Archiv für August 2021

Journal Dienstag, 10. August 2021 – Zurück im Sportverein

Mittwoch, 11. August 2021

Nach guter Nacht noch vor dem Wecker aufgewacht. Draußen dämmerte ein Sonnentag – die Tage sind bereits deutlich kürzer und beginnen später.

Erst mal Häuslichkeiten in Form von Wäscheaufhängen, Pflanzengießen, Brotzeitpacken, Zeitungholen.

Arbeitsweg unter knallblauem Himmel, ich ließ die Jacke daheim.

Geschäftiger Vormittag mit unruhigen Aussichten.

Zu Mittag gab es eine Banane sowie Kefir/Hüttenkäse mit frischen Pflaumen aus der elterlichen Reihenhaussiedlung, in der die Gemeinschaftsflächen mit Obstbäumen bepflanzt sind – ein bisschen Almende.

Ich hatte Sportzeug eingepackt, um nach der Arbeit endlich mal den Vereins-Crosstrainer zu nutzen (und meinen Mitgliedsausweis abzuholen). Morgens hatte ich zwar keine rechte Lust, doch die Aussicht darauf, wie gut ich mich nach dem Strampeln fühlen würde, samt Gelegenheit, dabei mal wieder Musik zu hören, gaben genug Schub. Ich zog mich bereits in der Arbeit schnell um (man wird immer noch gebeten, das Umziehen und Duschen möglichst daheim zu erledigen), spazierte nach Feierabend über den Bavariapark und die sommerliche und tatsächlich heiße Theresienwiese zum MTV in der Häberlstraße.

An meinen Mitgliedsausweis kam ich erst nach ein wenig Herumirren bei der Infotheke, schneller fand ich die Fitness-Galerie wieder. Eine Trainerin registrierte mich zur Kontaktnachverfolgung, gab mir meine eigene Sprühflasche zum Desinfizieren der Geräte, dann durfte ich auf Crosstrainer, Stepper und an der Rudermaschine schwitzen, Musik auf den Ohren und Blick auf die renovierte Halle, in der Badminton trainiert wurde (die ersten 20 Minuten bestand das Training aus Aufbauen der Netze). Das war wirklich schön, ich lip-synchte mich durch Lieblingslieder.

Rechts hinten die Ausdauergeräte, die ich genutzt hatte; hinter mir und auf der linken Galerie die Kraftttrainigsgeräte und Hanteln sowie sonstiges Spielzeug aller Arten und Formen. Durchs Fenster gegenüber sieht man den Kletterbereich.

Auf dem verschwitzten Heimweg kurzer Stopp im Drogeriemarkt, durch die beginnende Dämmerung in sommerlicher Luft nach Hause. Herr Kaltmamsell war aushäusig, ich kochte mir zum Abendbrot die restlichen Kartoffeln und Karotten aus Ernteanteil, ließ sie abkühlen, während ich duschte. Etwas Butter dran, restliche Petersilie untergemischt. Nach dem Essen war ich schlagartig sehr müde.

Ein wenig Lesen im Bett, durch die offenen Fenster wehte fast eine echte Sommernacht.

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Von vergangenem Jahr im österreichischen Standard, die Autorin verwies aber darauf, dass sie das heute noch genau so schreiben würde:
“Klimarettung
Warum Ihr Bio-Einkauf nicht die Welt rettet”.

Ich will keine Einkaufstipps, ich will keine Life-Hacks, und ich will schon gar keine Empfehlungen für nachhaltige Produkte. Das wird die drohende Umweltkatastrophe nicht aufhalten. Ich will wirklich die Umwelt retten, nicht nur selbst das Gefühl haben, “halt irgendwas getan zu haben”. Gute Vorsätze und ein Biojoghurt reichen nicht.

