Journal Mittwoch, 16. Dezember 2020 – Vorbereitung Weihnachten ohne Familie
Donnerstag, 17. Dezember 2020 um 6:20Früher als geplant aufgewacht, so war nach Twitter-Auslesen und einer Runde Crosstrainer-Strampeln noch reichlich Zeit für die Zeitungslektüre, bevor ich aus dem Haus musste – mit allen familiären Weihnachtsgeschenken bepackt.
Es schien immer wieder die Sonne, ich genoss die Ausblicke aus dem Bus.
Mittags Quark mit Joghurt, in den ich zum Süßen einen Esslöffel restliche Mince-Pie-Füllung gerührt hatte. Ich konnte genau die Verwirrung der kandierten Dekor-Kirsche sehen, die alles für ihre kulinarische Zukunft vorhergesehen hatte, nur das sicher nicht (passt aber ausgezeichnet, übrigens, Ehrmann sollte man über saisonalen Mince-Pie-Joghurt nachdenken).
Viel verschiedene Arbeit; ich verließ das Büro sehr pünktlich, um mit der U-Bahn (fast leer) zum Hauptbahnhof zu fahren (wenige Menschen) und einen Zug nach Ingolstadt zu nehmen (auch hier ging meine Einschätzung auf, dass ich mich sicher fühlen würde).
Auch die neblige Donauebene war gestern dezembersonnig.
In Ingolstadt warteten vorm Nordbahnhof meine Eltern und große Teile Bruderfamilie zum Weihnachtsgeschenkeaustausch, mein Bruder kam direkt von der Arbeit angeradelt. Ich sah meinen Vater (seit Montag zurück aus der Reha) und ließ mir seinen Post-OP-Gang zeigen (top!), umgekehrt musste auch ich meinen Gang mit neuem Hüftgelenk vorführen (allseits zufriedenstellend). Wir versicherten einander, wie sehr wir uns vermissen und dass wir uns sehr, sehr auf die nächstmögliche Familienzusammenkunft freuen. (Und ich musste meine Sorge um die Gesundheit all dieser Herrschaften mit Gewalt verdrängen. Mittlerweile erfahre ich fast täglich von der Infektion oder Erkrankung von jemandem, den ich persönlich kenne.) Dann nahm ich den nächsten Zug zurück nach München, auch der entspannend spärlich besetzt.
Ich kam müde nach Hause, räumte, aß eine Breze.
Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell einen Eintopf mit weißen Bohnen, Kartoffeln, Karotten, Graupen, Tomate. Nachtisch Plätzchen.
§
“‘Bombardiert sie mit Briefen’: Schulen im Fokus der Maskengegner”.
Fragt man die Schulleiterin nach ihrem Wunsch für das neue Jahr, denkt sie kurz nach und antwortet: “Manchmal möchte ich den Eltern sagen: ‘Hört auf zu jammern, eure Kinder jammern ja auch nicht.'”
die Kaltmamsell
13 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 16. Dezember 2020 – Vorbereitung Weihnachten ohne Familie“
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17. Dezember 2020 um 7:43
Wenn selbst vernunftbegabte, die Pandemie ernst nehmende Menschen, einen Geschenkeaustausch für so notwendig halten, dass am ersten Tag des erneut notwendig gewordenen Lockdowns dennoch eine Bahnfahrt unternommen wird, Menschen aus drei Haushalten aufeinander treffen, tja, was will man dann von denen erwarten, die das Risiko Corona unterschätzen?
Sie sehen mich ratlos und verblüfft.
17. Dezember 2020 um 8:42
Dann lasse ich mich dazu herab, mich zu rechtfertigen, Trulla: Das Zusammentreffen fand in einem Abstand (über anderthalb Meter) statt, in dem ich auf der Straße täglich Dutzende Menschen passiere – Familienmitglieder sind nicht infektiöser als Fremde. Die sorgsam gewählte Zugverbindung enthielt pro Großraumwaggon zwei bis drei Passagiere: Selbst die Büroetage, in der ich täglich vier Stunden verbringen muss, ist dichter besetzt. Meine Corona-Warn-App zeigt seit Tagen null Risikokontakte.
Sie halten es für notwendig, mich zu Quarantäne maßregeln zu wollen?
17. Dezember 2020 um 9:33
Warum empfinde ich Ihre Anmerkung als total unangebracht, Frau Trulla? Ich denke, vernunftbegabte Menschen, welche die Pandemie ernst nehmen, sind in der Lage, das Risiko abzuschätzen.
Das gilt auch für eventuelle Zusammenkünfte an Weihnachten etc. .
Schön, dass es der Familie, und insbesondere Ihrem Vater, gut geht. Ich fand es auch sehr beruhigend, meine Eltern gesund und munter zu sehen. Wir sind gerade in Selbstisolation und werden gemeinsam Weihnachten verbringen. Sehr vernünftig, aber auch Einsamkeit kann töten. Deshalb haben wir uns für ein anderes Weihnachten mit viel Abstand unter dem Christbaum entschieden.
