Archiv für August 2021

Journal Dienstag, 3. August 2021 – Idee: Bürgerbüro Mobilitätsberatung

Mittwoch, 4. August 2021

Nach ordentlicher Nacht vom Wecker aus tiefem Schlaf geholt – diesmal wirklich, vorher hatte mich schon mal ein lediglich geträumter Wecker geweckt.

Die Ladung der programmierten Waschmaschine aufgehängt.

Das Draußen war sonnig und überraschend mild. Auf dem Weg in die Arbeit sah ich nochmal versprengte Mauersegler am Himmel.

Im zweiten Jahr ohne Oktoberfest lässt sich die Theresienwiese immer mehr die Wiese raushängen. Geben Sie uns nochmal zehn Jahre ohne Zelte, Fahrgeschäfte und Menschenmassen – und es springen Wolpertinger im Morgentau über die Büsche.

Mittagessen war der Rest vom selbstgebackenen Brot und ein wenig Tsatsiki, außerdem Pfirsich und Aprikosen.

Das Wetter verdüsterte sich und wurde kühler, auf dem Heimweg trafen mich Regentropfen. Im Süpermarket Verdi besorgte ich Obst für die nächsten Tage.

Zu Hause Yoga (mein erstes Mal Yin Yoga), dann versorgte ich endlich die Wanderschuhe nach dem jüngsten Einsatz durch Säubern und Einfetten.

Herr Kaltmamsell servierte als Nachtmahl Kichererbsen mit Spinat, Tomaten und Salsiccia aus der Gefriere – sehr gut. Zum Nachtisch gab es Wassermelone, und die Anweisungen von Herrn Kaltmamsell schafften es, dass ich mich nicht damit überfraß.

Vorbereitungen für den ersten Übernachtungsbesuch seit Pandemie-Ausbruch und überhaupt in der neuen Wohnung, der Mittwochabend eintreffen wird und große Freude und Aufregung auslöst.

Auf dem Weg in die Arbeit hatte ich beim Anblick vieler weiterhin unter Bäumen verdreckender Autos mit Anwohnerparkausweis eine Idee: ein Bürgerbüro Mobilitätsberatung. Dort könnten sich alle anhand ihrer konkreten Umstände von Verkehrsfachleuten der Stadt einen Plan erstellen lassen, wie sie sich am Gemeinschafts-verträglichsten durch den Alltag bewegen. (Vages Vorbild: Sprechstunde zum Münchner Förderprogramm Energieeinsparung.)

Denn ich halte die allermeisten Bürgerinnen und Bürger für beratungsoffen: Sie möchten ein München mit entspannterem Verkehr und sind grundsätzlich bereit, auch selbst dazu beizutragen.
Doch die wenigsten bringen die Energie auf, sich nach allen Möglichkeiten und Angeboten zu erkundigen und diese auf ihren individuellen Alltag abzustimmen. Das Mobilitätsreferat selbst kennt diese Möglichkeiten am besten – und gewinnt durch die Beratung wertvolle Informationen für künftige Verkehrsplanung. Zwar gibt es bereits die Website “München unterwegs”, doch die muss man zum einen erst mal kennen und finden (Energie-Aufwand), zum anderen wäre diese Mobilitätsberatung grundsätzlich und umfassend.

Journal Montag, 2. August 2021 – Verfröstelte Hundstage

Dienstag, 3. August 2021

Nacht mit wilden Träumen: Herr Kaltmamsell und ich sollten per Kreuzfahrtschiff wohin, mussten aber auf dem Weg zum Hafen am Münchner Hauptbahnhof umsteigen, der sich in ein nahezu unbeleuchtetes Schwerindustrie-Labyrinth verwandelt hatte, wir schafften es gerade noch kurz vor Ablegen aufs Schiff, stellten dann auch noch fest, dass wir auf dem falschen von zwei gemeinsam fahrenden gelandet waren, unser Zeug war bereits auf dem anderen; während alle anderen Passagiere Urlaub auf dem Schiff machten, waren wir aber am Emigrieren, wenn nicht sogar auf der Flucht. Gefühl dabei: Angestrengt und müde, aber ohne Verzweiflung.

Der Morgen war grau und kühl, ich brauchte eine wärmende Jacke. Vereinzelte Mauersegler am Himmel. In der Arbeit Nachrichten, die große Veränderungen mit sich bringen werden.

Meinem Schienbein ging es deutlich besser, Schmerz fast nur noch bei Draufdrücken, ich ging vorsichtshalber langsam zu Fuß. Also kein Anruf bei der Hausärztin nötig, puh.