Ein striktes Umweltgesetz hingegen, dass es Unternehmen verbietet, auf Kosten der Umwelt zu wirtschaften, kann wirklich etwas verändern. Denn es setzt nicht mehr auf Freiwilligkeit und nicht mehr auf den einzelnen Konsumenten. Es nimmt jene in die Verantwortung, deren Handeln weitreichende Folgen hat: die großen Firmen.

Ich will Umweltgesetze, die so streng sind, dass die Vorstände von Konzernen wie Shell oder Gazprom die Entwicklung nicht weiter ignorieren können, weil sie ihr Unternehmen umbauen müssen. Ich will Standards und Richtlinien, die es Firmen unmöglich machen, unsere Umwelt für ihren Profit zu zerstören.

(…)

In österreichischen Unternehmerkreisen heißt es oft, zwei Dinge sind sicher: der Tod und die Sozialversicherungszahlungen. Ich möchte, dass eine dritte Sache hinzukommt: die Kontrollen der Umweltbestimmungen. Denn nebenbei geht in der Diskussion um Nachhaltigkeit eine wichtige Wahrheit unter: Nur 100 Unternehmen sind für über 70 Prozent der Treibhausgasemissionen zwischen 1988 und 2015 verantwortlich, 25 von ihnen für über die Hälfte. Darunter finden sich etwa Gazprom, Exxonmobil und BP, um exemplarisch drei Firmen zu nennen.

(Ich kriege einfach Gerhard Polt, “Der Revolutionär” von 1999 nicht aus dem Kopf. Dabei war das sogar noch ohne Klimaschutz.)

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Wissenschaftsjournalistin Johanna Bayer guckt Reality-TV unter einem ungewöhnlichen Blickwinkel: Was sind im heutigen Deutschland die tatsächlichen Gepflogenheiten, wenn Gäste bewirtet werden – im Vergleich zu dem, was als Norm für gutes Benehmen gilt.
“Das perfekte Dinner bei VOX: Deutschland, wie es isst”.

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Der Leser*innen-finanzierte Nachrichtendienst Übermedien hat mal wieder ein ganz heißes Eisen angefasst: Was machen bei Mehrfachmoderationen im Fernsehen eigentlich die Leute, die gerade nicht dran sind?
“Der schweigende Dritte.”

Machtlos ob dieser investigativen Wucht haben die Tagesthemen klein bei gegeben und zeigten die ganze Wahrheit:
“Tagesthemen-Moderatoren backstage”.

Journal Montag, 9. August 2021 – Weltklimarat versaut meine Rentenpläne

Dienstag, 10. August 2021

Sehr gut geschlafen, hätte nur länger sein dürfen. Draußen kühl und sonnig, ich traute mich in Sommerrock und Sandalen, brauchte aber eindeutig eine Jacke. Den Besuch hatte ich schon am Vorabend verabschiedet.

Überm Westend nochmal deutliches Mauersegler-Schrillen.

Mein wehes Schienbein wird kontinuierlich weniger weh, obwohl ich es nicht betont schone (d.h. Tagesschrittdurchschnitt weiterhin >12.000). Ob das an der Diclofenac-Salbe liegt oder an drei Tagen mit Tape oder ob das zwei Wochen nach der auslösenden Wanderung auch ohne so gewesen wäre, lässt sich nicht beurteilen. Ich bin einfach erleichtert.

Zum Mittagessen gab es Pumpernickel sowie sehr süße Pfirsiche mit Kefir.

Dass Altern mit immer mehr und immer lauter knackenden Gelenken verbunden ist, wusste ich ja. Doch seit einigen Tagen knackt mein linkes Schlüsselbein immer wieder, und das überrascht mich dann doch. (Zumindest ängstigt es mich nicht, anders als rumpelnde und knirschende Wirbel.)

Auf dem Heimweg Einkäufe im Vollcorner, es war mild, aber nicht sommerlich warm. Zu Hause eine kurze, zackige Runde Yoga.

Herr Kaltmamsell hatte zum Abendessen Ernteanteil-Gemüse (Frühlingszwiebeln, Gemüsezwiebel, Aubergine, Tomaten) und Brotreste mit Käse, Petersilie und Sahne zu einem Auflauf verarbeitet, der sehr gut schmeckte.

