Archiv für April 2021

Journal Freitag, 23. April 2021 – Flashbacks zu Griechenland 1984

Samstag, 24. April 2021

Das sonnige Draußen roch gewaltig nach Frühling.

Ich nahm früh das Rad in die Arbeit, erledigte im Büro noch ein paar Sachen und radelte dann zu einem weiteren Einsatz als Schöffin zum Justizzentrum am Stiglmaierplatz. Morgens war es noch kalt, doch gerade die Kombination aus kühler Luft, strahlender Sonne und Frühlingsgerüchen rief – wie fast immer – Erinnerungen an die Studienfahrt nach Griechenland zu Schulzeiten (1984) hervor: Auch nach 37 Jahren gehört das zusammen, war wohl eines der einschneidensten Erlebnisse meines Lebens.

Frühlingslandschaft bei Delphi.

Vor dem Museum in Delphi. Ich bin die dritte von links, 16-jährig – im damals sehr modernen Trenchcoat und mit den lang erbettelten Puma-Lederturnschuhen, die ich Idiotin dann im Athener Hotelzimmer unterm Bett vergaß. Links von mir die beste Fußballerin des Jahrgangs (zugegeben: eine von zweien), der Pulli an der Mitschülerin rechts von mir war sicher selbstgestrickt, der Regenüberwurf der Mitschülerin ganz rechts war ein K-Way (“Kawai” ausgesprochen), damals Synonym für Regenüberwurf (und furchtbar teuer).

Wie wenige Fotos wir damals machten!

Am Gericht ging es eher schnell, schon um halb elf waren wir fertig. Fürs Zurückradeln ins Büro brauchte ich nicht mal mehr Handschuhe.

Mittags gab es ein Laugenzöpferl sowie eine Orange mit Hüttenkäse.

Die Freude über die Freigabe des Impfstoffs AstraZeneca für Verimpfung in Hausarztpraxen hielt nicht lang: Die Praxen wissen von keiner Lieferung.

Die Ärzte werden jede Woche darüber informiert, welchen Impfstoff sie in der kommenden Woche erhalten können. Für nächste Woche wird den Hausärzten gar kein Astrazeneca-Impfstoff angeboten, sondern ein anderes Vakzin.

Nun: Ich stehe sein Januar auf der offiziellen bayernweiten Liste der Impfwilligen, jetzt auch auf der meiner Hausärztin – da ich nicht zur Gruppe besonders Gefährdeter gehöre, würde ich alles Weitere als Drängeln empfinden.

Daheim traf ich Vorbereitungen fürs Abendessen, die Zutaten hatte Herr Kaltmamsell besorgt: Bei offener Tür zum Küchenbalkon und ohne künstliches Licht (immer noch eine Sensation in der Küche) hobelte ich Gurken in den Kartoffelsalat und würzte das Hackfleisch für die Fleischpflanzerl (Ziebel und Knoblauch angebraten, Petersilie gehackt, Eier, Semmelbrösel, etwas Tomatenmark, Salz, Pfeffer).

Nochmal die Yoga-Einheit vom Vortag, diesmal tat sie richtig gut und nahm mir ein wenig von der ekligen Gereiztheit und schlechter Laune, die mich schon wieder plagten.

Fleischpflanzerl gebraten, dazu gab es Gin Tonic. Abendessen in letzter Sonne, die immer noch ungehindert von Laub über fast ihren ganzen Tageslauf ins Wohnzimmer scheint.

Helen Slavin, The Extra Large Medium ausgelesen. Auch wenn der Schluss die Schwachstelle des Romans ist, gefiel er mir insgesamt sehr gut. Erzählt wird die Geschichte von Annie, die tote Menschen sieht (sie tragen immer schokoladenbraune Kleidung), von klein auf. Anfangs war ich irritiert über die Parallele zu Hilary Mantels Roman Beyond Black und brauchte eine Weile, bis diese Geschichte ihren eigenen Charakter entwickeln konnte – und den hat sie.

Annie erzählt rückblickend und mit viel Galgenhumor ihr Leben, aber ohne reflektierende Distanz. Dazwischen gibt es kurze Kapitel aus der Sicht von Verwandten u.a. Mutter, Tante, Onkel, Stiefvater. Annie ergibt sich in ihr Schicksal und versucht sich mit ihrer Gabe nützlich zu machen, also die Botschaften der Toten an die Hinterlassenen zu überbringen – meist völlige Petitessen der Größenordnung, wo der Schlüssel zum Gartenhäuschen liegt. Sie hat ohnehin keine Chance auf ein auch nur halbwegs konventionelles Leben, die Toten lassen sie nicht in Ruhe (hier liegt eine Parallele zu Mantels Roman), sie schlägt sich irgendwie durch. Eingewebt ist dann auch noch eine Kriminalgeschichte, die zu dem etwas ungeschickten Schluss führt.

