Journal Dienstag, 2. Februar 2021 – Erstes Vogelgezwitscher

Mittwoch, 3. Februar 2021 um 6:03

Gute Nacht, früher aufgestanden für 20 Minuten Gymnastik. Die Nackenerleichterung vom Vortag ließ sich leider nicht reproduzieren, nachmittags sogar heiße Messerstiche im Nacken beim Runterschauen: Der beengte Nerv. Draußen hörte ich erste Ansätze von frühlingshaftem Vogelgezwitscher.

Auf dem Weg in die Arbeit verhangener Himmel, milde Temperaturen. Nachmittags setzte Regen ein.

Zu Mittag gabe es Reste Rehbraten und Wirsing, zum Sattwerden brauchte ich aber noch eine Hand voll Nüsse. Nachmittags getrocknete Aprikosen und eine Orange.

Nach Hause kam ich zum Glück trocken – und mit einem schönen Anblick bei der Alten Kongresshalle.

Ich hörte das eine oder andere Reviergeflöte von Amslerichen.

Diesmal hatte ich mich schon den ganzen Tag darauf gefreut, nach der Arbeit Crosstrainer zu strampeln. Die Lust darauf hielt tatsächlich an, daheim zog ich mich gleich um, setzte Musik auf und stieg auf den Corsstrainer. Doch blöderweise wurde mir furchtbar schwindlig, nach einer guten halben Stunde musste ich abbrechen.

Fürs Abendessen sorgte wieder Herr Kaltmamsell: Er verwandelte den Ernteanteil-Kohlrabi in einen Kohlrabi tonnato nach Ottolenghi.

Schmeckte großartig auch ohne frische Kräuter (obwohl mir die Kombination Kohlrabi und Estragon durchaus einleuchtet).

Abendunterhaltung Ärzteserie Atlanta Medical, in der praktisch alle Ärztinnen und Ärzte Schufte sind.

§

Carolin Emcke analysiert die Gefahren, die von einer Beschwichtigung rechtsradikaler autoritärer Netwerke ausgeht:
“Bitte nicht weichzeichnen”.

Das reflexhafte Weichzeichnen faschistischer Demagogie und autoritärer, chauvinistischer Bewegungen ist keineswegs nur in den Vereinigten Staaten mitverantwortlich für deren Exzesse und Gewalt, sondern auch hier bei uns. Jahrelang wurde es vermieden, die rechtsradikale Ideologie als echte Gefahr im und aus dem Kern der Demokratie zu begreifen.

Ob aus ökonomischem Kalkül, nur ja kein lesendes oder schauendes Publikum zu verprellen, oder aus parteipolitischer Taktik, nur ja keine Wählerinnen und Wähler zu verscheuchen, oder aus blankem Ressentiment – das Appeasement gegenüber antidemokratischen Bewegungen gehörte zum Repertoire des geschichtsvergessenen Opportunismus. Auch die weit verbreitete relativistische Disposition, Desinformation und Lügen als «streitbar» oder «kontrovers» zu entschuldigen, hat die rechtsradikale Propaganda verhängnisvoll aufgewertet und normalisiert.

(…)

Eine politische Öffentlichkeit jedoch, die sich scheut, Ressentiment und Lüge auch dann zu benennen, wenn sie populär sind, höhlt nicht nur den eigenen Begriff von Wahrheit aus, sie infantilisiert auch die Bürgerinnen und Bürger, denen der Bezug zur Realität angeblich nicht zugemutet werden kann.

Es ist eigentümlich, das tatsächlich ausformulieren zu müssen, aber: Fakten und Respekt sind zumutbar. Wenn dieser Anspruch aufgegeben wird, wenn dieser Anspruch von politischen Repräsentanten verhöhnt und verleugnet wird, dann ist die Demokratie verloren.

§

Interessanter Einblick einer Twitterin, die zeigt, was sie neben ihrer Seite des Betts stehen hat und was ihr Partner.

In meinem Fall handelt es sich ja um zwei Betten in zwei Zimmern, doch auch hier ein signifikanter Unterschied.

Mein Nachttisch.

Sein Nachttisch. (Er hat eine freie Steckdose neben seinem Bett und ich neben meinem nicht.)

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Dienstag, 2. Februar 2021 – Erstes Vogelgezwitscher“

  1. Denise meint:

    Liebe Frau Kaltmamsel,
    Mann: Nachttischlampe, Taschenlampe, Nastücher, Nasenspray
    Frau: Nachttischlampe, Nastücher, Handcreme, Fusscreme, Voltaren und noch einiges mit ….creme
    Vielen Dank für ein Herzliches Lachen am Morgen Denise

  2. Beate meint:

    ZWEI Wecker? Aber ich mach das auch: Der Radiowecker und das Handy als “Backup”.

    Heute morgen großes Vogelkonzert im Park!

  3. die Kaltmamsell meint:

    Meine Weckersituation ist etwas eigen, Beate: Die beiden Wecker auf dem Foto können nicht wecken, sie sind kaputt. Den ersten behielt ich, weil er die Raumtemperatur anzeigt (verwende ich manchmal auch zum Check im Backofen, wenn ich für Vorteige 30 Grad haben will), den zweiten, weil ich darauf sofort die Uhrzeit sehe, zum Beispiel beim nächtlichen Aufwachen. Tatsächlich wecken lasse ich mich von meinem Telefon, mit dem ich das Foto aufnahm.

  4. Joël meint:

    Ein Foto von Hotel Augustin! Da kommen schöne Erinnerungen hoch. Hach…
    *ester-kaffee-vor-dem-rechner-sitz-und-träum*

  5. die Kaltmamsell meint:

    Mittlerweile plane ich selbst mal drin zu übernachten, wenn ich schon fast täglich vom schönen Anblick profitiere.

  6. lihabiboun meint:

    … wenn ich Ihnen zeige, was neben meinem Bett für ein Bücherstapel liegt, fürchten Sie für meine Sicherheit. Also lassen wir das mal ….. das fände ich im übrigen ein schönes Stöckchen, so à la: Zeig mir, was neben deinem Bett liegt und ich sag Dir, was du für ein Mensch bist ….. he he he

  7. Croco meint:

    Das Augustin. Berührende Erinnerungen, bezaubernde, einzigartige Tage.

    Und dann der Ascotop Nasenspray.
    Der ist hier auch griffbereit, plus Spiegelexemplare plus Salbeibonbons gegen plötzliche Halsschmerzen.

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