Archiv für April 2021

Journal Karfreitag, 2. April 2021 – Drosten-Podcast, Film Blaues Licht

Samstag, 3. April 2021

Gemischte Nacht. Aber ein Schlafabschnitt war fast vier Stunden lang.

Nach Kaffee, Bloggen, Wäschewaschen suchte ich bei Fitnessblender ein heimisches Cardiotraining ohne lärmenden Crosstrainer – auf dieser Plattform vergeblich (möglicherweise weil ich als Mindestdauer 45 Minuten eingegeben hatte, aber da ich meinen Puls langsam hochbringen muss, sonst roter Kopf und Atemnot, fängt der Cardioteil bei mir erst nach 20 Minuten richtig an). Ich entschied mich dann doch für eine bekannte Folge Fitnessblender-Rundumtraining, die ich zuletzt wohl vor anderthalb Jahren geschafft hatte (bevor mich die kaputte Hüfte an dem Spaß hinderte). Und stellte zu meiner Überraschung und Freude fest: Das ging wieder! Alles! Auch Squats und (langsame) Ausfallschritte! Sogar die Liegestütz, wenn auch auf Knien (die regelmäßige Yoga-Abfolge Bankstütz – langsam herablassen zu Kobra hatte mich gut darauf vorbereitet)! Das Ganze strengte mich ordentlich an, inklusive Warm-up und Dehnen kam ich auf eine gute Stunde Training.

Frühstück: Erster Gang war ein Rest Grü Soß mit kalten Salzkartoffeln, zweiter Gang Colomba pasquale.

Nach grauem Morgen war der Tag doch noch sonnig und mild geworden, es konnten viele Fenster offen stehen. Mit Blick in die knospenden Bäume ringsum saß ich in einem Sessel und las die Feiertagsausgabe Süddeutsche.

Gebügelt, dabei die vielfach empfohlene aktuelle Folge NDR-Corona-Podcast angehört:
“Drosten: Ohne Lockdown geht es wohl nicht”.

Die gute Stunde Gespräch war genau so großartig wie empfohlen. Am Anfang beantwortet Christian Drosten die Frage nach seiner Einschätzung der Indien-Mutante zwar so sorgfältig, dass ich kein Wort verstand (und mich an seiner Schlussfolgerung festhielt) – wahrscheinlich musste man dafür Vorgänger-Folgen kennen. Aber dann ging es ausführlich um die fünf zentralen Mechanismen von Fehlinformationen/Wissenschaftsleugnung: Pseudoexperten, Logikfehler, unerfüllbare Erwartungen, Rosinen-Pickerei, Verschwörungs-Mythen – PLURV abgekürzt, hier eine Kurzerklärung. Drosten führt für alle aktuelle Beispiele an – mal wieder druckreif. Alternativ zum Hören gibt es hier das Transkript der Folge zum Nachlesen.

In weiterhin angenehmer Sonne säuberte ich den Küchenbalkon und holte die alten Balkonmöbel aus dem Keller geholt – ein Glück, dass wir sie vergangenes Jahre nach Einzug der neuen, edlen Balkonmöbel nicht gleich weggegeben hatten.

Nachmittagssnack: Torrijas und mehr Colomba.

Dann folgte ich endlich einer weiteren Empfehlung, nämlich der des Street-Art-affinen Neffen 1, und schaute den Film Blaues Licht an, ein Werk des Künstlerkollektivs Rocco und seine Brüder, das 2019 ins Kino kam (Link führt zu Vimeo, der Film ist frei verfügbar). Auch den empfehle ich hiermit weiter, die Mischung aus Dokumentarfilm, Spielfilm in Dokumentarfilm-Anmutung (“Mockumentary”), Theater mit seinen typischen Erzähltechniken und bildender Kunst gefiel mir ganz ausgezeichnet.

Fürs Abendessen sorgte ich: Aus den Roten Beten des Ernteanteils wurde Gratin mit Schafskäse und Minze, dazu ebenfalls aus Ernteanteil Postelein-Salat. Nachtisch Schololade.