Vieles ist nicht auserzählt, das mag ich, ich fühlte mich als Leserin ernst genommen. Räume zum Beispiel werden durch den Eindruck vermittelt, den sie auf die Erzählerin erzeugen, nicht durch Möbelbeschreibung. Oder einschneidende Erlebnisse, die uns zunächst durch die traumatischen Auswirkungen erzählt werden, bevor wir Fragmente bekommen, aus denen sich der eigentliche Vorfall zusammensetzen lässt.

Journal Donnerstag, 22. April 2021 – Wie viel Spiegel braucht der Mensch

Freitag, 23. April 2021

Gut geschlafen! Nach Ewigkeiten sogar über fünf Stunden am Stück!

Eine seltsame Zeit, in der in meiner Welt rundum mitgefiebert wird, wer eine Impfung bekommt, und in der jede gefeiert wird (jede Impfung bringt uns der Kontrolle über die Pandemie näher – vorerst steigen die Infektionszahlen noch, laut Robert-Koch-Institut liegen wir nur wenig unter dem Tageshöchstwert an täglichen Neuinfektionen der zweiten Welle – und das, wo man von der Gesamtzahl an Bevölkerung ja die mittlerweile 20 Prozent Geimpften abziehen müsste, wo der eigentliche Inzidenzwert also eigentlich deutlich höher liegt).

Morgens fiel mir auf, wie gut das Leben mit wenigen Spiegeln funktioniert. Wir haben derzeit zweieinhalb Spiegel in der ganzen großen Wohnung: Im Flur einen Menschen-großen, einen Gesichts-großen im Klo und einen kleinen Handspiegel im Badregal. Herr Kaltmamsell rasiert sich mit Hilfe des Handspiegels, ich schminke mich im Klo – und in den großen Spiegel gucke ich höchstens zum Einfädeln von Ohrringen; ich überprüfe darin nicht mal mein Aussehen vor Verlassen der Wohnung, meine Kleidung kenne ich ja an mir. (Ich freue mich trotzdem auf einen richtigen Spiegel im Bad.)

Freundliches Wetter mit viel Sonne, die Temperaturen dabei einem April angemessen zwischen 12 und 15 Grad.

Arbeit nochmal mit viel Kontakt zur Poststelle. Mittags aß ich die restlichen Reisnudeln vom vorabendlichen Vietnamesen und eine Orange.

Auf dem Heimweg machte ich im Frühlingswetter einen Abstecher zum Westpark und freute mich an den ergrünenden Bäumen und Büschen, am Flieder in den Startlöchern. Auf der Theresienwiese wieder viel Sportbetrieb.

(Foto vom Mittwoch, weil das von gestern nichts wurde – aber sehr ähnlich.)

Daheim traf ich auf einen soeben geimpften Lehrer, der keinerlei Nebenwirkungen verspürte – große Freude.

Nach einer längeren Runde Yoga (die mache ich nochmal) bereitete ich zum Abendessen Salat und Radieschensprossen aus Ernteanteil mit zwei gekochten Eiern und Joghurtsoße zu. Satt wurden wir mit viel Schokolade.

Für Freitagabend kochte ich schon mal Kartoffeln, verarbeitete sie zu Kartoffelsalat.

Meine derzeitige Lektüre, Helen Slavin, The Extra Large Medium, lese ich mich großem Vergnügen, groß genug, dass ich früh damit ins Bett gehe, um vor der Nachtschläfrigkeit noch mindestens eine halbe Stunde darin zu lesen. Das freut mich umso mehr, als ich diesen Sog seit einigen Monaten vermisst hatte – selbst ganz ausgezeichnete Bücher besitzen den nicht unbedingt, er ist eine separate Eigenschaft, die in meinem Fall zwar eine gewisse Mindestqualität voraussetzt, aber weder von besonders hoher Qualität abhängt noch sie ausschließt.

Journal Mittwoch, 21. April 2021 – Andreas Glumm, Geplant war Ewigkeit

Donnerstag, 22. April 2021

Ein sonniger Morgen und sonniger Tag, noch brauchte ich aber auf dem Weg ins Büro Handschuhe.

In der Arbeit wieder viel Arbeit mit Dingen. Mittags Orangen, Grapefruit, Quark.

In freundlichem Wetter verlängerte ich meinen Heimweg ein bisschen auf der Theresienwiese, die vielfältig besportelt wurde (neben Roller Blades übrigens dieses Jahr auffallend viele Roller Skates – an meist besonders sorgfältig gestylten Damen, gibt es da einen Trend?). Zu Hause erst mal Yoga, eher gemütlich – diese Folge wiederhole ich also nicht.

Nachtmahl kam vom freundlichen Nachbarschafts-Vietnamesen: Reisnudeln mit viel Gemüse und Zitronengras-Tofu. Nachtisch Schokolade.

Abends wurde gemeldet, dass auch Bayern den Corona-Impfstoff von AstraZeneca für alle Altersgruppen freigegeben hat und er in Arztpraxen ohne Priorisierung verimpft werden darf. Ich meldete mich sofort bei meiner Hausärztin per Kontaktformular dafür an. (Ab jetzt nur noch ärmelfreie Oberteile. Für alle Fälle.)