Am Himmel überm Nußbaumpark schrillten und flogen Mauersegler.

Nachtisch Süßigkeiten. Beim Balkoncheck in der Dämmerung Fledermäuse gesichtet.

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Ein paar handfeste Tipps bei Krautreporter mit blöder Überschrift – der Propaganda-Begriff “Lügenpresse” ist komplett deplaziert:
“Lügenpresse: So erkennst du Fake News”.

via hmbl

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Der Film CODA erzählt die Geschichte des einzigen hörenden Familienmitglieds in einer Familie von Gehörlosen, und als erster Film ist er von vornherein mit Untertiteln für Gehörlose ausgestattet – sonst müssen Gehörlose erst mal nach Vorstellungen mit Untertiteln suchen und benötigen dafür spezielle Brillen und Geräte, die noch dazu nicht zuverlässig funktionieren.
“‘CODA’ breaks new ground for deaf movie theater-goers”.

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https://youtu.be/C6R7eI_HhvU

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Gestern gab’s den Bericht des Weltklimarats IPCC: Bereits 2030 droht eine Erderwärmung um 1,5 Grad – zehn Jahre früher als bisher prognostiziert. Ich kann mir also künftig das “tja, es sind eure Kinder und Enkel, die das betrifft” verkneifen und belege als Vorbereitung auf die Rente lieber Kurse im Umgang mit brutaler Hitze sowie Fluten. (Erklären Sie mir gerne nochmal, warum für Ihre Wahlentscheidung im September der Punkt “Umgang mit der Klimakatastrophe” nebensächlich ist.)

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https://youtu.be/0Yrut5I6iK8

Journal Sonntag, 8. August 2021 – Grillen bei Eltern 2021

Montag, 9. August 2021

Vom Wecker geweckt worden: Ich hatte am Vorabend vergessen, Brot zu backen, musste das also am Morgen nachholen – und weil wir inklusive Besuch bei meinen Eltern mittags zum ersten Grillen des Jahres eingeladen waren und der Teigling noch mindestens zwei Stunden gehen und dann gebacken werden musste, bedeutete das frühes Aufstehen.

Doch das Brot misslang und ging im Ofen nicht richtig auf, vermutlich hätte es morgens dann doch länger gehen müssen.

Ich packte den Laib dennoch ein, vielleicht würde er durchs Grillen besser.

Das Wetter war grau und kühl, ich nahm an, dass wir bei meinen Eltern drinnen sitzen würden. Eine Regionalbahn fuhr uns durch satt grüne Augustlandschaft, der Hopfen stand wunderschön. Und es wurde immer sonniger, je weiter wir uns von München entfernten.

Beim meinen Eltern trafen wir auf die lieben Schwiegers und bekamen erst mal Aperol Spritz im herrlichen Garten.

Es war dann doch draußen gedeckt, auf der Terrasse unterm riesigen Sonnen-/Regenschirm. Dort bekamen wir vom Grill Garnelen mit Aioli, Chorizo, Wammerl (= Schweinebauch), Lammkoteletts und Lammrücken, dazu Salat aus gerösteten Paprika, gegrillte Tomaten und Auberginenscheiben, Kartoffel- und Bohnensalat – sowie das mitgebrachte Brot, das dann doch nicht ganz misslungen, sondern lediglich feinporiger war als geplant. In den Gläsern Weißwein und Bier, nach dem Essen selbstgemachter Limoncello und Pacharán zum Espresso. Angemessene Zeit später servierte meine Mutter KaffeeundKuchen: Zitronen-Frischkäse-Torte. Es schmeckte rundum köstlich.

Das Schönste aber: Ausgelassene Fröhlichkeit unter allen Beteiligten. Es wurden Geschichten erzählt, von früher und sehr früher, aber auch von kürzlich, man verglich Ruhrgebiet, Bayern, Schwaben, Österreich, Berlin.

