Journal Montag, 16. August 2021 – Verschiedene Seiten der heutigen Mobilität

Dienstag, 17. August 2021 um 6:44

Unruhige Nacht, beim Weckerklingeln war ich aber nicht zu benommen. Das Draußen präsentierte sich düster, zum einen weil die Nacht noch da war, zum anderen wegen Regenwolken. Auf dem Weg in die Arbeit begann es erst auf den letzten 500 Metern zu tröpfeln, ich hatte einen Schirm dabei.

Die Mittagspause verbrachte ich wenig erholsam: Zur Rückfahrt unserer Berlinwoche Anfang September hatte ich morgens eine Nachricht der Bahn vorgefunden, der Zug ist gestrichen. Zwar verlinkte die Mail die Suche nach einer Alternative, doch ich fand keine Möglichkeit, online umzubuchen – ich hätte nur für den vollen Preise eine neue Rückfahrkarte kaufen können. Also nahm ich mittags eine U-Bahn zum Hauptbahnhof und stellte mich am Schalter an.

Dieses Bild der Schlange vor dem Reisezentrum führt irre: Zum einen hatte ich mich versehentlich vorgedrängelt und nicht am Ende der Schlange angestellt, sie hatte eine weitere Schleife hinter mir. Zum anderen entstand sie hauptsächlich durch den Corona-bedingten Einzeleinlass in den Raum; alles war ganz hervorragend organisiert, 20 Minuten nach Anstellen war ich mit erledigtem Anliegen zurück am U-Bahn-Gleis. Die Erledigung war allerdings kompliziert gewesen, da der freundliche Bahn-Angestellte die Streichung der Rückfahrt nicht im System fand und die E-Mail auf meinem Handy als Information benötigte. Dann aber richtete er alles für eine alternative Verbindung ein, fand auch zwei besonders schöne Plätze für die Reservierung. Manchmal habe ich den Verdacht, dass die Bahn-Führung alle ihre geduldigen und engagierten Angestellten nicht verdient, die das systemische Schlamassel der Deutschen Bahn Tag für Tag ausbaden. Eine Reise, die ich online gebucht habe, aber bei Wegfall der Verbindung nicht online umbuchen kann?! So bringt man niemanden von Auto oder Flugzeug ab. Das wird ein Spaß, wenn ich in Herrn Kaltmamsells Sabbatjahr 2022/2023 die eine oder andere mehrwöchige Reise mit Zugverbindungen in halb Europa buchen möchte. Wenn Sie bereits selbst (!) Erfahrungen (!) mit einer auf internationale Zugreisen spezialisierte Stelle gemacht haben (Agentur? Plattform?), wüsste ich die sehr gerne.

Zurück im Büro gab’s zu Mittag eine Scheibe Pumpernickel und einen Becher Hüttenkäse. Verabschiedung einer Kollegin in Gruppe mit Abstand.

Noch vier Wochen bis Friseur und schon jetzt beginnen mich die in die Stirn und über die Augen fallenden Haare zu nerven. Back to spangerl.

Der Tag wurde immer grauer, es regnete immer wieder energisch und wurde immer kühler. Auf dem Heimweg war ich um meinen großen Schirm sehr froh, bekam dennoch sehr nasse Füße (Sandalen sind die Gummistiefeln des Sommers).

Zu Hause eine Yoga-Einheit mit viel Dehnen und Gleichgewicht. Zum Abendessen servierte Herr Kaltmamsell Quiche aus aufgetautem Teig und Ernteanteil: Zucchini, Frühlingszwiebeln, Knoblauch, Berliner Balkon-Chilli. Zum Nachtisch gab es Vanilleeis mit Quitten in Sirup, die nicht unbedingt die nächste Quittenernte erleben sollen.

Schon vergangene Woche hatte das Münchner Mobilitätsreferat auf meine Idee einer Bürgerbüro Mobilität reagiert – sehr herzlich und ausführlich. Die E-Mail schilderte, mit welchen Mitteln derzeit und in Zukunft Münchnerinnen und Münchner aktiv auf die Möglichkeiten von gemeinschaftsverträglicher Mobilität hingewiesen werden. Die Stadt nimmt dabei Lebensumbruchsphasen, sprich Umzug, Zuzug, Renteneintritt und Familiengründung zum Anlass, und hat dafür zum Beispiel das Projekt Go Family! aufgesetzt. Meiner Idee eines Bürgerbüros Mobilität recht nahe kommen die “Mobilitätszentralen”, die in Neubauquartieren eingerichtet werden. Das liest sich alles sehr gut.