Bov Bjergs Erstling Deadline (gutes Buch) wird neu aufgelegt. Er musste dafür zwar einen eigenen Verlag gründen, den Kanon Verlag, aber das ist’s wert.

§

Glumm bloggt schon immer – also mindestens seit den 20 Jahren, die ich Blogs lese (das Archiv seines früheren Blogs 500 Beine beginnt allerdings erst 2015, egal). Und aus seinem Blog kannte ich auch seine Solinger Multitoxler-Loser-Geschichten, ganz deutlich autobiografisch. Jetzt ist aus seinen Geschichten ein Buch geworden – und der Verlag hat es mir freundlicherweise kostenlos als PDF zur Verfügung gestellt: Andreas Glumm, Geplant war Ewigkeit.

Gut bis hervorragend geschrieben sind alle von Glumms Geschichten aus verschiedenen Jahrzehnten, alle in Solingen und bei seinen Menschen angesiedelt, alle mit einer wiedererkennbaren Stimme erzählt – und doch in Tonalität und Grundhaltung seht unterschiedlich. Mit nicht jeder Grundhaltung konnte ich etwas anfangen.

Wenig zum Beispiel mit den Szenen aus jüngeren Jahren, in denen ich lediglich Karikaturen eines Männlichkeitsbilds erkannte, das vielleicht 14-jährige cool finden können.

Er fuhr Auto, wie er Geschlechtsverkehr ausübte: in hektischen Intervallen, überfallartig, bockig. Und immer so, als ginge es um die Weltmeisterschaft. Benzini fuhr, als hätte er ein Military-Pferd unterm Hintern: vor ihm tiefes Geläuf und nur noch wenige Minuten bis zum Zieleinlauf. Er fuhr, als wären Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nichts als ein Hütchenspiel, mit dem der Herrgott uns alle auf Trab hielt. Jederzeit konnte man Haus und Hof aufs falsche Hütchen setzen und als Bankrotteur enden.

Volle Punktzahl in der B-Note für bildhafte Beschreibung, doch dieser Duktus macht mich heutzutage müde (ich bin alt). Kurzer Gegentest: Ich versuchte mir diese und ähnliche Beschreibungen und Formulierungen über Frauen vorzustellen – funktionierte überhaupt nicht.

Komplett bizarr wurde meine Wahrnehmung der Drogengeschichten, als ich während der Zeit der Lektüre als Schöffin am Münchner Amtsgericht in einer Verhandlung wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz saß: Dieselben Themen, dieselben Menschen, aber nichts daran launig und lustig.

Ich unterstelle Glumm nicht, dass er das Thema harte Drogen verharmlost, doch im Grunde ist in den Geschichten dieses Leben, das sich zu 95 Prozent um Rausch und Beschaffung dreht, vor allem ein großes Spiel – wer verliert, stirbt halt den Drogentod, höhöhö. Die Haltung hat etwas naiv Kindliches, vor allem in ihren Männlichkeits- und Abgebrühheits-Posen, aber es geht nunmal um Menschenleben. Selbst mir, die das Leben grundsätzlich sinnlos findet, ist das zu frivol. Was nicht bedeutet, dass man nicht Geschichten aus dieser Seite der Gesellschaft oder nicht in diesem Tonfall schreiben soll – ich mag sie lediglich nicht lesen.

Dennoch empfehle ich den Erzählband, er enthält nämlich mehr als genug Geschichten, die aus diesem Bukowski-Duktus rausfallen. Glumm erzählt, wie er die Gräfin an seiner Seite kennenlernte, er schreibt ausführlich über seine Eltern (aus einer dieser Geschichten ist der Buchtitel entnommen) in vielen aufmerksam registrierten Details, die weit über die individuellen Geschichten hinaus weisen und eine Zeit erzählen, eine Gesellschaftsschicht, wirklich Bedeutsames. Hier finden sich kaum coole Floskeln, statt dessen liebevolle Beobachtung, menschenfreundliche Gelassenheit.

„Ach wo, in der Küche höre ich schon lange kein Radio mehr. Es ist dir bloß noch nicht aufgefallen“, erklärte Mutter geduldig. Ich wartete auf das leise Lächeln in ihrem Gesicht, das immer dann kam, wenn sie es gut mit jemandem meinte. Ein stilles In-sich-hinein-Lächeln, wie bei einem Goldschürfer, der tief im Unterbauch schon ahnt, dass er gleich auf eine Ader stoßen wird.
Sie konnte ein Lachen aber auch laut herausplatzen lassen, laut wie ein italienischer Polier, wobei sie den Kopf schwungvoll in den Nacken warf, damit mehr Platz im Hals
war – mehr Platz zum Lachen. Aber diesmal war nichts davon zu sehen und zu hören. Kein Lachen, kein Lächeln, keine Musik.
„Und warum?“ fragte ich.
„Warum es dir noch nie aufgefallen ist?“
Sie reichte mir zwei abgetrocknete Dessert-Tellerchen, und ich öffnete den Hängeschrank, um sie zum anderen Geschirr zu stellen.
„Nein, warum du keine Musik mehr hörst.“
„Warum mag man keine Musik mehr hören …“, formte Mutter die Worte neu, wie eine Frage an sich selbst. Vom Flur her hörten wir Geräusche, Vater schlurfte ins Schlafzimmer, um sein Mittagsschläfchen zu halten. Ich schaute in die Augen meiner Mutter. Da stellte ich die zwei kleinen Teller ab, und ich schloss sie in den Arm.

