Journal Montag, 8. März 2021 – Arbeitstag mit neuem Rahmen
Dienstag, 9. März 2021 um 6:42Nacht mit ein wenig Unruhe, aber nicht allzu belastend.
Erstmals Aufbruch in die Arbeit aus der neuen Wohnung, fühlte sich durchaus anders an.
Ich genoss den Fußmarsch ins Büro in kalter Luft, dachte dabei weiter an der Illusion von Meritokratie herum. Kommt daher vielleicht die Anziehungskraft von Zuguck-Sport (abseits von Mannschaftssportarten)? Weil sportliche Höchstleistung ganz sicher nicht aus guten Verbindungen der Eltern resultiert? Und ist das zeitgenössische Influencer-tum im Web eine Nische, in der zumindest jetzt noch junge Menschen jeder Herkunft ganz groß rauskommen können?
Turbulenter Arbeitstag. Das sollte ich mir für Anfälle von Faulheits-Selbstbezichtigung im Büro merken: Wenn ich mal zwei Tage nicht da bin, sehe ich doch eigentlich am Liegenbleibenden und an der Hektik beim Wiederkommen, dass ich normalerweilse ziemlich was wegschaffe. Ich fürchte inzwischen, dass ich selbst dann mein Imposter-Syndrom behalten würde, wenn meine einzige berufliche Aufgabe Rumstehen wäre (andere stehen viel effizienter rum und die verdienen wahrscheinlich nur die Hälfte).
Im Grunde sollte ich Stolz auf meine Imposter-Syndrom-Spitzenleistung entwickeln.
Positive Überraschung des Tages: Die Bio-Blutorange, die ich Mittwochabend in meiner Schreibtischschublade vergessen hatte, also vier Tage zuvor, lag nicht wie erwartet in einem flauschigen Bett aus Schimmel und Matsch, sondern war nur ein wenig angetrocknet und durchwegs essbar. Mittags also Laugenzopf, rote Paprika sowie Orange mit Hüttenkäse.
Nachmittags nochmal einiges geklärt und strukturiert, nicht zu später Feierabend. Heimweg über die Post am Goetheplatz (beim Kreuzen der Theresienwiese biss mich eisiger Wind, eine Mütze wäre schön gewesen) um Pakete zum Buchversand zu kaufen.
Daheim nochmal vier Kilo spanische Bio-Avocados bei Crowdfarming bestellt, wir waren uns einig, dass sie uns nicht zu viel werden würden.
Zum Nachtmahl hatte ich mir Linsen gewünscht, Herr Kaltmamsell servierte sie als Eintopf mit Würschtln und mit Rösti aus den restlichen Pellkartoffeln vom Vorabend.
§
Ich weiß, Sie gucken alle das Interview mit den Ex-Royals (was völlig in Ordnung ist), aber vielleicht darf ich Sie für das Portrait von Stacey Abrams in der Marie Claire interessieren, von der Frau, die mit ihrer zehnjährigen Kampagne zur Wähler*innen-Mobilisation maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass der stockkonservative US-Bundesstaat Georgia an die Demokratie ging?
“The Stacey Abrams Effect”.
Being the daughter of working-class, sometimes working-poor, pastors prepared Abrams for a life of service, ingrained in her a sense of duty, and made her understand this fundamental thing about humans: We have to work together because we need one another. Nothing magic about that. Just math.
Und zur Erholung schreibt sie Romane.
die Kaltmamsell11 Kommentare zu „Journal Montag, 8. März 2021 – Arbeitstag mit neuem Rahmen“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
9. März 2021 um 8:01
Natürlich resultiert sportliche Höchstleistung von den guten Verbindungen der Eltern. Andere Eltern kämen nicht auf die Idee, ihr Kind dermaßen zu fördern und haben auch nicht die Mittel und die Zeit. #SoccerMum
9. März 2021 um 9:27
Genau; zB Tiger Woods profitierte sehr von seinem Vater, der sich im Golfen bestens auskannte, ihn schon im Hochstuhl in der Garage abschlagen ließ und sicher auch “Vorspiele”/Kontakte zu qualif. Trainer*innen organisiert hat.