Nachmittags zog es dann aber doch bedrohlich dunkel zu, wir mussten vor Regen nach drinnen fliehen. Auf den Rückweg zum Bahnhof machten wir uns in einer Regenpause – die trügerisch war, denn schon nach ein paar Metern goss es energisch und wir wurden trotz Schirmen reichlich nass. Also fröstelten wir ein wenig im Zug nach Hause und mussten uns dort wie schon am Vorabend erst mal abtrocknen und umziehen.

Den Abend verbrachten wir gemütlich lesend – und mit letzten Gesprächen, am Montag reist der Besuch ab.

Auf der Zugfahrt und vor dem Einschlafen ließ ich mich von Trezza Azzopardis Roman The Hiding Place ins Cardiff der 1960er mitnehmen, las gerne über ein Familienleben unter maltesischen Einwanderern und in einer fremden Halbwelt.

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Ranga Yogeshwar hat die Antworten auf die wichtigsten Fragen und Ängste zur Corona-Impfung zusammengefasst. Ruhig, freundlich und sachlich.

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https://youtu.be/gT9z-l77ZYk

Journal Samstag, 7. August 2021 – Sonnenbrand im Olympiapark, Schwimmhäute im Hirschgarten

Sonntag, 8. August 2021

Wohlig ausgeschlafen, zu einem sonnigen Tag erwacht. Gemütlicher Morgen mit Bloggen, Morgenkaffee und Internetlesen.

Als der Besuch aufstand, richtete ich Frühstück her. Während der Besuch frühstückte, duschte ich, zog mich an und verließ das Haus für ein paar Einkäufe.

Der Himmel bedeckte sich, und als der Besuch sich eine Besichtigung des Olympiaparks wünschte, steckten wir dafür vorsichtshalber Regenjacke und Schirm ein.

Für den Hinweg wählte ich die U-Bahn, weil man beim Näherkommen vom U-Bahnhof Olympiazentrum aus die schöne Alpen-Anmutung der Silhouette sieht.

Erst mal schauten wir ins Olympiabad: Die Glasfront ist wieder frei!

(Draußen sieht man die Leinwand und die Bestuhlung des Sommerkinos.) Noch ist einiges Baustelle, aber jetzt fehlt wirklich nicht mehr viel für den Abschluss der jahrelangen Sanierung.

Auch im Olympiapark gibt es derzeit wie auf Theresienwiese und Königsplatz Volksfest mit Karussells, Riesenrad und Fressbuden, in jetzt wieder schönem Wetter war überraschend viel los.

Besuch ist ja dafür da, dass man die eigene Heimatstadt besser kennenlernt: Ich besichtigte zum ersten Mal das Olympiastadion (wegen Umbauten gibt es derzeit leider keine Führungen). Mich überraschte, wie klein mir das Stadion erschien, man ist heute andere Dimensionen an Sportstätten gewohnt. Aber schön ist es schon.

Die Farben von Olympia ’72 mag ich besonders gern und schleiche seit zwei Jahren um ein Turnschuh-Modell, das damit designt ist.

Dann spazierten wir in großer Schleife auf den Olympiaberg (aufgeschüttet zwischen 1948 und 1957 aus den Trümmern und Ruinen des Zweiten Weltkriegs), analysierten ausführlich die Aussicht (Alpen leider nur schemenhaft am Horizont) und verbrannten uns in der inzwischen überraschend intensiven Sonne Ausschnitte und Nacken. Am Himmel Mauersegler und Schwalben.

Mit einer weiteren großen Schleife durch den Olympiapark vorbei an See und Fernsehturm spazierten wir zur Tramlinie 27: Auf dem Heimweg zeigte ich dem Besuch durchs Fenster noch ein wenig Schwabing und Maxvorstadt.