Besonders mochte ich die Geschichten über Freundschaft, darunter fiel mir die über den lebenslagen Freund auf, der offensichtlich durch und durch ein Ekel war: “‘Leh’m is hart’ – der schwierige Abschied vom dicken Hansen” – Glumms Loyalität ist nahezu unzerstörbar.

Selbst unter den Drogengeschichten gibt es einige, die einen weiten Blick über den Horizont haben – ich bin versucht, sie nach dem Ende von Glumms Heroin-Zeit zu datieren. Diese mochte ich durchaus. Oder wie er von seinem Herzinfarkt erzählt (die Vorform dieser Geschichte kannte ich ebenfalls aus Glumms Blog), ganz nah bei sich und gleizeitig mit dem beobachtenden Blick des Geschichtenerzählers: Hervorragend gemacht.

Gelohnt hat sich die Sammlung im Buch auf jeden Fall, lesen Sie sie.

§

Greifvögel sind durch und durch Fleischfresser und mögen kein Brot. Auch nicht wenn es in ihrer Beute steckt. @birdturntable hat fotografisch einen Rundschwanzsperber erwischt, wie er aus dem Kropf der eben geschlagenen Taube sorgfältig deren letzte Mahlzeit entfernt.

Journal Dienstag, 20. April 2021 – Die Sonderstellung russischer Immigration

Mittwoch, 21. April 2021

Die gute Nacht war noch vor fünf zu Ende – aber ich hatte genug Schlaf bekommen.

Draußen wurde es zu einem weiteren bleigrauen Tag hell, halbwegs.

Die Schreinerei hatte ein Computer-generiertes Bild meines künftigen Einbauschranks geschickt, dazu Zeichnungen des Innenaufbaus – ich war schockverliebt.

Immer noch sehr kalter Fußweg in die Arbeit.

Was mich an den rausgewachsenen Haaren stört (über sechs Monate sind’s jetzt), ist keineswegs der Anblick – den halte ich weiterhin für ertragbar, auch wenn ich mich nicht damit identifiziere. Mich stört, dass meine Haare mir bewusst sind und mir damit Aufmerksamkeit rauben. Ich spüre sie über den Ohren, im Nacken, muss sie von den Augen wegstreichen oder per Kopfbewegung wegschütteln, merke, wie sie der Wind mir ins Gesicht weht. Wenn sie mindestkurz sind, bemerke ich sie überhaupt nicht, bei ein wenig Rauswachsen höchstens, wenn ich sie fürs Schwimmen (SCHWIMMEN! BUHUHUHU!) mit Schwimmkappe aus dem Gesicht halten muss. Ist ein bisschen wie Fingernägel: Idealkurz sind sie gar nicht da; wenn sie so lang sind, dass ich sie bemerke, nerven sie und ich möchte sie dringend schneiden. Die Ansprüche an Pflegeprodukte für meine Haare sind folglich mit denen von Casino identisch:

es funktioniert wie es soll, die haare sehen nach der wäsche gewaschen aus, und nach dem bürsten frisiert. mehr kann, nach meiner lebenserfahrung, kein mensch erwarten.

(Plus alle paar Wochen Lila-Shampoo gegen Gelbstich, die Flasche hält anderthalb bis zwei Jahre.)

Mittags gab es eine Käsesemmel und einen Apfel, nachmittags ein paar getrocknete Pflaumen und Nüsse.

In der Arbeit viel Manuelles und Fußwege.

Auf dem Heimweg sah sogar die Sonne ein wenig raus, ich konnte die Handschuhe wegstecken.

Zu Hause Familienkontakt (es gibt weitere Impfmeldungen, hurra!), eine Einheit Yoga. Zum Abendessen servierte Herr Kaltmamsell Nudeln mit gelben Beten aus Ernteanteil und Feta, ein wenig Schärfe durch Pul Biber. Nachtisch war die letzte Osterschokolade.

Der Hinweis von Kommentatorin Anna brachte mich zum Nachdenken über die Sonderform der Einwanderung in Deutschland durch Russen und Russinnen, die sich auch nach mehreren Generationen im Ausland als Deutsche definierten, “Russlanddeutsche” genannt (rein sprachlich eine Ausnahme, sehr wahrscheinlich ist nie von “Spaniendeutschen” oder “Brasiliendeutschen” die Rede, egal wie sehr sie sich in ihren Heimatländern als Community oder “Colonia” über Generationen isolieren.) Denn schlagartig wurde mir bewusst, dass diese Einwanderungsgruppe (mir ist klar, dass sie genausowenig homogen ist wie jede andere) in den Migrationsdiskussionen in meinem Blickfeld fast nicht vorkommt – weil sie sich eben gar nicht als Einwanderer sehen.

