Archiv für Februar 2021

Journal Sonntag, 7. Februar 2021 – Langsamer Wohnungsabschied

Montag, 8. Februar 2021

Gut geschlafen, aber nicht so lang, wie ich mir gewünscht hätte.

Beim Aufwachen lauschte ich durchs offene Fenster hinaus: Es war still, nur ganz fern hörte ich eine Amsel flöten. Das beunruhigt mich, zumal ich Amseln auch selten sehe.

Durch frühes Aufwachen kam ich auch relativ früh zum meinem Sonntagssport: Halbe Stunde Gymnastik, eine Stunde Crosstrainer, Letzteres erstmals mit neuen Kopfhörern (ich hatte dann doch zu einem günstigen Anfänger-Modell gegriffen), funktionierte sehr gut. Anschließend ausführliches Dehnen. Der Tag war grau, das Draußen wenig einladend. Als ich zum Semmelholen spazierte, tröpfelte es.

Zwei Semmeln mit Käse zum Frühstück, Herr Kaltmamsell war aushäusig und besuchte seine Mutter. (Nachrichtenlage hellt sich langsam wieder auf.)

Lange überlegt, welches von den Büchern auf meiner Wunschliste ich als nächstes lesen wollte. Es wurde Dervla McTiernan, The Ruin: In Irland war ich fiktional schon lange nicht mehr, und ein gut geschriebender Krimi würde mich schnell fangen. Der Roman stellte sich von der ersten Seite an als Glücksgriff heraus, handwerklich ausgezeichnete Schreibe nahm mich innerhalb weniger Zeilen an die regnerische Westküste Irlands mit, wo ich einige Stunden blieb. Dazwischen auf Twitter Schneebilder aus Deutschland nördlich von Bayern, Orangenkuchen.

Mit Füßehoch auf dem Bett legte ich das E-Book nur weg, um am späten Nachmittag auf instagram Nifften-TV zu gucken: Es gab Musik, ein Interview und eine Buchvorstellung. Nach einer weiteren Leserunde gönnte ich mir Yoga, dann kochte ich uns Abendessen: Es gab auf meinen Wunsch Kaiserschmarrn mit Apfelmus.

Früh zu Bett, um weiter in Irland 20192013 zu lesen.

Langsam wird die Freude auf die neue Wohnung größer. Ich habe die eine oder andere Idee zur Platzierung von Möbeln, maß gestern ein bisschen herum – mal sehen, ob ich es bis zu Ideen für Farben/Deko schaffe, bevor meine Energie für das Thema versiegt. Gleichzeitig spüre ich Abschiedswehmut, diese Ausblicke und Anblicke hatte ich schließlich 21 Jahre lang. Ich mache derzeit viele Fotos aus den Fenstern und von der sich langsam gen Umzug verändernden Wohnung.

Journal Samstag, 6. Februar 2021 – Blöde Idee Ausflug, Sahara-Himmel

Sonntag, 7. Februar 2021

So richtig gut geschlafen!

Nach dem Bloggen buk ich den Wochenendkuchen: Orangenkuchen nach Moey’s Kitchen. (Ging wunderbar auf, fiel aber beim Abkühlen zusammen – sehr seltsam.)

Nach Twitterlesen machte ich mich spazierfertig: Herr Kaltmamsell hatte Zeit für einen Ausflug. Angekündigt war ein sonniger Tag, doch das Wetter hatte das Briefing nicht bekommen: Es war sogar ausgesprochen düster. Doch zumindest regnete es nicht und war mild. Zum Frühstück aß ich eine Scheibe gebackenen Blaukrauts mit Käse vom Vorabend.

Wir nahmen eine S-Bahn nach Starnberg, um die Maisinger Schlucht entlangzuwandern und in Possenhofen eine S-Bahn zurück zu nehmen (postoperative Wanderdauer auf deutlich über zwei Stunden erhöht). Die Fahrt war nur kurz entspannt, dann stieg ein zehnköpfiger Trupp mit Mountainbikes zu. Wir suchten uns einen weniger dicht besetzen Abschnitt der Bahn.

