Journal Mittwoch, 10. März 2021 – Ein paar Schneeflocken

Donnerstag, 11. März 2021 um 6:27

Verschlafen: Als mich Herr Kaltmamsell weckte, musste mein Wecker bereits eine Viertelstunde vergeblich geklingelt haben, durch Ohrstöpsel und tiefen (hurra!) Schlaf hatte ich ihn nicht gehört.

Draußen war es nass und kalt, im Licht der Straßenlaterne segelte die eine oder andere Schneeflocke.

In der neuen Dusche liegen die Seifen noch nicht optimal, es wird dann doch eine zusätzliche Ablagefläche brauchen. Und ich fühle mich ultra-deutsch, wenn ich sofort nach dem Duschen und noch halb nass die (an sich wirklich praktische und willkommene) Glasabtrennung abziehe – Münchens sehr kalkhaltiges Wasser würde sie sonst sofort verblinden.

Auf dem trüben Weg in die Arbeit sah ich auf der Theresienwiese grasende Streifengänse, am Bavariapark Schneeflecken auf den Wiesen. Ich blieb aber trocken.

In der Arbeit viel Arbeit, teils auch recht anstrengend (gestern vor allem Korrekturlesen inkl. fact check).

Mittagessen war Quark, Joghurt, Birne. Nachmittagssnack Nüsse und Mandarinen.

Auf dem Heimweg (unangenehm kalt) Einkäufe beim Vollcorner, sowohl fürs Abendessen als auch Vorräte. Das Abendessen kochte Herr Kaltmamsell (Spaghetti mit Champignons, Petersilie, Crème fraîche), während ich endlich mal wieder eine Runde Yoga turnte – arg beengt durch Umzugskisten, beim nächsten Mal muss ich mehr Platz freiräumen.

Gute Nachrichten aus der Schwiegerfamilie, beide Schwiegers sind geimpft.

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Der Frankfurter Hotelier Ilhan Erdoğan nimmt Obdachlose auf und vermittelt ihnen Jobs (große Bewunderung):
“Hilfsbereiter Hotelier”.

Dem Hotelier kommt entgegen, dass eines seiner beiden Hotels speziell eine Unterkunft für Berufstätige auf Reisen ist. Auch in Corona-Zeiten buchen sich dort vor allem Handwerker ein, die teils monatelang an Bauprojekten arbeiten. Dort klappt die Aufnahme so gut, dass Erdoğan nun mit drei Logistikunternehmen verhandelt, Obdachlose als Lagerarbeiter anzustellen.

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An Königshäusern interessieren mich wirklich nur die Klamotten und der Schmuck (DIADEME!) – die aber durchaus sehr. Das kann ich mir leisten, da ich weder persönlich noch kulturell involviert bin. Warum das Iren und Irinnen deutlich anders empfinden, beschreibt aus aktuellem Anlass nachvollziehbar Patrick Freyne mit diesem Einstieg zu einem Artikel in der Irish Times:

Having a monarchy next door is a little like having a neighbour who’s really into clowns and has daubed their house with clown murals, displays clown dolls in each window and has an insatiable desire to hear about and discuss clown-related news stories. More specifically, for the Irish, it’s like having a neighbour who’s really into clowns and, also, your grandfather was murdered by a clown.

Beyond this, it’s the stuff of children’s stories. Having a queen as head of state is like having a pirate or a mermaid or Ewok as head of state. What’s the logic? Bees have queens, but the queen bee lays all of the eggs in the hive. The queen of the Britons has laid just four British eggs, and one of those is the sweatless creep Prince Andrew, so it’s hardly deserving of applause.

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Als hätten wir nicht genug schlechte Nachrichten, kommt jetzt noch eine aus dem Münchner Tierpark:
“Hellabrunner Fledermausgrotte bleibt dauerhaft geschlossen”.

Selige Erinnerungen ans Umflattertwerden in dieser Fledermausgrotte. Ähnliches erlebte ich nur an dem Abend im Madrider Parque del Retiro am Bosque des Recuerdo.

die Kaltmamsell

9 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 10. März 2021 – Ein paar Schneeflocken“

  1. Stefan meint:

    Ja, leider die Fledermausgrotte. Ein absolutes Highlight, auch für mich als Erwachsenen.Ist mir absolut unverständlich.
    Aber in München reicht, wie bei so vielen Dingen, aufgrund des extremen Nachfrageüberhangs inzwischen Mittelmaß.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Da möchte ich nicht so hart sein, Stefan, ich finde die Begründung des Tierparks durchaus nachvollziehbar.

  3. Croco meint:

    Wir haben Fledermäuse am Haus. Also, falls Bedarf besteht……
    Ich liebe sie sehr.
    Dass Meghan überrascht ist, dass eine Großfamilie fies ist, liegt vermutlich auch daran, dass sie nie in einer Großfamilie gelebt hat.
    Der irische Artikel ist so, witzig, danke sehr.
    Es gibt schon irische Bargesänge, die die Zeile „ the bloody british“ beinhalten

  4. lihabiboun meint:

    Irish Times Artikel: großartig. Bitterböse und großartig. Danke

  5. die Kaltmamsell meint:

    Gerade beim Thema Königshaus, Croco, schlägt die schlimme Zeit als britische Kolonie bei den Iren durch. Ich erinnere mich, dass der Tag der Hochzeit Meghan-Harry unser erster Urlaubstag in Dublin war: Während meine Twitter-Timeline die Übertragung der Trauung nahezu geschlossen vorm Fernseher mitverfolgte, lief auf den Dubliner Pub-Fernsehern Pferderennen. Und die örtlichen Zeitungen hatten am nächsten Tag sehr auffallend andere Themen auf der Titelseite.

  6. Croco meint:

    Ja, die Iren üben sich im großräumigen Ignorieren.
    Die irische Geschichte ist voller kolonialer Erlebnisse.
    Auf der anderen Seite ist es ähnlich.
    Wir durften in Nordirland nicht mit Euro bezahlen als die Pfund aus waren.
    Erst als wir glaubhaft versicherten, Deutsche zu sein, trotz zwei Mal rothaarig, ging es plötzlich. Ja, genau, die Restaurantbesitzer war british.

  7. Cornelia meint:

    Bosque del recuerdo, fast passend zum Jahrestag

  8. Martje meint:

    Liebe Frau Kaltmasell,

    von Ihrer Liebe zu Diademen (das war nicht ironisch, oder?) wusste ich bisher nichts – mir fiel dazu ein Fensehtipp ein, leider nur auf schwedisch, aber sehr schöne Bilder vom Schmuck der schwedischen Königsfamilie, und offenbar auch in Deutschland zu sehen:
    https://www.svtplay.se/kungliga-smycken

    Viele Grüße,
    Martje

  9. die Kaltmamsell meint:

    Wunderbarer Tipp, Martje, danke! Nein, nicht ironisch: In der Goldschmiedekunst haben Monarchien einzigartige Werke ermöglicht. (Um einen hohen Preis, wie in jeder anderen Kunstgattung auch.)

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