Was mir erst mal einfiel:
– Meine Mutter, die in der Integrationsdebatte der 1980er (als das offizielle Deutschland noch versuchte, durch schlichte Behauptung einfach kein Einwanderungsland zu sein) gerne auf die Bigotterie hinwies, dass von Einwanderern nach Deutschland verlangt wurde, die mitgebrachte Kultur aufzugeben und ganz in einer anderen aufzugehen, dasselbe Deutschland aber stolz darauf war, dass seine Auswanderer im Zielland die mitgebrachte Kultur über Jahrhunderte unintegriert pflegte (wie es in einigen Ländern Südamerikas bis heute ist).
– Die Geschichten von russische Einwandererfamilien mit mehreren Generationen, deren Teenager ungefragt und unfreiwillig mitkamen, kein Deutsch sprachen, mit der von Eltern und Großeltern glorifizierten “deutschen Kultur” nichts anfangen konnten (die ohnehin in dieser konservierten Form gar nicht existierte) und sich in der neuen Heimat doppelt ausgegrenzt sahen.
– Diese russischen Einwandererfamilien, die in Deutschland feststellen mussten, dass sie von ihrer Alltagsumgebung wie beliebige andere Einwanderer angesehen wurden (also traditionell ablehnend und ausgegrenzt) und oft lieber unter sich blieben.
– Ein Erklärungsansatz der Nähe zu nationalistischen bis rechtsradikalen politischen Tenzenden. Dieser NZZ-Artikel stellte 2018 einen Bezug her zwischen AfD-Wählertum in Ingolstadt und der besonders großen russischen Einwanderer-Community dort. Ich hatte das reflexhaft mit meinem (peinlichen) Stereotyp des Russen erklärt, der nun mal Nationalist ist was will man machen. Viel schlüssiger aber ist die Erklärung, dass sich diese russischen Einwanderer über Blutlinien als Deutsche definieren und deshalb ein schwieriges Verhältnis zu anderen Deutsch-Definitionen haben.

Herr Kaltmamsell gab mir den Tipp, Hintergründe auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung zu recherchieren – Volltreffer.

“Identität und Ethnizität bei Bundesbürgern mit russlanddeutschem Migrationshintergrund”.

Identität und Identifikationen von Russlanddeutschen sind seit Beginn ihrer massenhaften Migration in die Bundesrepublik Deutschland seit Ende der 1980er Jahre ein Thema, das die soziologische, anthropologische, kulturwissenschaftliche, erziehungswissenschaftliche und psychologische Forschung beschäftigt. Ausgangspunkt ist der elementare Identitätskonflikt, den viele Russlanddeutsche durchmachen mussten, nachdem sie aus der (ehemaligen) Sowjetunion nach Deutschland kamen und der oft in dem Satz zusammengefasst wird: “Dort waren wir die Deutschen (oder: die Faschisten), hier sind wir die Russen.”

In diesem Aufsatz wird aufgeschlüsselt, wie vielfältig die Selbstdefinition dieser Einwanderergruppe ist.

Und hier ein Aufsatz über die Instrumentalisierung der Unterdrückungsgeschichte vieler russischer Einwanderer mit deutschen Wurzeln:
“‘Als ob sie kein Leben gehabt hätten’
Russlanddeutsche Alltagsgeschichte zwischen Stalinismus und Perestroika”.

Zunächst zu den Gründen für das bis heute sehr partielle Wissen über das Sowjetische in russlanddeutschen Biographien: Ausgehend von den traumatischen Erfahrungen der stalinistischen Zwangsumsiedlungen und der anschließenden Zwangsarbeit in der “Arbeitsarmee” (Trudarmija) ist die dominierende Erzählung russlanddeutscher Geschichte bis heute die eines “Volks auf dem Weg”, eine Erzählung von Leistungsträgern, die vermeintlich “leere” und “wüste” Steppen in “blühende Landschaften” verwandelt haben und dann ab Ende des 19. Jahrhunderts und insbesondere ab 1917 zu Opfern wurden. Eine solche Deutung hat zweifellos ihre Berechtigung, nicht nur mit Blick auf die sowjetische Politik während des Zweiten Weltkriegs.

Zugleich werden jedoch durch den in hohem Maße emotional besetzten Absolutheitsanspruch, mit dem eine solche Interpretation der “eigenen” Geschichte vertreten wird, all jene Facetten der russlanddeutschen Erfahrungen verdeckt, die nicht dieser Interpretation entsprechen. Dabei liegen inzwischen genügend Untersuchungen vor, in denen gezeigt wird, dass das Opfernarrativ eines “Volks auf dem Weg”, das sich trotz aller Repressionen wie in einem Identitätscontainer über mehr als zwei Jahrhunderte und mehrere Kontinente hinweg eine unveränderte “deutsche Identität” bewahrt habe und dessen “Weg” nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion mit der Ankunft in der deutschen “Urheimat” ein erfolgreiches Ende gefunden habe, weder den vergangenen noch den gegenwärtigen Realitäten russlanddeutscher Lebenswelten gerecht wird.