Doch auch der Spazierweg war bald überlaufen. Um Abstand zu halten, gingen wir weite Teile im Matsch neben dem Weg (Hintereinandergehen, um Abstand auf dem Weg zu ermöglichen, wird bei größeren Gruppen ja auch schnell doof – größeren Gruppen, grrr).

Maisinger See, nicht im Bild: knallvoller Parkplatz. Jetzt verstand ich den Ärger, den die Ansässigen auf die Ausflügler aus München haben: Sie können ja selbst das Haus nicht mehr entspannt verlassen. (Und wenn jedes Wochenende Ausflügler-Kinder große Äste von jungen Bäumen brechen, wie ich es einen Buben ohne Einspruch der begleitenden Erwachsenen tun sah, würde ich anfangen, Elektrozäune zu bauen.) Noch stärkere Reue empfand ich auf der Rückfahrt nach zweieinhalb Stunden Wandern – physisch kein Problem, lediglich leichtes Ziehen in der operierten Hüfte -, als die S-Bahn immer voller wurde. Auch mit FFP2-Verweigerern; weil wir keine Lust auf eine Auseinandersetzung hatten, stiegen wir in Laim aus und nahmen die nächste, deutlich leerere S-Bahn für die verbleibenden Stationen.

Auf dem letzten Stück Fußweg war es immer noch düster, aber mit seltsamem gelben Schein – den ich (auch das ist Alter) sofort richtig deutete: Saharastaub.

Daheim machte ich mir eine große Tasse Tee und stillte meinen Hunger mit einem Viertel des Orangenkuchens.

Während Herr Kaltmamsell das Nachtmahl kochte (Ochsennieren-Curry nach Delia Smith), machte ich eine Runde Yoga und genoss die Einheit wieder so wie am Vortag.

Im Sessel las ich die Wochenend-Süddeutsche – ging recht zügig. Herr Kaltmamsell servierte das Curry mit Kartoffelpü und Rosenkohl (er hatte sich “etwas Viktorianischeres” vorgestellt, meinte damit aber die devilled knidneys aus der Literatur), das sehr gut schmeckte.

Früh zu Bett mit Buch.

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Die Intensivmedizinerin Rachel Clark arbeitet in Großbritannien und berichtet, wie sie nicht nur in völlig überfüllten Intensivstationen mit zu wenig Personal Covid-19-Patient*innen versorgen muss, sondern mittlerweile täglich mit Drohungen und Beschimpfungen von Covid-Leugner*innen fertigwerden.
“‘I’ve been called Satan’: Dr Rachel Clarke on facing abuse in the Covid crisis”.
via @dalcashdvinsky

We have reached the point in the pandemic where what feels like armies of trolls do their snarling, misogynistic utmost to silence NHS staff who try to convey what it’s like on the inside. Worse even than the hatred they whip up against NHS staff, the deniers have started turning up in crowds to chant “Covid is a hoax” outside hospitals full of patients who are sick and dying. Imagine being forced to push your way through that, 13 hours after you began your ICU shift. Some individuals have broken into Covid wards and attempted physically to remove critically ill patients, despite doctors warning that doing so will kill them.

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Warum die Yoga-Welt vor allem in den USA eine Neigung zu Verschwörungs-Mythen hat: Der Kanadier Matthew Remski ist als Yoga-Lehrer und Autor auf beides spezialisiert und erklärt diese Verbindung in einem Twitter-Thread. Was seiner Analyse zufolge diesen Hang begünstigt:
– Historische Verbindung der Gedankengebäude
– Die gemeinsame Ideologie des 1) Nicht ist, wie es erscheint. 2) Alles geschieht aus einem Grund. 3) Alles ist miteinander verbunden.
– Das US-Gesundheitswesen
– Verbreitung über das Web

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Auf instagram die Ankündigung der Nifften, dass es Sonntagnachmittag wieder eine Show aus dem Keller geben wird. Ich erwarte also wieder sowas:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/vYmSAMcwXA8

(SPASS! IHR SEID GANZ ANDERS UND VIEL TOLLER!)

