Journal Gründonnerstag, 1. April 2021 – Frühsommerspaziergang und Gründonnerstagkulinarik
Freitag, 2. April 2021 um 8:34Gut geschlafen, davon einmal fast vier Stunden am Stück, beim Zwischenaufwachen schien mir der Mond ins Gesicht und ich fand das sensationell. Entspanntes Aufstehen, weil FREI!
Draußen war ein letzter strahlender Frühlingstag angekündigt mit Wärme deutlich über 20 Grad – und so geschah es. Meine Freude über die Frühsommersonne war ein wenig getrübt, weil ich die Fenster nicht lange offenlassen konnte: Der Baustellenlärm (Erneuerung Fernwärmeleitungen vorm Haus) war zu laut.
Eigentlich hatte ich den Tag frei genommen, um zusammen mit Herrn Kaltmamsell beim Umzug aussortiertes Zeugs (von viel alter Technik, meist kaputt, bis Farbreste und Renovierungsmaterial vom Einzug vor 21 Jahren) zum Wertstoffhof zu bringen – doch der Herr hatte das bereits in den Tagen davor mit mehreren Straßenbahnfahrten allein erledigt. (Wie bisher immer schon, dabei sehe ich das wirklich nicht als seine Aufgabe an.)
Ich schritt zum nächsten Ostergebäck: Spanische Torrijas.
Die neue Küche eignet sich hervorragend für eine Produktionsstraße: Aufgeschnittenes Brot, gesüßte und aromatisierte Milch, mit Eigelb vermischter Eischnee, Pfanne mit viel Fett, Reine, Zucker und Zimt zum Drüberstreuen.
Mit dem neuen Herd, Induktion, hatte ich allerdings noch ein bisschen Schwierigkeiten, weil die Pfanne nicht auf der ganzen Fläche gleichmäßig erhitzt wurde: Ein paar Torrijas wurden sehr dunkel – eine konnte man nicht anders als verbrannt nennen, ich sortierte sie aus. (Gegessen hat sie Herr Kaltmamsell, der Verbranntes gerne einfach “knusprig” nennt.)
Selbst hatte ich gar keinen Appetit darauf, aber ich freute mich jedesmal, wenn ich in die Küche kam, an dem Duft: eindeutig kurz vor Ostern.
Für letzte Einkäufe ging ich nochmal los, in kurzen Ärmeln: Mehl im Hofbräuhaus-Mühlenladen, in der dazugehörigen Bäckerei Frühstückssemmeln, in einem Supermarkt Milch bis einschließlich Dienstag. Die Innenstadt war erträglich voll, mehr als 90 Prozent hielten sich an die Maskenpflicht. (München hat am Mittwoch die 100er-Inzidenz gerissen, das blieb gestern so, da die Infektionszahlen weiter stiegen.)
Daheim gab’s zum Frühstück Semmeln und eine Orange. Ich hatte mir ein Milchhörnchen mitgebracht: Zwar wusste ich, dass ich die in meiner Kindheit immer enttäuschend fand, wollte die Erinnerung aber auffrischen. Es ist halt recht trocken, hat aber viel Aroma.
Nachdem ich die Zusammenstellung der Lieblingstweets für März nachgeholt hatte, nutzte ich endlich das herrliche Wetter: Ich wollte an der nördlichen Münchner Isar meine frühere Laufstrecke entlang spazieren. Dafür stieg ich zum ersten Mal seit Hüft-OP Anfang Oktober wieder aufs Rad. Fühlte sich nur bei den ersten Tritten komisch an, dann war’s wie Radlfahren: verlernt man nicht.
Mittlerweile hat sich ja eine Unterstellmöglichkeit gefunden: Nachbarn hatten dafür gesorgt, dass ein kleiner Betriebsraum, vom Müllhäuschen aus zugänglich, zum Abstellen genutzt werden darf, jetzt haben wir einen Schlüssel dazu. Das ist deutlich bequemer als ein Hochtragen in den dritten Stock (der aktuelle Mietvertrag untersagt das Abstellen von Fahrrädern in der Wohnung, verpflichtet zum Abstellen im Fahrradkeller – den es halt nicht gibt).
Die Radwege waren sehr belebt, ich fuhr lieber langsam und vorsichtig statt auf Tempo (Radeln nach Hüft-OP ist ja deshalb im Stadtverkehr riskant, weil man abrupt abspringen müssen könnte). Unterwegs stieg ich kurz ab, um dieses Foto aufzunehmen.
Maximilianswerk mit Zulauf des Auer Mühlbachs.
Ich stellte mein Rad an der Luitpoldbrücke ab, bat den Friedensengel, ein Auge darauf zu behalten, und marschierte los. Anderthalb wundervolle Stunden mit Bewegung in kurzen Ärmeln, mit einer Brise voll Frühlingsdüften, Wassergeräuschen (die Isar hatte Normalstand), Vögeln, nicht allzu vielen Menschen – allein dafür hatte sich der Urlaubstag gelohnt.
Beim Heimkommen sah ich, dass die Kastanien vorm Haus Pfötchen geben.
Die dunklen Wolken wurden immer mehr, es gab sogar ein kurzes Gewitter.
Mit dem Abendessen rundete Herr Kaltmamsell den Gründonnerstag kulinarisch ab:
Grie Soß. Zum Nachtisch hatte ich dann doch Lust auf Torrijas.
