Archiv für Mai 2021

Journal Montag, 17. Mai 2021 – Rosengarten und Tierpark Hellabrunn

Dienstag, 18. Mai 2021

Trotz Urlaub früh aufgestanden, um Herrn Kaltmamsell (der ja keinen Urlaub hat) Milchkaffee machen zu können. Er musste früh in die Schule (ab sofort unterrichtet er im sogenannten Wechselunterricht halbe Klassen vor Ort, die andere Hälfte wird mit Arbeitsaufträgen für daheim versorgt). Für nach seinem Unterricht waren wir nachmittags im Tierpark Hellabrunn verabredet: Ich hatte dann doch zu den Blanko-Tickets im Tierpark-Shop einen Tages-Slot für gestern über Munich Ticket sichern können.

Gemütlicher Morgen. Bisschen Reha-Übungen, Yoga. Einkäufe im Drogeriemarkt ums Eck, der Himmel war düster und zeigte nur spärliche blaue Flecken.

Über einer großen Tasse Tee las ich ausführlich die gestrige Süddeutsche, bereitete mein Frühstück zu (Birchermuesli mit Joghurt und ein Apfel), packte es zu einer Flasche Wasser in meinen Taschen-ersetzenden Rucksack.

Draußen schüttelte immer stärkerer Wind die inzwischen ganz belaubten Bäume. Kurz vor Mittag räumte ich die Wohung, um dem Putzmann Platz zu machen.

Fürs Frühstück mit Roman-Lesen auf Lesegerät steuerte ich den Rosengarten an und suchte ein Eckerl, in dem ich mir Windschutz erhoffte.

Das funktionierte gut. Jeder Sonnenstrahl wärmte, ohne war es allerdings nicht wirklich angenehm. Gestern hielten sich nur wenige Menschen im Rosengarten auf, und ich hatte eine wunderbare Aussicht.

Bei Verlassen des Geländes entdeckte ich eine gelbe Magnolie.

Spaziergang entlang der Isar nach Thalkirchen zum Tierpark, wo ich auf Herrn Kaltmamsell wartend noch ein wenig las.

Wie erwartet war auch in Hellabrunn an einem Werktag zu Schulzeiten sehr wenig los. Die Corona-Bedingungen (neben dem Buchen eines bestimmten Tages): FFP2-Masken auf dem ganzen Gelände, zwei Meter Abstand (“eine Löwen-Länge”), die Tierhäuser waren geschlossen, es gab keine Vorführungen. Doch die Imbiss-Stände wurden alle betrieben. An einigen Bereichen sahen wir Schilder, die sehr freundlich rieten, wenn es hier arg voll sei, doch erst mal andere Tiere zu besuchen (und auf den Sitz der Maske sowie auf Abstand zu achten).

Ich bekam Ziegen zu streicheln und Kühe zu kraulen. Wir sahen uns ausführlich im neuen Mühlendorf mit Nutztieren aus aller Welt um (wilde Meerschweinchen!). Ein Gebäude darin zeigt die Tierwelt der benachbarten Isar inklusive Fischbruthaus – ein Artenschutzprojekt.

Es war so wenig los, dass einige Tiere uns anscheinend als willkommene Unterhaltung ansahen – zum Beispiel kamen Seelöwen angeschwommen und beäugten uns, als wir an ihr Becken traten.

Zu einigen Gehegen mit Lieblingen gingen wir allerdings vergeblich: Es ließ sich kein Vielfraß sehen und kein Orang Utan. Doch bei den Eisbären und den Elefanten kamen wir ganz auf unsere Kosten.

Streichelbare Ziege.

Die Pelikane hatten Küken. (Foto: Herr Kaltmamsell, der mit seiner Superduper-Kamera unterwegs war)

Das sechs Monate alte Elefantenbaby Otto wirkte sehr fröhlich. (Unteres Foto wieder von Herrn Kaltmamsell.)

Am Ende unsere Runde, kurz vor den Giraffen, begann es dann doch heftig zu regnen – obwohl wir beide Schirme als Gegenregenzauber dabei hatten.

Das setzte sich fort, als wir wieder daheim waren: Aus dem Regen wurde ein heftiges Gewitter, das auch einige Minuten Hagel mitbrachte (und hastiges Retten von Balkonpflanzen nach sich zog).

Es war so kalt und ungemütlich, dass ich zu meinem dicksten Wollpullover griff, der eigentlich schon ganz unten in meinen Kleidungskisten verstaut war.

