Journal Sonntag, 9. Mai 2021 – Silberhochzeit verpasst

Montag, 10. Mai 2021 um 6:24

Mittel geschlafen, aber ich konnte ja ausschlafen.
Draußen der angekündigte Sommertag – perfekt durch das Eintreffen der Mauersegler: Erst hörte ich das Schrillen, stürzte sofort auf den Balkon – da glänzten sie silbern im Sonnenlicht am Himmel.

Ich buk die Zitronenschnecken: Nach den 35 Minuten regulärer Backzeit mit Alufolie abgedeckt nochmal zehn – perfektes Ergebnis.

Erst aber noch eine Runde Sport (das Ab Blasting Interval Workout kann ich jetzt also auch wieder, allerdings noch mit deutlich mehr Anstrengung als vor zwei Jahren) mit sensationeller Aussicht.

Aussicht beim Warm-up.

Aussicht bei der Gymnastik.

Dann präparierte ich den Balkon für den Sommer-am-Balkon-Nachmittag: Empörenderweise hatten sich die Bäume durch den neuen Teppich nicht davon abhalten lassen, Teile auf den Balkon zu schleudern; ich saugte gründlich und schrubbte Vogelkot weg.

Ausführliches Duschen und Körperpflege (haben Sie gestern auch dieses vielstimmige Plopp-plopp-plopp-plopp-plopp vernommen? Das waren zehntausende Selbstbräuner-Flaschen, die in Süddeutschland geöffnet wurden.). Zum Frühstück gab es erst mal Vollkornbrot mit Butter, weil ich schon wieder so große Lust drauf hatte (ich glaube, mein Vergnügen an saurem Brotgeschmack kommt von solchem Vollkornbrot), dann aber zwei Zitronenschnecken – köstlich.

Über meiner Wochenend-Zeitung wurde ich von den geballten Kohlenhydraten und der Wärme sehr müde – ich legte mich zu einer Siesta hin. Später am Nachmittag bekam ich doch Lust auf einen Spaziergang: Ich ging im Sommerkleid um Theresienwiese und Bavariapark.

Zum Abendessen hatte Herr Kaltmamsell aus der letzten Lieferung Ernteanteil-Kartoffeln der Saison spanische Tortilla gebraten; ich machte dazu aus dem ersten neuen Kohlrabi der Saison einen Salat mit Zitronensaft und Joghurt.

In der Abenddämmerung erfolgreich nach Fledermäusen Ausschau gehalten.

Wir hatten dann doch unsere Silberhochzeit verpasst: Ich habe Jahr und Monat im Kopf, aber nicht den Tag. Als ich gestern Herrn Kaltmamsell fragte, musste auch er nachsehen: Es wäre der Donnerstag gewesen. Nicht schlimm, der Rosentag hat für uns deutlich mehr Bedeutung, eine Hochzeit hatte es eh nicht gegeben. 2004, als ich die Geschichte bloggte, war ich ja noch anonym unterwegs. Hole ich jetzt also Fotos zur Geschichte nach:

6. Mai 1996 (ab jetzt kann ich das Datum hier nachschlagen): Frühstück im Augsburger PowWow (damals noch an der Heilig-Kreuz-Straße Ecke Klinkertorstraße) mit den zu diesem Zeitpunkt noch ahnungslosen Trauzeug*innen. Ich bin sehr froh, dass ich dadurch ein Foto von diesem Lokal habe, das wohl von allen meiner Studienzeit am wichtigsten war (die Cocktails! das Frühstück! die Musik – an der ich feststellte, dass ich den Anschluss verpasst hatte, weil es mir schien, als spielte über Stunden dasselbe Lied).

Nach Unterschrift vorm Augsburger Standesamt (ich war extra ein bisschen in die Knie gegangen, um die angemessen kleinere Statur der Dame auf dem Relief zu imitieren).

Auf dem Herkulesbrunnen auf der Maximilianstraße.