Zu Mittag gab es Schnippselsalat aus Gurke, Paprika, Zucchini (Ernteanteil) sowie Frühlingszwiebeln und Tomaten, angereichert mit ein paar Löffeln gekochten Haferkörnern vom Vorabend.

Über den Tag trafen mich so viele hormonell bedingte Glutattacken, dass ich als Warnblinkanlage durchgegangen wäre. Dazwischen Frieren. Muskelkater in Po und Oberschenkelrückseite, besonders stolz war ich aber auf den im oberen Bauch: Das hatte ich schon ewig nicht mehr geschafft.

Über den Tag blieb es kühl, auch wenn die Sonne rauskam, meine Jacke brauchte ich auch für den Heimweg.

St. Paul.

Zu Hause machte ich nochmal Tsatsiki mit jungem Knoblauch und Gurke aus Ernteanteil für Dienstag. Und ich wiederholte die fordernde Yoga-Einheit vom Samstag.

Das Nachtmahl servierte wie fast immer Herr Kaltmamsell: Linguine (ich hatte halt mal schwarze mitgebracht) puttanesca.

Am Abendhimmel Gletscher-farbene Wolken – und nochmal Mauersegler inklusive Schrillen.

§

In UK wird diesen Sommer mal wieder diskutiert, ob Latein als Unterrichtsfach sinnvoll ist. Der anglikanische Bischof Nick Baines nutzte sein besinnliches “Thought for the Day” auf BBC Radio 4 für eine Verteidigung des schulischen Lateinunterrichts:

Yes, it’s understandable that some people think it a waste of time to learn something that has no economic development potential (unless, of course, you happen to have invented the Asterix franchise – to which I say hic, haec, hoc).

(…)

Educating a person is not the same thing as training her for a job. (…) Are our children really destined only to be cogs in an economic wheel – commodities in a competitive market? Or are they people whose mind and imagination need essentially to be teased and stretched and ignited and kindled – because, in Christian terms, they are made in the image of God … to be creative?

(…)

The learning of Latin is, in and of itself, not a useful end. But, it is a means to an end – opening up the mind and imagination; giving access to the wisdom and follies of past civilisations; reminding us what education is really for.

Und von wegen “tote Sprache”:

I well remember my first day at university – studying French and German, but not very good at either. The professor told us bluntly that there is no point speaking a foreign language if you have nothing to say in it.

Das möchte ich dann doch übersetzen:

Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Tag an der Uni – ich studierte Französisch und Deutsch und konnte weder das eine noch das andere. Der Professor warf uns entgegen, dass Fremdsprachen sinnlos sind, wenn man darin nichts zu sagen hat.

via @wmarybeard, die auch erwähnt wird

(Wobei wir ja schon auch gelernt haben, dass dieses humanistische Ideal von Bildung als Selbstzweck an armen Kindern weitgehend vorbei geht. Ach, es ist – wie immer – kompliziert.)

§

Warum es schon lange kein Sommerloch / keine Saure-Gurken-Zeit mehr gibt.
“Das Sommerloch ist vollgelaufen”.

Ich möchte bei allem Seufzen über das Ausbleiben duftender Sommernächte betonen, dass ich diesen späten, feuchten und kühlen südbayerischen Sommer auf keinen Fall gegen die Gluthitze auf dem nordamerikanischen Kontinent tauschen möchte, auch nicht gegen die in Griechenland, in der Türkei oder auf Sizilien.

“Türkei, Italien, Griechenland
Hitzewelle historischen Ausmaßes”

Bei dieser Gelegenheit: Zeit für ein bisschen Pessimismus.
“Viele Deutsche wollen mehr fliegen als vor Corona”.

§

Perfekte Umsetzung von “God’s away on business”. (Ich mag Tom Waits-Musik sehr gerne, komme aber bis heute nicht darüber hinweg, dass er irgendwann seine Stimme so albern verstellt hat – an frühen Aufnahmen kann man nämlich hören, dass er eigentlich singen kann.)

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/U5X4N2exOsU

via @giardino

Journal Sonntag, 1. August 2021 – Nomadland

Montag, 2. August 2021

Schon August. Am Vorabend war mir beim Balkoncheck bewusst geworden, wie wenige echte Sommernächte mit den entsprechenden Düften es dieses Jahr gegeben hatte (die auf Sonntag war keine). Dieser August begann grau, kühl und regnerisch.