Und als wäre das nicht schon kompliziert genug, gibt es unter uns ja auch noch jüdische Kontingentflüchtlinge. Wer sich für Geschichte und Abgrenzung interessiert:
“Jüdische Kontingentflüchtlinge und Russlanddeutsche”.

(Das Thema Aussiedler ignoriere ich erst mal, wird zu viel. Aber ich parke den Begriff “Deutsche Volkszugehörigkeit” – Art 166 Grundgesetz – in meinem Hinterkopf und versuche ihn zu verarbeiten.)

Journal Montag, 19. April 2021 – Neue München-Doku und Sellerie-Sensation

Dienstag, 20. April 2021

Das war fast regulärer Nachtschlaf – ich genieße ihn, solange er andauert.

Etwas hektischer Morgen mit Geschirrspülmaschine-Ausräumen, getrocknete Wäsche Verräumen plus Kleinigkeiten, damit der Putzmann seinen Job erledigen konnte.

Das Wetter blieb grau und kalt, möglicherweise war es das eine oder andere Grad wärmer als am Sonntag (Handschuhe weiterhin ratsam).

Highlight des Fußwegs in die Arbeit: Das Eichhörnchen auf dem zusammengeklappten Außenmobiliar des Westend-Griechen, von Tischrand zu Stuhlrand und über die vertrocknete Weihnachtsdeko hüpfend.

Nachdem mein Interesse mangels Umsetzmöglichkeiten erst mal wieder eingeschlafen war, nehme ich seit dem Schrankbau wieder Wohnungseinrichtungen wahr im Sinne von: Wär das was? Und schon bekommen große Videokonferenzen mit 80 Prozent Home-Office-Teilnehmenden einen ganz anderen Schwerpunkt.

Zu Mittag gab es eine Käsesemmel und einen Apfel. Das Wetter wurde immer unwirtlicher, als es auf den Feierabend zuging, begann es heftig zu regnen. Ich hatte gar keine Lust auf öffentliche Verkehrsmittel mit Infektionsrisiko (auch gestern war sehr viel Betrieb auf Straßen und in Büros) und griff beherzt zu meinem Not-Regenschirm. Trotz Waagrecht-Regen wurde ich auf dem Heimweg gar nicht so nass.

Beim Heimkommen erwartete mich eine wunderschöne Überraschung: Eine Blogleserin hatte mir einen Blumenstrauß geschickt.

Eine Runde Yoga, während Herr Kaltmamsell das Abendessen zubereitete: Eine Ernteanteil-Sellerieknolle nach Hasselback-Art aus dem Ofen, Ursprungrezept aus dem Guardian, ich war bei Petra auf die deutsche Version gestoßen.

Ich fand das Gericht (zufällig vegan) sensationell: Die Kombination Sellerie, Miso, Zwiebelsalätchen und Tahini auf Teigfladen schmeckte großartig.

§

Gestern Abend im Bayerischen Fernsehen, noch eine Weile in der BR-Mediathek: Die Doku
“Münchens große Straßen”.

Es geht um die Nymphenburger Straße, die Schillerstraße (seltsamerweise hauptsächlich mit Bildern aus der Goethe- und Landwehrstraße, dafür kamen die legendären Elektronikläden der Schillerstraße nicht vor), Rosenheimer Straße, Dachauer Straße, Ludwig- und Theatinerstraße. Darin auch zu sehen: Ein Freund von mir.

Für mich immer noch nicht selbstverständlich und ausgesprochen erfreulich: Die (für München durchaus repräsentative) Vielfalt der auftretenden Menschen – darunter viele deutlich unbayerische Namen, und die beiden Wirtinnen vom Schillerbräu werden unmarkiert als “Ehepaar Höfler” bezeichnet.

(Ein wenig verwundert hat mich der wiederholte Einsatz von Musik aus La La Land – subtiles München-Bashing?)

Journal Sonntag, 18. April 2021 – Kaltes Grau, Beifang aus dem Internetz

Montag, 19. April 2021

Genug geschlafen.

Nach Bloggen war Kraftttraining dran, vorher ein wenig Crosstrainern. Ich turnte eine Folge Fitnessblender, die ich noch nicht kannte (durchaus spannend – es amüsierte mich, dass Vorturnerin Kelli durchs gleichzeitige Ansagen deutlich mehr aus der Puste kam als ich), vorher ein paar Reha-Übungen. War alles machbar, doch es bleiben die Schmerzen in Rücken und beiden Hüften.

Raus in die graue Kälte zum Semmelholen. Zum Frühstück also Semmeln, ich machte dazu wieder kannenweise Tee Lapsang Souchong.

Zeitunglesen, auch das SZ-Magazin vom Freitag holte ich nach.

Beschlossen, dass mich der Weg der CDU/CSU zur Ernennung eines Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl nicht interessieren muss. Ich darf bis zur Entscheidung (die mich durchaus interessiert) auf Durchzug schalten – nicht mein Zirkus, nicht meine Affen.