§

Maik Novotny hat für den Standard über einen Münchner Neubau hinterm Rathaus geschrieben – der mir durchaus aufgefallen war, dessen Besonderheit ich aber erst durch den Artikel einordnen kann:
“Ungewöhnliches Haus in München: Die Kurve gekratzt”.

Auf einer Münchner Fassade trifft ein spielerischer Umgang mit der Geschichte auf eine kluge Kombination von Handwerk und Digitalisierung.

die Kaltmamsell

18 Kommentare zu „Journal Montag, 16. August 2021 – Verschiedene Seiten der heutigen Mobilität“

  1. Poupou meint:

    Wir haben eine komplizierte Reise Berlin-Basel-London mit Sonderwünschen bei Umstiegszeiten (Reise mit Eltern) und zurück bei der Bahnagentur Schöneberg gebucht: Buchung und Beratung waren im Prinzip gut, allerdings teilweise etwas unfreundlich und mir wurde erst am Ende mitgeteilt, was der Service kostet, das fand ich nicht sehr professionell (preislich völlig ok), denke aber, da hatte einer halt einen schlechten Tag.

    https://bahnagentur-schoeneberg.de/

    LG
    Poupou

  2. InaPö meint:

    Ich empfehle auch ein Vollreisebüro, sprich eins mit separater Bahn- und Fährabteilung. Ich wusste während meiner Ausbildung dort was ne Hundefahrkarte in Italien kostet und wo ich solche Informationen finde.
    Für gewöhnlich kostet es, wenn ich die Fahrkarten dort kaufe, nicht mehr als am Bahnhof. Wir nahmen irgendwann eine Gebühr für reine Auskunft weil viele sich umfassend beraten ließen und die Fahrkarte dann am Bahnhof holten.

  3. Melanie meint:

    Ich kann dieses Reisebüro empfehlen: https://www.gleisnost.de/

  4. InaPö meint:

    DER-Reisebüros, TUI-Travelstar, FIRST-Reisebüros, Lufthansa CityCenter oder TravelGate sind oft Vollreisebüros, aber da gibts sicher viele in München.

  5. Regine meint:

    Sehr gute Erfahrungen mit Gleisnost, prima per Telefon. Der Nachtzug nach Lissabon z.B. wird über DB nicht Mal vorgeschlagen. Gleisnost macht fast ausschließlich Bahn und Fähre.

  6. Ilka meint:

    Kein Tipp, nur die Anekdote, dass die Schwester immer guckt, welche Mitarbeiterin am Schalter vom Bahnhof sitzt. Die eine kann die Fahrpläne, schlägt Rabattmöglichkeiten vor, ahnt Zugausfälle und kann Zeiten des Schienenersatzverkehrs planen; der andere verkauft nur, was man ausdrücklich bestellt.
    Gute Reise!

  7. Sabine meint:

    Kam auch her, um Gleisnost vorzuschlagen. Ich habe es selbst noch nicht in Anspruch genommen, aber einer Freundin empfohlen, die sehr zufrieden ist.

    Das klingt jetzt irgendwie wie Hinkelsteinwerbung: „unsere Nachbarn, die Parvenus, haben schon einen und sind sehr zufrieden.“

    Ach, und danke für den Artikel mit dem Stuck-Haus. Da muss ich nachher mal vorbei.

  8. Buchfink meint:

    Auch ich stimme ein in ein Loblied über Gleisnost. Da arbeiten offensichtlich nur Bahnfreaks, die mit originellen Lösungen die Kunden überraschen. Sehr freundliche telefonische Beratung.

  9. adelhaid meint:

    zu unserer reise nach lübeck jetzt am wochenende habe ich sage und schreibe 18 e-mails bekommen, die minütlich schwankten zwischen anschluss wird erreicht, vielleicht doch nicht, nein, schaffen sie nicht, doch, klappt jetzt wieder usw usf. letztendlich hat alles geklappt auf dem rückweg. auf dem hinweg kam ebenfalls die meldung eines zugausfalls und dann hat auch der anschluss nicht geklappt. naja. der tag nach streik-ende. es wird inzwischen aber sehr gut maske getragen, aber bei einer vollbesetzung in der regionalbahn muss man diese vermutlich mit panzerband im gesicht befestigen, um wirklich geschützt zu sein.
    interessant war dann auch die meldung der app zur rückreise – geöffnet bei bahnhofseintritt – dass das gebuchte ticket auf jeden fall per ausdruck mitgeführt werden müsse für die fahrt, weil durch die app kein nachweis erfolgen könne. tja.
    da wir aber nervöse reisende sind, und frühzeitig am bahnhof waren, hat die mittelfreundliche mitarbeiterin an der information das ticket ausgedruckt.
    was erwarte app? dass ich drucker bei mir führe??

