Journal Samstag, 3. Juli 2021 – Vogel-Show beim Isarlauf
Sonntag, 4. Juli 2021Beim dritten Aufwachen um fünf ließ ich die Rollläden ganz runter auf Nacht – und schlief tief wieder ein. Beim endgültigen Aufwachen in kompletter Dunkelheit ergab der Blick auf die Uhr ein überraschendes kurz vor neun!
So lange zu schlafen desorientiert mich. Die Cafetera musste ich zum Glück nur noch anschalten, alles andere sind Routine-Handbewegungen. Große Neuerung: Es gab den Morgenkaffee mit Hafermilch. Schmeckte mir nicht ganz so gut wie in der Arbeit, wo die von verschiedenen Seiten für Cappuccino gelobte Oatly Barista verwendet wird. Herr Kaltmamsell war zumindest nicht abgeschreckt, möchte aber ebenfalls eine weitere Sorte Hafermilch probieren.
Draußen war Sommer, und zwar von der angenehmsten Seite: Strahlend sonnig und nicht heiß.
Eine neue Taube, die offensichtlich noch nicht weiß, wie unerwünscht sie auf unserem Balkon ist, und noch nicht bei unserem Anblick sofort wegfliegt.
Es war schon deutlich nach elf, als ich mich zu meiner Laufrunde fertigmachte (vorher allerletzter Blick auf das Reservierungssystem des Schyrenbads, ob vielleicht doch ein Schwimmslot frei geworden war – heuer kann man Reservierungen auch stornieren – vergeblich).
Neue Laufhose (Tchibo), in die alles, alles reinpasst: In die Po-Tasche Kontokarte, Maske, Schlüssel, in die dafür vorgesehene Seitentasche das Handy. (Weil auf instagram Nachfragen kamen: Das Oberteil habe ich vor einigen Jahren als US-Direktimport von K-Deer gekauft, das Modell hieß “Disco” <3)
Ich radelte zum Friedensengel, auf den Radwegen herrschte bereits Krieg. Ich frage mich, ob für eine Befriedung bis zu niederländischer Gelassenheit der Ausbau der Radl-Infrastruktur reichen wird.
Meine Laufstrecke war Friedensengel bis Föhringer Ring und zurück, davon eine Stunde problemlos gejoggt.
Dazu gab es große Vogelschau. Kurz nach dem Loslaufen hörte ich lautes Vogelrufen, einen wohlbekannten, oft gehörten, durchdringenden Ruf – aber mir wollte einfach der Vogel dazu nicht einfallen. Erst eine Dreiviertelstunde später sah ich das Vieh dazu über der Isar fliegen: Eine mächtige Seemöwe (Westmöwe?), wie ich sie aus Brighton kenne, also vom Meer – hier aber völlig außer Kontext hatte ich den Ruf nicht zuordnen können.
Auf dem Isarkanal tauchte neben mir ein Kormoran aus dem Wasser auf – mit einem kleinen Fisch im Schnabel, den er umgehend runter-hapste. Am Föhringer Wehr ein weiterer Kormoran, der sein Gefieder trocknete.
Kurz hinter der Kennedy-Brücke hörte ich lautes Vogelrufen von oben aus einem Baum, sehr wahrscheinlich ein ungehaltender Jungvogel. Und tatsächlich: Da saß ein jugendlicher Eichelhäher und war offensichtlich ausgesprochen unzufrieden mit der Gesamtsituation.
Auf dem Heimweg kurzer Stopp am Bäcker für Semmeln. Im Glockenbach- und Gärtnerplatzviertel wuselte es von Menschen zu Fuß und auf Fahrrädern und Rollern wie schon auf der Hinfahrt: Hofflohmärkte, dazu Menschenverhalten wie präpandemisch, toitoitoi dass kein Superspreader unterwegs war.
Frühstück kurz vor drei: Semmeln mit Butter und Marmelade sowie Käse. Zeitunglesen auf dem Balkon, doch ich wurde nochmal bettschwer. Eine gute Stunde Siesta bei heruntergelassenen Rollläden, ich schlief tief.
Zeitung ausgelesen, dann verließ ich das Haus nochmal für Erledigungen (Papiermüll, Bank). Kurz vor Abendessen knetete ich Hefeteig für Sonntagszopf, vorm Schlagfengehen geflochten und in den Kühlschrank zur kalten Stückgare gestellt.
Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell die Chinesische Keule und Frühlingszwiebeln aus Ernteanteil mit Sojahack chinesisch angemacht, dazu Gerstengraupen – sehr gut. Ich hatte Lust auf ein Glas Rosé, Nachtisch wieder Süßigkeiten.
In der Dämmerung guckten wir nach Fledermäusen, erfolgreich. Am Himmel bereits in Lila die angekündigten Schlechtwetterwolken, beim Zu-Bett-Gehen regnete es.