Zum Abendessen erhitzte ich uns weitere Portionen des Schmorlamms vom Sonntag – in der Mikrowelle, um langsam mal den Umgang damit zu lernen. Nachtisch wurde Sahnetorte mit Roter Grütze, die die liebe Frau Schwieger ihrem Sohn am Sonntag mitgegeben hatte.

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Reisen ist ja immer noch keine gute Idee, bis dahin können Sie hier @EleanorMorton ansehen, die einen mittelmotivierten Reiseführer am Loch Ness vorführt.

via @Croco_dylus

Journal Sonntag, 16. Mai 2021 – Wie sie doch wieder joggte

Montag, 17. Mai 2021

Wieder eine mittlere Nacht, aber weil Sonntag wieder mit Nachschlafen. Der Morgen bot gemischtes Gewölke mit attraktiven Sonnenabschnitten – hervorragend für meine Sportpläne: Ich wollte es nach fast zwei Jahren Zwangspause wegen kaputter Hüfte und gut sieben Monate nach OP doch mal mit Joggen probieren, erst Mal nur 30 Minuten.

Kurz nach halb zehn dachte ich zurück an meine Kriterien für passende Laufkleidung, schlüpfte dann in eine 3/4-Sporthose, kramte ein langärmliges Oberteil aus den Umzugskisten (immer noch kein Termin für Fertigstellung Wandschrank), hielt mir mit einer Kappe die Haare aus dem Gesicht. Ich spazierte über den Südfriedhof an die Wittelsbacherbrücke und lief auf der Ostseite der Isar langsam los.

Anfangs war ich so angespannt vom Horchen ins operierte Hüftgelenk, dass ich fast das Schnaufen vergaß. Zum ersten Mal achtete ich also beim Laufen auf meine Atmung, nach etwa zehn Minuten wurde ich lockerer. Die eigentliche Cardio-Kondition war wie erwartet bei dieser kurzen Strecke kein Problem, allerdings ging bei meiner Veranlagung zu Ausdauersport der entspannte Spaß erst kurz vor Ende los. Ganz vernünftig und erwachsen machte ich dennoch nach 30 Minuten an der Brücke Maria Einsiedel Schluss, zumal mich neben beiden Hüften auch die unteren Waden daran erinnerten, dass wir das alles erst mal wieder üben müssen. Ich dehnte ausgiebig.

Den Weg zurück spazierte ich, hielt einmal kurz an, um einem Rotkehlchen beim Morgenbad in einer Pfütze zuzusehen.

Das Jogger*innen-Aufkommen war für die frühe Stunde recht hoch, selbst auf meinen Schleichwegen, allerdings habe ich durch meine Pause ja die Pandemie-bedingte Entwicklung nicht mitbekommen, nach der jetzt deutlich mehr Menschen Draußensport treiben als zuvor. Interessant fand ich die aktuelle Laufkleidungsmode: Frauen trugen entweder knöchellange enge Hosen, gerne perfekt abgestimmt auf Oberteil und passende Windjacke, oder ganz kurze.

Flaucher-Biergarten von hinten.

Thalkirchen, Blick von der Brücke Maria Einsiedel.

Wittelsbacherbrücke mit Aussicht auf das verschwindende Fernwärme-Kraftwerk.

Insgesamt war ich dann doch zwei Stunden draußen gewesen. Und zu meiner großen Beruhigung zog das Joggen keine Schmerzen oder sonstige Beschwerden nach sich. Es sieht also so aus, als könnte das doch wieder mein liebster Ausdauersport werden, das ist sehr, sehr schön.

Zum Frühstück gab es die beiden letzten Zitronenschnecken, dazu eine große Tasse Filterkaffee, auf die mich unterwegs eine Gelüst überkommen hatte. Herr Kaltmamsell war unterwegs: Er besuchte seine Eltern und kam erst nachmittags zurück.

Bereits um zwei machte ich mich an die Zubereitung des Abendessens, es sollte eine 5-Stunden-Schmorlammkeule geben. Die Lammkeule, die ich am Freitag beim Verdi gekauft hatte, war zu groß für den Bräter, ich musste sie mit der Säge zerteilen. Und sie war arg fett, ich schnitt das meiste Fett weg.

Während der fünf Stunden las ich liegengebliebene SZ-Magazine auf, aß ein ein Stück Ricotta Salata. Es war ein wirklich entspannter Nachmittag ohne Tun-Druck, richtiges Urlaubsgefühl. (Außerdem war ja bereits alles weggebügelt, -geputzt, -geräumt, Erledigungen erst am nächsten Werktag anpackbar.) Ich schob in meinem Leseprogramm eine Urlaubslektüre zwischen, lud Dervla McTiernans Krimi The Scholar runter und las darin (lässt sich wieder sehr gut an, allerdings weniger Irland-spezifisch als ihr Erstling).