Journal Gründonnerstag, 1. April 2021 – Frühsommerspaziergang und Gründonnerstagkulinarik

Freitag, 2. April 2021

Gut geschlafen, davon einmal fast vier Stunden am Stück, beim Zwischenaufwachen schien mir der Mond ins Gesicht und ich fand das sensationell. Entspanntes Aufstehen, weil FREI!

Draußen war ein letzter strahlender Frühlingstag angekündigt mit Wärme deutlich über 20 Grad – und so geschah es. Meine Freude über die Frühsommersonne war ein wenig getrübt, weil ich die Fenster nicht lange offenlassen konnte: Der Baustellenlärm (Erneuerung Fernwärmeleitungen vorm Haus) war zu laut.

Eigentlich hatte ich den Tag frei genommen, um zusammen mit Herrn Kaltmamsell beim Umzug aussortiertes Zeugs (von viel alter Technik, meist kaputt, bis Farbreste und Renovierungsmaterial vom Einzug vor 21 Jahren) zum Wertstoffhof zu bringen – doch der Herr hatte das bereits in den Tagen davor mit mehreren Straßenbahnfahrten allein erledigt. (Wie bisher immer schon, dabei sehe ich das wirklich nicht als seine Aufgabe an.)

Ich schritt zum nächsten Ostergebäck: Spanische Torrijas.

Die neue Küche eignet sich hervorragend für eine Produktionsstraße: Aufgeschnittenes Brot, gesüßte und aromatisierte Milch, mit Eigelb vermischter Eischnee, Pfanne mit viel Fett, Reine, Zucker und Zimt zum Drüberstreuen.

Mit dem neuen Herd, Induktion, hatte ich allerdings noch ein bisschen Schwierigkeiten, weil die Pfanne nicht auf der ganzen Fläche gleichmäßig erhitzt wurde: Ein paar Torrijas wurden sehr dunkel – eine konnte man nicht anders als verbrannt nennen, ich sortierte sie aus. (Gegessen hat sie Herr Kaltmamsell, der Verbranntes gerne einfach “knusprig” nennt.)

Selbst hatte ich gar keinen Appetit darauf, aber ich freute mich jedesmal, wenn ich in die Küche kam, an dem Duft: eindeutig kurz vor Ostern.

Für letzte Einkäufe ging ich nochmal los, in kurzen Ärmeln: Mehl im Hofbräuhaus-Mühlenladen, in der dazugehörigen Bäckerei Frühstückssemmeln, in einem Supermarkt Milch bis einschließlich Dienstag. Die Innenstadt war erträglich voll, mehr als 90 Prozent hielten sich an die Maskenpflicht. (München hat am Mittwoch die 100er-Inzidenz gerissen, das blieb gestern so, da die Infektionszahlen weiter stiegen.)

Daheim gab’s zum Frühstück Semmeln und eine Orange. Ich hatte mir ein Milchhörnchen mitgebracht: Zwar wusste ich, dass ich die in meiner Kindheit immer enttäuschend fand, wollte die Erinnerung aber auffrischen. Es ist halt recht trocken, hat aber viel Aroma.

Nachdem ich die Zusammenstellung der Lieblingstweets für März nachgeholt hatte, nutzte ich endlich das herrliche Wetter: Ich wollte an der nördlichen Münchner Isar meine frühere Laufstrecke entlang spazieren. Dafür stieg ich zum ersten Mal seit Hüft-OP Anfang Oktober wieder aufs Rad. Fühlte sich nur bei den ersten Tritten komisch an, dann war’s wie Radlfahren: verlernt man nicht.

Mittlerweile hat sich ja eine Unterstellmöglichkeit gefunden: Nachbarn hatten dafür gesorgt, dass ein kleiner Betriebsraum, vom Müllhäuschen aus zugänglich, zum Abstellen genutzt werden darf, jetzt haben wir einen Schlüssel dazu. Das ist deutlich bequemer als ein Hochtragen in den dritten Stock (der aktuelle Mietvertrag untersagt das Abstellen von Fahrrädern in der Wohnung, verpflichtet zum Abstellen im Fahrradkeller – den es halt nicht gibt).

