris”.
Viel Liebe für Katharinas Aussage, dass sie jederzeit gerne Quotenfrau war und ist, wenn ihr das die Möglichkeit gibt, Türen für Frauen zu öffnen.
Währenddessen hatte sich Herr Kaltmamsell die Bauernente vorgenommen und probierte ein Jamie-Oliver-Rezept aus, das sie erst dämpfte und dann im Ofen briet, asiatisch gewürzt. Es war viel Umdenkens nötig, denn Jamie Oliver geht von zwei Enten zu 800 Gramm aus, unsere hatte 2,3 Kilo.
Das Ergebnis schmeckte sehr gut, das Fleisch war zart (es gab Zuckerhutsalat aus Ernteanteil dazu), die Haut war aber weit von jeder Knusprigkeit entfernt – klar, das Tier wurde ja auch alle 10 Minuten mit einer Honig-Austern-Sauce bepinselt.
Ich setzte den nächsten Brotteig an: Am Sonntag möchte ich unsüßes Schokoladenbrot backen.
Journal Freitag, 27. November 2020 – Green Friday und Broeding daheim
Samstag, 28. November 2020Noch früher aufgestanden, um ganz zeitig zum Reha-Sport zu kommen und idealerweise mit einer besonders geringen Zahl Mitsportelnder belohnt zu werden. Klappte gut, mein zusätzlicher Lohn: Den Tag erwachen zu sehen, von leisestem Licht im Novembernebel, der selbst markante Hochhäuser schluckte (schemenhaft erspäht: Eichhörnchen im Baum) über erste Ahnungen von Himmelblau bis selbstbewusst und golden strahlendem Sonnenschein.
Der Sport selbst lief besonders gut; auf dem Wackelgestell schaffe ich jetzt die wackligste Einstellung.
Auf dem Heimweg stieg ich am Marienplatz aus, um am Viktualienmarkt eine Bauernente fürs Wochenende zu kaufen.
Daheim Dusche, Pflege, ein weiterer Milchkaffee, es war ja gerade mal zehn, Zeitunglesen. Frühstückshunger hatte ich um zwölf: Selbstgebackenes Roggenmischbrot 70/30 (Geschmack sehr gut), Mango (nach Langem mal wieder eine extrem fasrige).
Am frühen Nachmittag war ich mit einer Freundin zu einem Spaziergang (Gehen ging unbeschwert) über den Alten Südfriedhof verabredet. Ich freute mich sehr über das Wiedersehen und das Gespräch, bei aller äußerer Pandemie-bedingter Verlangsamung geht das Leben ja doch in alle Richtungen weiter, mal erfreulich, mal bekümmernd. Dazu große Eichhörnchen-Show auf und um die alten Gräber.
Delinat kenne ich seit viele Jahren als Schweizer Lieferanten für Bioweine, bin immer wieder Kundin, habe hier viel gelernt. Jetzt hat in unserer Nähe eines der beiden deutschen Ladengeschäfte eröffnet, das sah ich mir an (es wird noch ausgepackt). Ich ließ mich zu einem Wein zur Wochenendente beraten (es wurde ein Sepp Moser Zweigelt vom Holzfass). Beim Zahlen wurde ich gefragt, ob ich mich am “Green Friday” beteiligen wolle: Nachdem ansonsten in der Konsumwelt die Schnäppchenjäger gestern mit einem “Black Friday” durch Sonderangebote dazu animiert wurden, noch mehr überflüssige Dinge zu kaufen, schlug Delinat gestern 10 Prozent drauf, die in die Initiative “Sauberes Trinkwasser” gingen, zahlte selbst nochmal diesselbe Summe. Genau meine Sorte Bockigkeit, ich beteiligte mich gerne.
Daheim Füße hoch und lesen, dann sah ich mir den zweiten Teil des Fernseh-Dreiteilers Vienna Blood an.
