Journal Mittwoch, 23. Juni 2021 – IMPF2
Donnerstag, 24. Juni 2021Guter Schlaf! Im Blog zu quengeln hilft!
Es hatte deutlich abgekühlt, für Balkonkaffee war es zu kalt (und noch nass vom nächtlichen Regen).
Ankleiden für IMPF2. Eigentlich hatte ich gar keine Lust auf Abendkleid, zumal ich mir nicht sicher war, ob es noch passen würde. Ich hatte mich schon so weit gebracht einzusehen, dass auch ich nicht alles gnadenlos durchziehen muss, was ich einmal angekündigt habe, dass ich nicht jegliche Glaubwürdigkeit verlieren würde. Aber dann stellte ich beim Browsen durch meine Kleiderschränke fest, dass mir keine Impf-taugliche Alternative einfiel: Das ärmellose Abendkleid mit geh-freundlichen goldenen Pantoffeln war tatsächlich die beste Option.
Flohmarktkauf, original 1960er, als eine Frau in meinem Alter schon seit einigen Jahren Oma war und niemals ihre welken nackten Oberarme gezeigt hätte.
Eine Stunde Büroarbeit, dann machte ich mich auf Richtung Impfzentrum. Ein wenig geriet ich in Hektik, weil ich den falschen Zubringerbus von Messestadt West zum Impfzentrum rausgesucht hatte: Dieser brachte mich nur zum Anfang der Straße, den Rest musste ich zu Fuß erhasten. Reichte dann aber noch dicke, wie beim ersten Mal war alles perfekt organisiert. In der Schlange zur Erstimpfung auffallend viele junge Menschen.
Die Impf-Ärztin fragte mich, was ich beruflich mache, und guckte auf meine Antwort “Sitzen” irritiert. Ich bin gewohnt, dass diese Frage von Mediziner*innen sitzende oder stehende Tätigkeit oder schwerer körperliche Arbeit herausfinden will und kürze deshalb ab – aber diese Fragerin wollte vielleicht Smalltalk machen?
Beim Stempel-Abholen für den Impfpass dann endlich: “SIE haben aber ein schönes Kleid an.” Geht doch, jetzt konnte ich antworten: “Ist ja auch ein festlicher Anlass.”
Während der Wartezeit auf Sofortreaktionen (es war von zehn statt der 15 Minuten bei Erstimpfung die Rede) scannte ich mit der Corona-Warn-App die QR-Codes für den digitalen Impfnachweis: Völlig problemlos – aber ich finde die stetig erweiterte App sowieso super und verstehe das Gemaule darüber nicht. Dann meldete ich das ZweitIMPF gleich mal in der SafeVac-App des Paul-Ehrlich-Instituts.
Kurzer Einblick in die Arbeit meines Immunsystems.
Die Rückfahrt verlief problemlos.
Und dann erjagte ich in meiner Mittagspause auch noch einen Schwimmslot im Schyrenbad für Samstag – das war ja gestern wohl mein Glückstag. Zu Essen gab es Nackthafer mit Gemüse vom Vorabend und einen Apfel. Danach wurde ich sehr müde, nachdem ich das aber auch an vorherigen Nachmittagen hatte, will ich die Müdigkeit nicht aufs Impfen zurückführen.
Auf dem Heimweg Lebensmitteleinkäufe, die Temperatur war angenehm. Zum Abendessen ging ich mit Herrn Kaltmamsell zu Servus Habibi, jetzt nicht mehr zum Mitnehmen, sondern vor Ort im Sitzen bestellt und gegessen.
Labneh, Fatoush, BabaGanoush, Brotfladen, später kam noch ein Schüsselchen mit Labneh mit gebratenen Pilzen dazu. Auch diesmal schmeckte es ausgezeichnet. Dazu genoss ich den Blick auf die Schwanthalerstraße, die ich ganz besonders mag: Ungestylt, voller Geschmacklosigkeiten – aber diese mit großer Geste, nicht so poplig wie in der Vorstadt oder der Provinz, dazwischen historische Gebäude, vor allem aber die bunteste Menschenmischung Münchens.
Auf dem Heimweg erwischte uns das Gewitter, das bereits seit Stunden gedräut hatte. Wir rannten zwischen den Regentropfen durch, wurden nur mittel nass.
Doch am Abend brach dann ein heftigeres Gewitter mit Sturzbächen aus.
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Fünf Jahre nach dem Brexit-Referendum blickt ARD-Korrespondentin Annette Dittert auf damals zurück – und auf die derzeitigen Auswirkungen:
“‘Über Nacht war alles anders'”.
Das sind ganze Industriezweige, die derzeit wirklich ums Überleben kämpfen. Vor allem kleinere Betriebe kommen mit den komplizierten Zollformularen einfach nicht zurecht. Gerade die Fischer wurden vor dem Brexit ja sehr umworben: dass sie dann mehr fischen könnten, weil sie nicht mehr die Gewässer mit den EU-Fischern teilen müssten. Nicht gesagt wurde ihnen, dass sie ihren Fisch dann nicht mehr verkaufen können, da die Exporte in die EU durch aufwändigen Papierkram beim Zoll jetzt für sie kaum mehr möglich sind. Die britische Regierung lässt die britischen Fischer bislang weitestgehend allein damit – und viele werden das nicht überleben.