Journal Freitag, 5. Februar 2021 – Gebremster Frühling

Samstag, 6. Februar 2021

Mittelguter Schlaf mit schwerem Herzen, weil ich so gar nichts dazu beisteuern kann, damit ein familiärer Sorgenbereiter wieder gut wird.

Der Marsch in die Arbeit war angenehm, bis auf die Theresienwiese war der gefühlt knöchelhohe Rollsplit geräumt.

Gleich früh schien die Sonne, das war schön. Doch ich fühlte mich den ganzen Tag schlapp und müde.

Mittags Butterbrot aus Selbstgebackenem und ein Töpchen Quark, am späten Nachmittag Apfel und Clementinen.

Ich nahm an einer regelmäßigen Infoveranstaltung teil, die ich sonst wegen zu hohen Zeitaufwands gemieden hatte: In die Online-Version konnte ich mich nebenher einklinken, ich arbeitete weiter und hörte/sah nur bei den für mich spannenden Themen konzentriert zu. Das war nützlich, anschließend hatte ich vier Tabs offen mit Material, das ich vertiefen wollte.

Feierabend so rechtzeitig, dass ich noch im Tageslicht aus dem Büro kam. Die Luft war mild und versprach Frühling, ich machte einen Umweg über den Bavariapark. Darin wie auch morgens überraschend wenig Vogelgesang. Auf der Theresienwiese war richtig was los: Zum einen wird sie zum Sporttreiben aller möglichen Art genutzt, Vereine und Fitnessstudios sind ja geschlossen. Zum anderen hatte ich schon von Weitem durch die kahlen Bäume Blaulicht gesehen: Im Südteil sperrten Feuerwehr und Polizei einen Platz ab, auf dem dann, gerade als ich auf dieser Höhe ging, ein rot-weißer DRF-Hubschrauber landete. Ich blieb stehen und beobachtete die Landung – seit die Kreuzung vor unserer Wohnung kein Notfall-Landeplatz mehr für die (deutlich kleineren) ADAC-Hubschrauber ist, hatte ich keine mehr gesehen.

Daheim war noch bequem Zeit für eine Einheit Yoga: Die Folge 16 von “Home” tat ausgesprochen angenehme Dinge mit meiner Rückenmuskulatur. Ich habe den Eindruck, dass ich immer besser bei Dehnungen Muskulatur loslassen kann und beweglicher werde. (Das Bild des Loslassens bei Dehnung hatte ich vorher in meinem Sportleben nie gehabt.)

Jetzt aber Wochenendefeiern!

Nachdem ich den von Buhl Rieslingsekt liebe, hatte ich bei der jüngsten Bestellung zum Probieren zwei Flaschen Rosé kommen lassen. Schmeckte gut, sehr trocken, aber nicht so interessant wie der weiße Riesling-Bruder.

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell das Blaukraut aus Ernteanteil: Er hatte sich auf Twitter Zubereitungstipps zur Abwechlung geholt, die gemeinsame Wahl fiel auf Blaukraut-Schnitzel mit Ziegenkäse (Zubereitung aus verschiedenen Internet-Rezepten zusammengestellt).

Ich mochte diese Zubereitung sehr gern, vielleicht hätte das Blaukraut weicher sein können, doch mir gefiel die halb gare Konsistenz. Für mich dazu der Rieslingrest der Vorwoche (wir verplöppeln angebrochene Flaschen mit einem Vakuumierer), Herr Kaltmamsell hielt sich an den Sekt.

Als Abendunterhaltung holte ich einen Meilenstein der Kinogeschichte nach: Conan the Barbarian, hat Herr Kaltmamsell auf Festplatte. Vieles kam mir bekannt vor, weil längst ikonisch geworden, außerdem bewunderte ich, mit wie wenig Dialog man Handlung vorantreiben kann (nun gut, es brauchte einen Off-Erzähler).

