Journal Dienstag, 9. März 2021 – Mal wieder geschöfft
Mittwoch, 10. März 2021 um 6:36Weil Umzug noch nicht Abwechslung genug war, folgte ich gestern einer Ladung als Schöffin ans Amtsgericht, zum ersten Mal für zwei Verhandlungen hintereinander.
Schöner Morgenausblick.
Die erste Verhandlung begann um 9 Uhr, so konnte ich vorher ein Rezept bei meiner Hausärztin abholen. Allerdings verkalkulierte ich mich zeitlich ein wenig, in der neuen Umgebung brauchen die sonst so routinierten Handgriffe am Morgen dann doch mehr Zeit: Statt zu Fuß durch die Morgenluft zu gehen, nahm ich eine U-Bahn an den Stiglmaierplatz.
Die Richterin setzte beide Verhandlungen mit FFP2-Maskenpflicht an: Es gibt Bequemeres, aber es war zu machen. Wieder lernte ich sehr viel, unter anderem, wie man als drogensüchtige Touristin in fremden Städten Kaufmöglichkeiten findet (über Google) (kein Scheiß). Und dass man dabei mit Bitcoins zahlt.
Im zweiten Fall gab es einige Königlich-Bayerisches-Amtgericht-Momente, aber sonst wenig Erfreuliches. Ich erlebte einen Pflichtverteidiger in etwas, das ich als Zwickmühle empfinden würde, und eine Richterin inmitten hoher Stapel Akten, sah viele Zeuginnen und Zeugen. Zum ersten Mal las ich DNA-Analysen und lernte unter anderem: Wenn jemand mit einer gestohlenen Bankkarte am Automaten Geld abhebt oder das versucht, lautet das Vergehen Computerbetrug.
Eine Mittagspause gab es erst kurz vor zwei, bei Gericht muss man Hungerkünstlerin sein. (Wobei mir einfällt, dass alle Richterinnen und Richter, mit denen ich bislang als Schöffin zu tun hatte, dünn waren. Korrelation oder Kausalität?) Ich holte mir in der Cafeteria die größte angebotene Käsesemmel, aß sie unter großer Bröselei verboten maskenlos vorm Sitzungssaal.
Um drei waren wir durch (und ich erschöpft, das Aufpassen strengt bei so fremden Inhalten ganz schön an), ich ging zu Fuß ins Büro. Dort noch heftiges Arbeiten bis halb sieben, dabei genug übrig für den nächsten Tag.
Auf dem Heimweg über die Theresienwiese war es ganz dunkel, wieder biss ein böser Wind, diesmal hatte ich eine Mütze dabei.
Herr Kaltmamsell hatte tagsüber in Arbeitspausen weiter die alte Wohnung ausgeräumt. Er servierte als Nachtmahl Palak Paneer nach einem Rezept im Guardian: Ganz anders als meine cremige Version, nämlich gröber, interessant gewürzt und mit sehr knusprigem Paneer. Schmeckte sehr gut.
die KaltmamsellSie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.