Der Abend wurde festlich: Auf Tipp von Anke Gröner hatten wir im Lieblingsrestaurant Broeding ein Menü bestellt, das Herr Kaltmamsell abholte, dazu eine Flasche Sekt und eine Flasche Wein.
Während das Brot im Ofen fertigbuk, öffnete ich den Sekt Extra Brut Reserve vom Loimer und goss schon mal ein.
Es war ein wundervolles Mahl (dass es nicht so aussieht, liegt allein ein meiner kompletten Deko-Unfähigkeit). Das knusprig duftige Brot der Bäckerei Brotzeit, das intensiv aromatische Meerrettich-Rote-Bete-Mousse. Besonders freute ich mich auf den Hauptgang, der in einem Pergamentpapier-Päckchen kam und 15 Minuten im Ofen fertiggegart werden musste: Ich kostete zum ersten Mal den Fisch, der dem Restaurant seinen Namen gab, einen Broeding (Saiblingsart). Das Garen klappte problemlos, Fisch und Gemüse schmeckten hervorragend, die Salsa verde war der Hammer. Dazu hatten wir im Glas einen 2017 Riesling Eigenbroedler (Exklusivabfüllung fürs Restaurant), halbtrocken – er passte sehr schön. Zu all den Genüssen freute ich mich, wie gut die Fertigstellung daheim geplant war.
Sehr satt und so betrunken wie seit vielen Monaten nicht mehr (obwohl wir keine der beiden Flaschen geleert hatten) kippten wir früh ins Bett.
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Im Web ist der DSGVO-Cookie-Zustimmprozess in den vergangenen Wochen noch umständlicher geworden: Kommerzielle Websites sind dazu übergegangen, erst mal eine Schaltfläche für “Alles erlauben” zu zeigen – wer einfach nur auf die Website will (und was sollte man sonst wollen?), wird wahrscheinlich einfach draufklicken. Ein zweiter Button “Einstellungen” bringt einen üblicherweise auf eine Seite, auf der die Mindestanforderungen voreingestellt sind und auf der die Möglichkeit besteht, mit einem Klick nur diese zu erlauben. Für mich ist es also Routine geworden, zweimal zu klicken, bevor ich auch nur an den kürzesten Recherche-Check rankomme – ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich unerfahrene und etwas furchtsame Neuankömmlinge im Web auf gar keine Website mehr trauen. Hoffentlich klagt bald jemand auf europäischer Ebene gegen die Bauernfängerei, die dieser “Alles erlauben”-Button darstellt.
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Ich bin sexistische Pointen in der deutschen Werbung so gewohnt, dass ich das hier kaum glauben konnte: Danke, TÜV.
Journal Donnerstag, 26. November 2020 – Neues Brot gebacken
Freitag, 27. November 2020Vormittags ein wenig schonende Gymnastik für Hüfte und Kreuz, ein wenig Crosstrainer. Die LWS-Nervenschmerzen sind mit drei Mal Ibu am Tag im Griff, hin und wieder spüre ich die post-OP Muskelschmerzen, von denen es hieß, die könnten bis zu einem Jahr andauern.
Endlich mal wieder Brotbacken, ich hatte mir ein Roggenmischbrot 70/30 ausgesucht. (500 Gramm Wasser reichen in der zweiten Runde, sonst Suppe.)
Gelungen (probiert wird erst am Freitag), aber leider schauen meine Roggenbrote immer gleich aus. Dabei hatte ich diesmal besonders an einem Andersaussehen wie im Rezept beschrieben gearbeitet.
Weil grad Zeit war: Mal wieder ein #609060-Bild.
Kurze Einkäufe beim donnerstäglich leeren Süpermarket Verdi (Obst, Gemüse, Pul Biber), an der Kasse Corona-Gespräche: Seufzen des Kassenherren über Verzicht auf Urlaub und Auslandreisen, Hoffnung aufs nächste Jahr.