Gebloggt, Hefezopf gebacken, Wasserfilter ausgetauscht, mit der kalkfreiesten ersten Fuhre Wasser eine Kanne Lapsang-Souchong-Tee zubereitet – 1. August hin oder her, es war kalt und grau genug dafür.

Nach den jüngsten Honigmelone-Enttäuschungen kam die Werbemail von Crowdfarming genau richtig: Habe eine Kiste Bio-Honigmelonen direkt beim Anbauer in Spanien bestellt, im kastilischen Llanos del Caudillo. CO2-Bilanz wahrscheinlich schlechter als bei Kauf im Supermarkt, aber vielleicht kriege ich endlich gute Melonen, mit den Avocados hatte ich ja gute Erfahrungen gemacht.

Sport des Tages war nach Längerem mal wieder ausgiebiges Hanteltraining mit Fitnessblender – ging überraschend gut, mein Yoga scheint dann doch auch Kraft zu trainieren. Allerdings befürchte ich Muskelkater (den ich, fällt mir gerade auf, vom Schwimmen nicht mal nach der langen Pause hatte), ich dehnte ausgiebig. Doch schon beim Zu-Bett-Gehen spürte ich meinen Po.

Zum Frühstück gab’s ein Stück Brot vom Vorabend, frischen Hefezopf mit Butter und Quittengelee, außerdem Pfirsich, Aprikosen – und noch eine große Tasse Tee mit entkalktem Wasser. Hätte ich hier Oldenburger Wasser, tränke ich sehr sicher mehr Tee.

Im Sessel und mit Blick auf Regen las ich die Wochenend-Süddeutsche. Nachmittags Kino: Ich guckte Nomadland, den diesjährigen Oscar-Gewinner, mit Untertiteln im City-Kino an der Sonnenstraße. Gefiel mir sehr gut, es war viel Weinens (all diese Figuren, die gerne leben), Frances McDormand hervorragend. Ich schließe mich der Besprechung von Juliane Liebert in der Süddeutschen an (nur dass die Hauptfigur Fern nicht als “Leiharbeiterin” arbeitet, sie ist nicht bei einer Leiharbeitsfirma angestellt, die sie bezahlt, sondern eine Wanderarbeiterin, die befristete Jobs annimmt, je nach Saison zum Weihnachtsgeschäft bei Amazon, nach der Rübenernte in der Rübenfabrik, in der Ferienzeit in einem Freizeitpark – auch das ist also orientiert am Rhythmus des Jahreskreises). Empfehlenswert auch die Analyse von A.O. Scott in der New York Times.

Ich saß mal wieder im Vorführraum 2, in dem einige Arbeiten des letzten Münchner Kinoplakatmalers René Birkner hängen.

Anschließend hätte ich zum Nachdenken große Lust auf einen Spaziergang in der Regenpause gehabt, schonte aber brav das immer noch druckempfindliche Schienbein (meine arme Schrittzähler-Statistik!).

Als ich heimkam, berichtete Herr Kaltmamsell, dass er in meiner Abwesenheit Meisen und einen Specht auf dem Küchenbalkon gesehen habe – und dort dann doch einen Meisenknödel aufgehängt (auf dem großen Balkon hatten wir ein Jahr ohne diesen Dreck beschlossen). Der Knödel wurde umgehend frequentiert.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell den Chinakohl aus Ernteanteil gebraten mit Champignons und Gorgonzola, hatte dazu Haferkörner gekocht, die sehr gut passten. Zum Nachtisch ein Schüsselchen Eiscreme.

§

Auf Twitter wurden Erinnerungen an Terry Pratchett ausgetauscht – Erinnerung an einen wirklich guten Menschen.

Journal Samstag, 31. Juli 2021 – Draußenschwumm und mehr über neuronale Netze

Sonntag, 1. August 2021

Ausgeschlafen bis um sieben, zerstückelt, aber ohne längere Pausen.

Sportplan des Samstags war Schwimmen. Ich hatte eigentlich zum Olympiabad rausradeln wollen, doch entgegen der Vorhersage war das Wetter nicht kühl und nass: Gemischtwolkiger Himmel mit Sonnenlöchern, milde Luft. Ich sah also nach, ob das Schyrenbad noch Schwimmplätze offen hatte – und konnte buchen! Auch dorthin nahm ich das Rad, übers Wochenende wollte ich das schmerzende Scheinbein schonen und mich zu so wenig Fußwegen wie möglich zwingen (was das mit der Schrittzähl-Statistik in meinem Handy anrichten würde!).