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Geschichten aus der chemischen Industrie – Frau Brüllen erzählt von’ Kriech. Wäre sie nicht sehr wahrscheinlich als Chemikerin sensationell (es deutet einiges darauf hin), könnte man sie als Wissenschaftskommunikatorin sehr teuer verkaufen. Wenn Sie also über Hardcore-Chemieproduktion mehrfach herzlich auflachen wollen, hier lang:
“Wie ich mal nicht ganz Holland verdursten ließ.”
(Ich möchte bitte viel öfter “Bumm.” in populärwissenschaftlichen Texten lesen.)

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Mela Eckenfels gibt ein wenig Argumentationshilfe gegen den regelmäßig gehörten Einwand, es brauche nur ein gutes Immunsystem, um mit Covid-19 fertigzuwerden.
“Nein, ein ‘gutes Immunsystem’ schützt nicht vor Corona”.

Mela zerlegt dabei sieben Irrglauben über die Mechanismen des menschlichen Immunsystems. (Schlimmerweise wird aus der falschen Grundansicht ja gerne abgeleitet, wer schwer an Covid-19 erkrankt, sei irgendwie selbst daran schuld.)

Journal Donnerstag, 4. Februar 2021 – Heimbüro und William Maxwell, So long, see you tomorrow

Freitag, 5. Februar 2021

Homeoffice hieß wieder: Bei gleich frühem Aufstehen über eine halbe Stunde mehr Zeit für Sport. Ich nutzte sie für ausführliche Reha-Gymnastik, während draußen der Morgen graute und zu einem strahlend sonnige Tag wurde. Auf den Ohren zum Aufwärmen Billie Eilish – was einen Ohrwurm den ganzen Tag über erzeugte.

An meinem Arbeitslaptop versuchte ich mich an der Erhöhung der Ergonomie, und zwar mit Stuhlhopping: Ich erinnerte mich, wie gut und schmerzfrei ich während meines Auszeit-Jahrs stundenlang mit Laptop am Esstisch gesessen hatte. Jetzt zwickt es innerhalb einer Stunde ganz böse im Kreuz. Also probierte ich einfach mal Stühle durch. Wenn ich regelmäßig wechselte, ging’s.

Über die Arbeit Anmeldung bei einem Forschungsprojekt zu SARS-CoV-2-Antikörpern, für das ich Blut und Gesundheitsdaten spenden werde.

Noch hielt sich die Exotik der Situation, dass ich mich über MS Teams mit Kolleginnen besprach, während ich Herrn Kaltmamsell dumpf im Nebenzimmer unterrichten hörte. (Für viele andere seit fast einem Jahr Alltag, ich weiß.)

Mittags gab’s Radicchio mit einer roten Paprika und ein wenig Käse.

Der Tag blieb sonnig, der Himmel überzog am Nachmittag nur mit einem leichten Wolkenfilm. Ich machte so rechtzeitig Feierabend, dass ich noch ein wenig Tageslicht für eine Runde zur Isar abbekam. Die eigentlichen Isarwege mied ich dann aber, weil dort zu viele Menschen unterwegs waren. Auf dem letzten Stück des Spaziergangs Supermarkt-Einkäufe, wir brauchten unter anderem Milch. Daheim gab es schlechte Nachrichten aus der Schwiegerfamilie.

Ich gönnte mir noch Yoga, bis ich gemeinsam mit Herrn Kaltmamsell Gelbe Bete und Kresse aus frisch geholtem Ernteanteil zu einem Pastagericht mit Orecchiette verarbeitete.

