Journal Sonntag, 27. Dezember 2020 – Neubeginn Yoga
Montag, 28. Dezember 2020 um 6:08Ein dritter Feiertag nach den Weihnachtsfeiertagen dieses Jahr; ich war darauf vorbereitet, er befremdet mich nicht.
Viel wichtiger: Ich probierte gestern wieder Yoga. In der Reha-Klinik war ich mehrfach informiert worden, dass man ab drei Monate nach Hüft-TEP-OP Yoga machen dürfe. Die eine Woche, die bei mir zu diesen drei Monaten fehlt, macht das Kraut sicher nicht fett. Ich startete also nochmal vorsichtig das Adriene-Programm “Home” vom Januar 2020 und fand sehr spannend, was jetzt geht (Ausfallschritt beidseitig) und was – noch? – nicht (Schneidersitz rechts). Zwar werde ich das nicht täglich durchziehen, weil ich an manchen Tagen halt anderen Sport treiben will, aber regelmäßig – und freue mich sehr darauf.
Zum Frühstück gab es Mango mit Joghurt und ein Schinkenbrot – zumindest den Schinken von Hl. Abend haben wir jetzt geschafft, am Brot wird noch gegessen.
Mich drängte es wieder mit Macht raus (Herr Kaltmamsell musste wieder arbeiten). Gestern nahm ich eine S-Bahn nach Großhesselohe, um am Isarhochufer zu spazieren (frühere und hoffentlich künftige Laufstrecke). Es war wieder herrlich, wenn auch mit verhangener Sonne. Ich bewegte mich in einer Gegend Münchens, in der Spaziergänger*innen einander grüßen, sehr kuschlig. Hin und wieder sah ich Menschen, die zu zweit oder dritt zusammenstanden, mit mitgebrachten Heißgetränken sowie Dingen aus Tupperboxen.
Die Alpenkette im Hintergrund war in Echt viel deutlicher!
Es ist weiterhin viel zu trocken.
Ich bekam dann doch etwas mehr Bewegung als geplant, weil ich mich auf dem letzten Stück verkalkuliert hatte und die S-Bahn nach Hause verpasste. Also musste ich zusätzlich 20 Minuten auf und ab marschieren, um nicht zu frieren. Daheim auf dem Bett mit Füßehoch war der genesende Körperbereich aber auch nicht erschöpfter als früher nach einer Tageswanderung.
Heißer Tee mit einer dicken Scheibe Stollen, Lesen.
Zum Abendessen kochte Herr Kaltmamsell herrliche Rinderrouladen, dazu gab es Kartoffelpü aus Ernteanteil.
Es kommen weiter Statusmeldungen ehemaliger Mitschüler*innen, darunter auch schlimme. Bitte nehmen Sie Covid-19 ernst, das Virus kann Schneisen in Familien schlagen.
Ich hoffe, dass hier im Haus jetzt ein paar stille Tage beginnen: Die Drübernachbarn hatten vier Tage lang durchgehend laute Gesellschaft, die anscheinend nur rufend sprach (sicher wegen des Abstands).
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Zu einer anderen Ära Blogtexte (in der ich oft nicht wusste, ob da ein Mann oder eine Frau schrieb, es war aber auch egal) gehört dieser von 2014 auf Camp Catatonia, jahreszeitlich angemessen:
“Zeichen im Schwarzwald”.
via @gouncourt, dessen Blog in dieselbe Ära gehört.
Im Schwarzwaldkurort brachte ich das Wochenende letzes Jahr im kostspieligen, renovierten Hotel auf der einen Talseite zu. Dieses Jahr nächtigte ich im weniger kostspieligen 1980er Hotel auf der anderen (“im Stil der 1980er Jahre renoviert”). Mehr junge Paare dort, mehr ältere Paare hier. Mosaikfliesen im Dampfbad dort, Plastikverschalung hier. Gewiss, mehr Wohlhabende dort, mehr weniger Wohlhabende hier. Kinder in beiden Fällen eher eine Seltenheit. Ich bilde mir ein, der missbilligende Blick war in beiden Hotels recht gut vertreten, stärker jedenfalls als im Elsässer Hotel, damals. Es ist ja weniger stets ein akut missbilligender Blick, vielmehr der Eindruck, die meisten Anwesenden würden sich missbilligend verhalten, sobald sie sich zu Verhalten aufgefordert sähen. Es ist die Disposition zur Missbilligung, die im Aktualisierungsfall zu einem an die Allgemeinheit gerichteten „ts, ts!“ oder „also sowas!“ wird (von Kopfschütteln begleitet). Darin unterscheidet sich im übrigen der deutsche Griesgram vom österreichischen Guftwuzel (man kann fast sagen: der Deutsche vom Österreicher, denn das Griesgrämige gehört beiderorts zur Grundstimmung), denn letzterer äußert sein Missfallen direkt in einem „bist deppert?“, während sein deutsches Pendant stets zur Allgemeinheit gerichtet missbilligen muss.
Außerdem darin: Beobachtungen zum Bahnfahren in den Tagen vor Weihnachten und zu deutschen Kurorten. (Selbsterinnerung: In 30 Jahren die Prognosen weiter oben im Text überprüfen.)
die Kaltmamsell1 Kommentar zu „Journal Sonntag, 27. Dezember 2020 – Neubeginn Yoga“
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28. Dezember 2020 um 16:05
Wenn ich an Kurorte, wie in dem link „ Zeichen im Schwarzwald“ denke, verspüre ich eine Öde und Trägheit: Im 18./19. Jahrhundert waren viele dieser Orte Hotspots der Reichen und Schönen. Dort flanierte, wer Rang und Namen hatte und nicht selten wurde beim Tanztee die eine oder andere Verbindung arrangiert. Ab den 80er des 20. Jahrhunderts spätestens ging es abwärts. Erstens wurden weniger Kuren verordnet, zweitens kamen Pauschalreisen auf. Eine Woche Mallorca mit Flug ist günstiger als Urlaub in einem deutschen Kurort. Und drittens wurde selten mehr groß in die Infrastruktur investiert. Deshalb versprühen Kurorte heute oft nur noch den Charme einer längst vergangenen Zeit.