Journal Dienstag, 24. August 2021 – Bayerischer Wald 3: Flusswanderung am Großen Regen
Mittwoch, 25. August 2021Wieder gut geschlafen! Ich wachte vor dem Weckerklingeln auf, gemütliche Körperpflege. Nach dem Morgencappuccino präsentierte Herr Kaltmamsell das mögliche Programm für diesen weiteren Regentag: Baumwipfelpfad mit benachbartem Wildgehege – und über zweistündiger Anreise / Stadterkundung Zwiesel / gemütliche Wanderung entlang dem Fluss Großer Regen von Bayerisch Eisenstein bis Ludwigsthal, 45 Minuten Anreise mit der Waldbahn.
Dem Titel des Blogposts entnehmen Sie, wofür wir uns entschieden. Nach ein wenig online Zeitunglesen spazierten wir zum Bahnhof und nahmen die Waldbahn nach Bayerisch Eisenstein, Umsteigen in Zwiesel. Es wurde eine ganz wundervolle Wanderung den wilden Großen Regen entlang: Ohne Regen und mit vielen Farben und Tiersichtungen lief es sich doch ganz anders als am Montag; ich konnte Herrn Kaltmamsell sogar dazu überreden, die Tour weiter bis nach Zwiesel zu gehen. Über diesen Abschnitt hatte er sich allerdings nicht erkundigt, es bestand also das Risiko, dass diese zusätzlichen zweieinhalb Stunden langweilig entlang einer Straße verlaufen würden. Zu finden war er leicht, weil als Flusswanderung weiter ausgeschildert; und er war sogar noch abenteuerlicher als der erste Abschnitt bis Ludwigsthal: Wir kamen durch ein Moor, und an einer Stelle war ein neuer Bach an die Stelle des Wanderwegs getreten – wir musste einen großen Bogen schlagen, den aber zum Glück bereits Wanderer vor uns zum Pfad getrampelt hatten.
Wir kamen an vielen Bäumen vorbei, die ungewohnt aussahen: Die Tannen waren so mächtig, wie ich sie noch nie gesehen hatte / manche hatten auffallende Krankheiten und Pilzbefall / umgestürzte Bäume morschten vor sich hin / die Rinde mancher gefällten und umgestürzten Bäume war in Streifen maschinell abgetragen, wie ich es noch nie gesehen habe.
Tiersichtungen: Auf der Anfahrt Rehe, Kälber, Wildpferde, Eichelhäher, unterwegs viele, viele Schwalben, ein frischer Ameisenhügel, eine Maus, die über den Weg huschte. Einen Greifvogel und Amseln hörten wir lediglich (eine apfelnaschende Amsel sahen wir auch von fern). Dominanter Duft auf dem gesamten Weg: Indisches Springkraut, das überall dick blühte. Großer Pluspunkt wie schon am Montag: Keine Radler*innen, weder Elektro- noch Mountainbike, gar keine.
Bayerisch Eisenstein stellte sich als ganz reizend heraus und hatte einen imposanten Bahnhof.
Start am Großen Regen:
Was Sie hier nicht sehen und hören: unzählige Schwalben, die knapp überm Wasser flitzen:
Herrlicher Wanderweg.
Unterwegs eine Mühle, deren Wasser vom Großen Regen abgezweigt wurde.
So mächtig kannte ich Tannen bisher nicht:
Der Ort Seebachschleife:
Goldgelber Ziegenbart:
Gut ausgeschilderter Weg:
So sahen viele der gefällten und gestürzten Baumstämme aus – weiß jemand, warum das gemacht wird?
Pilz auch in sehr Groß: eine Breitblättrige Krause-Glucke, die ich unbedingt anfassen musste.
Beim Ort Regenhütte machten wir gegen zwei Pause. Wir setzten uns auf ein Bankerl, ich teilte mir mit Herrn Kaltmamsell einen Hafer-Flapjack und aß einen Apfel. Hier besprachen wir, ob wir wie geplant von Ludwigsthal die Waldbahn zurück nehmen sollten oder doch weiter bis Zwiesel gehen. Ich freute mich, dass auch Herr Kaltmamsell Lust auf Weitergehen hatte.
Der Große Regen floss jetzt weniger spektakulär, dafür wurde der Weg immer wieder abenteuerlich, war mal von Forstmaschinen weggepflügt, führte auch mal ein Stück aufwärts und damit weg vom Fluss. Doch die ausgezeichnete Ausschilderung stellte sicher, dass wir uns nicht verliefen.
Eine sehr lebendige Pflanze machte ich zu Hutschmuck (Foto: Herr Kaltmamsell):
Die letzte halbe Stunde mussten wir durchs Industriegebiet von Zwiesel zum Bahnhof gehen, das war der einzige langweilige Teil der knapp 20 Kilometer und fünfeinhalb Stunden.
Erst als wir zurück in Bodenmais aus dem Zug stiegen, wurde wir nass: Jetzt regnete es Schnürlregen.
Zum Abendessen versuchten wir Fremdländisches. Der örtliche Chinese war bereits ausgebucht, also steuerten wir nach kurzem Abladen und Umziehen in der Pension (wieder mit Schirm) ein bulgarisches Lokal an, das wir am Montag beim Vorbeigehen gesehen hatten. Und siehe da: Anständiges Essen, ich bekam sogar Gemüse in Form des typisch bulgarischen Salats Schopska mit geriebenem Schafskäse (richtig gut).
Und dann noch ein mit Pilzen und Käse gefülltes Hackfleisch, dazu Pommes (Herr Kaltmamsell hatte den Grillteller).
Zurück im Pensionszimmer ein wenig Fernsehen. Der riesige Apparat hier verfügt über die hochmoderne Technik, die alle wie echte Menschen wirken lässt: Ich sehe ihre Hautunreinheiten und Poren, sehe den Schweißglanz des Nachrichtensprechers. Und weiß nicht, ob ich das möchte.