Draußen wurde es immer düsterer und kälter, es regnete hin und wieder. Das sind jetzt die Wochen mit den längsten Abenden des Jahres, und wir gucken sie bibbernd von drinnen an.

Fürs Zerteilen der Lammkeule als Abendessen brauchte ich kein Messer, ich konnte das Fleisch vom Knochen löffeln.

Dazu, aus einem längst vergangenen Leben, die letzte Flasche Paul Achs Pannobile Chardonnay 2009.

Deutlich gealtert, jetzt mit einer Sherry-Note.
Nachtisch Schokolade.

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Im nahen Osten bekämpfen Israelis und Palästinenser einander mit lange nicht mehr gesehener Gewalt. In Deutschland wird von beiden Seiten dagegen protestiert, demonstriert, schon Dienstagabend sah ich abends auf der Schwanthalerstraße Autos, aus denen die palästinensische Fahne gewunken wurde, sah junge Männer in palästinensischen Fahnen gehüllt herumlaufen.

Alexandra Rojkov berichtet für den Spiegel aus Tel Aviv und schreibt eine Warnung, der ich mich von Herzen anschließe:
“Was hier passiert, ist zu komplex für einen Tweet”.

Als ich vor mehr als zehn Jahren zum ersten Mal nach Israel kam, mit Anfang 20, wusste ich nur, dass es hier »irgendwie schwierig« ist. Ich dachte, wenn ich ein paar Wochen durchs Land reise, wird alles klarer.

Das Gegenteil geschah: Je mehr ich erfuhr, desto komplexer wurde es. Seit ich als Journalistin arbeite, weiß ich: Das gilt für fast alle Themen, über die ich berichte. Aus der Ferne wirken viele Dinge simpel. Aber je länger man sich mit etwas beschäftigt und je interessierter man ist, etwas wirklich zu verstehen, desto schwieriger wird es, eindeutige Urteile zu fällen.

Dieser Konflikt eignet sich nicht für hohle Parolen. Je mehr man sich mit den Menschen unterhält, die ihm ausgesetzt sind, je tiefer man seine Geschichte studiert, desto komplexer wird er. Jede Seite hat Argumente, die berechtigt sind. Wer echtes Interesse daran hat, irgendwann eine Lösung zu finden, sollte mehr zuhören und weniger behaupten.

(Weil wir’s kürzlich von Witzen hatten:
“Was denken Sie über den Nahost-Konflikt?”
“Ich bin dagegen!”)

Journal Samstag, 15. Mai 2021 – Abenteuer Okonomiyaki

Sonntag, 16. Mai 2021

Nach unruhiger Nacht müde aufgewacht. Der Himmel zeigte ein lässiges Mittelgrau – egal, ein freier Tag, auf den ich mich freute.

Sportprogramm war gestern Krafttraining für Oberkörper und Rumpf, ich bemerkte eine leichte Leistungssteigerung.

Wöchentlicher Corona-Schnelltest in der Sendlinger Straße. Diesmal nutzte ich die Online-Anmeldung per Smartphone über QR-Code, da ich dann zum einen nicht 15 Minuten auf das Ergebnis warten musste, weil es per E-Mail zugeschickt wird, ich zum anderen die Angaben für die Tests in den nächsten Wochen gleich weiternutzen kann. Plan ist, bis zur vollen Immunisierung zwei Wochen nach zweiter Impfung den wöchentlichen Testrhythmus beizubehalten.

Die Hasenglöckchen bei St. Matthäus sind erblüht – mein Balkonexemplar hat irgendwas in den vergangenen Monaten verübelt und kommt über drei Zentimeter grüne Spitzen nicht hinaus.

Auf dieser Runde besorgte ich nochmal zwei Schalen Erdbeeren am Standl Rosenstraße, diesmal waren sie aus Griechenland. Daheim putzte und schnitt ich sie, ließ sie mit ein wenig Zucker safteln, während ich die zweite Runde ging: Espressokauf in der Maxvorstadt. Dabei erlebte ich wieder den Verkehrsalbtraum Augustenstraße – wie viel Platz für Fuß- und Radelverkehr gewonnen wäre, wenn statt beider nur eine Straßenseite für ungenutzte, also parkende Autos reserviert wäre! Langsam scheint aber immer mehr Menschen der Irrsinn bewusst zu werden, wie viel kostbarer öffentlicher Raum in den Städten für das Herumstehen von riesigen Metallschachteln in Privatbesitz verstellt wird, vielleicht erlebe ich noch die Auswirkungen eines auch politischen Umdenkens, der die Straßen in Innenstädten wieder zu Lebensraum macht.