Daheim nutzte ich die Resthitze des Backofens, um mit dem mal wieder viel gewordenen alten Sauerteig Cracker zu backen.
Vor lauter Ding kam ich erst spät zu meinem Frühstück: Zwei Orangen mit Quark und Joghurt. Später noch Cracker.
Zeitunglesen im Sessel, Umzug ins Schlafzimmer, dort guckte ich auf dem Laptop eine empfohlene RBB-Doku von 2020: Berlin Kastanienallee. Gefiel mir sehr gut, zum ersten Mal sah ich in einem Sachfilm Corona-Auswirkungen (Masken, Ellbogen-Bump), ohne dass es um Corona ging.
Zum Abendessen bereitete ich zweierlei Salate aus Ernteanteil zu: Feldsalat mit Kürbiskernöl, Zuckerhut mit Orangen-Tahini-Dressing, dazu gab es den Rest Empanada von Mittwochabend.
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Ein wenig Aufheiterung! Sie wollen sicher wissen, wie es dem 15 Tage alten Minielefanten im Tierpark Hellabrunn geht:
“Elefant Otto trifft seine Tanten”.
Journal Mittwoch, 25. November 2020 – Münchner Backwerk, spanische Empanada (Versuch)
Donnerstag, 26. November 2020Superverschwitzte Nacht (bei weiterhin offenem Fenster und Außentemperatur um Gefrierpunkt); seit einigen Tagen sitzt wieder ein Kasperl am Regler meiner Körpertemperatur und dreht lustig zwischen glühend und fröstelnd hin und her, ohne etwas dazwischen (was sich völlig anders anfühlt als ein Infekt).
Die neue Matratze liegt sich ganz ausgezeichnet. Wie schon beim Test im Bettengeschäft gibt sie in jeder Haltung an genau den Stellen nach, die entspanntes Liegen ermöglichen. Selbst nach meinen Schwitznächten fühlt sie sich nicht klamm an. Ganz ist sie noch nicht eingelegen, wir haben sie erst einmal gedreht und gewendet (soll man laut Spielanleitung in den ersten Monaten bei jedem Bettwäschewechsel tun). Ich empfehle die Taschenfederkernmatratze von Schramm hiermit weiter – für Schläferinnen mit meinen Voraussetzungen, Probeliegen hilft.
Vormittags färbte ich nach Langem mal wieder ein Kleidungsstück: Diese schwarze Jeans hatte ich dunkelstschwarz gekauft, sie hatte noch viele Wäschen lang die Haut meiner Beine leicht eingegraut. Doch beim Verblassen zeigten sich weiße Adern (wie hieß das noch in den 80ern? diamond washed?), die ich sehr hässlich finde. Also an meine Jugend gedacht und im Drogeriemarkt Wäschefärbemittel besorgt (das mittlerweile das Salz BEREITS ENTHÄLT! Fortschritt oder was?!). Gleich nach dem Aufstehen startete ich den Färbelauf, anschließend den Waschdurchgang.
Als das Ibu endlich wirkte – überm Morgenkaffee war ich immer wieder schmerzlich zusammengezuckt – und ich in Brotrezepten stöberte, hin und wieder Twitter las und mich amüsierte, war ich fast entspannt und fröhlich. Als ich das merkte, hatte ich umgehend ein schlechtes Gewissen, weil hallo! ich habe ja nicht Urlaub, sondern bin krank geschrieben. (Ja, so verquer können Menschen sein. Finden Sie sich damit ab, ich muss es ja auch.)
Einkaufsrunde für Mehle, ich wollte endlich mal wieder Brot backen. Ich ließ mich mit der Tram transportieren (da bitte: ich kann auch schonen), besorgte beim Basitsch Roggenvollkornmehl, im Hofbräuhausmühlenladen Roggenmehl 1370 (das Roggenvollkornmehl dort ist mir zu grob, es gleicht eher Schrot). In der zugehörigen Bäckerei daneben kaufte ich Semmeln zum Frühstück. Lamgsam schlenderte ich heim.