Nur kurzes Ausruhen daheim: Da für den Abend Gewitter angekündigt waren, machten wir uns bereits mitten am sonnigen Nachmittag zum Biergarten auf, und zwar zum Hirschgarten. Herr Kaltmamsell nahm mit seinem Monatsticket die Straßenbahn, Besuch und ich radelten. Doch schon während der knappen halben Stunde Anfahrt per Fahrrad verdunkelte sich der Himmel sehr schnell und der Wind frischte auf. Noch hoffte ich, dass auch dieses Grau wie am Mittag ohne Auswirkungen verschwinden würde, doch das war halt doch vorzeitig der angekündigten Regen.

Wir holten uns Getränke und setzten uns ans Hirschgehege (erst mal enttäuschend wenige Tiere zu sehen), während um uns herum die Menschen bereits vor den dunkelgrauen Wolken und dem immer stärkeren Wind flohen, die ersten Tropfen fielen. Wenn wir doch aber Biergarten haben wollten! Herr Kaltmamsell holte Brezn und Hendl, und mir schmeckte meine Hälfte ganz besonders gut (knusprig, saftig, frisch) – doch bei den letzten Bissen hielt Herr Kaltmamsell bereits einen Schirm über mich, damit ich nicht nass wurde. Wir zogen noch unter einen Baum und hofften weiterhin, dass das nur ein Schauer war – “Da hinten ist’s schon hell!”. Vergeblich, es regnete immer heftiger und ausdauernd. Nach schnell geleerten Getränken verteilten wir die Verkehrsmittel um: Der Besuch wurde zur Straßenbahn geschickt, Herr Kaltmamsell und ich nahmen unsere Räder.

Es war eine nasse und kalte Heimfahrt, es regnete bis in die Nacht. Wir verbrachten den Abend zunächst mit Trocknen und Aufwärmen, dann mit Lesen, einem Abendbrot-Snack und mehr Lesen.

Blödes Augustwetter – aber ich weiß zu schätzen, dass kein Sturzregen und kein Hagel dabei waren.

Journal Freitag, 6. August 2021 – Antrittsbesuch neues Volkstheater

Samstag, 7. August 2021

Früher Wecker wegen Arztbesuch, ich war sogar schon davor wach.

Ich musste selbst ohne Termin gar nicht lang in der Praxis der Hausärztin warten. Sie untersuchte mein Schienbein und konnte mich schnell beruhigen: Reizung des Tibialis-Muskelansatzes am Schienbein, kein Zusammenhang mit Mückenstichen. Frau Doktor überlegte ausführlich mit mir, wie es dazu wohl hatte kommen können (wahrscheinlich ein kleinerer Umknicker des Fußes gepaart mit ein, zwei Kilometer zu viel Wanderung). Therapie: Diclofenac-Salbe (die gereizte, entzündete Stelle liege dicht genug unter der Hautoberfläche, dass der Wirkstoff sie erreichen könne), bei abendlicher Schwellung Lymphflüssigkeit sanft Richtung Herz ausstreichen, Schonung (mmmh…), für den Wanderurlaub empfahl sie Tape (mit genauer Anleitung dafür) zur Unterstützung – und nachdem sie mein Urlaubsziel erfahren hatte, bekam ich auch noch Tipps für ihren geliebten Bayerwald (u.a. auf den Lusen zu gehen).

Auf dem Heimweg besorgte ich Frühstückssemmeln und Brot für abends, in der Apotheke Salbe und Tape. Freude über die Balkonvögelchen.

Auch Kleiber und Baumläufer habe ich dort schon gesehen.

Den Vormittag mit dem Besuch verplaudert und verfrühstückt. Es regnete immer wieder, doch um zwölf schien sich das Wetter zu fangen: Wir wagten uns raus (nach Anwendung der Salbe probierte ich gleich mal das Tapen nach Anleitung der Ärztin aus).

