Journal Samstag, 17. April 2021 – Veränderte Sehkraft, erster neuer Bücherschrank
Sonntag, 18. April 2021 um 8:46Gut geschlafen, vor dem Wecker aufgewacht. Wecker weil: Die Anlieferung des ersten Teils Bücherschrank mit Glastüren war für zwischen 7.30 und 9.30 Uhr angekündigt, mit Anruf eine Stunde vor tatsächlicher Anlieferung.
Den Ankündigungsanruf überhörte ich, obwohl ich das Handy am Körper trug, war aber nicht weiter schlimm: Die Spedition überraschte mich halt mit ihrem Klingeln, lieferte aber eh nur zwei übersichtliche Pakete.
Gleich um halb neun hatte ich meinen Termin beim Optiker zum Sehtest. Der Herr machte das sehr routiniert, kompetent und gründlich, mit vielen Feineinstellungen “so besser oder schlechter oder gleich?”, und schob immer wieder die Bitte ein, mit der resultierenden Gleitsichtbrille Geduld zu haben, die Eingewöhnung könne Zeit brauchen (also genau das, was ich seit vielen Jahren von den Freundinnen höre, die eine bekommen haben, und deren Erfahrungen von Rückgabe und Neuschleifung weil geht gar nicht über ein paar Tage Gewöhnungszeit bis Aufsetzen und Loslegen reichen). Resultat: Es hat sich nach über 30 Jahren mit gleichbleibender Kurzsicht dann doch etwas getan. Mein linkes Auge ist nicht nur kurzsichtiger geworden, auch ist dort die Hornhautkrümmung verschwunden (mit meinen aktuellen Werten sah ich beim Test links doppelt). Mit der resultierenden Testbrille (wir alle haben wohl schon von Brillengestellen geträumt, die sie nachahmen?) schickte Herr Optiker mich vor die Tür zum Testgucken – ich hätte sie am liebsten gleich aufbehalten.
Was ich bei dieser Gelegenheit allerdings auch sah: Ins kalte Regengrau mischten sich vereinzelte Schneeflocken.
Anschließend ging ich gleich zum wöchentlichen Corona-Schnelltest im Hackerhaus, das Thermometer am gegenüberliegenden Juwelier Fridrich wechselte zwischen 3 und 4 Grad. In den 15 Minuten Warten aufs Ergebnis holte ich Frühstückssemmeln und guckte Schaufenster.
Daheim war es ebenfalls eher ungemütlich: Zwar konnten wir es uns warm machen, doch ab dem Morgen dröhnten die Generalsanierungsgeräusche aus unserer alten Wohnung durchs Haus. Beim Papiermüll-Runterbringen sah ich später, dass ganze Eimer voll Mauerwerk und Kabel vorm Haus standen. Ich schließe daraus, dass gestern die elektrischen Leitungen erneuert wurden. Erst deutlich nach sieben am Abend wurde es endlich still.
Ich schwang mich auf den Crosstrainer und quietschknarzte ein Stündchen mit Musik auf den Ohren. Merken Sie was? Das “KlapperKnack” fehlte! Nämlich hatte Herr Kaltmamsell das Gerät auf meine Diagnose der Klapperquelle mit Hilfe der Bauanleitung systematisch analysiert, Gummiringe besorgt und das Wackelklappern unterbunden. Jetzt dürfte die Belästigung der Nachbarn beseitigt sein.
Zum Frühstück Semmeln und eine Orange. Nach Wasserfilterwechsel kochte ich mit dem so weit wie möglich entkalkten Wasser eine Kanne Lapsang Souchon – das Rauchige roch nach Winter, passte also zum Wetter.
Nachmittags machten wir uns an den gemeinsamen Schrankaufbau: Ich kündigte an, dass wir uns streiten würden, aber das taten wir gar nicht. Vielleicht lag das daran, dass wir beide keinerlei handwerkliche Fertigkeiten haben (nicht mal fehlende Begabung, sondern vor allem keine Übung) und zudem ungefähr gleich schnell im Begreifen von Montageanleitungen sind. Also sprachen wir uns ab, machten langsam, überlegten immer wieder ruhig, welche Schritte als nächstes sinnvoll waren. Das Ergebnis:
Mei, Schreinerarbeit sind diese preisgünstigen Selbstbaumöbel halt nicht (eine hochwertige und individualisierte Buchschranklösung wäre auf den zehnfachen Preis gekommen). Es fehlt noch der Dreier-Schrank desselben Typs (gab’s nur bei einem anderen Anbieter, dauert noch); erst wenn der steht, wird platziert, befestigt, befüllt.
Ich nutzte den Einrichtungsschwung, um unter anderem nach Deckenlampen für Flur, Arbeitszimmer und mein Schlafzimmer zu suchen (Funktion in erster Linie Putzlicht – einen Begriff, den ich aus der Gastronomie kenne und der die Lichtquelle bezeichnet, die nicht für atmosphärische Ausleuchtung, sondern eben nur für den Einsatz zur Reinigung gedacht ist). Einiges konnte ich gleich bestellen, Lieferung in sechs bis zwölf Wochen. Für die Möbel, die wir gerne noch hätten, warte ich auf eine samstägliche Öffnung des Gebrauchtwarenkaufhauses der Stadt München.