Ein Marienplatz mit Christbaum, aber ohne Christkindlmarkt ist schon seltsam. Die Corona-Infektionszahlen in Deutschland sind weiterhin hoch, die bisherigen Einschränkungen haben lediglich ihr Wachstum verlangsamt, gestern starben 410 Covid-19-Erkrankte – so viele wie noch nie in Deutschland an einem Tag. Doch es sieht nicht aus, als traue die Politik der Bevölkerung zu, deutlich härtere Einschränkungen mitzutragen, gestern abend wurden für Weihnachten sogar Lockerungen beschlossen. Mittlerweile (ich halte das hier nur der Chronik wegen fest) stehen einige Impfstoffe kurz vor der Zulassung, doch selbst wenn sie im Idealfall noch vor Jahresende eingesetzt werden können, dauert das Impfen bis zur Herdenimmunität mindestens acht Monate.
Daheim war Herr Kaltmamsell bereits aus der Schule zurück, es gab Semmeln:
Die Bäckerei Knapp&Wenig backt nur an diesem Ort für den winzigen Verkaufsraum nach altmünchner Rezepten. Zu sehen sind hier Pfennigmuckerl (saftiger Roggenteig), Mohnsemmerl mit ordentlich Mohn und hervorragende Brezen.
Nachmittags fuhr ich nach Nordschwabing für Reha-Sport. Es lief sehr gut, die Ibu wirken, die ich auf ärztlichen Rat gegen Entzündung und Schmerzen nehme, was mich auf echte Besserung hoffen lässt.
Fürs Abendessen sorgte ich, es gab auf Wunsch von Herrn Kaltmamsell spanische Empanada de pollo nach diesem Rezept. Ist eigentlich eine klassische Resteverwertung für Brathähnchen, ich hatte mittags einen Hühnerschenkel dafür gebraten.
Ich fand den Mürbteig spannend, weil er Weißwein und Olivenöl verwendet, auch weil er sehr weich, aber dennoch verarbeitbar wurde. Der Deckel von solchen Speisen ist für mich immer eine Herausforderung: Teig dünn auf eine bestimmte Größe/Form ausrollen kann ich etwa so gut wie seinerzeit einen Volleyball auf eine bestimmte Stelle schmettern. Nämlich nicht. Diesmal rollte ich die Teighälfte für den Deckel im Backblech auf Backpapier aus, zog sie zur Seite, und nach dem Ausrollen des Bodens auf dem Blech und nach Verteilen der Füllung stülpte ich sie drüber und zog das Papier ab. Das funktionierte!
Die Empanada schmeckte sehr gut, der Teig aber war gebacken eher enttäuschend. Herr Kaltmamsell regte an, dass ich mich auf die Empanada aus Studienzeiten rückbesinnen könnte. (Die war ganz sicher aus der Lamäng und damit heute schwer replizierbar. Ich erinnere mich nur an Hefeteig, rote Paprika, Pimentón de la vera dulce.)
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Mir ist dann doch etwas von Karl Dall eingefallen (vor ein paar Tagen verstorben), was ich uneingeschränkt großartig fand: In irgendeiner Show trat er vor vielen, vielen Jahren als Einlage auf und rezitierte den Text des Lieds “Moskau” von Dschinghis Khan, exakt wie geschrieben, denn “einen guten Text braucht man nicht zu parodieren”. Karl Dalls ausdrucksloses “Kosaken heheheleert die Gläser” wird in meiner Familie bis heute verwendet (wir äußern damit, dass wir uns einer Begeisterung nicht anschließen können). Damit nahm er eigentlich Harald Schmidt vorweg.
@_kid37 wies auf eine aktuelle Variante hin, die Ähnliches mit dem Werk von Mario Barth umsetzt:
https://youtu.be/1wEBtbXcy24
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Rescue Tropfen gefällig? Ich habe hier einen jungen Mann auf Tiktok.