Abends Leserunde per Video-Konferenz, wir hatten William Maxwell, So long, see you tomorrow gelesen, erstveröffentlicht 1979 in zwei Teilen im New Yorker, wo der Autor 1936 bis 1975 Literaturredakteur war. Eine schmale Geschichte aus der Erinnerung von Maxwell. Den Rahmen bildet die Reue des alten Erzählers: Er fühlt sich schuldig, weil er einen Kindheitsfreund, dem Schlimmes widerfahren war (sein Vater hatte einen Nebenbuhler ermordet und sich dann selbst umgebracht), bei einer späteren Kindheitsbegegnung ignoriert hat. Der Mittelteil erzählt, wie sich dieses Schlimme möglicherweise zugetragen hat und führt uns in die ländlichen USA in der Nähe von Chicago. Mir gefielen besonders die Alltagsdetails der Geschichte, das bäuerliche Leben auf gepachteten Höfen, und die große Empathie, mit der die Erzählerstimme die Beteiligten beschreibt. Etwas ratlos ließ mich der Rahmen, geschlossen durch weitere Schilderungen der Reue, da die beiden Buben nicht eng befreundet waren und der Anlass nur ein kleiner Moment. Doch er fängt die Stimmung einer vergangenen Zeit ein.

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Ein paar Journalist*innen stimmen nicht einfach ein in den Chor der “Pharmafirmen müssten einfach alle Impfstoff produzieren”-Forderungen, sondern rechechieren die Möglichkeit. Einer ist Derek Lowe, der für Science Translational Medicine zusammengetragen hat:
“Myths of Vaccine Manufacturing”.

via @tknuewer

Darin sind auch Artikel über das Problem der Lieferketten verlinkt, doch auf die geht Lowe erst gar nicht ein; er konzentriert sich ganz auf die Komplexität des Produktionsprozesses. Und der ist bei einem mRNA-Impfstoff superheikel.

This is not anything close to a traditional drug manufacturing process.

Nein, dafür können Sie nicht den nächstbesten Globuli-Schüttler rekrutieren. (Spässle.)

Journal Mittwoch, 3. Februar 2021 – Jugend in Quarantäne

Donnerstag, 4. Februar 2021

Noch früherer Wecker, um morgens Yoga nachzuholen. War eine schön anstrengende Einheit.

Ein regnerischer Tag, es goss praktisch durch. Zwar kam ich trocken in die Arbeit, doch für den Heimweg brauchte ich einen Schirm.

Im Büro wuchs das Gefühl der Zerschlagenheit, nachmittags war ich so erschöpft und müde, dass ich mich in einem Video-Call kaum aufrecht halten konnte.

Zu Mittag gab’s restlichen Kohlrabi tonnato vom Vorabend mit einer Scheibe Brot, nachmittags Orange und Grapefruit. Am späteren Nachmittag erholte ich mich zum Glück ein wenig. Zu Feierabend packte ich Arbeits-Laptop, ein wenig Zubehör und Unterlagen ein: Am Donnerstag würde ich zur Kontaktreduktion wieder von daheim arbeiten.

Telefonat mit der Nichte, die gestern ihren 16. Geburtstag – feierte? Sie schien guter Laune, deutlich weniger genervt von der so lang andauernden fast fehlenden Gelegenheit zu menschlicher Begegnung, als ich in ihrem Alter gewesen wäre. (Ist das ein Jahrgang, in dem nach Ende des Distanzunterrichts Mitschülerinnen zueinander sagen werden: “DU bis aber groß geworden!”?)

Heimweg über den Vollcorner, in dem ich die Einkaufsliste abarbeitete. Heftiger Kampf mit dem Schloss des Einkaufswagens, das meine Euro-Münze nicht wieder rausrücken wollte, ich war richtig verschwitzt.

Ab halb sechs donnerten Hubschrauber tief über die Münchner Innenstadt, bis in die Nacht – Übung zum Ersatz der Sicherheitskonferenz?

Herr Kaltmamsell war völlig erledigt, er ließ sogar mich das Abendessen zubereiten: Shakshuka. Wie immer köstlich und wohltuend.