Die Radwege waren sehr belebt, ich fuhr lieber langsam und vorsichtig statt auf Tempo (Radeln nach Hüft-OP ist ja deshalb im Stadtverkehr riskant, weil man abrupt abspringen müssen könnte). Unterwegs stieg ich kurz ab, um dieses Foto aufzunehmen.

Maximilianswerk mit Zulauf des Auer Mühlbachs.

Ich stellte mein Rad an der Luitpoldbrücke ab, bat den Friedensengel, ein Auge darauf zu behalten, und marschierte los. Anderthalb wundervolle Stunden mit Bewegung in kurzen Ärmeln, mit einer Brise voll Frühlingsdüften, Wassergeräuschen (die Isar hatte Normalstand), Vögeln, nicht allzu vielen Menschen – allein dafür hatte sich der Urlaubstag gelohnt.

Beim Heimkommen sah ich, dass die Kastanien vorm Haus Pfötchen geben.

Die dunklen Wolken wurden immer mehr, es gab sogar ein kurzes Gewitter.

Mit dem Abendessen rundete Herr Kaltmamsell den Gründonnerstag kulinarisch ab:

Grie Soß. Zum Nachtisch hatte ich dann doch Lust auf Torrijas.

Der Herr war abends mit Freunden zu einem Online-Treffen verabredet, ich las Internet und Buch.

Lieblingstweets März 2021

Donnerstag, 1. April 2021

Mit Verspätung, bitte um Entschuldigung.

Damals dachte ich: Bester Tweet des Monats. Jetzt denke ich: Bringt Laschet nicht auf noch dümmere Ideen.

Journal Mittwoch, 31. März 2021 – Frühling mit aller Wucht, Start in die Osterferien

Donnerstag, 1. April 2021

Gemischte Nacht, vor dem Weckerklingeln benommen aufgewacht.

Herrlich sonniger Frühlingsmorgen.

Frühlingsausbruch auf dem Heimeranplatz.

Vormittags ergaben sich zwei Gelegenheiten, beruflich das Büro zu verlassen: Herrlichste Frühlingslüfte, Sonnenschein. Mönchsgrasmücken hörte ich erst, bevor ich drei in einem kahlen Baum über mir sah.

Mittags gab es die letzte (sehr gute) Avocado der zweiten Lieferung, dazu eine Breze, danach noch eine Orange. Nachmittags eine Birne. Übergaben, letzte Absprachen – FERIEN! (Na ja, bis Dienstag halt.)

Wegen großen Back- und Kochvorhaben und dem Plan von Quarantäne-Tagen hatten wir uns die lange Einkaufsliste aufgeteilt – doch Herr Kaltmamsell hatte sie bis zu meinem Feierabend so gründlich leerbesorgt, dass mir auf dem Heimweg nur Kuchendeko und Spezialmehle blieben.

Mehr Frühling am Bavariaring.

Daheim gab es erst eine eher gemütliche Runde Yoga, dann Wodka Ananas: Ich hatte im Supermarkt Lust darauf bekommen und Ananassaft mitgebracht. Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Ofen-Auberginen mit Miso (eventuell zu viel Paste) und Reis.

Nachtisch war das nächste Kapitel Ostergebäck, italienische Colomba pasquale vom Eataly.

Sie duftete schon beim Öffnen verdächtig wie Panettone, schmeckte dann auch so – aber hey, Panettone ist super.

Wir sahen die letzten beiden Folgen Good Omens: Ich fand die Mini-Serie unterhaltsam, vermisste aber die laute Originalität des Romans. Während in der Vorlage sehr schön herausgearbeitet war (unter anderem mit einer dominanten allwissenden Erzählstimme), wie schwer Gut und Böse abzugrenzen sind und dass der scheinbar offensichtliche Einfluss des Teufels dann doch schlichtes menschliches Versagen ist, schien der Gegensatz in der Verfilmung eher zwischen Bürokratie (teuflisch oder himmlisch) und menschlich liebenswertem Gewurschtel zu bestehen. Andererseits gefiel mir, wie anhand des jungen Antichristen dargestellt wurde, dass Superschurkentum ganz schön einsam macht und dass man sich das gut überlegen sollte.

Im Bett fiel mir ein, dass ich die Lieblingstweets für März vergessen hatte. Werde ich halt nachholen.