Journal Samstag, 15. Mai 2021 – Abenteuer Okonomiyaki
Sonntag, 16. Mai 2021 um 8:20Nach unruhiger Nacht müde aufgewacht. Der Himmel zeigte ein lässiges Mittelgrau – egal, ein freier Tag, auf den ich mich freute.
Sportprogramm war gestern Krafttraining für Oberkörper und Rumpf, ich bemerkte eine leichte Leistungssteigerung.
Wöchentlicher Corona-Schnelltest in der Sendlinger Straße. Diesmal nutzte ich die Online-Anmeldung per Smartphone über QR-Code, da ich dann zum einen nicht 15 Minuten auf das Ergebnis warten musste, weil es per E-Mail zugeschickt wird, ich zum anderen die Angaben für die Tests in den nächsten Wochen gleich weiternutzen kann. Plan ist, bis zur vollen Immunisierung zwei Wochen nach zweiter Impfung den wöchentlichen Testrhythmus beizubehalten.
Die Hasenglöckchen bei St. Matthäus sind erblüht – mein Balkonexemplar hat irgendwas in den vergangenen Monaten verübelt und kommt über drei Zentimeter grüne Spitzen nicht hinaus.
Auf dieser Runde besorgte ich nochmal zwei Schalen Erdbeeren am Standl Rosenstraße, diesmal waren sie aus Griechenland. Daheim putzte und schnitt ich sie, ließ sie mit ein wenig Zucker safteln, während ich die zweite Runde ging: Espressokauf in der Maxvorstadt. Dabei erlebte ich wieder den Verkehrsalbtraum Augustenstraße – wie viel Platz für Fuß- und Radelverkehr gewonnen wäre, wenn statt beider nur eine Straßenseite für ungenutzte, also parkende Autos reserviert wäre! Langsam scheint aber immer mehr Menschen der Irrsinn bewusst zu werden, wie viel kostbarer öffentlicher Raum in den Städten für das Herumstehen von riesigen Metallschachteln in Privatbesitz verstellt wird, vielleicht erlebe ich noch die Auswirkungen eines auch politischen Umdenkens, der die Straßen in Innenstädten wieder zu Lebensraum macht.
Der Himmel war gemischtwolkig, jeder Sonnenstrahl brachte große Wärme, jede dunkle Wolke Kälte. Das Apothekenthermometer zeigte mittags 16,5 Grad an. Außentische von Restaurants, Kneipen und Cafés waren gut belegt (ich warte noch, bis die Inzidenz niedrig genug für das Wegfallen der umständlichen Auflage ist, dass zusammensitzende Menschen aus verschiedenen Haushalten tagesaktuelle negative Testergebnisse vorweisen müssen).
Zum Frühstück aß ich Sauerteig-Cracker und große Mengen Erdbeeren mit Sahne.
Gemütlicher Nachmittag mit Internetlesen und Zeitunglesen, ich hatte sogar genug Muße, ein wenig zu flicken und zu nähen (Knöpfe, eine abgefallene Applikation). Nachmittagssnack waren Zitronenschnecken aus der Gefriere.
Fast lustig: Abends erreichte mich eine erneute Absage meines Friseurs wegen Erkrankung. Bei aller Loyalität, uns verbindet ja deutlich mehr als das Haareschneiden: Nach sieben Monaten will ich dringend aus diesem Gewurschtel raus. Jetzt holte ich mir online den nächstmöglichen Termin im Haareschneide-Salon, den Herrn Kaltmamsell frequentiert, das klappte sogar für den ursprünglich angepeilten Dienstag. Meinen langjährigen und allzeit bewährten Friseur bat ich um einen Folgetermin nach Feierabend in zwei Monaten.
Gestern Abend endete das dreitägige Alkohol-Moratorium nach Impf: Es gab Maibowle. Den Waldmeister dafür hatte Herr Kaltmamsell am Freitag am Viktualienmarkt im Topf besorgt, als Weißwein verwendete ich wenig intensiven spanischen Verdejo, den Asti Spumante zum Aufgießen hatte Herr Kaltmamsell suchen müssen, er ist arg aus der Mode gefallen (es gab ihn im Rewe an der Sendlinger Straße).
Ausgesprochen köstlich, das mit der Waldmeister-Aromatisierung funktioniert wirklich.
Fürs Nachtmahl hatte sich Herr Kaltmamsell ausgetobt und japanische Okonomiyaki ausprobiert, nach einem “How to make the perfekt”-Rezept im Guardian. Der Kohl dafür kam aus Ernteanteil.
Mit chinesischer (kantonesischer) Wurst.
Mit Bacon. Schmeckte sehr gut (Wurst und Speck hätte es eigentlich nicht gebraucht), das Interessanteste am Gericht aber war die Textur: Herr Kaltmamsell hatte im Asia-Supermarkt unterm Stachus die japanische Gebirgs-Jams Yamaimo bekommen, die in den Teig gerieben wird, was in einem zähen Brei resultiert und für Zusammenhalt sorgt. (Es gab sie nur als Halbmeter-großes Stück, er hat also genügend Material für weitere Küchenexperimente, auf die ich sehr gespannt bin.) Ebenfalls interessant: Die Waldmeisterbowle passte hervorragend zum Gericht.
Im Fernsehen ließen wir die Dalli-Dalli-Jubiläumsshow laufen und tauschten Erinnerungen an die Sendung zu Kindertagen aus – die hatten wir beide gesehen.
Das war ein sehr schöner Tag.
§
Auch die Schweiz impft, und zum Glück haben wir dort ein bayerisches Korrespondentenpaar, das persönliche Erfahrungen berichtet.
“150521 Ümpf”.
6 Kommentare zu „Journal Samstag, 15. Mai 2021 – Abenteuer Okonomiyaki“
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16. Mai 2021 um 9:25
Adele Brand hat sehr schön über die englischen Bluebells geschrieben und gleich einen Fuchs dazu geknipst.
https://adelebrandblog.com/2021/05/10/ground-blue/
16. Mai 2021 um 10:24
Schön wäre es wenn es in allen Straßen in München überhaupt für Fußgänger noch Platz gäbe. Ich kenne einige Gegenden mit alter Reihenhausbebauung da muß ich als Fußgängerin ständig auf die Straße ausweichen.
Die Bewohner dort haben sich immer breitere Autos gekauft und parken dann bis 30cm vor dem Gartenzaun auf dem Gehweg. Jemand mit Rollator oder Kinderwagen ist von den Herrschaften mit dickem Auto nicht eingeplant.
16. Mai 2021 um 13:18
Ja, diese Selbstverständlichkeit, seinen Panzer jederzeit im öffentlichen Raum stehen lassen zu können. Für umme. Meine Wahlheimat brüstet sich ja damit, dass sie grüne (!) Schilder aufhängen, die auf den Mindestabstand beim Überholen von Radfahrer:innen hinweisen…
16. Mai 2021 um 15:26
Liebe Frau Kaltmamsell,
darf ich fragen, wo genau Sie Ihren Espresso immer kaufen?
Vielen Dank!
16. Mai 2021 um 15:29
Gerne, Claudia: In letzter Zeit in der San Lucas Kaffeewirtschaft in der Augustenstraße, ich kann aber auch delmocca in der Clemensstraße empfehlen.
16. Mai 2021 um 16:57
Wenn Herr Kaltmamsell das Töpchen mit dem Waldmeister noch hat, die Wurzeln zu den Hasenglöckchen! Waldmeister ist immergrün und blüht weiß, das sieht sehr schön zu den Hasenglöckchen aus. Das weiß ich aus dem eigenen Garten, jedes Jahr wieder toll.