  10. Dicka Kroell meint:

    Liebe Kaltmamsell, was hatten Sie denn für einen Tarif gebucht? Normalpreis? irgendeinen Sparpreis mit Zugbindung? hatten Sie eine Reservierung?
    Wenn Sie einen Sparpreis mit Zugbindung hatten, dann fällt mit Streichen der Verbindung durch die Bahn eigentlich die Zugbindung weg und Sie müssten überhaupt nicht “umbuchen”, sondern sich lediglich eine neue Reservierung für Ihre Wunsch-Verbindung besorgen. Die alte Reservierung, wenn Sie eine hatten, würden Sie erstattet bekommen. Wenn Sie einen Tarif ohne Zugbindung hatten, dann gilt ohnehin das Gleiche. Bei weiteren Fragen stehe ich gerne mit meinem Bahn-Erfahrungsspektrum zur Verfügung! Herzliche Grüße!

  11. trolleira meint:

    Tolles Haus, muss ich beim nächsten München Besuch ansehen!
    Super, was du immer findest und uns Leser auch dran teilnehmen lässt!

  12. Frauke meint:

    Auch meine Verbindung wurde neulich gestrichen. In einem Bahnforum stand der Tipp: man muss nicht umbuchen, das Ticket – Sparpreis wurde bei der Kontrolle ohne Probleme akzeptiert. Ich hatte neue Plätze reserviert. Für die verfallene Reservierung wurde mir von der Schaffnerin eine Gutschrift ausgestellt. Warum das nicht gleich in der Email stand, die ich von der Bahn ca. 5 mal erhalten habe, frage ich mich auch.

  13. Sabine meint:

    Noch eine Stimme für Gleisnost, bei denen ich inzwischen zweimal komplizierte Zug-Fähre-Verbindungen gebucht habe. Die Mitarbeiterin kannte sich hervorragend aus, zog mehrere mögliche Routen in Betracht und konnte mir für meine Reise eine bestimmte empfehlen (“Die andere Route nicht im Winter, da fahren nur unbeheizte Züge.”)
    Nachteil für mich: Alle Tickets wurden als Papierunterlagen verschickt, elektronisch ging da nichts. Aber ich sehe gerade, dass es dort inzwischen einen Onlineshop gibt, also hat sich das vielleicht geändert.
    Trotzdem würde ich dort jederzeit wieder buchen. Und bin nur traurig, dass Gleisnost ausdrücklich keine Bahnrouten für die Fahrradmitnahme heraussucht, weil das nach ihrer Aussage inzwischen quasi vergebene Liebesmüh ist – die Möglichkeiten sind international systematisch eliminiert worden. Seufz.

  14. Neeva meint:

    Oh, das ist aber echt schade. Ich hab gerade wieder die Autofahrt Rügen-München in den Knochen (Schicksal des innerdeutschen Wirtschaftsmigranten) und hatte mir fest vorgenommen es das nächste Mal mit ICE und Rädern zu versuchen…

  15. Sabine meint:

    @Neeva: Innerhalb Deutschlands geht das ja auch, das Buchungssystem der Deutschen Bahn lässt die Recherche nach Verbindungen mit Fahrradmitnahme zu. ICE-Verbindungen muss man halt rechtzeitig buchen, weil es nur sehr wenige Fahrradplätze gibt. Es sind die Auslandsverbindungen, die echt schwierig sind und immer schwieriger werden. (Falls jemand eine gute Idee hat, wie man mit Rädern von Stockholm nach Norddeutschland kommt: immer her damit!)

  16. Klaus Peukert meint:

    Neben Gleisnost: Ferdi Albers in Lennestadt: https://www.lennestadt.de/lebenswert/DB-Agentur/

  17. Hilda meint:

    Keine Agentur, aber viele Infos zu Zugreisen, vor allem in Europa, wenn man selber planen und buchen will: The Man in Seat 61 (https://www.seat61.com). Mit Hilfe dieses Mannes bin ich schon mehrfach gereist, z.B. mit dem Zug von England nach Portugal, und fand die Informationen sehr zuverlässig.

  18. julisonne meint:

    interessant auch für weitere reisen:
    https://www.traivelling.com/asien

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