Journal Sonntag, 24. Januar 2021 – Bücherflohmarkt!
Montag, 25. Januar 2021Ausgeschlafen mit wenigen Unterbrechungen. Im letzten Abschnitt ein aufregender Traum, in dem ich mit dem Radl über den Rand einer Brücke über ein bewohntes Tal abkam (ich musste ausweichen) und zufällig genau im winzigen Balkon einer Dachwohnung landete (musste nur noch die Bewohnerin bitten, mich rein- und durchzulassen, entschuldigte mich vielmals).
Gedrosselter Sport, weil mein Körper sich recht zerschlagen anfühlte: Halbes Stündchen Crosstrainer, halbes Stündchen Reha-Gymnastik. In meinem Alter an ein Wunder grenzend: Danach fühlte ich mich weniger zerschlagen (Sie erinnern sich an die Trainingsregeln von Vanessa Giese?)
Zum Frühstück gab es das restliche selbst gebackenes Hartweizenbrot mit Schimmelkäseaufstrich und Apfelkuchen.
Der Tag war windig, aber trocken, hin und wieder zeigte sich sogar die Sonne. Ein wenig wollte ich ins Draußen und spazierte über den Alten Südfriedhof an die Isar (Luft dann doch recht kalt). Doch es waren so viele Menschen unterwegs, auch in schwer ausweichbaren Gruppen, dass ich für Abstand schnell in unansehnliche, aber leere Nebenstraßen auswich.
Alter Südfriedhof im Schmuddelwinter.
Daheim eine Einheit Yoga (wenig Gelaber, angenehm viel Bewegung), Nachmittagssnack Grapefruit mit Joghurt.
Gemeinschaftliches Video-Telefonat mit Herrn Schwieger im Krankenhaus (wo er seit vielen Wochen sein muss, unbesuchbar): Ich freute mich arg ihn zu sehen, vor allem über den munteren Eindruck, den ermachte.
Buchlesen bis zum Abendessen: Herr Kaltmamsell hatte Cornish Pasties gebacken.
Weil auf Twitter Interesse an unseren aussortierten Büchern aufblitzte, fotografierte ich die Buchrücken und postete sie als Thread, zu vergeben gegen Porto oder Abholung – mit dem Erfolg, dass ich gestern Abend drei weitere Pakete fertigmachen konnte.
Noch zu haben sind (ich aktualisiere im Lauf des Tages):
Nachtrag 26.1.: Eine Leserin hat sich eben bereit erklärt, ALLE restlichen Bücher abzunehmen, jetzt sind sie also weg.
Aktualisierung: Weg ist Virginia Woolf.
Aktualisierung: Weg sind die beiden Reiss, Im Haus der großen Frau, Das Delta der Venus, Selbs Mord.
Aktualisierung: Weg ist Spanish Farm Trilogy, Plays Unpleasant.
Außer dem Anton Reiser.
Aktualisierung: Weg sind Die Kunst des Liebens, Der Decameron.
Außer IBM and the Holocaust.
Aktualisierung: Weg ist die Spoon River Anthology.
Aktualisierung: Weg ist James Herriot.
Außer Val McDermid.
Aktualisierung: Weg sind Alexander McCall Smith und The Finkler Question.
Aktualisierung: Weg sind Früchte des Zorns und Bumerang.
Außer Waldo und How to do things with words.
Aktualisierung: Weg ist The Ghosts of Malta.
Aktualisierung: Weg ist Giacomo Joyce.
Außer Val McDermid.
Aktualisierung: Weg ist Sujata Massey. Jetzt auch Nick Hornby.
Aktualisierung: Minette Walter ist weg.
Bei Interessen gerne E-Mail an den Kontakt links oder einen Kommentar. Zur Arbeitserleichterung (Albtraum: 80 Mal ein bis zwei Bücher zur Post bringen müssen) wünsche ich mir eine Mindestabnahme von zwei Kilo – wenn Ihr Wunsch weniger wiegt, könnte ich einfach nach Gutdünken auffüllen?
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Markus Decker arbeitet seit 20 Jahren als politischer Korrespondent in Berlin; hier schreibt er einen sehr persönlichen Rückblick.
“Politischer Korrespondent in Berlin: Einfach mal in Ruhe zuhören”.
via @flueke
Parallel zur Digitalisierung hat eine zuweilen ätzende Polarisierung Platz gegriffen, auch unter Journalisten. Zufall ist diese Parallelität kaum. Zwar sollte man sich vor einer Romantisierung des Vergangenen hüten. In den 1970er-Jahren wurden Repräsentanten des Staates bisweilen auf offener Straße erschossen.
Anfang der 1980er-Jahre lautete die Losung in linken Kreisen: „Stoppt Strauß!“ Gemeint war Franz Josef Strauß von der CSU, der wahlweise als reaktionär oder gemeingefährlich galt. Der spätere Kanzler Helmut Kohl wurde gewohnheitsmäßig als „Birne“ verhöhnt. Härte gab es stets. Es gibt ohnehin wenig, was nicht schon mal da gewesen wäre. Was manche für neu halten, ist überwiegend Folge eines schlechten Gedächtnisses.
(…)
Dass ein Journalist morgens ins Büro geht und wie ein Bäcker oder Metzger ehrlichen Herzens versucht, das Beste zu geben, scheint manchen Bürgern nicht mehr vorstellbar. Derlei Wutbürgerei macht mich gelegentlich zu einem wütenden Korrespondenten. Selbst in jenen linken Kreisen, die Donald Trump für das Allerletzte halten, hat sich die Trump-Vokabel „Fake News“ eingebürgert. Wir sind, soweit ich sehen kann, die einzige Berufsgruppe, der bei Fehlern Absicht unterstellt wird.
Es macht jedenfalls einen Unterschied, ob man als Journalist in der Demokratie arbeitet oder als Journalist für die Demokratie – letztere also als gefestigt gelten kann oder eben nicht. Da Journalisten allein in der Demokratie ungehindert arbeiten können, kann es so etwas wie Neutralität gegenüber ihren Feinden nicht geben.
Distanz hingegen bleibt zwingend. Die Kunst besteht darin, die Balance zu halten. Und klar ist: Je vehementer er angegriffen wird, desto mehr hänge ich dem demokratischen Mainstream an. Er ist, wie wir nicht bloß in den USA begutachten können, das Beste, was wir haben.