Twitter war gestern lange nicht erreichbar, ich merkte, welch wichtiger Teil meines Alltags die Infos von dort sind. Nun, machte ich nach der Möbelei halt eine Runde Yoga, dann Pediküre.
Zum Aperitif ein irischer Whiskey, den Herr Kaltmamsell im Kaufhof am Marienplatz entdeckt hatte und der uns an unsere Wanderung des Wicklow Ways vor drei Jahren erinnerte: Glendalough Whiskey.
Ich kenne mich mit Whisk(e)y überhaupt nicht aus, der schmeckte mir. (Sehr aufwändiger – und vorhersehbarer – Marketing-Film der Destillerie, da denkt jemand groß. Und begründet einen Pilgerort für all die verlachten Kevins dieser Welt?)
Abendessen war auf meinen Wunsch nochmal Lieblingsessen (eines von vielen) Grü Soß.
Nachtisch Osterschokolade.
Twitter war wieder erreichbar, ich las meine Timeline seit dem Morgen hinterher.
die Kaltmamsell7 Kommentare zu „Journal Samstag, 17. April 2021 – Veränderte Sehkraft, erster neuer Bücherschrank“
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18. April 2021 um 9:21
Ich glaube, gestern hat Frau Herzbruch Twitter gesprengt :)
18. April 2021 um 9:50
Danke für den Begriff “Putzlicht” und weiter schönen Sonntag.
VG Ilka
18. April 2021 um 10:16
Etwa in Ihrem Alter (vor mehr als 20 Jahren ) empfahl mir mein Augenarzt das Tragen einer Gleitsichtbrille. Und ich hatte Vorbehalte! Auf keinen Fall wollte ich den kleinen Halbkreis im unteren Glasteil akzeptieren und… die Eingewöhnung. Schließlich kannte ich Geschichten wie unsicherer Gang, schwere Umstellung und das bei dem Preis – ein Risiko! Mein Augenarzt überzeugte mich aber mit seiner Erfahrung, dass 1. kein Halbkreis mehr zu sehen sei und Überzeugung, dass 2. ich begeistert sein würde. Nun, er war ein guter Mann, ich vertraute ihm und was soll ich sagen, genau so kam es. Ich bin vom ersten Augenblick an mit der Brille losgelaufen ohne das geringste Problem. Das war bestimmt der qualifizierten Arbeit des Optikers zu verdanken.
18. April 2021 um 11:04
Meine Brillenstory verläuft ein wenig anders. Ich bekam die erste so um 45 Jahre. Und nicht wie die meisten wegen Weitsichtigkeit sondern Kurzsichtigkeit. Klassischerweise geht es meistens andersherum. Kurze Zeit später setzte dann auch die Weitsichtigkeit ein und ich wählte sofort eine Gleitsichtbrille. Die damalige Optikerin riet mir dazu es schon mit dieser nur sehr geringen Stärke zu tun. Und das klappte auch. Ich brauchte ungefähr eine Woche. Das wichtigste am Anfang ist den Kopf beim Treppen hinuntersteigen richtig nach vorn zu senken, sonst wird man schwindlig.
Putzlicht kannte ich aus der Zeit als ich nebenbei in Diskotheken jobbte. Kein schönes Licht weil man wirklich jeden Dreck und Fleck sah. Es wurde meistens schon kurz nach Schluss einschaltet damit man auch die letzten Gäste aus dem Saal bekam.
18. April 2021 um 11:29
Mein Spitzenoptiker (und sicher auch die Spitzengläser zu einem Spitzenpreis) hat dafür gesorgt, dass ich genau 10 Sekunden brauchte, bis die Sicht passte.
War ein wunderbares Gefühl…
18. April 2021 um 11:56
Halbkreis im Brillenglas… ja, das kenne ich noch von meinem Vater, das war aber in den Achtzigern oder frühen Neunzigern. Das war aber mehr Bifokal als Gleitsicht.
Ich bin vor etwa 15 Jahren auf Gleitsichtgläser umgestiegen und kam sofort damit zurecht. so gut, daß ich gleich Auto gefahren bin – was ich eigentlich erst vermeiden wollte.
Womit ich immer noch Probleme habe, auch mit der zweiten, die noch besser “gleiten” konnte, ist wenn ich nach unten schaue und das Ziel eben nicht wie vorgesehen in der Nähe ist. Da bewegt sich der Untergrund beim Schwenken des Kopfes manchmal ein wenig. Stört aber im Alltag praktisch nicht, nur auf Leitern oder auf schmalen Stegen wird mir jetzt schneller mulmig – kann natürlich auch einfach am Alter liegen.
19. April 2021 um 19:56
Ich lese das Vorspeisenplatten-Journal noch nicht lange, aber mit großem Vergnügen.
Als Hessin freut mich besonders, dass es bei Kaltmamsells Grüne Soße gab.
„Grü Soße“, wie im Text steht. Das klingt herzallerliebst, tut aber der Frankfurter Seele weh. Es muss natürlich „Grie Soß“ heißen!