Der Himmel war gemischtwolkig, jeder Sonnenstrahl brachte große Wärme, jede dunkle Wolke Kälte. Das Apothekenthermometer zeigte mittags 16,5 Grad an. Außentische von Restaurants, Kneipen und Cafés waren gut belegt (ich warte noch, bis die Inzidenz niedrig genug für das Wegfallen der umständlichen Auflage ist, dass zusammensitzende Menschen aus verschiedenen Haushalten tagesaktuelle negative Testergebnisse vorweisen müssen).

Zum Frühstück aß ich Sauerteig-Cracker und große Mengen Erdbeeren mit Sahne.

Gemütlicher Nachmittag mit Internetlesen und Zeitunglesen, ich hatte sogar genug Muße, ein wenig zu flicken und zu nähen (Knöpfe, eine abgefallene Applikation). Nachmittagssnack waren Zitronenschnecken aus der Gefriere.

Fast lustig: Abends erreichte mich eine erneute Absage meines Friseurs wegen Erkrankung. Bei aller Loyalität, uns verbindet ja deutlich mehr als das Haareschneiden: Nach sieben Monaten will ich dringend aus diesem Gewurschtel raus. Jetzt holte ich mir online den nächstmöglichen Termin im Haareschneide-Salon, den Herrn Kaltmamsell frequentiert, das klappte sogar für den ursprünglich angepeilten Dienstag. Meinen langjährigen und allzeit bewährten Friseur bat ich um einen Folgetermin nach Feierabend in zwei Monaten.

Gestern Abend endete das dreitägige Alkohol-Moratorium nach Impf: Es gab Maibowle. Den Waldmeister dafür hatte Herr Kaltmamsell am Freitag am Viktualienmarkt im Topf besorgt, als Weißwein verwendete ich wenig intensiven spanischen Verdejo, den Asti Spumante zum Aufgießen hatte Herr Kaltmamsell suchen müssen, er ist arg aus der Mode gefallen (es gab ihn im Rewe an der Sendlinger Straße).

Ausgesprochen köstlich, das mit der Waldmeister-Aromatisierung funktioniert wirklich.

Fürs Nachtmahl hatte sich Herr Kaltmamsell ausgetobt und japanische Okonomiyaki ausprobiert, nach einem “How to make the perfekt”-Rezept im Guardian. Der Kohl dafür kam aus Ernteanteil.

Mit chinesischer (kantonesischer) Wurst.

Mit Bacon. Schmeckte sehr gut (Wurst und Speck hätte es eigentlich nicht gebraucht), das Interessanteste am Gericht aber war die Textur: Herr Kaltmamsell hatte im Asia-Supermarkt unterm Stachus die japanische Gebirgs-Jams Yamaimo bekommen, die in den Teig gerieben wird, was in einem zähen Brei resultiert und für Zusammenhalt sorgt. (Es gab sie nur als Halbmeter-großes Stück, er hat also genügend Material für weitere Küchenexperimente, auf die ich sehr gespannt bin.) Ebenfalls interessant: Die Waldmeisterbowle passte hervorragend zum Gericht.

Im Fernsehen ließen wir die Dalli-Dalli-Jubiläumsshow laufen und tauschten Erinnerungen an die Sendung zu Kindertagen aus – die hatten wir beide gesehen.

Das war ein sehr schöner Tag.

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Auch die Schweiz impft, und zum Glück haben wir dort ein bayerisches Korrespondentenpaar, das persönliche Erfahrungen berichtet.
“150521 Ümpf”.

Journal Freitag, 14. Mai 2021 – St. Brück mit Würmspaziergang und ersten Erdbeeren

Samstag, 15. Mai 2021

Erster richtiger Urlaubstag, und das Regenwetter machte Pause – eine wunderbare Kombination. Auch weil ich mit einer Freundin zu einer Draußenrunde verabredet war, je nach Wetter stadtnäher oder -ferner. Sonne und blauer Himmel mit lediglich malerischen Wolken brachten uns kurzfristig dann doch zur Entscheidung für eine Strecke an der Würm von Pasing weg, Start am Vormittag am Pasinger Bahnhof

Vorher erledigte ich den Großteil der Wochenend-Einkäufe. So kurz nach Öffnung an einem Werktag wagte ich mich nach Monaten doch mal wieder in den Süpermarket Verdi: Meine Kalkulation ging auf, er war nicht voll (und am Eingang baten große Schilder darum, einzeln einzukaufen und nicht mit der ganzen Familie). Danach eine Runde im Supermarkt, jetzt blieben noch die ausgefallenen Zutaten, die Herr Kaltmamsell nach der Arbeit jagen würde.