Liebe Grüße
17. Dezember 2020 um 10:43
Wir treffen den Schwiegervater am Wochenende auch draußen zu einem Spaziergang mit Geschenkeübergabe. Weitere Treffen an Weihnachten sind abgesagt. Das halte ich auch für vertretbar.
Was mich aber interessiert: Warum können Sie ihre Arbeit nicht im Homeoffice erledigen? Kein Angriff, mich interessiert das einfach. Ich bin Lehrerin und habe deswegen von Büro keine Ahnung. Allerdings sehe ich in meinem Freundeskreis zwei Extreme. Da sind Menschen dabei, die sich seit März im Homeoffice eingegraben haben und bei ihrem einzigen Besuch auf der Arbeit im Herbst den Kollegen Frohe Ostern gewünscht haben und auf der anderen Seite diejenigen, die behaupten, Homeoffice gehe gar nicht und sie müssten auf jeden Fall zur Arbeit. Aus meiner Sicht sind die Berufsfelder aber ähnlich.
17. Dezember 2020 um 10:47
Ich arbeite viel manuell und mit Dingen, Lempel: Unter anderem arbeite ich Bestellungen von Publikationen ab (aus dem Lager holen, Adressetiketten ausdrucken, Publikationen eintüten, in die Post geben), dieser Tage erledige ich den Aussand einer aktuellen Ausgabe an 231 VIP-Adressen. Das könnte ich daheim machen, wenn ich kistenweise Magazine, Umschläge, Etiketten mit heim transportieren ließe.
Außerdem bin ich für die Papierpost einer 50-köpfigen Abteilung zuständig – geht ebenfalls nicht von daheim.
17. Dezember 2020 um 11:03
Danke für die Ausführungen. Ich hatte mir vorgestellt, dass sie beinahe ausschließlich am Bildschirm arbeiten.
17. Dezember 2020 um 13:21
@Lempel: Diejenigen, bei denen Homeoffice “gar nicht” geht haben vielleicht zuhause Kinder/schlechtes Internet / kleine Wohnungen?
Ich kann nur sagen, dass am zweiten Tage Homeoffice für Gatten und mich plus Onlineunterricht für den Zweitklässler bei mir die Nerven schon wieder so blank liegen wie seit Juni (=letzte Homeofficephase) nicht mehr.
Da hilft dann auch der bessere Tee nichts…
17. Dezember 2020 um 14:21
Mince Pie- Joghurt können Sie Ehrmann oder so auch aktiv vorschlagen! Vielleicht sind Sie nicht die Einzige, die sich das wünscht. Ich hatte mir mal vor ein paar Jahren Magnum Mint gewünscht- das gab es zwar immerhin schon in Schottland, wo ich es kennengelernt hatte, aber hier, so hieß es auf meine Mail hin erst, sei das nicht so typisch und wäre daher nicht geplant. Typ Apfelstrudel käme stattdessen auf den deutschen Markt. Im Sommer 2020 (oder schon früher und es war mir entgangen?), hab ich Mint dann endlich auch hier kaufen können und war selig. Vielleicht war ich hier auch nicht die Einzige, die sich das gewünscht hat…
17. Dezember 2020 um 21:22
Ich fand Trullas Frage nicht unangebracht. Frau Kaltmamsell ist supervorsichtig, aber Frau Trulla wahrscheinlich NOCH ein Stück vorsichtiger. Wie ich aus meinem Bekanntenkreis weiß, scheint sehr vorsichtigen Menschen die Risikoeinschätzung weniger vorsichtiger Menschen oft geradezu absurd falsch zu sein (und umgekehrt).
Ich muss gestehen, nur zum Geschenkeaustausch wäre ich auch nicht herumgereist, ich werde aber nach vollzogenem negativen Coronatest und Tagen der Abschottung zu meinen Eltern fahren und ein paar Tage bei ihnen verbringen.
Das erscheint uns allen vertretbar zu sein, Frau Trulla wäre wohl entsetzt, Frau Kaltmamsell würde vielleicht den Kopf schütteln, und so lavieren wir uns alle nach bestem Wissen und Gewissen durch.
17. Dezember 2020 um 21:43
Die verwirrte kandierte Dekor-Kirsche hat mein tiefes Mitgefühl. Toller Satz!
17. Dezember 2020 um 23:13
Mich rührt ihre Familienzusammenkunft, liebe Frau Kaltmamsell.
18. Dezember 2020 um 21:02
Auf die Corona-App sollte man sich nicht verlassen, die Anzahl der Installationen (z. Z. ca. 23,8 Millionen) ist eher unbefriedigend.
18. Dezember 2020 um 21:43
Bombardiert sie mit Briefen: etwas anderes erwartet man eigentlich nicht mehr von den sog. Querdenkern. Was mich immer wieder schockiert ist, wie Kinder instrumentalisiert und vorgeschoben werden, das ist schäbig.