Ich lenkte den Besuch ins Schlachthofviertel, denn ich wollte nach dem neuen Volkstheater schauen. Das Feuilleton der Süddeutschen hatte einen langen Artikel über die Fertigstellung veröffentlicht und recherchiert, welche schwarze Magie dafür gesorgt hatte, dass das Projekt nicht nur fristgerecht, sondern im veranschlagten Budget fertiggestellt wurde (€): “Das Wunder von München”. Kurzfassung: Sehr sorgfältiges und ausführliches Leistungsverzeichnis, keine Änderungen unterwegs, respekt- und vertrauensvoller Umgang von Bauunternehmer, Architekt und Baureferat, außerdem waren alle beteiligten Personen von Anfang bis Ende die gleichen. Hier das Blog zum Neubau mit vielen Details. Mir gefiel der Bau schon mal von außen sehr und ich freue mich auf den ersten Besuch einer Vorstellung.

Von hinten.

Von der Seite (die Werkstätten haben Türen direkt zur Straße, eine war offen, darin saß jemand und machte gerade Pause).

Detail an der Eingangstür mit Besuch.

Durch Glockenbachviertel und Gärtnerplatzviertel mäanderten wir zum Viktualienmarkt, Einkäufe für den Abend beim Herrmannsdorfer und im Tölzer Käsladen – die Käseeinkäufe wieder mit umfassenden Hintergrundinformationen, ich weiß jetzt unter anderem, warum es den Manchego-artigen Vilstaler gerade nicht gibt, dass immer mehr handwerkliche Käsereien direkt vermarkten, dass der Donauwörther Landkäs der eigentlich typischste ursprüngliche bayerische Käse ist und wodurch sich die Herstellung des Tegernseer Camenberts von dem Rohmilch-Camenmbert unterscheidet, den ich kaufte. (Und ich wusste wieder, warum ich so gern dort einkaufe.)

Zwar hatte ich immer noch keinen Appetit, doch die Leberkässemmel, auf die mich der Besuch einlud, schmeckte.

Über ein paar Einkäufe beim Eataly gingen wir heim. Das wehe Schienbein war nach drei Stunden zu Fuß deutlich weniger geschwollen als in den zwei Wochen zuvor – meine innere Forscherin hätte ja lieber Salbe und Tape einige Zeit getrennt ausprobiert, um herauszufinden, was von Beidem wirkt, aber das würde halt zu lange dauern.

Inzwischen hatte die Sonne für Wärme gesucht, ich konnte die Fenster wieder offen lassen.

Den Nachmittag verbrachte ich mit Lesen und einer kleinen Siesta, bis es Zeit fürs Abendbrot war: Käse, Wurst, Berliner Balkontomaten, frische Salzgurken, die Herr Kaltmamsell am Vortag eingelegt hatte. Der Besuch trank Bier, Herr Kaltmamsell teilte sich mit mir eine Flasche Pouilly-Fumé. Zum Nachtisch Espresso mit herrlich aromatischen Amaretti, die der Besuch stellte.

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Enno Park schlüsselt auf, warum der Protest aus Sachsen-Anhalt gegen das Bundesverfassungsgerichtsurteil zum Rundfunkbeitrag so gefährlich ist und an den Grundfesten des Grundgesetzes rüttelt.

Journal Donnerstag, 5. August 2021 – Kalt und Regen, Lernen über englische Zeitungsredaktionen

Freitag, 6. August 2021

Ordentlich geschlafen, Regen und Kälte waren geblieben. Zum langärmligen Kleid trug ich Strümpfe, um nicht zu frieren, ich brauchte auch einen Schirm.

Auf der Theresienwiese sah ich ein wenig den Jungkrähen zu, die in einem großen Schwarm dort leben, ihre Jugend an dem noch nicht durchgehend schwarzen Gefieder erkennbar. Sie trieben Schabernack, jagten einander, kletterten auf den Gittern der Fahrgeschäfte, lungerten herum – Halbstarke halt.

Vormittags dann doch bei der Hausärztin angerufen, weil die schmerzende Schwellung am linken Schienbein nicht wirklich weggehen will und sich bei Fußmärschen über den Knöchel ausweitet, und weil ich besorgt den Wanderurlaub im Blick habe. Den Freitag hatte ich mir ohnehin für Zeit mit dem Besuch freigenommen, den Morgen würde ich halt im Wartezimmer verbringen.