Menschen sind verschieden, andere nehmen diesen Verwaltungsakt als Gelegenheit, ihre Partnerschaft größtmöglich zu feiern, wieder andere wünschen sich den Segen ihres Gottes für die Beziehung. Meine Glückwünsche sind dann ehrlich und basieren auf dem Vertrauen, dass es auch unabhängig davon Verbindendes gibt. Bei Menschen, die mir am Herzen liegen, feiere ich inzwischen auch gerne mit: Wenn ihnen das etwas bedeutet, bedeutet wiederum das mir etwas.
Während für mich halt im Vordergrund die zahlreichen Einsichten in diesem wunderbaren Interview mit der erfahrenen Scheidungsanwältin Helene Klaar stehen:
“‘Im Gesetz steht von Liebe kein Wort'”.

§

Ein Corona-Impftag aus der Perspektive einer gut organisieren Hausärztin – kein Spaß, langer Twitter-Thread.

die Kaltmamsell

15 Kommentare zu „Journal Sonntag, 9. Mai 2021 – Silberhochzeit verpasst“

  1. Britta Noack meint:

    Was bin ich froh, endlich jemanden zu finden, der ebenso geheiratet hat wie ich!
    Bei uns war der Ort des Geschehens allerdings das Rathaus in Las Vegas (als einzige kostenlose Institution in dieser Stadt). Wir hatten drei Stunden Zeit vor dem Rückflug nach Deutschland, die wollten wir sinnvoll nutzen. Das Hochzeitsessen war ein Pappbecher Kaffee in einem Schnellimbiss und die Trauzeugen haben wir auf der Straße angequatscht.
    Auch bei uns war der Grund, dass Lehrer in verheiratetem Zustand mehr Geld bekommen. Außerdem konnte ich ihm so entspannt hinterher ziehen – und Arbeitslosengeld trotz eigener Kündigung bekommen!

    Eine Party gab es bei uns allerdings doch – die Umzugsparty, bei der wir um Mitternacht die Urkunde herumreichten. Da die aber sehr fragwürdig verschnörkelt aussieht, gibt es bis heute Freunde, die uns den Akt nicht glauben.

  2. Nina meint:

    Sie sehen so glücklich aus. Wie schön, dass sich dieser Tag auch 25 Jahre später noch als richtige Entscheidung herausgestellt hat. Herzlichen Glückwunsch zum Hochzeitstag!

  3. Monika meint:

    Ihre Fotos erinnern mich an meine eigene Hochzeit. Vor dem Standesamt hatten wir ein kleines Sektfrühstück mit den Trauzeugen bei uns in der Wohnung. Nach dem Standesamt flanierten wir durch die Stadt und später gab es selbstgemachte Pizza. Wir waren jung und hatten keine Lust auf eine Hochzeit mit vielen Gästen. Davon hatten wir schon die eine oder andere miterlebt. Bauernhochzeit oder Schickimicki in einem Szenelokal oder ganz konventionell mit Familie. Teils nett, teils verkrampft, manche mit nur halb unterdrücktem Drama. Unsere Eltern waren auch nicht beleidigt. Eine Freundin: so könnte ich nie heiraten. Nach zwei Ehen und zwei pompösen Hochzeiten, lebt sie inzwischen allein. Scheidungen sind auch eher die Regel, als die Ausnahme. Insofern: Gratulation zu den 25 Jahren.

  4. Simone meint:

    Wie Sie gestrahlt haben, glücklicher hätten Sie bestimmt auch als Sahnebaiser-Braut nicht aussehen können. Und dass die Verbindung bis heute hält, ist ganz wunderbar. Herzlichen Glückwunsch, auf die nächsten 25!

  5. lihabiboun meint:

    Helene Klaar ist super. So wunderbar trocken und realistisch …. und danke für den Impfthread.

  6. Frau Irgendwas ist immer meint:

    Glückwunsch!
    Wenn Sie heute noch so gerne an diesen Tag zurückdenken (und noch immer zusammen sind) haben Sie doch alles richtig gemacht!
    Sind ihre Trauzeugen noch immer im Freundeskreis? Ihre Geschichte dieses Tages wäre sicher auch schön zu hören.