Vor meinem Aufbruch nach Pasing entdeckte ich im Spiegel, dass ich mich ganz offensichtlich dem Rentenalter nähere: Mir wächst bereits Funktionskleidung (das ist eine Wanderhose aus Funktionsmaterial).

Entspannend leere S-Bahn nach Pasing, Treffen mit Freundin.

Wir hatten einander viel zu erzählen, sahen möglicherweise dadurch nicht so viel von der Idylle um uns herum, blieben aber immer wieder stehen, um markerschütternd niedliche Gänse- und Entenküken anzugucken.

Wieder war ich vernünftig: Als wir nach zwei Stunden beim Margaretenkircherl in Kreilling ankamen, plädierte ich für Heimfahren statt Fortsetzung (die Sprünge aus der und in die Hocke vom Vortag hatten Muskelkater hinterlassen und es piekste in der künstlichen Hüfte). Wir gingen gemütlich durch Planegg (schön da!) zur S-Bahn nach Hause.

Ich holte Semmeln und brotzeitete daheim. Nachmittag in sonnendurchfluteter Wohnung, allerdings war es draußen deutlich zu kühl für offene Fenster. Internetlesen, Siesta, Zeitunglesen, Nachmittagssnack Orange mit Joghurt, außerdem frischte ich mal wieder meine Sauerteige auf und buk aus gesammeltem alten Sauerteig-Cracker, die doppelte Menge.

Nachmittags war Herr Kaltmamsell von der Arbeit und von anschließenden Einkäufen heimgekommen. Er servierte zum Freitag-Abendessen Entrecôte mit gebratem Grün aus Ernteanteil, das als Pak Choi (eine Kohlsorte, Brassica) angekündigt war, sich aber schon beim Braten durch Geruch als Mangold (eine Rübe, Beta vulgaris) verraten hatte. Schmeckte beides sehr gut.

Auch auf die Einkaufsliste hatte ich Erdbeeren gesetzt, an den Obststandeln hatte ich sie seit zwei Wochen gesehen (dort tauchen sie erfahrungsgemäß erst auf, wenn es italienische gibt) – ab jetzt stehen sie bis Ende der Saison immer auf der Einkaufsliste, selbst wenn sie nicht draufstehen. Herr Kaltmamsell hatte sogar Bio-Erdbeeren gefunden, frisch und duftend: Es gab sie zum Nachtisch, sie erfreuten uns sehr.

Als Abendunterhaltung guckten wir die französische TV-Serie Derby Girl, hier in der ZDF-Mediathek. Schon schräg, auf eine seltsam französische Art, die Einzelfolgen angenehm kurz (wir sahen die ersten drei).

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Das neue schottische Parlament wurde vereidigt, hier ein Ausschnitt als Filmaufnahme auf Twitter. (Vielleicht nicht in der Gegenwart überzeugter AfD-Wähler*innen abspielen, könnte Schock auslösen.)

Journal Donnerstag, 13. Mai 2021 – Christi Himmelfahrt mit Regen und Kälte; Ruth Klüger, weiter leben: Eine Jugend

Freitag, 14. Mai 2021

Das Ausschlafen genossen. Draußen regnete es, und das blieb den ganzen Tag so.

Impffolgen: Keine bis auf einen leicht schmerzenden Impfarm, die Einstichgegend berührungsempfindlich.

Der Crosstrainer ist vorerst außer Betrieb, nachdem eine Analyse des neuerlichen Klapperns lose, möglicherweise abgebrochene Schrauben an der dicken Mittelstange im zentral tragenden Übergang zum Bodenteil ergeben hatten. Um dennoch zu Schwitzsport zu kommen, folgte ich einem YouTube-Hinweis zu einem Mama mia Dance Workout. Mit beiden Folgen hintereinander kam ich zumindest auf eine halbe Stunde, schwitzte auch, doch Spaß machte mir das Hopsen, Springen, Beugen auf der Stelle nicht. Auch wenn die atomar strahlende Vorturnerin auf dem gleichen Parkettboden hopste wie ich. Große Sehnsucht nach einer Gruppenstunde Aerobics mit ordentlich Choreografie – ich bin gespannt, ob ich das nochmal erlebe.

In einer Regenpause (Zufall) holte ich Frühstückssemmeln. Die Außentische von Cafés im Glockenbachviertel waren bewirtschaftet (die Inzidenz liegt in München seit einer Woche unter 100), daran saßen tapfer Menschen in dicken Jacken unter Schirmen und frühstückten.

