Journal Mittwoch, 4. November 2020 – Verschwitzter Mund-Nasen-Schutz
Donnerstag, 5. November 2020 um 8:47Schlechte Nacht, unter anderem wegen Schmerzen im operierten Bein (dabei am wenigsten in der Hüfte). Ich führe das darauf zurück, dass ich zum ersten Mal abends keine Ibu nahm: Kein Arzt hatte mich angewiesen, sie nach der letzten verschriebenen Tablette weiter zu nehmen.
Ich las Twitter und die Süddeutsche des Tages, aktualisierte immer wieder Tagesschau.de um herauszufinden, ob sich ein Ergebnis der US-Präsidentenwahl abzeichnete (bis zum Abend stand lediglich fest, dass fast die Hälfte der Wählerinnen und Wähler allen Ernstes einen menschenverachtenden Lügner als Staatsoberhaupt haben wollen).
Zum Frühstück aß ich polnischen Schinken und spanischen Käse mit Pickle, zwei Stück hervorragenden Cheesecake mit Meyer-Lemon-Curd.
Draußen war es kalt und dunkelgrau, ich las Rebanks’ English Pastoral mit hochgelegten Beinen, bis es Zeit war, zum Nach-Reha-Training aufzubrechen.
Ich ging zu Fuß bis zum Odeonsplatz, um ein wenig Luft zu bekommen, nahm dann die U-Bahn nach Nordschwabing. Das Training, ca. 75 Minuten, war sehr anstrengend, jetzt weiß ich: Ich Superschwitzerin kann auch Mund-Nase-Masken verschwitzen. Die Zeit zwischen vier und fünf war gut gewählt, der Trainigsraum war nur wenig besucht.
Auch auf dem Rückweg ging ich eine U-Bahn-Station zu Fuß. Gegenüber vom Nordfriedhof hatte ein großer Friedhofs-Blumenladen noch offen, ich kaufte einen Strauß Nelken in fünf verschiedenen Rosa-Tönen: Nelken scheinen ohnehin langsam ihr Image als hoffnungslos unmoderne Blumen zu verändern, doch wo hat man sicher die größte Auswahl, wenn nicht gegenüber einem Friedhof.
Für das Abendbrot verarbeitete ich die restlichen beiden Meyer Lemons und ein übriges Sträußchen Petersilie zu einem Pastagericht (halt mit Petersilie statt Basilikum) – das erstaunlich gut schmeckte.
Was mich abends aber am meisten plagte, war nicht das operierte Bein, sondern die immer schlimmer verspannte linke Schulter samt Nackenseite. Ich hatte gehofft, dass auch das wundersamerweise mit der kaputten Hüfte verschwinden würde, doch das ist dann wohl doch eine komplett andere Baustelle (jajaja, diagnostiziert per MRT vor Jahren: ohnehin verengter Nervenkanal in einem Halswirbel, zudem hat sich ausgerechnet darin ein Knochensporn gebildet, ich hatte vier selige Jahre fast Ruhe). Ich machte auf dem Boden ein paar Übungen, die mir die Anfasserin gezeigt hatte, sie linderten ein wenig.
James Rebanks, English Pastoral ausgelesen. Im letzten Kapitel “Utopia” häufen sich die Redundanzen, immer wieder beschreibt Rebanks mit anderen Worten, welche Konsequenzen industrielle Landwirtschaft auf seine Heimatgegend und auf die Gesellschaft insgesamt hat. Dennoch fand ich die Details der aktuellen Veränderungen, die er auf seinem Hof versucht, sehr spannend und wünsche mir mal wieder ähnliche Beispiele für eine Gegend in meiner eigenen Heimat, also am liebsten aus der Region 10.
Eine zentrale Feststellung:
Wie Land landwirtschaftliche genutzt wird, hängt immer von den Gegebenheiten ab. In Cumbria, wo Rebanks lebt, ist der Boden so karg, dass er sich am besten für Viehwirtschaft eignet, wo selbst Gemüseanbau auf das tournierende Beweiden der Flächen angewiesen ist, nämlich auf Dung als Dünger und das Zertrampeln durch Hufe zur Auflockerung. Und dann wäre es eine ungeheure Verschwendung, dieses Vieh nicht auch zu essen.
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Ein bisschen Ruhe und Frieden gefällig? Gestrige Bilder von James Rebanks auf Twitter. (Wo seit einiger Zeit auch seine Frau Helen aktiv ist, auf interessante Infos zu Landwirtschaft verlinkt und James durchaus Widerworte gibt.)
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