Abendunterhaltung: Die Anstalt von Dienstagnacht, konzeptuell großartig, vor allem am Ende aber mit deutlichen Schwächen in der Argumentation (nein, so funktioniert das Zusammenspiel zwischen staatlichen Forschungsprogrammen, Universitäten und Industrie nicht; und auch diese Redaktion hätte recherchieren können, dass man nicht eine beliebige Medikamentenproduktion auf Impfstoff umstellen kann).

Journal Dienstag, 2. Februar 2021 – Erstes Vogelgezwitscher

Mittwoch, 3. Februar 2021

Gute Nacht, früher aufgestanden für 20 Minuten Gymnastik. Die Nackenerleichterung vom Vortag ließ sich leider nicht reproduzieren, nachmittags sogar heiße Messerstiche im Nacken beim Runterschauen: Der beengte Nerv. Draußen hörte ich erste Ansätze von frühlingshaftem Vogelgezwitscher.

Auf dem Weg in die Arbeit verhangener Himmel, milde Temperaturen. Nachmittags setzte Regen ein.

Zu Mittag gabe es Reste Rehbraten und Wirsing, zum Sattwerden brauchte ich aber noch eine Hand voll Nüsse. Nachmittags getrocknete Aprikosen und eine Orange.

Nach Hause kam ich zum Glück trocken – und mit einem schönen Anblick bei der Alten Kongresshalle.

Ich hörte das eine oder andere Reviergeflöte von Amslerichen.

Diesmal hatte ich mich schon den ganzen Tag darauf gefreut, nach der Arbeit Crosstrainer zu strampeln. Die Lust darauf hielt tatsächlich an, daheim zog ich mich gleich um, setzte Musik auf und stieg auf den Corsstrainer. Doch blöderweise wurde mir furchtbar schwindlig, nach einer guten halben Stunde musste ich abbrechen.

Fürs Abendessen sorgte wieder Herr Kaltmamsell: Er verwandelte den Ernteanteil-Kohlrabi in einen Kohlrabi tonnato nach Ottolenghi.

Schmeckte großartig auch ohne frische Kräuter (obwohl mir die Kombination Kohlrabi und Estragon durchaus einleuchtet).

Abendunterhaltung Ärzteserie Atlanta Medical, in der praktisch alle Ärztinnen und Ärzte Schufte sind.

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Carolin Emcke analysiert die Gefahren, die von einer Beschwichtigung rechtsradikaler autoritärer Netwerke ausgeht:
“Bitte nicht weichzeichnen”.

Das reflexhafte Weichzeichnen faschistischer Demagogie und autoritärer, chauvinistischer Bewegungen ist keineswegs nur in den Vereinigten Staaten mitverantwortlich für deren Exzesse und Gewalt, sondern auch hier bei uns. Jahrelang wurde es vermieden, die rechtsradikale Ideologie als echte Gefahr im und aus dem Kern der Demokratie zu begreifen.

Ob aus ökonomischem Kalkül, nur ja kein lesendes oder schauendes Publikum zu verprellen, oder aus parteipolitischer Taktik, nur ja keine Wählerinnen und Wähler zu verscheuchen, oder aus blankem Ressentiment – das Appeasement gegenüber antidemokratischen Bewegungen gehörte zum Repertoire des geschichtsvergessenen Opportunismus. Auch die weit verbreitete relativistische Disposition, Desinformation und Lügen als «streitbar» oder «kontrovers» zu entschuldigen, hat die rechtsradikale Propaganda verhängnisvoll aufgewertet und normalisiert.

(…)

Eine politische Öffentlichkeit jedoch, die sich scheut, Ressentiment und Lüge auch dann zu benennen, wenn sie populär sind, höhlt nicht nur den eigenen Begriff von Wahrheit aus, sie infantilisiert auch die Bürgerinnen und Bürger, denen der Bezug zur Realität angeblich nicht zugemutet werden kann.