Bei allem grauen Himmel sehnte ich mich dann doch nach ein wenig Bewegung an der kalten frischen Luft: Ich spazierte über den Alten Südfriedhof zur Isar, ein wenig an der Isar entlang und über die Fraunhoferstraße zurück. Erwartungsgemäß waren viele Menschen unterwegs – wo sollen sie auch hin?

War auch sonst nicht das ersehnte Vergnügen, mein Kreislauf machte Sperenzchen.

Fürs Abendessen sorgte ich, ich bereitete Kaninchen in Weißwein zu nach diesem Rezept (allerdings briet ich die Kaninchenstücke vor dem Gemüse erst mal scharf an und stellte sie zur Seite – ich mag den Anbratgeschmack am Fleisch).

Ich fand das Gericht sehr gelungen, Herr Kaltmamsell aß es bereitwillig – gestand aber bei dieser Gelegenheit, dass er von Kindesbeinen an ein Problem mit “leichten Soßen, in denen Kräuter schwimmen” habe.

Zum Nachtisch hatte Herr Kaltmamsell morgens Lemon Impossible Pie gemacht: Eierkuchenteig, der sich beim Backen in Boden, Füllung und Kruste separiert.

War ok, eigentlich haben wir beide es nicht so mit Cocosflocken – Herr Kaltmamsell wollte halt unbedingt den Effekt mal ausprobieren. Den man allerdings schon wissen musste, um ihn zu erkennen.

§

Eine Betroffene von häuslicher Gewalt erzählt, was ein sehr später Entschuldigungsversuch in ihr auslöst.
“Eure Reue ist mein Alptraum”.

Der Text hat mir klar gemacht, dass ein Opfer den Tätern überhaupt nichts schuldet, wirklich gar nichts. Und dass es nur darum geht, was ihr hilft.

§

“Ein Nachruf auf den Sprecher der Streikleitung des Ford Streiks 1973”.

via @bov

Dieser Artikel über Baha Targün zeigt mir, wie groß meine Lücken in deutscher Gastarbeitergeschichte sind – ich las darin zum ersten Mal von diesen “wilden Streiks”.

In die Geschichte der türkischen Migranten ging dieser Streik als Wendepunkt ein. Er war das Ende des Bildes vom unterwürfigen türkischen „Gastarbeiter“. „Einfügsam und durchaus brauchbar, wenn man ihn nur richtig anpackt“ – so hieß es in einer zeitgenössischen Einschätzung. Für fast alle kam dieser Streik deshalb völlig unvorbereitet. Er war eine ungeheure Explosion, die mit brutaler Gewalt niedergeschlagen wurde.

(…)

Die türkischen Arbeiter entsprachen nicht dem gängigen Bild des türkischen „Gastarbeiters“ und auch nicht unserem Bild von der revolutionären Arbeiterklasse. Sichtbar wurden erstmals Muslime, Kommunisten, Antikommunisten, Bauern, Türken und Kurden, viele qualifizierte Facharbeiter aus der Westtürkei, Siedler aus den illegalen Siedlungen (gecekondu) Istanbuls, die schon in der Türkei Migranten waren, usw. Die Agitprop der linken Gruppen erwies sich als weltfremd und völlig ungeeignet die Menschen zu erreichen. Baha Targün hat sehr schnell diesen Ballast abgeworfen. Seine Sensibilität im Umgang mit der Vielfalt der Streikenden beeindruckte selbst seine politischen Gegner. Drei und einen halben Tag lang wurde die Fabrik gewaltlos besetzt.

§

Im Wirtschaftsteil der Wochenend-Süddeutschen hat Felicitas Wilke eine Seite darüber geschrieben, welche Folgen die Corona-Schließung der Gastronomie und Hotellerie für die Azubis in diesen Branchen hat (€):
“Wenn die Küche kalt bleibt”.

§

Twitter-Thread des Tages von @jelenawoehr:
“A THREAD IN WHICH I REVIEW BEING BITTEN BY VARIOUS ANIMALS”.
20-teilig.

via @flueke

Journal Samstag, 17. April 2021 – Veränderte Sehkraft, erster neuer Bücherschrank

Sonntag, 18. April 2021

Gut geschlafen, vor dem Wecker aufgewacht. Wecker weil: Die Anlieferung des ersten Teils Bücherschrank mit Glastüren war für zwischen 7.30 und 9.30 Uhr angekündigt, mit Anruf eine Stunde vor tatsächlicher Anlieferung.

Den Ankündigungsanruf überhörte ich, obwohl ich das Handy am Körper trug, war aber nicht weiter schlimm: Die Spedition überraschte mich halt mit ihrem Klingeln, lieferte aber eh nur zwei übersichtliche Pakete.

