Journal Mittwoch, 16. Juni 2021 – Flaucher-Nachtmahl und Beifang aus dem Internetz
Donnerstag, 17. Juni 2021Ungestörte Nacht: Als am Vorabend auch zu mir durchgedrungen war, dass in München ein Fußball-Europameisterschaft-Spiel mit Beteiligung der deutschen Männer-Nationalmannschaft stattfinden würde, hatte ich nächtlichen Auto-Hupkorso befürchtet (Münchnerinnen und Münchner sind zu 30 Prozent zugewandert, irgendwer freut sich immer). Doch die größte Gefahr, ein Sieg der deutschen Mannschaft, war nicht eingetreten.
Dennoch endete diese Nacht schon um fünf, ich konnte nicht mehr einschlafen.
Der Morgen war wieder frisch, hatte sich aber bereits bis zu meinem Arbeitsweg ziemlich erwärmt.
Beruflich Wahnwitziges erfahren, aber auch Multimedia-Beispiele im Technikjournalismus geguckt.
Mittagessen eine Breze sowie Quark mit Erdbeeren (wir hatten am Vorabend nicht die ganze Schüssel leergegessen, ich hatte mir eine ordentliche Portion abgezweigt). Mein Hofgang in der Mittagssonne war durch eine schöne Brise nicht zu heiß.
Immer wieder (von 6 bis 22 Uhr) checkte ich auf den Buchungs-Websites von Schyren- und Dantebad, ob den Sonntag für einen Schwumm reservieren konnte. Ein paar Stunden war das System komplett unerreichbar. Danach lernte ich zumindest schon mal, das kurz nach Mittag Slots für denselben Tag freigeschaltet werden – die dann auch schnell gebucht sind.
Es ist vermutlich technisch einfacher, dass man immer nur Ganztagestickets buchen kann, praxisnäher wäre es, separat Schwimmtickets für den Vormittag buchen zu lassen. Gerade ins Schyrenbad gehen extra-pandemisch viele mit reinen Bewegungsambitionen. In die Sonne legen kann ich mich bei Bedarf auch an der Isar.
Nach Feierabend ging ich flott heim und holte Herrn Kaltmamsell zu unserer Abendverabredung ab: Biergarten-Abendessen am Flaucher.
Es war doch sehr warm geworden, entsprechend voll waren die Ufer der Isar.
Dass es auch im Flaucher-Biergarten sehr voll war, überraschte mich dann doch – eigentlich ist der mein Tipp für “Da gibt es immer Platz”. Hatte natürlich auch damit zu tun, dass an den Tischen immer nur eine Gesellschaft saß, eigentlich rückt man im Biergarten zusammen. Und dass München nicht nur nach der langen Gastro-Schließung, sondern auch nach der langen Frühlingskälte Biergarten-ausgehungert ist.
Ich hatte mich den ganzen Tag schon auf ein halbes Brathendl gefreut – auch wenn es sehr wahrscheinlich ein Quäl-Hendl war. Herr Kaltmamsell entschied sich für Obatzten mit Riesenbreze. Dazu gab es ein Radler für ihn und ein Rhabarber-Schorle für mich.
Es wurde immer voller, die Menschen standen ratlos mit vollen Tellern in der einen, Bierkrug in der anderen Hand zwischen den besetzten Tischen. Wir machten gleich nach dem Essen Platz und spazierten durch die schattigen Auen heim. Ich bog in die Kapuzinerstraße, weil uns dort wundervolles Licht entgegenschien.
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Am Dienstag also Eröffnung des neuen LMU-Klinikums, das uns sechs Jahre Baustelle vor der Haustür bescherte (und immer noch dreistöckige Baucontainer in der Aussicht), hier der SZ-Bericht für die persönliche Chronik verlinkt:
“Lieblingsplatz? ‘Der Schockraum'”.
Darin ab nächste Woche: “die Notfallmedizin des LMU-Klinikums, und mit ihr insgesamt zwölf Fachdisziplinen”. Dienstagfrüh war ich bereits vorm Neubau an einer Pausenraucherin in Medizinerinnenkluft (blaue scrubs) vorbeigelaufen, der Laden war offensichtlich bereits in Betrieb.
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Sebastian Bähr schreibt über seine Eltern, die vor seinen Augen in einer immer härteren Arbeitswirklichkeit kaputt gehen.
“All die klugen Bücher helfen mir hier nicht weiter”.
Meine Eltern hatten sich kurz vor dem Ende der DDR in einer Mähdrescherfabrik in Sachsen kennengelernt. Nach der Wende verlor der Osten seine Industrie, beide verloren ihre Arbeit und die Plattenbauten, in denen wir lebten, ihren guten Ruf. Ich war noch klein, meine Eltern entschieden sich gegen ein zweites Kind. Nach Jahren der Ungewissheit fanden beide feste Anstellungen, nicht allen in meiner erweiterten Familie war das vergönnt. Meine Mutter landete in einer kleinen Büroniederlassung eines westdeutschen Mittelstandsbetriebs, mein Vater in einem neu eröffneten Supermarkt am Stadtrand.
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Unter der rot-grünen Bundesregierung wurde im Jahr 2000 dann die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge im Einzelhandel aufgehoben – Preiskrieg, Lohndumping und Kostenwettbewerb waren die neuen Schlagworte in der Branche. Einige Zeit danach begann es auch bei ihm schrittweise härter zu werden. Extrazahlungen strich man zusammen, die Kolleg*innen wurden weniger, die Stimmung gereizter.
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Mein Vater war weder der erste noch der letzte, der in seinem Markt einen Burnout erlitten hatte. Nach seiner stufenweisen Rückkehr mit dem Hamburger Modell war er einige Monate in der Telefonzentrale, zuletzt musste er häufiger an der Kasse arbeiten. Hier finden sich auch die Kolleg*innen, die nicht mehr so viel Energie zum Laufen und Tragen haben. Die monotone Tätigkeit ist für ihn mit Scham und weiterer Entfremdung verbunden.
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Warum sollte das relevant sein? Ich glaube: Weil sich in meiner Ohnmacht gegenüber der Lage meines Vaters auch die derzeitige Unfähigkeit der gesellschaftlichen Linken spiegelt, für die Klasse der Ausgebeuteten und Unterdrückten eine relevante Rolle zu spielen. Im Leben meiner Eltern hatte es die ganzen letzten drei Jahrzehnte keine organisierten Solidarstrukturen gegeben, die ihnen bei konkreten Problemen geholfen haben oder deren Hilfsannahme für sie eine naheliegende Option gewesen wäre. Im Endeffekt waren Freundschaften – sofern man für sie noch Kraft und Zeit hatte – sowie letztlich die Familie für das Aushalten und Kompensieren der kapitalistischen Zustände verantwortlich.
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Der Biologe David Spencer, Forscher an der RWTH Aachen erklärt, warum Grüne Gentechnik seiner Meinung nach ein Öko-Fortschritt ist. (Wussten Sie, dass ganze Generationen von Pflanzen durch radioaktive Bestrahlung entstanden sind – und dass diese bis heute als “klassischer Züchtungsprozesse” gilt?)
https://youtu.be/BDt__1ngkF0