9. März 2021 um 9:57
Glaub da kommt es auf die Sportart an? Grade bei Fussball gibt es ja viele Geschichten von Menschen die aus Armut (Favelas etc) kommen. Zum “kicken” braucht es halt keine teure Ausrüstung oder Platzmiete, für Tennis oder Golf schon. Die sind ja durchaus als Elitesportarten bekannt. Beim drüber nachdenken fällt mir auf, wie einfach und deswegen universal toll Fussball eigentlich ist, da braucht es echt nicht viel! Tanzen auch, schwimmen, Laufen,… Da ist es auch ohne reiche Elten möglich, es “zu etwas zu bringen”.
9. März 2021 um 11:26
und Sport auf hohem Niveau kostet. Selbst im Fussball. Das sind mal 2 Paar Fussballschuhe pro Saison drin, und dann noch extra eines fuer die Halle im Winter “Futsal”. Dazu in jeder Sportart Kaderlehrgänge, Wettbewerbe, ab einem Niveau auch im Ausland. In Individualsportarten kommen noch Kosten für Trainer dazu, da der Verein nur begrenzt Einzeltraining anbieten kann. Leistungssport ist im Grunde immer Elitesport. Das läuft in anderen Ländern besser. In den USA fördern Highschool und College gute Sportler aus allen sozialen Verhältnissen. Sport ist dort ein Weg zum sozialen Aufstieg.
9. März 2021 um 11:33
und was die Influencer angeht. Alles Illusion, Was heisst “ganz gross rauskommen”? In the long run wäre die investierte Zeit besser in einer Ausbildung/Studium und Quakifikation angelegt. Dauerhaft, also Perspektiven danach z.B. im Influencer-Marketing Business, gibt es selbst nur für höchstens 5% der 1 Million follower Mega Influencer.
9. März 2021 um 12:36
Wie immer danke für Ihre Denkanstöße und Links!
Ich erlebe das bei den Töchtern gerade im Fußball schon – der Frauenfußball erweitert die Bühne, wird attraktiver, weitere Profivereine gründen Frauenabteilungen. Der Traum über Talent und sportliche Leistung aufzusteigen u eine Karriere zu machen erfasst jetzt auch noch realer die Mädchen. Es scheint für alle möglich, obwohl die Startbedingungen mit supportiven Elternhäusern im Hintergrund natürlich dennoch besser sind.
9. März 2021 um 13:15
Man kann doch auch nach der großen instakarriere studieren gehen.
Bis dahin hat man massig Berufserfahrung gesammelt und konnte, wenn man einigermaßen schlau war, genug Geld zur Seite legen, dass man dann auch ohne finanzielle Not eine Ausbildung absolvieren kann.
Ich glaube sie unterschätzen einfach massiv die vielseitige Arbeit die hinter erfolgreichen Kanälen steckt.
9. März 2021 um 14:27
Im Leistungssport nützen die besten Beziehungen nichts, wenn das Kind die entsprechende Begabung und den Willen, diese Begabung auch umzusetzen, nicht mitbringt. Und dann muss das Elternhaus eben auch willens und in der Lage sein, das Kind entsprechend zu unterstützen. Freunde von mir haben einen sehr begabten Tennisspieler als Sohn. Die sind jahrelang tausende von Kilometern gefahren, um den Jungen zu Turnieren, Lehrgängen, Leistungszentren usw. zu bringen. Beziehungen spielten da wirklich eine untergeordnete Rolle.
9. März 2021 um 16:14
@chris
Ja, ohne das Elternhaus läuft nichts. Ich bin im Vorstand eines Sportvereins, Einzelsportart, mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf Europa- und Weltsmeisterlevel. Wir sehen immer wieder Talente, bei denen die Eltern nicht mitziehen oder die finanziellen Mittel haben. Das tut mir dann in der Seele leid. Vom Verband, auf Landesebene oder Bundesebene ist für die Vereine nichts zu erwarten. Sponsoren für nicht-olympische Sportarten? Fehlanzeige.
10. März 2021 um 7:29
Das war die vorteilhafte Seite an der Sportlandschaft in der DDR und anderen Ostblockländern: Talente wurden gesucht und gefördert egal von welchen Hintergründen. (Die Schattenseiten lasse ich jetzt mal außen vor).
10. März 2021 um 8:26
Gerade gesehen. Passt zum Thema Stellenwert des Sports in der Gesellschaft. Die zwei Wochen alte Sterling Skye Mahomes, die Tochter von Patrick Mahomes (NFL Football Quarterback), hat bereits eine Absichtserklärung für ein Fußballstipendium von der Texas Tech, der Uni ihres Vaters.