Gleich um halb neun hatte ich meinen Termin beim Optiker zum Sehtest. Der Herr machte das sehr routiniert, kompetent und gründlich, mit vielen Feineinstellungen “so besser oder schlechter oder gleich?”, und schob immer wieder die Bitte ein, mit der resultierenden Gleitsichtbrille Geduld zu haben, die Eingewöhnung könne Zeit brauchen (also genau das, was ich seit vielen Jahren von den Freundinnen höre, die eine bekommen haben, und deren Erfahrungen von Rückgabe und Neuschleifung weil geht gar nicht über ein paar Tage Gewöhnungszeit bis Aufsetzen und Loslegen reichen). Resultat: Es hat sich nach über 30 Jahren mit gleichbleibender Kurzsicht dann doch etwas getan. Mein linkes Auge ist nicht nur kurzsichtiger geworden, auch ist dort die Hornhautkrümmung verschwunden (mit meinen aktuellen Werten sah ich beim Test links doppelt). Mit der resultierenden Testbrille (wir alle haben wohl schon von Brillengestellen geträumt, die sie nachahmen?) schickte Herr Optiker mich vor die Tür zum Testgucken – ich hätte sie am liebsten gleich aufbehalten.

Was ich bei dieser Gelegenheit allerdings auch sah: Ins kalte Regengrau mischten sich vereinzelte Schneeflocken.

Anschließend ging ich gleich zum wöchentlichen Corona-Schnelltest im Hackerhaus, das Thermometer am gegenüberliegenden Juwelier Fridrich wechselte zwischen 3 und 4 Grad. In den 15 Minuten Warten aufs Ergebnis holte ich Frühstückssemmeln und guckte Schaufenster.

Daheim war es ebenfalls eher ungemütlich: Zwar konnten wir es uns warm machen, doch ab dem Morgen dröhnten die Generalsanierungsgeräusche aus unserer alten Wohnung durchs Haus. Beim Papiermüll-Runterbringen sah ich später, dass ganze Eimer voll Mauerwerk und Kabel vorm Haus standen. Ich schließe daraus, dass gestern die elektrischen Leitungen erneuert wurden. Erst deutlich nach sieben am Abend wurde es endlich still.

Ich schwang mich auf den Crosstrainer und quietschknarzte ein Stündchen mit Musik auf den Ohren. Merken Sie was? Das “KlapperKnack” fehlte! Nämlich hatte Herr Kaltmamsell das Gerät auf meine Diagnose der Klapperquelle mit Hilfe der Bauanleitung systematisch analysiert, Gummiringe besorgt und das Wackelklappern unterbunden. Jetzt dürfte die Belästigung der Nachbarn beseitigt sein.

Zum Frühstück Semmeln und eine Orange. Nach Wasserfilterwechsel kochte ich mit dem so weit wie möglich entkalkten Wasser eine Kanne Lapsang Souchon – das Rauchige roch nach Winter, passte also zum Wetter.

Nachmittags machten wir uns an den gemeinsamen Schrankaufbau: Ich kündigte an, dass wir uns streiten würden, aber das taten wir gar nicht. Vielleicht lag das daran, dass wir beide keinerlei handwerkliche Fertigkeiten haben (nicht mal fehlende Begabung, sondern vor allem keine Übung) und zudem ungefähr gleich schnell im Begreifen von Montageanleitungen sind. Also sprachen wir uns ab, machten langsam, überlegten immer wieder ruhig, welche Schritte als nächstes sinnvoll waren. Das Ergebnis:

Mei, Schreinerarbeit sind diese preisgünstigen Selbstbaumöbel halt nicht (eine hochwertige und individualisierte Buchschranklösung wäre auf den zehnfachen Preis gekommen). Es fehlt noch der Dreier-Schrank desselben Typs (gab’s nur bei einem anderen Anbieter, dauert noch); erst wenn der steht, wird platziert, befestigt, befüllt.

Ich nutzte den Einrichtungsschwung, um unter anderem nach Deckenlampen für Flur, Arbeitszimmer und mein Schlafzimmer zu suchen (Funktion in erster Linie Putzlicht – einen Begriff, den ich aus der Gastronomie kenne und der die Lichtquelle bezeichnet, die nicht für atmosphärische Ausleuchtung, sondern eben nur für den Einsatz zur Reinigung gedacht ist). Einiges konnte ich gleich bestellen, Lieferung in sechs bis zwölf Wochen. Für die Möbel, die wir gerne noch hätten, warte ich auf eine samstägliche Öffnung des Gebrauchtwarenkaufhauses der Stadt München.

Twitter war gestern lange nicht erreichbar, ich merkte, welch wichtiger Teil meines Alltags die Infos von dort sind. Nun, machte ich nach der Möbelei halt eine Runde Yoga, dann Pediküre.

Zum Aperitif ein irischer Whiskey, den Herr Kaltmamsell im Kaufhof am Marienplatz entdeckt hatte und der uns an unsere Wanderung des Wicklow Ways vor drei Jahren erinnerte: Glendalough Whiskey.

Ich kenne mich mit Whisk(e)y überhaupt nicht aus, der schmeckte mir. (Sehr aufwändiger – und vorhersehbarer – Marketing-Film der Destillerie, da denkt jemand groß. Und begründet einen Pilgerort für all die verlachten Kevins dieser Welt?)

Abendessen war auf meinen Wunsch nochmal Lieblingsessen (eines von vielen) Grü Soß.

Nachtisch Osterschokolade.

Twitter war wieder erreichbar, ich las meine Timeline seit dem Morgen hinterher.