Journal Mittwoch, 5. Mai 2021 – Feierabend-Highlight Supermarkt

Donnerstag, 6. Mai 2021 um 6:38

Mittelgute Nacht, ich bekam genügend Schlaf.

Zu Regen aufgewacht, es blieb ein regnerischer Tag – aber für uns Bäuerinnen (Genossenschaftsgärtnerinnen) mit zu wenig Regen. Der Weg in die Arbeit war genau die eklige Mischung aus Kälte, Regen und Wind, für die ich als Lohn zumindest ordentlich Wasser auf die Beete haben möchte.

Mittags eine Breze, Quark mit Orange (mag ich derzeit besonders gerne: in eine Schüssel das Töpfchen halbfetten Quark stürzen, drüber die leicht angesuppten Stücke zweier supersüßer und saftiger Spätorangen, die ich vorgeschnitten im Schraubglas dabei habe – hat was von Käsesahnetorte).

Schon seit dem Vortag freute ich mich auf den geplanten Einkaufsabstecher in den Supermarkt. Mich hatte nämlich ungeheure Lust auf abgepackte Vollkornbrotscheiben mit dick Butter ergriffen, und dieses Vollkornbrot wollte ich kaufen (plus ein paar weiterer Lebensmittel, wenn ich schon da war). Kennengelernt hatte ich dieses Vollkornbrot in Kindheit und Jugend durch die Brigitte-Diät, und wie bei einigen Lebensmitteln, die viele Jahre auf dem Diätplan standen, dauerte es lange, bis ich, von den Diätfesseln befreit, herausfand, was davon mir eigentlich schmeckte und was nicht. Magerquark: bäh; Salat und rohes Gemüse: köstlich; Knäckebrot: echt nicht; Vollkornbrot und Pumpernickel: großartig – aber bitte nicht Brigitte-Diät-kaloriensparend mit Tomatenmark bestrichen, sondern mit Messerrücken-dick Butter. Hatte ich seit Jahrzehnten nicht mehr gekauft, zuletzt in der Rehaklinik gegessen und davor bei den Oldenburger Freundinnen, wo es herrlich malzig-schwarzen, säuerlichen Pumpernickel auf dem Markt gibt.
Zudem kaufe ich ohnehin besonders gerne Lebensmittel ein, praktisch überall – ich freute mich also auf ein ganz besonderes Highlight nach Feierabend. (Hey, ich war seit fast acht Monaten nicht mehr auswärts Essen oder Trinken, das muss dafür herhalten!) Im Edeka auf der Theresienhöhe entschied ich mich im großen Angebot für Pumpernickelscheiben.

Beim Heimkommen musste ich leise sein: Herr Kaltmamsell hatte Elternsprechtag. Im Wohnzimmer machte ich leise eine gute halbe Stunde Yoga (ok) und lauschte nebenher: In der Lehrerrolle habe ich Herrn Kaltmamsell ja schon von den Kulissen aus erlebt (nicht beim eigentlichen Unterrichten, sondern auf Schulveranstaltungen) und mich über die komplette Persönlichkeitsveränderung amüsiert (-> Greatest Showman), jetzt hörte ich einen erwachsen souveränen und aufmerksamen Gesprächsführer (der sonst von sich behauptet, er könne nicht mal Smalltalk).

Zum Nachtmahl holte ich Pizza aus einer neuen Quelle: Mit anderthalb Jahren Verzögerung hatte vor ein paar Wochen das Strada del Goethe aufgemacht, an der Ankündigung war ich zwei Jahre lang auf dem Weg zum Bahnhof vorbei gelaufen.

Für mich Pizza Napoletana (mit zu vielen Sardellen, deshalb zu salzig).

Herr Kaltmamsell hatte Capricciosa.

Ja, ich habe meine ganz geschafft (recht gut, aber der Rand war zu breit, bei aller hohen Teigqualität), war dann aber so voll, dass ich danach keine Süßigkeiten mehr geschafft habe (Diättrick?).

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Meks Tagebuch hinterher gelesen:

Wie Liebe aussehen kann.

Vom Texten mit Posthörnern und Hüftschwung (letzter Absatz).

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Nachtrag: Ach für andere war gestern der Supermarktbesuch ein Highlight, bitte lesen Sie bei Anne Schüssler.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 5. Mai 2021 – Feierabend-Highlight Supermarkt“

  1. Hauptschulblues meint:

    Die Persönlichkeitsveränderung von Menschen, die im Bereich Schule arbeiten, ist der Professionalität geschuldet.
    Gesprächsführung ist ein schwieriges Feld; Herr K. beherrscht sie empathisch.

  2. Madame Graphisme meint:

    Ach, die Brigitte-Diät …
    Damit wurde ich als moppliger Teenager zum übergewichtigen Teenager gefüttert, weil tausend Kalorien mit vierzehn eben so einen Heißhunger-Backlash erzeugen (kombiniert mit dem gutgemeinten Fatshaming der Verwandtschaft), dass man danach heimlich Kakaopulver mit dem Löffel isst, nur um die Bauchschmerzen vor Hunger loszuwerden.
    Es dauerte dann noch viele Jahre, bis ich gemerkt habe, wie wenig mir dieses “5 kleine Mahlzeiten am Tag” liegt und ich nun endlich gesund, schlank (nicht synonym aber macht das Leben für mich viel leichter) und mit zwei Mahlzeiten erst spät am Tag mit meinen Essgewohnheiten zufrieden bin.
    Ich kann seitdem auch kein Knäckebrot mehr sehen, liebe aber Magerquark! :D
    Und immerhin weiß ich seitdem, dass Fenchel mein Endgegner ist.

  3. Sabine Kerschbaumer meint:

    Ich kann Hauptschulblues nur zustimmen – ich bin auch mit so einer “Persönlichkeitsveränderung” verheiratet. Mein überaus gesprächiger, temperamentvoller Mann wird dann zum souveränen Zuhörer, der höchst überlegt und gezielt spricht.

    Eltern sind in Hauptschulen aber sowieso ein schwieriger Part (in anderen vermutlich auch, allerdings dürfte das “schwierig” anders gelagert sein.)

    Spätorangen mit Quark sind auch hier ein Highlight. Dank Ihnen sind wir große Crowdfarming-Fans geworden.

  4. die Kaltmamsell meint:

    Bei mir, Madame Graphisme waren es heimlich löffelweise Marmelade aus dem Küchenschrank und Dosenmilch – und in der Schulpause Tausch meiner rohen Gemüsestifte gegen die ordentlichen Brote der Mitschülerinnen.

  5. Croco meint:

    Was bin ich froh, dass meine Mutter zwar der Meinung war, dass wir viel zu dick seien (waren wir nicht), uns aber trotzdem Knödel machte. 13 Stück hat meine Schwester einmal geschafft. Das Jogurt gab es dazu, weil sie gehörte hatte, dass das schlank macht.
    Herr croco wundert sich auch immer, wie ich mich im schulischen Bereich verhalte.
    Zuhause mag ich nicht ans Telefon, stelle mich aber in der Aula auf die Bühne und rede zu Hundertschaften.

  6. lihabiboun meint:

    … manufactum hat auch sehr sehr guten Pumpernickel. Und: Sie haben völlig Recht, die Butter muss hier die gleiche Dicke haben wie die Brotscheibe ….

    :-))))

  7. Nina meint:

    Ich liebe ja Roggen-Knäckebrot, dick mit Avocado oder Camembert, hmmm.

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