Es ist eigentümlich, das tatsächlich ausformulieren zu müssen, aber: Fakten und Respekt sind zumutbar. Wenn dieser Anspruch aufgegeben wird, wenn dieser Anspruch von politischen Repräsentanten verhöhnt und verleugnet wird, dann ist die Demokratie verloren.

§

Interessanter Einblick einer Twitterin, die zeigt, was sie neben ihrer Seite des Betts stehen hat und was ihr Partner.

In meinem Fall handelt es sich ja um zwei Betten in zwei Zimmern, doch auch hier ein signifikanter Unterschied.

Mein Nachttisch.

Sein Nachttisch. (Er hat eine freie Steckdose neben seinem Bett und ich neben meinem nicht.)

Journal Montag, 1. Februar 2021 – Zeitungstipps

Dienstag, 2. Februar 2021

Jetzt ist aber mal gut mit Wohnungsträumen – vor allem wenn sie mir keine interessanten Ansichten und Anblicke bieten. In der Nacht auf Montag träumte ich, dass ich Frau Brüllen und ihrem Sohn L. angeboten hatte, in meiner einst so wundervollen Studentinnenwohnung in Augsburg hinterm Rathaus zu übernachten (weil sie in der Stadt zu tun hatten). Nur dass die Wohnung grundsaniert werde sollte und schon einiges rausgerissen war. Alles war schmutzig und staubig, in der Küche gabe es keinen Herd und kein Spülbecken mehr, zum Glück wenigstens noch den Wasseranschluss. Auch Badewanne und Klo waren noch benutzbar. Dennoch versicherten mir die Gäste, dass sie für die Übernachtungsgelegenheit dankbar waren.

Wecker ein bisschen früher, um neben dem täglichen Bank- und Seitstütz ein wenig Nackengymnastik einzuschieben: Am Sonntag hatte ich ein paar von diesen Übungen gemacht und mir umgehende Schmerzerleichterung eingebildet. Jetzt versuche ich herauszufinden, ob ein kausaler Zusammenhang wahrscheinlich ist, um idealerweise eine Waffe gegen diese Plage zu haben.

Auf dem Weg in die Arbeit auf einen praktischen Einkaufstipps für den Lockdown gestoßen.

Werde ich entsprechenden Teilen des G’schwerls im Nußbaumpark als Zukunftsmodell unter die Nase halten, damit sie damit nicht mehr den schönen Park dafür belegen müssen.

Zackig Arbeit in der Arbeit. Mittags ein übriges Stück Wirsing-Lasagne vom Samstag, in der Mikrowelle erwärmt. Nachmittags Orange mit Joghurt. Beim mittäglichen Zeitungslesen freute ich mich über diesen Teaser, der auch sehr Münchnerisch ist.

Es geht um dieses Gebäude im Werksviertel. (Und um in München interessante Nachkriegs-Architektur zu sehen, muss man immer noch in den Olympiapark.)

Meinen Heimweg legte ich am Lieblings-Süpermarket vorbei, in der Hoffnung auf Menschenleere, in der ich Granatäpfel hätte kaufen können. Vergeblich.

Zu Hause Yoga mit Schwerpunkt Hüftöffnung – das kann die operierte Hüfte immer noch deutlich schlechter als die ohnehin nicht besonders bewegliche unoperierte.

Herr Kaltmamsell hetzte sich beim Servieren des Abendessens (Braten mit Soße vom Vortag, dazu ein Wirsingresterl gekocht und Kartoffelbrei in Formen gebacken), weil er abends ab sieben noch eine berufliche Online-Konferenz hatte.

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Vom Teufel, der im Detail steckt, weiß man ja. Selbstverständlich steckt der auch im Distanzunterricht. Herr Rau kämpft als Fremdsprachenlehrer mit einem sehr speziellen urheberrechtlichen Teufel:
“Schulbuch-Hörverstehensübungen im Distanzunterricht”.

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Ein Twitterkanal “italians mad at food” – und das zurecht.

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Auch ich wünsche Phil Collins alles Gute zum 70. Geburtstag.