Das machte ich dann doch lieber im Warmen und Trockenen daheim bei einem weiteren Milchkaffee – aber ich freue mich schon sehr auf Zeiten, in denen ich wieder auswärts frühstücken kann.

Trotz Feiertag bekamen wir unseren donnerstäglichen Ernteanteil, allerdings nicht an den gewohnten Verteilerpunkt in einem Büro ums Eck geliefert – wegen Feiertag geschlossen -, sondern an einen im Westend. Am frühen Nachmittag spazierten wir im Regen zu zweit dorthin und holten ihn.

Es hatte sich über die vergangenen Wochen Bügelwäsche angesammelt, die ich abarbeitete. Trotz seltener Gelegenheit hatte ich keine Lust auf Podcast, sondern auf Musik: Wir beseitigen gerade unsere CDs bis auf wenige Erinnerungsstücke, Herr Kaltmamsell zieht die Musik davon auf Festplatte. Und so shufflete ich mich gestern durch die fünf Dire Straits-CDs des Haushalts über die kabellosen Kopfhörer, die ich mir fürs Crosstrainerstrampeln zugelegt hatte. Wenn man draufdrückt, wird die Musik auf dem mit Bluetooth verbundenen Gerät gestartet oder gestoppt. Das ist nicht ganz geschickt, weil das derselbe Handgriff ist, mit dem ich die In-Ear-Pöppel ins Ohr drücke, andererseits fühlt sich die Geste immer sehr Lieutenant Uhura an.

Nachmittagssnack Orange und Maracuja mit Joghurt. Lesen, Yoga – eine Folge, die ich ebenfalls nicht nochmal brauche.

Schlichtes aber gutes Abendessen aus Vorhandenem: Ich kochte Ernteanteil-Kartoffel, die es mit Kochkäs und Resten des vorabendlichen Basilikumöls gab, dazu bereitete ich den eben abgeholten Salat mit Tahini-Dressing zu.

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Ruth Klügers weiter leben: Eine Jugend hatte ich vor ein paar Tagen ausgelesen, durchgehend gefesselt und bereichert davon. Ich hatte Frau Klüger 2012 in Klagenfurt erlebt, wo die kluge, schöne greise Frau die “Rede zur Literatur” gehalten hatte, die Notizen dazu auf einem Kindle in der Hand (wie jeder und jede erwähnen, die dabei waren). Ihr Tod vergangenes Jahr hatte mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich noch nichts von ihr gelesen hatte, das wollte ich ändern.

An ihren Jugenderinnerungen gefiel mit von Anfang an der persönliche, oft mündliche Tonfall. Anders als in vielen Autobiografien berühmter Menschen geht es ganz klar nicht um das Abhaken von historischen Hintergründen und das Aufzählen von Kontakten zu anderen berühmtem Menschen. Klüger weist immer wieder darauf hin, dass das nun mal ihr Leben sei und ihre ganz persönliche Holocaust-Geschichte – auch wenn gerade Letzteres zu vielen Vorstellungen davon nicht passe. Und immer wieder wehrt sie sich, in der erzählten Zeit oder beim Erzählen, gegen Einordnungen. Dagegen, dass Menschen wegen eines Details, das sie über sie wussten, glaubten sie zu kennen: Kind. Jüdin. KZ-Überlebende. Frau. Österreicherin. Einwanderin. US-Amerikanerin. Und dann ihr erzählen wollten, wer sie sei und wie ihre Erlebnisse zu sehen seien – bis hin zum Paradoxon, dass ihr Überleben mehrerer Konzentrationslager und Transporte dazwischen als Beleg genommen wurde, dass es ja dann dort nicht so schlimm gewesen sei.

Klügers Blick und Reflexion auf ihre Vergangenheit, auf sich und die Menschen in ihrer Umgebung sind immer erhellend und oft überraschend, ich lernte viel Neues (und sei es, dass ich mir nie Gedanken über die Schulbildung der Menschen gemacht hatte, die Kindheit und einen Teil ihrer Jugend in Ghettos und Konzentrationslagern verbringen mussten). Besonders fiel mir eine Passage auf, mit der sie beschreibt, wie sie in den USA an der Uni endlich Freundinnen fand, darunter eine, die in dem Buch den Namen Anneliese trägt.