Schon um halb zehn war ich im Becken und schwamm los, über mal sonnenglitzerndem, mal fahlgrauem Stahlboden 2600 Meter. Die Bahnen waren mitteldicht besetzt, ich gehörte zu den langsamen Schwimmerinnen und hielt mich so weit wie möglich außen, um gut überholbar zu sein. Hin und wieder wurde mir kalt, dann schwamm ich einige Zeit mit mehr Kraft. Kaum körperlichen Beschwerden, lediglich hin und wieder Krampf-Ansätze in Waden und Zehen wie schon beim Yoga am Vorabend.

In den Duschen geriet ich in einen Schichtwechsel und musste auf einen freien Platz warten – es waren zum Abstandhalten nur die Hälfte der Duschen freigegeben. Cremen, Haarefönen, ich merkte mal wieder, wie gut mir Schwimmen tut.

Flüchtiger Sonnenmoment beim Verlassen des Schyrenbads.

Auf dem Heimweg hielt ich an für ein paar Einkäufe im Biomarkt Schmatz (Öko aus Zeiten der Strickläden mit ähnlicher Art von Namen), daheim gab’s erst mal eine große Tasse Tee.

Vor ein paar Wochen hatte Herr Kaltmamsell eine Online-Fortbildung zu künstlicher Intelligenz / neuronalen Systemen gegeben: Das hatte mich sehr interessiert, gestern bekam ich die Fortbildung einzeln. Damit das online funktionierte, saß Herr Kaltmamsell an seinem Schreibtisch, ich in der Küche. Einen Vorläufer der Erklärung hatte er vor einem Jahr schon mal verbloggt, jetzt hatte er auch ein Maschinchen programmiert, mit dem er verschiedene Ebenen neuronaler Netze und verschiedene Funktionen live vorführen konnte. Ich bilde mir ein, das meiste verstanden zu haben, sah mich auch darin bestätigt, dass in den wenigsten Fällen, in denen “KI” draufsteht, auch KI drin ist, und wenn, dann höchstens schwache KI. Das Zitat dazu aus Herrn Kaltmamsells Vortrag:

As soon as it works, no one calls it AI anymore.
(John McCarthy)

Jetzt hatte ich aber ordentlich Hunger: Herr Kaltmamsell hatte aus Erntanteil-Sellerie einen Sellerie-Apfel-Walnusssalat gemacht, außerdem schnippelte ich mir Pfirsich (gut!) mit Tomate zusammen.

Am Vorabend hatte ich nach Jahren mal wieder No-knead-bread angesetzt, also Brot ohne Kneten. Jetzt war es Zeit für die Handgriffe bis Stückgare.

Während der Teig tat, was er tun musste, legte ich mich für ein Stündchen Siesta hin. Beim Kippen in den vorgeheizten Bräter blieb der Teig leider im Geschirrtuch kleben, ich hatte es nicht ausreichend bemehlt. Dadurch wurde das Brot weniger fluffig als schon mal.

Ich stellte die Lieblingstweets des Monats zusammen, hörte dabei Musik über Kopfhörer. Das machen wir mittlerweile beide, um den anderen nicht zu stören, schließlich gibt es keine Tür mehr zwischen unseren Aufenthaltsplätzen. Gestern merkte ich bedauernd, dass ich dadurch gar nicht mehr mitbekomme, was Herr Kaltmamsell so hört – das war ja doch oft spannend.

Nachmittags ein Stück neue Schokolade: Vivani 100+ – nur Kakaomasse, Kakaobutter und Kakaosplitter. Schmeckte mir sehr gut: komplett unsüß natürlich, aber nicht sauer – bitter darf Schokolade für mich gerne sein, aber bitte weder staubig noch sauer.

Auf Wunsch der anderen Haushaltshälfte setzte ich Sonntagszopf an, aber, und jetzt müssen Sie stark sein: Dies ist ein Rosinen-Haushalt. Video-Zopfanleitung mal wieder verlinkt fürs Selberfinden.

Eine kurze Yoga-Einheit mit Wums, weil ich Lust darauf hatte.

Zum Abendbrot servierte Herr Kaltmamsell Tintenfischsalat mit jungem Knoblauch, grüner Paprika und Zucchini aus Ernteanteil sowie zugekaufter Petersilie, dazu das frische Brot. Zum Nachtisch hatte ich mittags Eiscreme gekauft: Unseren Liebling von Roggenkamp Karamell mit Meersalz sowie Joghurt mit Honig, das überraschend intensiv nach Honig schmeckte.

Balkoncheck: Es sind noch Mauresegler da.