Mittagessen: Apfel, Pumpernickel, Wassermelone (zu viel).

Nachmittags kam immer wieder die Sonne heraus, auf dem Heimweg besorgte ich im Vollcorner noch Biere fürs Abendessen. Nachdem ich einen lang gehenden Brotteig angesetzt hatte, bestand das Nachtmahl für uns drei nämlich aus Salade niçoise, mit Kartoffeln, Basilikum und Salat aus Ernteanteil, Bohnen vom Balkon (es sind wirklich keine Feuerbohnen, sondern breite) – und idealerweise den als Gastgeschenk mitgebrachten Berliner Balkontomaten, doch Herr Kaltmamsell griff versehentlich zu den ersten Tomaten aus Erntenanteil. Schmeckte natürlich trotzdem, doch Herr Kaltmamsell trauerte um die bessere Geschichte.

Währenddessen gingen Wolkenbrüche nieder, es war so kalt, dass ich die Fenster in der Wohnung lieber geschlossen ließ.

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Zeitungsredaktionen in der englischsprachigen Welt verteilen die Aufgaben grundsätzlich anders als bei uns. Sehr schön sieht man das an der Jubiläumsseite zu 200 Jahren Guardian, auf der heutige Angestellte ihren Job früheren Versionen davon gegenüberstellen:
“Before my time”.

Da gibt es zum Beispiel den/die subeditor, ein Job, der sich mit keinem in einer deutschsprachigen Redaktion wirklich deckt:
“The changing art of the subeditor: ‘You had to read the type upside down’”.

The internet may have revolutionised the media in the 21 years since I joined the Guardian, but my role as a subeditor has stayed essentially the same. We check facts, write headlines and cut stories to the right length, with a final spellcheck before moving it to its next stage.

(Gelernt: Setzer heißt compositor, die früheren Setzer waren “the comps”.)

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Die Abteilung “Bücher von Leuten, die ich aus dem Internet kenne” misst im Regal bereits 1,40 Meter. “Verlage von Leuten, die ich aus dem Internet kenne” kann ich mir zwar nicht ins Regal stellen, doch nachdem das jetzt der dritte ist (nach Frohmann und Kanon), hat sich definitv eine Kategorie formiert. Begrüßen Sie also mit mir: Den Kraus-Verlag für Bilderbücher für Kinder von @undundund.

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Schau an, es gibt dann doch eine Koch-Show, die ich ansehen würde (angeblich wird darin Guacamole gemacht). Preiset den Herrn für die Erfindung von Tiktok.

Journal Mittwoch, 4. August 2021 – Übernachtungsgast und Clemens J. Setz, Indigo

Donnerstag, 5. August 2021

Ordentliche Nacht, aufgewacht zu einem sehr kühlen und grauen Morgen, es hatte reichlich geregnet.

Meine Idee Bürgerbüro Mobilitätsberatung schickte ich per E-Mail ans Mobilitätsreferat der Stadt München, cc Büro der 2. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden, Vorsitzende des Ausschusses Mobilität. (Tatsächlich gehe ich davon aus, dass sowas oder Ähnliches dort schon längst diskutiert wird.)

Die andere Seite der Theresienwiese, ein wenig Volksfest.

Keine Mauersegler mehr am Himmel. Ein Regentag, es regnete, als beabsichtigte es nie aufzuhören.

Zu Mittag Pumpernickel mit Butter, eine ordentliche Portion Tsatsiki.

Nach Feierabend daheim Vorbereitungen für den Übernachtungsbesuch, das meiste hatte der ferienhabende Herr Kaltmamsell bereits erledigt, der jetzt in der Küche stand und das Abendessen zubereitete. Es war noch Zeit für eine kurze Einheit Yoga und Auspacken der Nachbestellung Walküre-Tassen.