Nachgelaufen bin ich ihr auch in Museen. Mein Kunstsinn ist gering, verglichen mit ihrem, und ich muß mir erst einreden oder einreden lassen, daß etwas schön ist. Mich lockte die Statik des Gesammelten, die nicht von Umziehen, Herumziehen, Aufbruch und Abbruch bestimmt war. Ein Museum war wie ein Schwamm, der mich aufsaugt, eine geistige Suppe, die mich minderwertiges Gemüse würzt und gar kocht. Schmackhaftes, Abgeschmecktes war da vermischt, und keine Kartoffelschalen, die der Mensch nur aus Not frißt. Dazugehören, einfach dadurch, daß man hinschaut. Bibliotheken empfangen mich ähnlich, aber die versprechen nur (weil man die Bücher ja nicht auf der Stelle lesen kann), während Museen ihr Versprechen gleich einlösen, dir den Dinosaurus oder den Matisse zum sofortigen Genuß servieren.

(Schreibung original, Hervorhebung von mir.) Empfehlung.

Journal Mittwoch, 12. Mai 2021 – IMPF 1

Donnerstag, 13. Mai 2021

Gestern der ersehnte Tag: Erste Impfung gegen Covid-19. Ich hatte ja gleich im Januar die Möglichkeit genutzt, mich im Impfzentrum Bayern einzutragen (dort erfahren, dass meine Angaben mich in Prio 3 einsortierten), im Moment der Freigabe des Impfstoffs AstraZeneca für alle Altersklassen auf die Warteliste meiner Hausärztin setzen lassen – das Impfzentrum war schneller gewesen und gestern der erste Termin, der mir angeboten worden war.

Gestern also der größte Festtag seit Beginn dieser Pandemie, ich kleidete mich ensprechend festlich in mein einziges Abendkleid.

Ich hatte mich gegen eine glitzernde Abendmaske entschieden zu Gunsten des Modells, das wirklich rundum gut schließt. Auch bei den Schuhen musste ich Abstriche machen: Gestern standen mir weite Fußwege bevor, und mein künstliches Hüftgelenk ist noch nicht wieder an das Gehen in hohen Schuhen herangeführt worden – ich griff zu (Straßen-)Turnschuhen.

Die Geschichte zum Kleid: In einem früheren Berufsleben bekam ich einen Preis für meine Arbeit und zwar auf der Abendveranstaltung der jährlichen Branchenversammlung. Ich wünschte mir, dass diese Abendveranstaltung eine richtige Gala mit Abendgarderobe statt Businesskostümen wäre – vor allem mit Männern in Smokings. Mein Plan: Durch eigene Vorlage Druck erzeugen. Ich brachte die Kollegin, die den Preis mit mir entgegennahm, dazu, ebenfalls im Abendkleid zu kommen (sie griff zu ihrem schlichten und sommerlichen Brautkleid mit Spaghettiträgern) und bilde mir ein, dass in den folgenen Jahren der Dress Code langsam stieg.

Mein liebster Bildtext zum Foto oben:

Es regnete gestern fast ununterbrochen und war ausgesprochen kühl (auch das machte Turnschuhe ratsam). Ich arbeitete eine gute Stunde im Büro, dann brach ich zum Münchner Messegelände auf der anderen Seite der Stadt auf. U-Bahnen bis Messestadt Ost, von dort brachte mich der Bus mit der Aufschrift “Impfzentrum” eben dort hin.

Während Herr Kaltmamsell die leeren Messehallen mit Hangars assoziiert hatte, kannte ich sie von ihrem eigentlichen Zweck, von Messen. Es gab reichlich Personal, das Wege wies, Kurzanweisungen gab. Am Eingang wurden die Menschen in 1. und 2. Impfung sortiert, ein Bildschirm maß an der freizulegenden Stirn die Körpertemperatur. Nächste Stationen: Identitätsprüfung per Personalausweis, Unterlagen-Check (ein mitgebrachtes Formular musste ich nochmal ausfüllen, weil es ein Update vom 6. Mai gab), in der nächsten Halle wurden wir in die beiden gestern ausgeschenkten Impfstoffe sortiert: BionTech (den bekam ich) und Moderna. Ein weiterer Mensch wies mir eine Impfkabine zu, darin zwei Herrschaften, von denen sich eine am Schreibtisch mit meinen Unterlagen befasste, die andere impfte. (Keine Reaktion auf mein Abendkleid, nicht mal, als ich darauf hinwies. Zur zweiten Impfung werde ich mit Diadem einlaufen müssen.) Ich bat um einen Stich zwischen meine Pockenimpfungsnarben.