Der Herr war abends mit Freunden zu einem Online-Treffen verabredet, ich las Internet und Buch.
die Kaltmamsell15 Kommentare zu „Journal Gründonnerstag, 1. April 2021 – Frühsommerspaziergang und Gründonnerstagkulinarik“
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2. April 2021 um 11:42
Mein Vater hat für Verbranntes immer den Euphemismus “dunkelkross” verwendet, ich hab mir aus einem Artikel die Formulierung “selbstbewusste Röstaromen” gemerkt, die ich zum Leidwesen meiner Frau gerne verwende
2. April 2021 um 11:57
Liebe Frau Kaltmamsell, fast mein ganzes Leben verbringe ich allein bzw. mit Beziehungen auf Distanz. Aber manches Mal beneide ich Sie um Ihren Herrn Kaltmamsell, den ich besonders zu grüßen bitte.
Ihnen beiden ein schönes Osterfest und weiterhin viel Freude in der neuen Wohnung.
2. April 2021 um 15:10
In meiner Familie wird über angebranntes Essen gesagt, dass es “das Gewürz der Seligen” enthält, nach einem dementsprechendem Witz.
2. April 2021 um 17:36
In unserer Familie bemerkt man “goldgelb wie mein schwarzer Hut”.
2. April 2021 um 18:59
Die spanischen Torrijas heißen bei uns Arme Ritter. Schon als Kind habe ich sie heiß geliebt uns mache sie heute noch.
Ihre sehen mir allerdings ziemlich verbrannt aus.
Schöne Osterfeiertage
2. April 2021 um 19:45
Bei Ihnen werden Arme Ritter mit Wein begossen, Ulla? Das klingt interessant: Eine regionale Spezialität oder Familienrezept?
2. April 2021 um 19:59
Sorry, aber von Wein habe ich bei ihrer Aufzählung nichts gelesen.
2. April 2021 um 20:24
Ihr Interesse hat nicht gereicht, um auf den Link zum Rezept zu klicken, Ulla? Na ja, es hat ja auch nicht gereicht, um über das Verbrennen zu lesen. Hauptsache kommentieren.
2. April 2021 um 21:39
Essen Sie die Grie Soß auch nur 1x im Jahr? Ich hab sie heute zubereitet und fragte mich, warum es das nicht viel öfter bei uns gibt. Wir wohnen nahe Frankfurt. Scheinbar scheue ich den Aufwand, die vielen Kräuter zu putzen und zu hacken, aber mal ehrlich…so viel Aufwand im
Vergleich zu anderem ist es ja eigentlich nicht. Und ich mag Grie Soß wirklich sehr! Bei uns übrigens noch mit Fisch in top heute.
3. April 2021 um 8:26
Was ist das denn für ein Kommentar, Ulla? Warum einige verbrannt sind steht doch im Beitrag und das Rezept ist auch verlinkt. Wozu diese Aussage? Schlechten Tag gehabt oder ist das eher ein generelles Problem?
Schöne Ostern an Frau und Herr Kaltmamsell!
3. April 2021 um 8:29
Ich liebe Grie Soß auch und wohne ebenfalls in der Nähe von Frankfurt. Warum ich sie seit Jahren nicht mehr gegessen habe ist mir gerade ein Rätsel. Ungeachtet der frühen Uhrzeit habe ich bei dem Foto hier gerade so richtig Lust darauf bekommen. Statt Frühstück jetzt lieber Grie Soß.
Liebe Grüße, Ina
3. April 2021 um 8:30
Grie Soß ist definitiv eine Lieblingsspeise geworden, Sandra, habe ich auch erst spät kennengelernt. Manchmal gibt es sie ein zweites Mal, ist für mich aber tatsächlich eng mit Frühling und Ostern verbunden.
3. April 2021 um 15:25
Ungleichmäßiges Erhitzen sollte grad bei Induktion nicht passieren. Liegt die Pfanne im heißen Zustand wirklich überall plan auf? Steht sie richtig auf dem Kochfeld?
Ich koche seit fast 10 Jahren auf Induktion, erst auf der damals teuersten Platte vom schwedischen Möbelhändler, seit meiner Rückkehr nach Rostock auf einer Vollinduktionsplatte mit Überbreite. Ich möchte nie mehr was anderes unter der Pfanne haben, ich liebe es einfach, darauf zu kochen. Nur Gas ist schöner, aber halt Gas und macht viel Dreck.
3. April 2021 um 15:31
Ja, hafensonne, ich kann das Phänomen mit einem großen Topf beim Kartoffelkochen replizieren (beim erstem Mal sah ich aufgeregt durch den Glasdeckel beim Erhitzen zu und wunderte mich, dass es lange nur auf einer Seite blubberte).
4. April 2021 um 12:02
Hmpf. Aus der Ferne und als Laie kann ich da tatsächlich nur einen Defekt vermuten, denn die gleichmäßige Erwärmung exakt der Topfgröße entsprechend ist ja eigentlich das Plus beim Kochen auf Induktion. Wie ärgerlich!
Nebenfrage: Hatten Sie hier ein Osterbrot verbloggt, und wir finden es nicht mehr? Die Frau hat eines nachgebacken mit Rosinen und Butter und dachte, es bei Ihnen entdeckt zu haben.