(Es war nicht alles schlecht an den 80ern.) (Allerdings sehne ich mich ein bisschen zurück nach der Zeit, als mein Englisch zu schlecht war, um die Texte von Boney M. zu verstehen. Meine Güte.)
via @pinguinverleih
Journal Dienstag, 24. November 2020 – Schmerzbekämpfung
Mittwoch, 25. November 2020Stark verschwitzte Nacht, und gleich vormittags nahm ich Ibu gegen die LWS-Schmerzen.
Bankstütz und Seitstütz sind also ab sofort wieder tägliche Morgenroutine; bis zum Hexenschuss im August ließ sich die Nervenwurzel dadurch zwar nicht beeindrucken, doch wenn Dr. Orth das nächste Mal insinuiert, ich hätte halt zu schwache Rumpfmuskulatur, kann ich ihn zu einem Wett-Bankstütz herausfordern.
Einkaufsrunde. Es war gar nicht einfach, die Conchiglioni fürs geplante Abendessen zu bekommen, selbst beim Eataly gab es genau eine einzige Packung (andererseits: mehr brauchte ich ja nicht). Langsames und konzentriertes Gehen gegen den Schmerz (der Hüfte geht’s gut).
Fürs mittägliche Frühstück kochte ich mir reichlich Porridge mit Tonkabohne (es war draußen hochneblich kalt genug dafür gewesen), aß ihn mit Mandarine, Maracuja, Joghurt und Quitten in Sirup.
Zeitunglesen bis zum frühnachmittäglichen Physio-Termin und Reha-Sport. Frau Physio ging auf meine Information der Orthopäden-Diagnose ein und bearbeitete nur den Rücken. Die Übungen im Sportraum gingen ganz gut, die zeitweilige Schwäche (Wegknicken) im rechten Bein passt tatsächlich eher zu Nervenbeschwerden als zu Hüftproblemen.
Zurück daheim setzte ich mich aufs Bett zum Lesen. Und wünschte nach einer weiteren Ibu inniglich: Vielleicht gehen die Nervenschmerzen von alleine? Dass sie schon mal ein paar Wochen weg waren, beweist doch, dass sie weg sein können?
Telefonate mit Mutter und Vater (dieser inzwischen auf Reha), Herr Kaltmamsell bereitete zum Abendessen aus Ottolenghi/Tamimi Jerusalem die “Conchiglie with yoghurt, peas & chilli”, die ganz hervorragend schmeckten.
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Im äußersten Nordosten Russlands, im Gebiet Kolyma, verläuft die “Straße der Knochen”, so benannt nach den Tausenden von Gefangenen, die sie zur Stalinzeit errichteten, im Gulag schufteten und umkamen. Andrew Higgins und Emile Ducke haben für die New York Times eine ausführliche Reportage mit großartigen Fotos erstellt:
“Along Russia’s ‘Road of Bones,’ Relics of Suffering an Dispair”.
Sie berichten über Stalins Terror, wie die Überbleibsel langsam verschwinden und wie Stalin dennoch heute eher mit Nostalgie und Bewunderung erinnert wird, selbst unter ehemaligen Lagerinsassinnen.
Under President Vladimir V. Putin, memories of Stalin-era persecution have not been erased, as evidenced by a large government-funded Gulag History Museum that opened in Moscow in 2018. But they have frequently been drowned out by celebrations of rival memories, notably of Russia’s triumph under Stalin’s leadership over Hitler in World War II. Rejoicing over that victory, sanctified as a touchstone of national pride, has obscured the gulag’s horrors and raised Stalin’s popularity to its highest level in decades.
Es gibt auch einen deutschsprachigen Dokumentarfilm Kolyma aus dem Jahr 2018 von Stanislaw Mucha, der darin den Spuren seines Großvaters nachgeht.