Verpackung für drei Tassen und drei Unterteller. Diese Porzellankiste ist ganz sicher die Tochter der Vorsicht.

Unseren Gast am Hauptbahnhof abgeholt, ich brachte ihr gleich mal einen Schirm mit.

Ich hatte das Bedürfnis, mal wieder den legendären Schriftzug GRUNDIG festzuhalten, der nach Sanierung und Umbau verschwunden sein wird.

Wohnungsbesichtigung, Gast äußerte gleich mal ein paar sehr hilfreiche Beobachtungen, die bei der weiteren Einrichtung helfen werden. (Und vielleicht die bereits versiegte Nestbauenergie erneuern.) Nachtmahl war köstliches Chicken Tikka Masala, auf meine Bitte mit Naan serviert. Erster Austausch von Informationen mit Gast, ich ging aber wegen Erledigtsein gewohnt früh ins Bett.

Schon am Vorabend hatte ich Clemens J. Setz, Indigo ausgelesen. Ein sehr schräger Roman, aber in meinen Augen auf sehr gute Art. “Indigo” ist darin eine Bezeichnung für Kinder, die mit der Eigenschaft auf die Welt kommen, dass Menschen in ihrer Nähe sich sehr krank fühlen: Kopfweh, Schwindel, Übelkeit. Auch die Eltern. Der Roman erzählt von ihnen auf mehreren Ebenen: Zum einen aus der Perspektive des Mathematiklehers Clemens J. Setz (hmmm…), der kurze Zeit an einer Schule für diese Kinder unterrichtet und danach über sie recherchiert, vor allem über ihr seltsames Verschwinden aus der Schule. Die andere Ebene spielt Jahre später und dreht sich um ein erwachsenes Indigo-Kind – irgendwann in der Pubertät hört die schädliche Wirkung auf. Allerdings widersprechen sich die Inhalte zum Teil. Auf beiden Ebenen tauchen nicht-realistische Elemente auf: Menschen reden wirr, ohne es zu merken, es gibt geheime Verbindungen und Verschwörungen, erfundene historische und naturwissenschaftliche Umstände – aber nur ein wenig erfunden, leicht daneben. Dazwischengeschaltet irrlichtern immer wieder scheinbare Faksimiles von Buchseiten alter Werke, eines davon sogar in Fraktur. Mir gefiel ausgesprochen, wie un-angelsächsisch diese Phantastik sich las, sogar durch und durch österreichisch, angefangen beim Setting in Österreich. Gleichzeitig bezog sich viel dieser Phantastik auf andere auch angelsächsische phantastische Literatur aller Medienarten.

Erst gesamt ergibt das alles eine halbwegs zusammenhängende Geschichte – ohne dass mir unterwegs langweilig geworden wäre, denn jeder Abschnitt war für sich fesselnd. Allerdings hängt über allem eine ungemütliche, grausame, bedrückende Atmosphäre, manche Figuren sind ausgesprochen abstoßend gezeichnet. Kein Wunder, dass in einigen Rezensionen davon die Rede ist, es werde einem bei der Lektüre unwohl und schwindlig – wie in der Nähe der Indigos.

Ich empfehle die Rezension von Jan Wiele in der F.A.Z.: “Die X-Akten des postmodernen Romans”.

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Rachel Roddy (ihr Buch An A – Z of Pasta ist auch vier Wochen nach Bestellung noch nicht mal abgeschickt – haben wir ein kleines Brexit-Problem?) hat eine sprachliche Lösung für das Gezicke um die Korrektheit klassischer Gerichte gefunden: Hier ist von “carbonara principle” die Rede, Zubereitung nach dem Carbonara-Prinzip.

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Wenn wir schon mal auf instagram sind: Der hinreißende Schneider Zack Pinsent geht gerade Stück für Stück die klassische Herrengarderobe im 17. und 18. Jahrhundert durch und ist beim Hals angelangt – eine Variante schöner als die andere.