Schnelles Impf-Selfie (nur dann wirkt der Impfstoff bestmöglich), als diese beiden Herrschaften mich allein ließen mit der Anweisung, anschließend um zwei Ecken im Wartebereich 15 Minuten rumzusitzen. (Meine Haare machen mich wahnsinnig. Noch sechs Tage.)

Mit Shuttlebus und U-Bahnen zurück in die Arbeit, wo ich jede Kollegin und jeden Kollegen auf meinen gepflasterten Oberarm aufmerksam machte und das Ereignis feiern ließ. Nach zwei Stunden begann der Impfarm ein wenig zu schmerzen, nichts, was mich vom Arbeiten abgehalten hätte.

Die App SafeVac (das Paul-Ehrlich-Institut begleitet damit die deutsche Covid-19-Impfkampagne finanziert vom Bundesgesundheitsministerium und trackt Nebenwirkungen) hatte ich bereits vorher runtergeladen und aktivierte sie nun.

Mittags Quark mit Kirschen aus dem Glas (lang nicht so gut wie mit Spätorangen), nachmittags eine Breze.

Es gab einiges wegzuarbeiten, bevor ich mit wenigen Urlaubsübergaben meinen Rechner für alle Fälle einpackte und mich bis nach Pfingsten verabschiedete. Herr Kaltmamsell hatte alle Einkäufe erledigt, ich spazierte einen besonders schönen Weg durchs Westend nach Hause.

Unterwegs erwischten mich allerdings Kreislaufprobleme (seit fast 20 Jahren bekannte mit Schwindel und Schweißausbruch, sehr sicher keine Impfnebenwirkung), daheim legte ich mich also erst mal flach und strich Yoga-Pläne.

Zum Nachtmahl sevierte Herr Kaltmamsell gegrillten Spargel mit Manouri und Basilikum-Öl aus dem ersten Ottolenghi-Buch (wo gegrillte Zucchini dazukommen, die wir uns aber für Sommer aufhoben).

Ausgesprochen köstlich. Der Herr hatte zudem neue Süßigkeiten besorgt, die gab es zum Nachtisch.

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Sie kennen den Witz mit der Pointe “WILLI! WÜRG IHN!”? Hier auf Twitter eine ähnliche Geschichte, die mir hohen Respekt vor Spitzmäusen einflößt.

(Das wäre sowieso mal eine nette Runde: Witzeerzählen, aber nur die alten, die Klassiker, und nur in Form der Pointe. Wenn keiner “HAHA, richtig, DER!” sagt, gibt es keinen Grund ihn zu erzählen, weil er durch vorweg genommene Pointe schon kaputt ist. Ich würde anfangen mit: “Sagt der Frosch: Den hab ich mir eingetreten.”)

Journal Dienstag, 11. Mai 2021 – Schwieriger Tierpark-Besuch

Mittwoch, 12. Mai 2021

Nahezu durchgeschlafen. Es hatte schön abgekühlt, die Temperaturen an diesem grauen Tag blieben der Jahreszeit angemessen. Der angekündigte Regen kam aber nicht.

Vormittags mehr Arbeit, nachmittags weniger.

Mittags ein Gläschen vom Kochkäs, den Herr Kaltmamsell am Sonntag hergestellt hatte (wunderbar kümmelig), mit zwei roten Paprika. Nachmittags eine Hand voll Nüsse und schwarze Schokolade.

Auf dem Heimweg gezielter Abstecher in den Vollcorner. Daheim eine irrelevante Einheit Yoga, in der wieder nur geatmet wurde, ich verband das eigenmächtig mit ein paar Übungen, nach denen mir war.

Das Abendessen holte ich gestern wieder vom Servus Habibi.

Die – sehr großen – Falafel schmeckten mir besonders gut. Kein Schokoladen-Appetit.

Kampf um Eintrittskarten in den Münchner Tierpark Hellabrunn: Seit dem Wochenende versuche ich zwei Tageskarten für nächsten Montag zu kaufen, ich habe ja ab Donnerstag Urlaub. Bis gestern gab es die Karten nur bei Munich Ticket, doch Termine nach nächstem Sonntag wollten einfach nicht als buchbar auftauchen. Seit gestern kann man unterminierte Tageskarten auf der Website des Tierparks kaufen – mit dem Hinweis, dass man nur reinkommt, wenn man ein “‘Null-Euro-Ticket’ über München Ticket” für den gewünschten Besuchstag bebucht hat. Die fand ich dort aber nirgends, außerdem gehen die Termine eh nur bis Sonntag. Nun gut, jetzt habe ich zumindest mal zwei Tageskarten, vielleicht eröffnet sich irgendwann die Möglichkeit, auch einen Tag dafür zu buchen.