Journal Sonntag, 13. Jui 2021 – Geschwommen!
Montag, 14. Juni 2021 um 6:47Bessere Nacht, ich bekam genug Schlaf.
Am Vorabend hatte es nach Wolken und ein wenig Regen abgefrischt, der Morgen war trotz strahlender Sonne deutlich zu kalt für Balkonkaffee.
Ich wartete mit dem Aufbruch ins Dantebad: Zwar wusste ich, dass es kein heißer Tag werden sollte, aber ein bisschen Wärme erhoffte ich mir doch.
Erst deutlich nach zehn ließ ich mir von Herrn Kaltmamsell den Rücken sonnencremen und radelte los zum Dantebad (im Schyrenbad hatte ich keinen Slot mehr für gestern erwischt), ich nahm die Panoramastrecke Hackerbrücke, Nymphenburger Straße, Gern – am verkehrsarmen Sonntag schreckt das Verkehrsführungschaos am Rotkreuzplatz nicht ab.
Vor dem Haupteingang des Dantebads, den ich vom Winterfreischwimmen kenne, stand eine längere Schlange. Angestellte checkten die QR-Codes der Reservierungen, dann durfte man in die Kassenschlange. Verzögerungen durch Menschen, die sich bei diesen Angestellten über die User-Unfreundlichkeit der Website beschwerten (offensichtlich in der Annahme, die dafür Verantwortlichen anzusprechen), durch Familien, die an der Kasse Schwimmhilfen ausliehen, und durch Schwimmwillige, deren Bäderkarte nicht mehr einlesbar war und die eine neue ausgestellt bekamen (ich).
Ich musste mich völlig neu orientieren, als Sommerbad hatte ich das Dantebad noch nie genutzt, und jetzt standen ganz andere Türen offen. Von der Liegewiese aus, auf der ich mich in der Sonne ausbreitete, sah ich ein weiteres Schwimmbecken, marschierte aber doch zum winters gewohnten. Die beiden abgetrennten Schwimmbahnen waren rege beschwommen, doch ich konnte ungestört durchziehen. Das Wasser kam mir auch nicht zu warm vor. Die neue Hüfte und meine seltsamen Rückenschmerzen spürte ich recht bald, ignorierte aber beides für brav nur 2000 Meter – für die ich länger als jemals seit Beobachtung meiner Schwimmzeiten brauchte.
Es war tatsächlich sommerlich warm geworden – und sehr voll. Im Schneckensprudelbecken neben dem Schwimmbecken tummelten sich die Menschen dicht an dicht, die Pandemie wird offensichtlich für beendet erklärt. Ich holte von meinem Liegeplatz Handtuch, Wechselbikini, Sonnencreme und ging damit in die gewohnte Sammelumkleide (im Dantebad gibt es nur zwei Einzelkabinen und zwar von der Sammelumkleide abgeteilt), um mich abzutrocknen, sonnenzucremen und umzuziehen.
Ich legte mich in die Sonne und hörte Musik: Unter den ausgemusterten und vorher auf Festplatte gespeicherten CDs war auch Astor Pizzaollas Album Verano porteño – ganz wundervoll und genau das Richtige. (Richtig wohl auch für ein anderes Szenario: Der Halbschlaf spielte mir dazu Bilder von großbürgerlichen Wohnungen und alternden Akademikern ein, die sich über ihre Barolo-Vorlieben unterhalten und einander damit zuprosten, gespielt von August Zirner und Jan Josef Liefers.)
Nach einer Stunde hatte ich genug Musik und Sonne, außerdem Hunger. Ich radelte gemütlich dieselbe Panoramastrecke heim, die Nymphenburger Straße ist im Sommerlicht wunderschön, das Thermometer am Cinema zeigte im Schatten die angekündigten 22 Grad an. Um drei gab’s zum Frühstück ein Restl Parmigiana, außerdem Apfel, Mango, Marajuca mit Joghurt.
Ich setzte mich auf den Balkon, nicht durch die Marquise beschattet: Ich hatte erst mal automatisch die Sonne ausgesperrt, doch ohne fröstelte ich. Perfektes Sommerwetter ist, wenn ich die Wärme der Sonne suche – deshalb war der schönste Sommer meines Lebens auch der in Wales 1992 (der trockenste dort seit Menschengedenken). Ich las Zeitung und Internet, dann trieb es mich doch noch zu einem Spaziergang an die Theresienwiese. Sie war wieder sehr bevölkert, die Brise (gefährlichstes Sonnenbrandwetter) lockte Drachensteigenlasser*innen, es wurde gescateboarded, geturnt, im Schatten der südwestlichen Theresienwiese Cricket gespielt.
Ein Rettungshubschrauber war gelandet: Die Abendzeitung erklärte letztes Jahr, was der Hintergrund solcher Landungen ist.
Zurück daheim gönnte ich mir eine Runde Yoga, die wohltuende Einheit vom Freitag. Der Ernteanteil hatte einen ordentlicher Bund Salbei enthalten. Teile davon servierte Herr Kaltmamsell zum Abendessen mit Hermannsdorfer Schweinekoteletts und gebratenen Äpfeln.
Nachtisch Schokolade.
die Kaltmamsell7 Kommentare zu „Journal Sonntag, 13. Jui 2021 – Geschwommen!“
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14. Juni 2021 um 8:02
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Gerne gelesen
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14. Juni 2021 um 8:50
Ich bin ein ganz klein bisschen neidisch auf Ihre Schwimmaktion. Auch wenn seit heute hier viele Einschränkungen aufgehoben wurden, fürs Schwimmen braucht man immer noch einen Slot, und die sind schier unmöglich zu bekommen.
14. Juni 2021 um 10:12
Wir hatten ja schon mal den schmerzhaften Mangel an Schwimmbädern in Luxemburg diagnostiziert, Joël – dabei sollten schicke Öffis doch automatisch auch schicke (und genauso kostenlose?) Schwimmbäder nach sich ziehen, finde ich.
14. Juni 2021 um 11:03
Bei uns in Würzburg ist es so, das spontan und natürlich besonders gegen Ende der Öffnungszeiten auch immer wieder Schwimmslots zu haben sind. Die maximale Schwimmeranzahl gilt ja gleichzeitig, nicht als Tagesmaximum – wenn also einige der vorgebuchten Schwimmer das Schwimmbad wieder verlassen haben (dabei meldet man sich ab), ist deren Slot sozusagen wieder buchbar. Vielleicht ein Tipp für alle, die spontan auch später am Tag ihr Glück im Schwimmbad versuchen möchten! (Mag allerdings auch darauf ankommen, wie eng die Slots getaktet sind. Hier kann man nur aus zwei Zeitfenstern wählen.)
14. Juni 2021 um 14:06
“Schneckensprudelbecken” (?)
14. Juni 2021 um 14:40
Verzeihung, Gaga Nielsen, das liest sich tatsächlich sehr eklig. Es gibt im Dantebad ein Spaßbecken, an dessen Rand Sprudeldüsen angebracht sind, in einem Eck ein Schirm, von dem Wasser fließt, das aber zur Hälfte aus einer Edelstahl-Schnecke besteht, brusthoch, durch die sprudelndes Wasser getrieben wird. Hier ein Foto (gestern waren darin deutlich mehr Menschen).
14. Juni 2021 um 15:27
Hab mir nix Ekliges vorgestellt, sondern was Ähnliches was es ist, ein Becken in Schneckenform, wo evt. Sprudeldüsen wie eine Spirale angeordnet sind.