  7. Sandra meint:

    Hachz….
    Glückwunsch nachträglich!
    Hier war es die Beste Freundin von der dann eine Uli Stein Karte im Briefkasten lag.
    Genauso kann es lange Jahre gut gehen.
    2 der Sahnebaiserbräute unsere Zeit waren nach kürzester Zeit geschieden…
    Ich war bei unserer Hochzeit very pregnant und das löst heute noch Begeisterung beim Kind aus:
    “ICh habe das nur wegen des schöneren Nachnamens gemacht ;-)”
    Dieses Jahr sind es 30 Jahre….
    Läuft :-)
    Liebe Grüsse aus dem Ruhrgebiet
    von Sandra

  8. Croco meint:

    Herzlichen Glückwunsch zur Silberhochzeit.
    Was sind das für zwei glückliche Mensche auf den Bildern.
    Möge Ihr Euch weiterhin so mögen, dass Ihr die Dame aus dem Artikel nicht kennen lernen müsst.

    Die Anwältin ist ja toll! So ist es halt, man macht sich Illusionen und passt nicht auf auf’s Geld und den Beruf.

  9. Joël meint:

    Glückwunsch!
    Es tut gut zu sehen, dass es Paare gibt die 25 Jahre zusammen sind.
    Gerade in dieser Pandemie Zeit hat es (zumindest in meinem Umfeld) sehr viele Beziehungen zerschossen.

    Ich werde heute Abend ein Glas auf euch beide trinken.

  10. Thea meint:

    Herzlichen Glückwunsch und weiterhin alles Gute. Soviel Glück und Freude in den Gesichtern.

  11. Apfelphi meint:

    Herzlichen Glückwunsch!
    Meine Eltern konnten in der DDR sogar ohne Trauzeugen heiraten. Das machten sie vor einem länger geplanten Urlaub und schickten dann nur ein Telegram an die Eltern “Wir haben heute unser Verhältnis legalisiert”.
    Die große Feier gab es dann zur Silberhochzeit, als auch der Westteil der Freunde und Familie teilnehmen konnte.

  12. Gaga Nielsen meint:

    Wenn ich so reflektiere, wieviele Paare mir aus meiner Generation (+/- 10 Jahre) persönlich bekannt sind, die auf so eine lange Verbindung zurückblicken können, ist die Bilanz ausgesprochen mäßig. Ich muss erst mal sehr lange überlegen und dann fallen mir gerade mal zweieinhalb Paare aus dem erweiterten Bekanntenkreis ein. Im näheren Freundeskreis in Berlin kein einziges. Also: das ist ein seltenes Glück, aber das wisst Ihr glaube ich auch und pflegt es auch, wie man sieht!

    In welchem Maß ein glückliches Strahlen Schönheit maximiert, kann man auch wunderbar sehen. Ich finde die Frisur ja auch sehr apart, diese kinnlangen, dunklen Haare, toll!

  13. Ella meint:

    Was für eine schöne Geschichte und was für eine schöne, glückliche Braut.

  14. Elisabeth meint:

    Herzlichen Glückwunsch, mögen die nächsten 25 Jahre genauso bereichernd und glücklich sein!

    Wenn ich mir Ihre wunderschönen Fotos ansehe, mache ich langsam meinen Frieden damit, die “große” Hochzeitsfeier coronabedingt ein zweites Mal abgesagt zu haben. Letztlich wäre es hauptsächlich eine Konvention für die Gäste gewesen und wir hätten in diesem Hoppladihopp-Schuljahr gar nicht die Nerven gehabt, längerfristig auch noch eine Privatveranstaltung zu planen.

    Danke:-)!

  15. tine meint:

    Herzlichen Glückwunsch!
    Sie sehen so fröhlich und glücklich aus!
    Möge es lange so bleiben.

    Wir sind hier auch schon zwanzig Jahre zusammen, und das ganz ohne Heirat und mit zwanzig Jahre Fernbeziehung.

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.